as-salāmu ʿalaikum !
“Islam” bedeutet bekanntlich “Hingabe” und hinter dem Wort steht eine der großen Glaubensgemeinschaften der Welt mit über 1.200.000.000 Angehörigen. Die aufrichtigen Muslime die ich in meinem Leben habe kennen gelernt, und damit meine ich sicherlich nicht irgendwelche Schlägertypen aus der Schule, waren für mich allesamt vorbilder in Demut und Authentizität. Beispielsweise mein Küchenmeister Osman, der mich lehrte mit Liebe zu kochen, oder Sheikh Hassan Dyck, der mir mit seinem Respekt vor anderen Menschen imponierte.
einige Gedanken über den Islam
Leider wird viel zu oft vorschnell geurteilt und vom Einzelnen auf das Ganze geschlossen. Der Islam ist ein wunderbares und tiefgründiges in seiner Essenz absolut friedfertiges Glaubenssystem. Ich finde es nicht ok sich wegen des Verhaltens einzelner geisteskranker Terroristen oder verbohrten Fundamentalisten vor den Inhalten einer ganzen Glaubensgemeinschaft zu verschliessen, zumal ich denke wir können viel lernen von der muslimischen Weltsicht. Schliesslich wollen wir deutsche auch nicht für die Greueltaten des 3.Reiches beurteilt werden, oder die Christen nicht für die Kreuzzüge und Hexenverbrennungen verantwortlich sein.
Sicherlich ist der Absolutheitsanspruch mancher Moslems fragwürdig, oftmals wird nichts anderes akzeptiert als der Glaube an Koran und Allah. Im Sinne einer neuen Weltgemeinschaft und eines neuen Bewusstseins im Umgang miteinander und mit dem Planeten sollte sich,wie ich meine, keiner über andere Stellen! Ich bin der Meinung, das Spiritualität nur universell sein kann und es unzählige Wege zu Gott gibt. Keiner davon ist richtiger oder besser als andere.
Aber es liegt nunmal in der Natur unseres Geistes den eigenen Weg für den besten zu halten…
So wie alle heiligen Schriften, enthält auch der Koran zum Teil widersprüchliche Aussagen. Wichtig ist hier immer das ganze zu betrachten, nicht einzelne Verse aus dem Zusammenhang zu reissen, und so in ein falsches Licht zu rücken! Dennoch möchte ich gerne einige Koranzitate einbringen die die Friedfertigkeit des Islam betonen:
- 5:8 Ihr die ihr glaubt! Seid standhaft in Allahs Sache, bezeugend in Gerechtigkeit! Die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht.
- 49:9 Wenn zwei Parteien der Gläubigen miteinander streiten, dann stiftet Frieden unter ihnen.
- 2:256 Es soll kein Zwang sein im Glauben. Gewiß, Wahrheit ist nunmehr deutlich unterscheidbar von Irrtum; wer also sich von dem Verführer nicht leiten läßt und an Allah glaubt, der hat sicherlich eine starke Handhabe ergriffen, die kein Brechen kennt; und Allah ist allhörend, allwissend.
Doch warum herrscht heutzutage in den westlichen Medien, und dadurch auch bei den Menschen, so eine schlechte Meinung über manche Muslime?
Meine Theorie ist folgende: Nach dem Untergang des Ostblocks, brauchten die Mächtigen ein neues Feindbild. Denn Menschen sind nur zu beherrschen, wenn sie Angst haben. Und so haben sie den 11.September und ähnliches arrangiert um uns glauben zu machen, Muslims seien böse und wir müssten Angst vor ihnen haben. Zwietracht säen um die Aufmerksamkeit von sich ab zu lenken… Aber das ist nur meine bescheidene Meinung dazu.
Übrigens hat Jesus Aramäisch gesprochen. In dieser Sprache ist das Wort für Gott: “Allah”…
In diesem Artikel möchte ich einige der Grundlagen des Islam aus meiner yogisch-vedantischen Sichtweise vorstellen und interpretieren. Ich denke das jeder spirituell Inspirierte Mensch seine Augen öffnen und über den Tellerrand der festgefahrenen Konzepte schauen sollte. Ich habe (um eventuelle Spekulationen zu vermeiden) nicht vor zu konvertieren, jedoch glaube ich an die Einheit aller Religionen. Ich denke und fühle, das alle Religionen auf das Eine jenseits aller Konzepte hinweisen, so auch der Islam.
Selbstverständlich gibt es auch im Koran, so wie in allen anderen alten heiligen Büchern, auch widersprüchliche und fragwürdige Aussagen. Die Bibel wird gerne Zitiert um unrecht zu rechtfertigen, auch die Bhagavad Gita wurde zB von Himmler benutzt um seinen Wahnsinn zu bekräftigen. Dazu habe ich folgenden Gedanken: In solchen heiligen Büchern und allgemein in spirituellen Lehren wir schon immer viel mit Gleichnissen gearbeitet, um komplexe Wahrheiten zu verdeutlichen. Heute benutzen wir gerne Computerbegriffe zur Erklärung von Geistigen Themen, vor 50 Jahren waren es eher Maschinen. Zu Zeiten Mohammeds oder auch Krishnas wurden eben mehr Metaphern und Bilder aus dem Kriegswesen genutzt.
Zunächst mal einer der Wichtigsten Aussagen des Islam:
“Lā ilāha illā ’llāh” “Es gibt keinen Gott außer Gott”
Dies ist das wichtigste “Mantra” des Islam. Es gibt nur einen Gott und es kann auch nur einen geben. So sehen es auch die Christen und tatsächlich auch die Hinduisten. Es kann nur so sein, dass es einen Gott gibt der für alle Menschen gleich ist, nur ein Göttliches Prinzip dem sich jeder Mensch zuwenden kann. Allerdings glaube ich, dass Gott unendlich und unfassbar ist, und daher in vielen Formen erscheint. Ich finde an aufrichtigen Muslimen die tiefe Hingabe und Demut gegenüber Gott absolut vorbildlich, aus meiner Sicht ist dies das Wichtigste was man vom Islam lernen kann. Liebe und Hingabe.
So heißt es auch:
“Allahu Akbar” “Gott ist gross” …oder “Größer, Grossartig”
Und zwar so groß, dass der Mensch sich ihn nicht vorstellen kann. Im Islam soll der Mensch sich auch keine Vorstellung von Gott machen, sondern die Aussagen des Koran akzeptieren und glauben.
Dieses kann man so oder so sehen…
Einerseits geht es darum nicht zu spekulieren sondern sich dem Glauben in Liebe hinzugeben.
Andererseits ist es aus “aufgeklärter westlicher Sicht” womöglich ein Mittel um von kritischem Denken abzulenken.
Wie dem auch sei, egal welche Form und welchen Namen von Gott man verehrt, Worte und Konzepte weisen immer auf das unbeschreibliche hin, den einen Gott oder das eine Göttliche.
So gibt es das Konzept von:
“tauḥīd” “Die Einheit Gottes”
Und damit ist zunächst mal oberflächlich Monotheismus in einer strengen Variante gemeint, denn genau genommen gibt es zB im Christentum die Trinität. Mit tauḥīd meint man strengenommen die alleinige hinwendung an Allah, im Sinne der Gottesvorstellung des Koran. Wobei natürlich historisch gesehen Mohammad in der abfolge der Propheten den selben Gott meinte als Abraham, Moses und Jesus. Übrigens nannte Jesus in seiner aramäischen Muttersprache seinen Vater auch Allah!
Im weiteren Sinne ist allerdings mit tauḥīd auch das Einheitsbewusstsein gemeint. Vor allem in den Lehren der Sufis (taṣawwuf) wird die Überwindung der niederen Seele “an-nafs al-ammara” angestrebt um zur Einheit mit dem göttlichen Prinzip zu kommen. So geht es im Sufismus, der seit alters her viel vom Yoga beeinflusst wurde, um die Erfahrung Gottes, nicht bloß um Glauben. Es wird durch die kultivierung der Liebe die mystische Gotteserfahrung des Einsseins ( tauḥīd) mit Gott angestrebt.
Abu Sa`id beschreibt Sufismus wie folgt:
„Sufismus ist Ruhm im Elend, Reichtum in der Armut, Herrschaft in Dienstbarkeit, Sättigung im Hunger, Leben im Tode und Süße in der Bitterkeit … Der Sufi ist der, der mit allem zufrieden ist, was Gott tut, so dass Gott mit allem zufrieden ist, was er tut.“
Aber der Sufismus ist nur eine von mehreren Strömungen des Islam, sicher aus meiner Sicht die interessanteste, weil er die mystische Erfahrung anstrebt, aber ich möchte hier eher den Islam als ganzes Bearbeiten.
Um die Einheit mit Gott zu erreichen gilt es in den Heiligen Krieg zu ziehen!
“Dschihād” Anstrengung, Kampf, Bemühung, Einsatz
oder ethymologisch: “auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Anstrengung”
Und damit ist keineswegs gemeint, gegen ungläubige in den Krieg zu ziehen oder Terror zu verbreiten. Vielmehr geht es bei dem Begriff um einen inneren Kampf, ein Konflikt den wir in uns tragen und den wir zuende bringen müssen. Das Wort kommt aus einem längeren Vers:
“al-dschihādu fī sabīl illāh” „das Bemühen auf dem Wege Gottes“
Dieses Konzept kennen wir natürlich auch aus dem Yoga, zB als Tapas und Abhyasa.
Die 5 Säulen des Islam sind:
Schahada, ṣalāt, Zakat, Saum, Haddsch
…und ich möchte sie einzeln kurz erläutern.
Schahada ist das islamische Glaubensbekenntnis:
ašhadu an lā ilāha illā ‘llāh, wa-ašhadu anna muḥammadan rasūlu ‘llāh
‚Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.‘
Man muss nur einmal aus vollem Herzen mit zwei Zeugen diesen Vers aussprechen und in Zukunft daran Glauben. Dann darf man sich fortan Muslim nennen. Meiner interpretation zufolge bin ich im Grunde auch ein Muslim: Ich glaube daran, dass es nur einen Gott gibt und ich akzeptiere Muhammad als einen gesandten Gottes. Allerdings glaube ich, dass jeder Mensch ein gesandter Gottes ist und es den einen Gott in vielen Namen und Formen gibt.
ṣalāt ist das fünfmalige Gebet welches jeder fromme Muslim einhalten sollte. Ich finde die Disziplin und die Konsequenz dieser Praxis bemerkenswert und Vorbildlich. Sich so geregelt immer wieder an das höchste zu wenden ist meiner Meinung nach eine effektive spirituelle Praxis die wir im Yoga als Bhakti bezeichnen würden.
Zakat ist die Almosensteuer die jeder wahre Muslim abgeben sollte, auch eine Vorbildliche Regel!
Saum ist das Fasten im Ramadan, sicherlich förderlich auf solche Weise Dankbarkeit zu kultivieren.
Haddsch ist die Pilgerfahrt nach Mekka. Ich selbst habe die spirituelle Kraft des Pilgern erfahren dürfen und sehe es als eine wichtige Praxis an. Wenn man bedenkt, dass seit Muhammads Zeiten, also seit 1400 Jahren, die Muslims alle Fünf mal am Tag gen Mekka beten, kann man sich vielleicht vorstellen wie Machtvoll und Aufgeladen dieser Ort ist. Ein guter Freund von mir hat eine Haddsch gemacht und berichtete mir, wie der ganze Ort vibriert und summt vor lauter Energie.
Im Islam gibt es einige Aussprüche die ich gerne mag, so zB
- “bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīmi” ‚Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes‘
Dies wird auch “Basmala” genannt und wird zB vor antritt einer Reise, vor einer wichtigen Entscheidung, vor ehelichem Verkehr oder vor der Koranrezitation ausgesprochen.
- “In schā’a llāh” “So Gott will”
- “Mā šāʾ Allāh” “Gott hat es so gewollt”
- “Alhamdulillah” “Ehre sei Gott” oder “Gott sei Dank”
Ein letztes Konzept aus dem Islam welches mir sehr gut gefällt sind die 99 Namen Allahs. Da man sich ja beklanntlich kein Bild von Gott machen soll, sind die Namen Allahs eine gute Orientierung um Gott ein bischen verstehen zu können.
Hier ein Auszug aus den 99 Namen:
- ar-Raḥmān der Erbarmer
- ar-Raḥīm der Barmherzige
- as-salām der Frieden
- al-Fattāḥ der Öffnende
- al-ʿAdl der Gerechte
- al-Ḥalīm der Mitfühlende
- al-Kabīr der Große
- al-Ḥakīm der Weise
- al-Wāḥid der Eine
- al-Aḥad der Einzige
- ar-Raʾūf der Mitleidige
- an-Nūr das Licht
- al-Barr der Gute
Über die 99 Namen können wir reflektieren und versuchen die Eigenschaften in uns zu wecken und zu verstärken.
wa-ʿalaikumu s-salām !
“Es gab eine Zeit da ich meinen Nächsten ablehnte, wenn sein Glaube nicht der Meine war. Mein Herz ist fähig geworden, alle Formen anzunehmen: es ist Weide für Gazellen und Kloster für Christenmönche, Tempel für Götterfiguren und Kaaba für Pilger, es ist Gefäß für die Tafeln der Thora und die Verse des Koran. Denn meine Religion ist die Liebe. Ganz gleich, wohin die Karawane der Liebe zieht, ihr Weg ist der Weg meines Glaubens”
Ibn´ Arabi (1165-1240)
Hier habe ich ein paar Filmchen gesammelt die zum Islam aufklären.
Über die Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka. Da würde ich auch gerne mal hin gehen, sicher ein unglaubliches Kraftfeld was dort durch viele Jahrhunderte gebet aufgebaut wurde…
Hier Cat Stevens, heute bekannt als Yussuf Islam, über seinen Weg zum Islam:
und: zum Thema Hingabe: