Seit einigen Jahren bin ich nun schon in der Erwachsenenbildung tätig und gebe seid dem fast täglich kurze oder lange Vorträge zu verschiedensten Themen, vor allem natürlich mit spirituellem Hintergrund. Wenn ich zurück denke an meine Anfänge als Vortragender, so war es gewiss kein leichter Start in dieses spannende Tätigkeitsfeld. Eigentlich habe ich immer gedacht, ich kann nicht vor anderen Leuten reden, das sollen lieber Leute machen die dazu veranlagt sind. Och war früher immer etwas neidisch auf Leute die “einfach so” vor aneren komplexe Inhalte besprechen konnten. Jedoch habe ich im laufe der Zeit dann festgestellt, dass man es lernen kann, und ich denke sogar, dass jeder es lernen kann der es möchte.
Ich hatte einen unerwarteten aber sanften Einstieg in das Sprechen vor Gruppen. Ich hatte als Koch einen Job angenommen für einen Reiseveranstalter auf Korsika, dort sollte ich dann bei jedem Abendessen mit ein paar Worten das Menu ankündigen. Hätte ich das Vorher gewusst, hätte ich womöglich den Job niemals angenommen. So hatte ich dann aber einige Monate Zeit um mich daran zu gewöhnen täglich vor Menschen zu spreche, eben nur kurz um das Essen anzusagen. Mit der Zeit ging es immer einfacher und ich habe festgestellt, dass es richtig Spass machen kann, wenn man die Leute ein bischen zum Lachen bringt, was mir tatsächlich meistens unbeabsichtigt wiederfährt. (Die Gags die ich bewusst einstreuen will versanden meistens, die spontanen fruchten hingegen.)
Im Jahr 2007 habe ich begonnen spiritualle Inhalte an interessierte zu vermitteln, was mir natürlich viel mehr liegt als eine Speisekarte vorzutragen. Mein erster Vortrag war über das Thema “Stress und Entspannung” und ich hatte einen durcheinander an Merkzetteln vor mir liegen, worüber ich schnell den Durchblick verloren habe. Während des Redens habe ich bemerkt, dass ich genau die Stressymptome von denen ich sprach an mir selbst feststellen konnte: zittrige Hände, kalter Schweiss, Fluchtgedanken etc. Aber interessanter Weise haben die Teilnehmer meine Nervosität gar nicht bemerkt.
Womit wir gleich ins Thema einsteigen können: Keine Sorge, niemand registriert deine Nervosität, solange du ruhig sitzen bleibst und nicht darüber sprichst! Natürlich ist es eine besondere Situation vor Gruppen zu sprechen, und jeder in der Gruppe ist sich dessen bewusst. Man darf sich ruhig versprechen, verhaspeln, vertun, verheddern und mehr, solange man dafür sorgt, dass man sympatisch ist, wird einem vieles verziehen. Das ist das A und O beim Vortragen: Die Gefühlsebene. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass der Inhalt nur eine nebensächliche Rolle spielt!
Entscheidend für einen erfolgreichen Vortrag ist die emotionale Beziehung zwischen dem Vortragenden und der Gruppe, nicht der Inhalt! Denn nur wenn der Teilnehmer sich wohl fühlt und den Referenten sympatisch findet, kann er effektiv die Inhalte aufnehmen und auch verarbeiten und abspeichern. Selbstverständlich muss das fachliche auch stimmen, jedoch ist es nicht entscheidend für den Erfolg wie viel wir letztendlich wissen. Es ist also die große Kunst die fachliche Kompetenz mit pädagogischem Geschick zu verbinden. Also die Inhalte auf eine Weise zu vermitteln, die es dem Zuhörer leicht machen zuzuhören und nicht abgelenkt zu sein durch ungewünschte Gefühle gegenüber dem Sprecher.
Selbstverständlich muss der Vortragende seine Inhalte souverän beherschen und ein fundiertes Wissen haben was er anschaulich und praxisnah präsentieren kann. Aber entscheidend für den Erfolg ist die Beziehungsebene der Kommunikation. Denn schliesslich sagt der Kommunikationsforscher Paul Wazlawick auch “Wahr ist nicht was A sagt, sondern was B versteht.”, also entscheidend ist, was am Ende beim Zuhörer hängen bleibt, und nicht welche tolle Weiheit man formuliert hat. Und so sollten wir beim Vortragen ganz subtil nebenbei Sympatiepunkte beim Zuhörer sammeln, um dadurch mit offenen Teilnehmern zu arbeiten. Die Yogameisterin Narayani sagte mal, dass nicht die Information oder die Umstände hängen bleiben, sondern letztlich nur das Gefühl was man dabei hatte, das sollten wir bei jeder persönlichen Begegnung beherzigen.
Aber natürlich geht es nicht nur um Sympathie und Gefühl, der Zuhörer muss gerne zuhören und die Inhalte auch verdauen, dazu braucht es eine klare Struktur. Ganz einfach kann man sagen “Einleitung, Hautteil, Schluss” ist ausreichend Struktur, jedoch müssen diese Teile auch entsprechend gefüllt werden. Einen guten Tipp dazu habe ich mal gelesen: “Zuerst erzähle was du erzählen wirst, dann erzähle, und abschliessend erzähle was du erzählt hast!”, und tatsächlich können wir auf diese Weise sicherstellen, dass bei dem geschätzten Zuhörer auch etwas hängen bleibt.
Bei der Einleitung zum Vortrag sollte man etwas ausholen und das Thema in einen größeren Zusammenhang stellen, also klar machen wozu man sich überhaupt damit befasst. Dann sollte man in der Einleitung ein bischen was von den Inhalten und der Struktur des folgenden Hauptteils des Vortrages vermittteln, um dadurch dem werten Zuhörer einen Ausblick zu geben. Wenn man es dann noch schafft in der Einleitung die Teilnehmer mit einzubeziehen, einen kleinen Witz einzubauen oder den Sachverhalt mit einer lockeren Geschichte zu verdeutlichen, kann man loslegen mit dem Hauptteil.
Den Hauptteil sollte man wenn möglich etwas unterteilen in einzelne Glieder, das macht es leichter im Redefluss den Überblick nicht zu verlieren. Es ist wichtig dabei die Zeit im Auge zu behalten, dazu sollte man sich einen ungefähren Zeitplan machen um am Ende pünklich mit allem fertig zu sein. Ein Skript für einen Vortrag sollte auf keinen Fall mehr als eine DIN-A4 Seite sein, man verzettelt sich sonnst allzuschnell.
Zum Schluss sollte man noch ein kurzes Resumee ziehen und das gesagte nochmals in einen größeren Zusammenhang setzen. Auch macht es sich gut zum Ende ein Appell an die Zuhörer zu richten wie sie das besprochene im Leben umsetzen können. Je nach dem in welchem Zusammenhang der Vortrag stattfindet solte man noch auf weiteres Programm hinweisen und Tipps geben wie und wo man das Thema vertiefen kann.
Die Sprache bzw. Stimme ist beim Vortragen das wichtigste Instrument, daher sollte man darauf achten, diese richtig einzusetzen. Man sollte nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam sprechen, gut ist es (vor allem für den Redner) auch mal kleine Denkpausen einzubauen. Die Stimme sollte zwar Lebhaft sein, aber nciht übertrieben, nichts ist langweiliger als einem monotonen Vortrag zuzuhören, aber ein zu lebhafter Vortrag ist nervig. Dann sollte man sich angewöhnen laut und deutlich zu sprechen, dadurch kommen die infos auch an.
Auch die Körperhaltung beim Vortragen ist sehr wichtig, was natürlich auch mit subtilen Energien zu tun hat. Man sollte immer möglichst aufrecht sein und den Brustkorb öffenen, dann kann man tief atmen, den Klangraum nutzen und Herzensenergien fließen lassen. Man kann beim Vortrag sitzen oder stehen, auch mal durch den Raum gehen, aber man sollte darauf achten, dass man immer ruhig bleibt und nicht hektisch wird. Also im zweifelsfall lieber sitzen bleiben.
Mit dem Einsatz von Medien (Powerpoint, Flipchart, Whiteboard – oder in deutsch auch Kraftpunkt, Wechselkarte, Weissbrett) sollte man achtsam und dosiert vorgehen, und nicht die eigene Persönlichkeit dahinter verstecken. Es ist gut die wesentlichen Informationen visuell anzubieten, jedoch sollte das nicht im Fordergrund stehen.
Aber: Bei allen aufgelisteten Tipps ist eines das Wichtigste: Die Vorbereitung! Es ist natürlich wichtig sich mit dem Thema gut auszukennen und fundierte Informationen parat zu haben. Einerseits wird man natürlich sowieso nur einen Vortrag geben zu einer Thematik die einem liegt, zB gebe ich nur Vorträge zu spirituellen Inhalten im weitesten Sinne und nicht beispielsweise über medizinische Themen. Daher hat man zu seinem Thema auch ein entsprechendes Hintergrundwissen und kann ggf. auch rund um das Spezialthema des Vortrages etwas ausholen und dadurch auch leicht bei Bedarf etwas Zeit schinden. Wenn ich einen Vortrag zu einem neuen bzw. nicht so alltäglichen Thema zu geben habe, füttere ich mein Gehirn zunächst mit so vielen Informationen wie möglich, so habe ich dann einen guten Überblick und die Inhalte im Kurzzeitgedächtnis parat. Dann versuche ich eine Struktur zu finden und das thema interessant zu gestalten, also einen Weg zu finden die Inhalte schmackhaft aufzubereiten.
Soweit einige Gedanken von mir zum Thema Vorträge geben. Der Einstieg ist sicherlich nicht leicht, jedoch entwickelt man schnell Routine und Selbstsicherheit und dann beginnt das Referieren große Freude zu bereiten. ich kann es nur jedem empfehlen der die Möglichkeit dazu hat sich an das Geben von Vorträgen zu wagen, es schult das Gehirn und stärkt das Selbstbewusstsein!
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