Dieser kurze Abschnitt der Bhagavad Gita beginnt mit meinem Lieblingsvers, bei diesem geht es um die Nutzlosigkeit aller Konzepte aus dem Blickwinkel des Absoluten.
Konzepte sind Mittel zum Zweck
Wenn man die Wahrheit erkannt und diese Einsicht unverrückbar geworden ist wird klar, dass alle Methoden, Modelle, Schriften und Denkweisen und Ansichten bloß Mittel zum Zweck sind. Die absolute Wahrheit liegt jenseits von allem was man klar beschreiben kann.
Weiterhin geht es in diesem Abschnitt um Karmayoga und Gleichmut gegenüer allen Erfahrungen. Er endet mit dem Berühmten Ausspruch yogaḥ karmasu kauśalam, also „Yoga ist geschick im Handeln“.
Bhagavad Gita, Verse 46-50
Die Verse 46-50 des 2. Kapitels der Bhagavad Gita
- Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 46:
यावानर्थ उदपाने सर्वतः संप्लुतोदके |
तावान्सर्वेषु वेदेषु ब्राह्मणस्य विजानतः || २ ४६ ||
yāvānartha udapāne
sarvataḥ saṃplutodake
tāvānsarveṣu vedeṣu
brāhmaṇasya vijānataḥ
„Für den Brahmanen mit Selbsterkenntnis sind alle Veden ebensoviel wert wie ein Wasserbehälter an einem überfluteten Ort.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 47:
कर्मण्येवाधिकारस्ते मा फलेषु कदाचन |
मा कर्मफलहेतुर्भूर्मा ते सङ्गोऽस्त्वकर्मणि || २ ४७ ||
karmaṇyevādhikāraste
mā phaleṣu kadācana
mā karmaphalaheturbhūr
mā te saṅgo.astvakarmaṇi
„Dein einziges Recht ist es zu wirken, und kein Anspruch hast du auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlung dir Motiv zur Handlung sein, noch wende dich zum Müßiggang.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 48:
योगस्थः कुरु कर्माणि सङ्गं त्यक्त्वा धनंजय |
सिद्ध्यसिद्ध्योः समो भूत्वा समत्वं योग उच्यते || २ ४८ ||
yogasthaḥ kuru karmāṇi
saṅgaṃ tyaktvā dhanaṃjaya
siddhyasiddhyoḥ samo bhūtvā
samatvaṃ yoga ucyate
„So handle, Oh Arjuna, und sei fest im Yoga, gib Bindungen auf, und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geiste, Gleichmut wird Yoga genannt.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 49:
दूरेण ह्यवरं कर्म बुद्धियोगाद्धनंजय |
बुद्धौ शरणमन्विच्छ कृपणाः फलहेतवः || २ ४९ ||
dūreṇa hyavaraṃ karma
buddhiyogāddhanaṃjaya
buddhau śaraṇamanviccha
kṛpaṇāḥ phalahetavaḥ
„Handeln ist dem Yoga der Weisheit weit unterlegen, Oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit unglücklich sind die, für die die Früchte Motiv der Handlung sind.“ - Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Vers 50:
बुद्धियुक्तो जहातीह उभे सुकृतदुष्कृते |
तस्माद्योगाय युज्यस्व योगः कर्मसु कौशलम् || २ ५० ||
buddhiyukto jahātīha
ubhe sukṛtaduṣkṛte
tasmādyogāya yujyasva
yogaḥ karmasu kauśalam
„Der Mensch, der Weisheit besitzt, weist in diesem Leben gute wie auch schlechte Taten von sich; deshalb widme dich dem Yoga; Yoga ist Geschickt im Handeln.“
Konzepte sind ein wichtiges Werkzeug, um Dinge in unserer Welt besser zu verstehen und sie zu optimieren, aber sie sind Mittel zum Zweck!. Sie ermöglichen es uns, die Komplexität der Realität auf verschiedene Weise zu analysieren und rationeller zu entscheiden. Konzepte helfen uns, Erkenntnisse sowohl bei der Interpretation von bestehenden Gegebenheiten als auch bei der Lösung existierender Probleme zu gewinnen. Ein solches Verständnis ist grundlegend für unser Handeln und ermöglicht es uns, Wege in den dunklen Zeiten des Lebens zu finden. Darüber hinaus kann ein Verständnis von Konzepten auch dazu beitragen, Kreativität und kritischen Denkvermögen anzuregen. Indem wir mehr über die verschiedenen Aspekte des Menschen und seiner Umwelt lernen, entwickeln wir neue Fertigkeiten im Umgang mit Problemen und Ideen. So machen wir das Beste aus jeder Situation.
Unsere Denk- und Verhaltensstrukturen können uns manchmal im Weg stehen, wenn es darum geht, uns weiterzuentwickeln und Neues zu erkunden, denn sie sind nur Mittel zum Zweck! Es ist deshalb lebenswichtig, dass wir lernen, unsere alten Konzepte aufzugeben und stattdessen neue Ideen in unser Leben einzubauen. Die Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen hängt stark von unserem Weltbild ab. Um neue Ansichten und Einstellungen aufzunehmen, müssen wir bereit sein, alte Konzepte zu verabschieden. Dieser Prozess kann sehr schwierig sein – insbesondere dann, wenn diese Ideale tief in unserem Inneren verankert sind. Doch indem wir einen Schritt nach dem anderen machen und den Mut haben, alte Gewohnheiten aufzugeben, können wir letztendlich Hindernisse beiseite räumen. Konzepte begleiten uns als Wegweiser auf dem Weg der Selbstfindung und treiben uns an, mehr über uns selbst herauszufinden – sowohl für unser persönliches Wachstum als auch für unser Glück. Mithilfe neuer Konzepte entdeckt man neue Seiten an sich selbst und lernt gleichzeitig mehr über die Welt um sich herum.
Wenn wir die Wahrheit erkennen wollen, müssen alle Konzepte losgelassen werden!