
Krishna und Arjuna (in Rishikesh)
Im 5. Kapitel der Bhagavad Gita geht es um die Entsagung der Ergebnisse unseres Handelns. Es werden in diesem Abschnitt verschiedene Aspekte der Lehre des Karma Yoga behandelt, diese zu verstehen ist ganz wesentlich für den Yogaweg.
Die Praxis des Karma Yoga führt uns in die Harmonie mit der Schöpfung, da wir lernen das zu akzeptieren, was gerade ist und zugleich das tun, was gerade angesagt ist. Wir fügen uns in die kosmische Ordnung ein, indem wir unsere Aufgabe im Gefüge von Ursache und Wirkung erfüllen. Man handelt dann nicht mehr aus einer Identifikation mit Körper und Person heraus, sondern tut im Fluss der Dinge, was zu tun ist.
Entsagung der Ergebnisse unseres Handelns
Die Verse 6-13 im Kapitel 5 der Bhagavad Gita
Bhagavad Gita, Vers 5.6
संन्यासस्तु महाबाहो दुःखमाप्तुमयोगतः
योगयुक्तो मुनिर्ब्रह्म नचिरेणाधिगच्छति
saṃnyāsastu mahābāho
duḥkhamāptumayogataḥ
yogayukto munirbrahma
nacireṇādhigacchati
5.6. Entsagung, Oh Arjuna, ist ohne Karma Yoga schwer zu erreichen; und der Yogi oder der Weise, der durch Yoga Harmonie erreicht hat, geht zu Brahman.
Bhagavad Gita, Vers 5.7
योगयुक्तो विशुद्धात्मा विजितात्मा जितेन्द्रियः
सर्वभूतात्मभूतात्मा कुर्वन्नपि न लिप्यते
yogayukto viśuddhātmā
vijitātmā jitendriyaḥ
sarvabhūtātmabhūtātmā
kurvannapi na lipyate
5.7. Wer den Weg des Karma Yoga geht, dessen Geist ganz rein ist, der selbstbeherrscht ist, seine Sinne bezwungen hat und sein Selbst als das Selbst aller Wesen erkennt, wird nicht befleckt, obgleich er handelt.
Bhagavad Gita, Vers 5.8
नैव किंचित्करोमीति युक्तो मन्येत तत्त्ववित्
पश्यञ्शृण्वन्स्पृशञ्जिघ्रन्नश्नंगच्छन्स्वपन्श्वसन्
naiva kiṃcitkaromīti
yukto manyeta tattvavit
paśyañśṛṇvanspṛśañjighrann
aśnaṃgacchansvapanśvasan
5.8. “Ich tue gar nichts“ so denkt ein Mensch, der in Harmonie ist und die Wahrheit kennt, wenn er sieht, hört, fühlt, isst, geht, schläft, atmet.”
Bhagavad Gita, Vers 5.9
प्रलपन्विसृजन्गृह्णन्नुन्मिषन्निमिषन्नपि
इन्द्रियाणीन्द्रियार्थेषु वर्तन्त इति धारयन्
pralapanvisṛjangṛhṇann
unmiṣannimiṣannapi
indriyāṇīndriyārtheṣu
vartanta iti dhārayan
5.9. “Spricht, geschehen lässt, seufzt, die Augen öffnet und schließt – und ist davon überzeugt, dass sich die Sinne zwischen den Sinnesobjekten bewegen.”
Bhagavad Gita, Vers 5.10
ब्रह्मण्याधाय कर्माणि सङ्गं त्यक्त्वा करोति यः
लिप्यते न स पापेन पद्मपत्रमिवाम्भसा
brahmaṇyādhāya karmāṇi
saṅgaṃ tyaktvā karoti yaḥ
lipyate na sa pāpena
padmapatramivāmbhasā
5.10. “Wer seine Handlungen Brahman opfert und Verhaftung aufgibt, wird von der Sünde nicht befleckt, so wie das Lotusblatt vom Wasser nicht befleckt wird.”
Bhagavad Gita, Vers 5.11
कायेन मनसा बुद्ध्या केवलैरिन्द्रियैरपि
योगिनः कर्म कुर्वन्ति सङ्गं त्यक्त्वात्मशुद्धये
kāyena manasā buddhyā
kevalairindriyairapi
yoginaḥ karma kurvanti
saṅgaṃ tyaktvātmaśuddhaye
5.11. “Durch das Aufgeben von Verhaftung handeln die Yogis nur mit Körper, Geist, Verstand und auch mit den Sinnen, um sich zu reinigen.”
Bhagavad Gita, Vers 5.12
युक्तः कर्म फलं त्यक्त्वा शान्तिमाप्नोति नैष्ठिकीम्
अयुक्तः कामकारेण फले सक्तो निबध्यते
yuktaḥ karma phalaṃ tyaktvā
śāntimāpnoti naiṣṭhikīm
ayuktaḥ kāmakāreṇa
phale sakto nibadhyate
5.12. “Wer die Einheit gefunden hat gelangt zum ewigen Frieden, nach der Entsagung der Ergebnisse unseres Handelns; nur wer die Einheit nicht gefunden hat, vom Wunsch Getriebene, Verhaftete, ist gebunden.”
Bhagavad Gita, Vers 5.13
सर्वकर्माणि मनसा संन्यस्यास्ते सुखं वशी
नवद्वारे पुरे देही नैव कुर्वन्न कारयन्
sarvakarmāṇi manasā
saṃnyasyāste sukhaṃ vaśī
navadvāre pure dehī
naiva kurvanna kārayan
5.13. “Im Geist allen Handlungen entsagend und selbstbeherrscht ruht der Verkörperte glücklich in der Stadt mit den neun Toren, erzeugt kein Karma und verursacht auch nicht das Karma anderer.”
Anders gesagt: Heute möchte ich über die Entsagung der Ergebnisse unseres Handelns sprechen. Wenn wir uns selbst für eine moralische, akzeptable Handlung entscheiden, kann das in vielerlei Hinsicht gut und nützlich sein. Doch auch immer wieder können wir feststellen, dass unsere Bemühungen keine sichtbaren Ergebnisse erzeugen und unser Einsatz umsonst war. In solchen Fällen ist es wichtig zu lernen, loszulassen und zu akzeptieren, dass manchmal unser Einsatz nicht belohnt wird. Dies bedeutet nicht unbedingt moralischen Verfall oder Untätigkeit, sondern eher den Willen und das Vertrauen in einen höheren Plan als Teil des natürlichen Laufs der Dinge. Es ist leichter gesagt als getan, aber wir alle haben es verdient glücklich und zufrieden zu sein, auch wenn unser Einsatz nicht direkt belohnt wird. Wir sollten uns bemühen, die Bedeutung unserer Arbeit und unserer Bemühungen zu erkennen und dem natürlichen Fluss des Lebens vertrauen.