Gib ale Konzepte auf ist Krishnas Empfehlung, denn die Lehre selbst ist nur ein Hilfsmittel, aber kein Selbstzweck. In diesem kurzen Abschnitt der Bhagavad Gita geht es darum, dass man letztendlich alle Lehren wieder loslassen muss, um den wahren Gehalt der Lehre zu erkennen. Der 66. Vers des 18. Kapitels ist von besonderer Wichtigkeit für das Yoga, er wird in vielen Traditionen täglich rezitiert, so auch bei Swami Sivananda. Sri Krishna sagt in diesem Vers, dass bereits die bloße Zuflucht zu “ihm”, also zu Gott bzw. dem wahren Selbst ausreicht, und man alle Vorstellungen davon aufgeben solle.
Kommentar zu den Versen 18.65-67 der Bhagavad Gita
Verse 65-67 des 18. Kapitels der Bhagavad Gita, gib alle Konzepte auf
- Bhagavad Gita 18.Kapitel, 65.Vers
मन्मना भव मद्भक्तो मद्याजी मां नमस्कुरु |
मामेवैष्यसि सत्यं ते प्रतिजाने प्रियोऽसि मे || १८ ६५ ||
manmanā bhava madbhakto
madyājī māṃ namaskuru
māmevaiṣyasi satyaṃ te
pratijāne priyo ’si me
“Richte deinen Geist auf Mich, sei Mir ergeben, opfere Mir und verneige dich vor Mir. Du wist zu Mir gelangen. Wahrlich Ich gebe dir das Versprechen, denn du bist Mir lieb.” - Bhagavad Gita 18.Kapitel, 66.Vers
सर्वधर्मान्परित्यज्य मामेकं शरणं व्रज |
अहं त्वां सर्वपापेभ्यो मोक्षयिष्यामि मा शुचः || १८ ६६ ||
sarvadharmānparityajya
māmekaṃ śaraṇaṃ vraja
ahaṃ tvāṃ sarvapāpebhyo
mokṣayiṣyāmi mā śucaḥ
“Gib alle Vorstellungen von Dharma auf und suche Zuflucht nur bei Mir alleine: Ich werde dich von allen Sünden befreien, sorge dich nicht.” - Bhagavad Gita 18.Kapitel, 67.Vers
इदं ते नातपस्काय नाभक्ताय कदाचन |
न चाशुश्रूषवे वाच्यं न च मां योऽभ्यसूयति || १८ ६७ ||
idaṃ te nātapaskāya
nābhaktāya kadācana
na cāśuśrūṣave vācyaṃ
na ca māṃ yo ’bhyasūyati
“Darüber sprich weder zu einem Menschen ohne Mäßigung und Hingabe, noch zu jemandem, der nicht dient und nicht den Wunsch hat zu hören, und auch nicht zu jemandem, der an Mir Anstoß nimmt.”
Gib alle Konzepte auf!
Wenn wir anfangen, uns selbst und Gott im Innersten zu erkennen, sollten wir uns dessen bewusst sein, dass Konzepte und Dogmen unsere Wahrnehmung stark beeinflussen. Erst durch Verstehen und Reflektion können wir dem Geheimnis des Göttlichen näherkommen. Es ist leicht möglich, unbewusst in eine bestimmte Denkschiene zu geraten und so die tieferen Ebenen der Erkenntnis zu verschließen. Manche Konzepte begrenzen unser Denken automatisch – es ist also wichtig, sich bewusst zu machen, was man glaubt und warum man es glaubt. Auf diese Weise lassen sich festgefahrene Meinungen transformieren und eine neue Sichtweise auf den Dingen entwickeln. Indem wir die Fesseln der Konzepte ablegen, können wir uns selbst sowie Gott im Innersten viel intensiver erforschen und schließlich das Mysterium des Göttlichen verstehen.