Sri Krishna wiederholt in diesen Versen über Dienen und frei sein nochmals verschiedene Aspekte seiner Lehre: Man solle sich im gleichmütigen Betrachten der Ereignisse üben, um eine innere Neutralität zu bekommen und dann jenes tun was gerade anliegt. Er unterscheidet zwischen dem Weg des Wissens über die Einheit, den er hier “Samkhya” nennt und dem Weg des Dienens der hier als “Yoga” bezeichnet wird, letzterer ist eine innere Einstellung die sehr hilfreich ist um die Bindungen an die Welt zu lösen, so Sri Krishna. Er betont dann noch die Wichtigkeit der inneren Ausrichtung: wenn diese fehlt, so verliert man sich in den endlosen Möglichkeiten dieser Welt.
Dienen und frei sein
Den letzten Vers finde ich besonders bemerkenswert denn er richtet sich hier gegen Leute die dogmatisch an die Worte der heiligen Texte glauben ohne diese zu hinterfragen, ein Aspekt der mir gerade heute sehr wichtig erscheint. In den ersten Teilen der Veden geht es sehr viel um Rituale und Mantras und die Frage wie man die Götter besänftigen kann um eine glückliche Zukunft für sich zu erreichen. Der letzte Abschnitt der Veden (Upanishaden) und viele andere heilige Schriften wie eben z.B. die Bhagavad Gita wettern gegen die “Purva Mimamsas” (Anhänger des ersten Teils der Veden) denen ihr religiöses Leben nur als Garant für eine bessere Wiedergeburt dienen soll. Denn letztlich geht es nicht um “mich” als Person, sondern um “mich” als wahres Selbst!
Kommentar: Verse 38-42 im 2. Kapitel der Bhagavad Gita
- Bhagavad Gita, Vers 2.38
सुखदुःखे समे कृत्वा लाभालाभौ जयाजयौ |
ततो युद्धाय युज्यस्व नैवं पापमवाप्स्यसि || २ ३८ ||
sukhaduḥkhe same kṛtvā
lābhālābhau jayājayau
tato yuddhāya yujyasva
naivaṃ pāpamavāpsyasi
„Nachdem Vergnügen und Schmerz, Gewinn und Verlust und auch Sieg und Niederlage für dich gleichbedeutend geworden sind, nimm den Kampf um des Kampfes willen auf; so wirst du nicht sündigen.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 39:
एषा तेऽभिहिता साङ्ख्ये बुद्धिर्योगे त्विमां शृणु |
बुद्ध्या युक्तो यया पार्थ कर्मबन्धं प्रहास्यसि || २ ३९ ||
eṣā te ’bhihitā sāṅkhye
buddhiryoge tvimāṃ śṛṇu
buddhyā yukto yayā pārtha
karmabandhaṃ prahāsyasi
„Du hast die Weisheit über Sankhya (=Jnana Yoga) gelernt. Höre nun die Weisheit über Yoga (=Karma Yoga); wenn du sie besitzt, Oh Arjuna, wirst du die Bande des Karma (=der Handlungen) abwerfen.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 40:
नेहाभिक्रमनाशोऽस्ति प्रत्यवायो न विद्यते |
स्वल्पमप्यस्य धर्मस्य त्रायते महतो भयात् || २ ४० ||
nehābhikramanāśo ’sti
pratyavāyo na vidyate
svalpamapyasya dharmasya
trāyate mahato bhayāt
„Dabei ist keine Anstrengung vergebens und es entsteht auch kein Schaden, und schon ein wenig von diesem Wissen, schon ein wenig Praxis von diesem (Karma-) Yoga schützt vor großer Furcht.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 41:
व्यवसायात्मिका बुद्धिरेकेह कुरुनन्दन |
बहुशाखा ह्यनन्ताश्च बुद्धयोऽव्यवसायिनाम् || २ ४१ ||
vyavasāyātmikā buddhir
ekeha kurunandana
bahuśākhā hyanantāśca
buddhayo.avyavasāyinām
„Hier, Oh Freude der Kurus, gibt es nur einpünktige Entschlossenheit; weit verzweigt und endlos sind die Gedanken der Unentschlossenen.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 42:
यामिमां पुष्पितां वाचं प्रवदन्त्यविपश्चितः |
वेदवादरताः पार्थ नान्यदस्तीति वादिनः || २ ४२ ||
yāmimāṃ puṣpitāṃ vācaṃ
pravadantyavipaścitaḥ
vedavādaratāḥ pārtha
nānyadastīti vādinaḥ
„Blumige Worte finden die Unweisen, die an den rühmenden Worte der Veden gefallen finden, Oh Arjuna, und sich sagen: Es gibt nichts anderes.“
Karma Yoga besagt, dass wir uns von Ergebnissen lösen und die Früchte unseres Handelns entsagen müssen. Auf diese Weise können wir uns auf das innere Selbst konzentrieren, statt auf das Resultat unserer Aktion. Es ermutigt uns, in jeder Situation Ehrlichkeit und Integrität an den Tag zu legen – egal ob es sich um gute oder schlechte Dinge handelt. Dieser Ansatz tritt häufig als eine Art Gegensatz zur Vorstellung des weltlichen Erfolgs auf, da er unsere Augen für die spirituellen Möglichkeiten öffnet, die sich beim Loslassen des Verlangens nach äußeren Belohnungen ergeben. Indem man ohne Wunsch nach einem bestimmten Ergebnis handelt, beginnt man Festigkeit in seinen Bemühungen zu entwickeln und gewinnt vertiefte Einsicht. Dadurch hat man letztlich die Möglichkeit, größere Freiheit im Leben zu erlangen: Man befreit sich von der Abhängigkeit vom Ergebnis und erhebt sich über Beifall oder Kritik. Als Endresultat ist es dann möglich, mehr Energie für etwas Positives zu nutzen und so spirituelle Freiheit rund um Gottes Willen zu finden.