Das fünfte Kapitel beginnt mit einer Nachfrage von Arjuna. Er will nochmal genauer von seinem Meister Sri Krishna wissen, was besser ist: Entsagung oder Handeln.
Entsagung oder Handeln?
Man kann sagen, dass das zentrale Thema der Gita die Frage behandelt, wie man sich zu etwas entscheiden kann.
Krishna gibt aus verschiedenen Standpunkten Anleitungen dazu, wie man seine Handlungen ausrichtet. Er stellt sich auch die Frage: soll man Handeln? Oder soll man sich aus der Welt zurückziehen um Gott zu preisen? Da Sri Krishna immer wieder andere Positionen einnimmt vermittelt er scheinbar widersprüchliche Lehren. Arjuna will es genauer wissen und fragt immer wieder nach. Der Leser bzw. Student der Bhagavad Gita ist gefordert immer wieder zu hinterfragen und in seiner eigenen Sicht flexibel zu werden.
Im Audiobeitrag erläutere ich einige Aspekte der Yogalehre anhand der vorliegenden Verse.
Die Verse 1-5 des 5. Kapitels der Bhagavad Gita
- Bhagavad Gita, Vers 5.1
अर्जुन उवाच
संन्यासं कर्मणां कृष्ण पुनर्योगं च शंससि
यच्छ्रेय एतयोरेकं तन्मे ब्रूहि सुनिश्चितम्
arjuna uvāca
saṃnyāsaṃ karmaṇāṃ kṛṣṇa
punaryogaṃ ca śaṃsasi
yacchreya etayorekaṃ
tanme brūhi suniścitam
5.1 “Arjuna fragt: Den Verzicht auf Handlung rühmst du, Oh Krishna, und dann wieder Yoga. Sage mir endgültig, was von beiden besser ist.” - Bhagavad Gita, Vers 5.2
श्रीभगवानुवाच
संन्यासः कर्मयोगश्च निःश्रेयसकरावुभौ
तयोस्तु कर्मसंन्यासात्कर्मयोगो विशिष्यते
śrībhagavānuvāca
saṃnyāsaḥ karmayogaśca
niḥśreyasakarāvubhau
tayostu karmasaṃnyāsāt
karmayogo viśiṣyate
5.2 “Sri Krishna sagt: Entsagung und Yoga des Handelns führen zu höchster Seligkeit. Von den beiden jedoch ist der Yoga des Handelns der Überlegenere. - Bhagavad Gita, Vers 5.3
ज्ञेयः स नित्यसंन्यासी यो न द्वेष्टि न काङ्क्षति
निर्द्वन्द्वो हि महाबाहो सुखं बन्धात्प्रमुच्यते
jñeyaḥ sa nityasaṃnyāsī
yo na dveṣṭi na kāṅkṣati
nirdvandvo hi mahābāho
sukhaṃ bandhātpramucyate
5.3 “Als immerwährender Entsagter möge der angesehen werden, der weder hasst noch wünscht; denn frei von den Gegensatzpaaren, Oh mächtig bewaffneter Arjuna, findet er leicht Befreiung aus den Banden.” - Bhagavad Gita, Vers 5.4
साङ्ख्ययोगौ पृथग्बालाः प्रवदन्ति न पण्डिताः
एकमप्यास्थितः सम्यगुभयोर्विन्दते फलम्
sāṅkhyayogau pṛthagbālāḥ
pravadanti na paṇḍitāḥ
ekamapyāsthitaḥ samyag
ubhayorvindate phalam
5.4 “Kinder, nicht Weise sprechen von Wissen und dem Yoga des Handelns als wären es zwei verschiedene Dinge, etwas voneinander Getrenntes. Wer wahrhaft in einem fest verwurzelt ist, erntet die Früchte von beiden.” - Bhagavad Gita, Vers 5.5
यत्साङ्ख्यैः प्राप्यते स्थानं तद्योगैरपि गम्यते
एकं साङ्ख्यं च योगं च यः पश्यति स पश्यति
yatsāṅkhyaiḥ prāpyate sthānaṃ
tadyogairapi gamyate
ekaṃ sāṅkhyaṃ ca yogaṃ ca
yaḥ paśyati sa paśyati
5.5 “Den Ort, den die Samkhyas oder Jnanis erreichen, erreichen auch die Yogis, die Karma-Yogis. Derjenige erkennt, der Wissen und Handeln als eins erkennt.”
Karma Yoga ist eine der vier Hauptwege des Yoga, bei dem es darum geht, die Konsequenzen unserer Taten anzunehmen und uns auf den Weg des Dienstes zu begeben. Karma Yoga stellt einen Mittelweg zwischen Entsagung und Aktion dar: Wir sollten unseren Verpflichtungen nachkommen und sie über unser persönliches Wohlbefinden stellen, während wir jedoch einen spirituellen Weg weiter beschreiten, der uns vom Egoismus befreit. Es bedeutet, das Ergebnis unserer Aktionen loszulassen und uns für das Geschenk der Barmherzigkeit offenzuhalten. Dadurch können wir anderen helfen, ohne damit rechnen zu müssen, im Gegenzug etwas zurückzubekommen.