In diesem Artikel gibt es einige Hintergründe zum Karthäuser Orden und ein Interview mit einem ehemaligen Karthäuser Mönch der inzwischen auf dem Yogaweg ist.
der Karthäuser Orden
Der Orden der Karthäuser geht auf den heiligen St.Bruno im 11. Jhd.n.Chr. zurück und hatte seine Blütezeit im späten Mittelalter. Der “Ordo Cartusiensis” mit seinem Hauptsitz in La Chartreuse in den französischen Alpen gilt als der strengste kontemplative Orden der katholischen Glaubenswelt.
Der Wahlspruch der Karthäuser Mönche ist:
Stat crux dum volvitur orbis “Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht”
Das Zusammenleben der Mönche ist ganz auf die spirituelle Praxis in der Einsamkeit ausgelegt, so wird im Kloster nur das allernötigste gesprochen und maximal 4 Stunden am Stück zwischen den Gebetszeiten geschlafen. Der Karthäuser Orden wurde im Jahr 1084 durch den heiligen Bruno von Köln gegründet, der sich seinerzeit mit einigen Gefährten in die Schweizer Berge zurückzog. Nachdem die Karthäuser 1170 als offizieller Orden vom Papst anerkannt wurden erreichte er im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt mit 220 Karthausen.
“Dies ist der Weg, auf dem wir durch die Gnade des Herrn zur Vollkommenheit der Liebe, die das Ziel unserer Profeß und des ganzen Mönchslebens ist, gelangen und hierauf die ewige Seligkeit erreichen können.”
Statuten des Ordens der Karthäuser, Vorrede
Im 3. Reich haben manche Karthausen heimlich die Türen geöffnet um Widerstandskämpfern unterschlupf zu gewähren. Neben den “Zisterziensern strengerer Observanz” ist der Orden der Karthäuser heute der einzige Mönchsorden der noch den Idealen der hochmittelalterlichen Eremitenorden folgt. Heute verfügt der Orden noch über insgesamt 22 Dependenzen, darunter 4 Nonnenklöster.
Der Tagesablauf der Mönche folgt dem Psalmwort:
„Siebenmal am Tag singe ich dein Lob und nachts stehe ich auf, um dich zu preisen.“ Ps 119.2
So gibt es 8 Gebetszeiten die nie mehr als 4 Stunden auseinanderliegen. Die Ideale des Ordens sind an die frühmittelalterlichen Traditionen der Koinobiten (Mönchische Gemeinschaft) und Eremiten (Einsamkeit) angelehnt. Das sog. Jesusgebet steht neben den gemeinsamen Gesängen im Mittelpunkt der spirituellen Praxis des Ordens, dort wird stets wiederholt:
Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner!
In den Statuten des Ordo Cartusiensis heisst es:
„Unser Bemühen und unsere Berufung bestehen vornehmlich darin, im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden.“
Seit der Gründung des Ordens der Karthäuser hat es im Regelwerk und der Lebensweise kaum Änderungen gegeben. Beispielsweise werden die Choräle und Psalmen konstant seit Ordensgründung auf die selbe Weise gesungen.
Ein Papst hat dazu mal gesagt:
„Die Kartause wurde nie reformiert, da sie nie deformiert wurde“.
Karthäuser Bruder Johannes Maria
Manfred, ehemals Karthäuser Ordensbruder ‘Johannes-Maria’ und heute als Yogi mit dem Namen Atmaram, hat sich als 12 Jähriger bereits zu einem Leben als Mönch hingezogen gefühlt, mit 20 ist er dann in den katholischen Orden der Karthäuser eingetreten. Dort hat er insgesamt 18 Jahre gelebt und hat sich dann allerdings in den letzten Jahren seines Mönchslebens entschieden, wieder ein normales Leben zu führen.
Heute lebt er als Yogi in einer Beziehung und reflektiert über seine Erfahrungen als Einsiedelmönch. Ich kenne Manfred seit einigen Jahren und schätze seine kraftvolle und ruhige Ausstrahlung sehr. Bei unserer Begegnung im Juni`12 habe ich die Gelegenheit genutzt ihn zu interviewen, ich denke das Gespräch gib einen guten Eindruck darüber wie sich das Leben im Karthäuser Orden zuträgt.
Hier das Interview mit dem ehemaligen Karthäuser Mönch:
Die Mönche des Karthäuser Ordens leben streng vegetarisch und haben einen rigiden Tagesablauf der sich vor allem um Singen, Beten und Kontemplation dreht. Ein Kloster der Karthäuser kann man nicht besuchen, auch nicht um sich mal dort in Stille zurückzuziehen. Sie leben völlig zurückgezogen und pflegen die Einsamkeit. Besonders Frauen sind nicht zugelassen, wenn zB der Bundespräsident eingeladen wäre, müsste seine Frau draussen warten. Ein mal im Jahr dürfen allerdings enge Verwandte für 2 Tage zu Besuch kommen.
In den Statuten des Karthäuser Ordens steht geschrieben:
Zunächst in 1.1.
«Zum Lob der Herrlichkeit Gottes hat Christus, das Wort des Vaters, durch den Heiligen Geist von Anfang an Menschen auserwählt, um sie in die Einsamkeit zu führen und in inniger Liebe mit sich zu vereinigen. Diesem Ruf folgte der Magister Bruno, als er im Jahre des Herrn 1084 mit sechs Gefährten die Einöde von La Chartreuse betrat und sich dort ansiedelte. An diesem Platz verharrten sie und ihre Nachfolger unter der Leitung des Heiligen Geistes und bildeten, durch die Erfahrung belehrt, nach und nach eine besondere Form des Einsiedlerlebens heraus, die ungeschrieben, nur durch das Beispiel, den kommenden Geschlechtern überliefert wurde.»
und in 3.4.
„Die Liebe zum Herrn, das Gebet und der Eifer für die Einsamkeit bilden ein einigendes Band zwischen den Zellenmönchen. Daher sollen sie sich als wahre Jünger Christi erweisen, nicht so sehr durch den Namen als durch die Tat. Sie sollen nach gegenseitiger Liebe streben und untereinander eines Sinnes sein, sich gegenseitig ertragen und einander vergeben, wenn einer dem ändern etwas vorzuwerfen hat, damit sie einträchtig und mit einem Munde Gott preisen.“
weiter in 4.11.
“Gott hat uns in die Einsamkeit geführt, um zu unseren Herzen zu sprechen. Lasst unsere Herzen daher einen lebendigen Altar sein, von dem aus immer unsere reinen Gebete zu Gott aufsteigen, und von denen alle unsere Handlungen durchdrungen sein sollten.”
Die große Stille – Dokumentation über den Karthäuser Orden
Im Jahr 2007 hat ein Filmteam das Leben in der “grossen Chartreuse”, dem Hauptsitz des Karthäuser Ordens, filmen dürfen. Dabei ist dieser preisgekrönte Dokumentarfilm herausgekommen: