Meditation ist nicht schwer, obwohl es zunächst so zu sein scheint. Die Praxis der Meditation ist nach übereinstimmenden Aussagen der großen Meister des Yoga ganz entscheidend um das Ziel des Yoga zu erreichen: die Freiheit vom leidvollen Dasein im Kreislauf der Wiedergeburten.
Meditation ist nicht schwer!
Eines der größten Hindernisse auf dem Weg ist die Idee, dass es in der Meditation etwas zu erreichen gibt, löst sich dieses Konzept auf erkennt man: Meditation ist nicht schwer.
Aber auch die Wissenschaftler bezweifeln nicht (mehr) die positiven Wirkungen der Meditation auf (fast) alle Lebensbereiche. An sich ist die Übung der Meditation ganz leicht, schwierig ist es nur mit der Meditation zu beginnen und sie dann über Jahre konsequent täglich zu praktizieren. In diesem kurzen Vortrag räume ich mit ein paar Vorurteilen auf und vielleicht ist es für Dich eine Motivation die Praxis der Meditation mal für einige Wochen auszuprobieren…
Vortrag: Meditation ist nicht schwer!
Transkription: Meditation ist einfacher als man denkt!
Wenn wir versuchen zu meditieren, dann ist das zunächst mal sehr schwierig. Es gibt da auch große Missverständnisse drüber, was Meditation überhaupt genau bedeutet. Und viele haben, bevor sie sich intensiv mit Meditation beschäftigen, hartnäckige Vorurteile und daraus resultierende Erwartungen, sodass sie dann das Gefühl haben, sie können gar nicht meditieren.
Die Natur des menschlichen Geistes ist unruhig. Es ist eine gesunde Sache, dass in unserem Geist ständig Gedankenimpulse nach oben ploppen. Ideen, Gefühle, Bilder, Erinnerungen ‒ ständig kommen irgendwelche Impulse aus dem Unbewussten nach oben und kommen sozusagen auf die Bildschirmfläche.
Man hat die Idee, dass man durch Meditation das irgendwie ausschalten kann, und wundert sich dann, dass man so unruhig ist und das nicht kann. Das ist aber auch gar nicht die Zielsetzung der Meditation.
Meditation ist einfacher als man denkt: Die Unruhe in unserem Geist beobachten
Es geht in der Meditation erst einmal gar nicht darum, dass wir den Geist zur Ruhe bringen. Das ist etwas, was vielleicht irgendwann mal kommt, dass wir in der Meditation so eine ganz tiefe Ruhe erfahren. Aber das ist erstmal überhaupt nicht das, worum es geht.
Das, worum es geht, ist, dass wir erstmal lernen, die Unruhe, die in unserem Geist ist, zu beobachten. Statt mittendrin zu stecken in dieser Unruhe ‒ sozusagen identifiziert zu sein mit den verschiedenen Impulsen, die im Geist ständig ablaufen ‒ wollen wir lernen, uns in die Position des Beobachters zu begeben.
Das ist nicht so schwer, wie die ganze Zeit krampfhaft zu versuchen, irgendwie die ganzen Gedankenimpulse zur Ruhe zu bringen. Denn das heißt gegen unsere Natur anzukämpfen ‒ und das macht überhaupt keinen Sinn.
Meditation ist einfacher als man denkt: Nicht mehr gegen die Unruhe ankämpfen, die eben da ist
Wenn man dann beginnt zu meditieren, setzt man sich hin und wundert sich zunächst darüber, dass da so viele Gedanken sind und fragst sich: Ist das denn normal? Bin ich denn normal, dass ich jetzt nicht so stillsitzen kann wie die anderen?
Tatsächlich ist es so, dass es uns allen so geht. Auch bei dem, der hier vorne sitzt und gelernt hat, 30 Minuten lang nicht mit der Wimper zu zucken, laufen genauso die Gedanken im Geist ab.
Aber wenn man längere Zeit regelmäßig meditiert, dann lernt man mehr und mehr, die Gedankenimpulse, die da sind, zu beobachten und zu akzeptieren, nicht mehr dagegen anzukämpfen und die Unruhe, die eben da ist, wahrzunehmen.
Meditation ist einfacher als man denkt: Aufhören zu glauben, was uns durch den Verstand geht
Es gibt ein schönes Zitat von Byron Katie, die sagt: Wir müssen aufhören zu glauben, was wir denken. Denn unser Geist redet uns den ganzen Tag irgendwelche Sachen ein. Wir können die beklopptesten Sachen im Kopf haben und davon überzeugt sein.
Wichtig ist, dass wir aufhören, den ganzen Mist, den wir uns da über den Tag zurechtdenken, zu glauben. Denn die Gedanken können sich an alles anpassen und sozusagen den größten Blödsinn verzapfen.
Wichtig ist, dass wir lernen: Wir sind nicht der Gedanke, wir sind nicht das Gefühl, sondern wir sind dieses Gewahrsein, das die inneren Vorgänge beobachtet. Und wenn wir dieses mehr und mehr kultivieren, dann können wir mehr und mehr gleichmütig Gedanken und Gefühle beobachten. Dann werden wir viel weniger davon gesteuert.
Meditation ist einfacher als man denkt: Die Herrschaft über unsere Gedanken und Gefühle zurückgewinnen
Wir können dann viel bewusster umgehen mit den Gedanken und sie werden mehr und mehr zu unserem Werkzeug, sodass wir die Gedanken und Gefühle benutzen, um in diesem Leben hier zurechtzukommen.
Gedanken sind natürlich nichts Schlechtes. Wir brauchen sie, um zu planen und zu reflektieren. Wir brauchen sie, um Situationen einschätzen zu können und Handlungsimpulse daraus zu generieren. Aber sie sollten uns nicht dominieren.
Im Yoga sagen wir sogar: Wir sollten nicht Opfer der eigenen Gedanken und Gefühle sein, sondern wir sollten sozusagen die Herrschaft zurückgewinnen. Und das tun wir, indem wir schrittweise lernen, den Beobachter zu kultivieren.
Meditation ist einfacher als man denkt: Den Prozess nicht mit dem Ergebnis verwechseln
Wenn wir das wissen, ist es schonmal gar nicht mehr so schwierig sich zur Meditation hinzusetzen, weil wir eben aufhören können gegen die Gedanken und Gefühle anzukämpfen. Es ist nun mal so, dass wir unruhig sind, dass ständig Impulse an der Oberfläche sind.
Wenn wir lernen zu beobachten, wenn wir das alles neutral und wohlwollend akzeptieren und wahrnehmen, dann werden auch irgendwann diese Bewegungen im Geiste flacher und vielleicht sogar zur Ruhe kommen.
Aber das ist nicht das, womit wir anfangen, sondern das ist das Ergebnis, das irgendwann kommt.
Meditation ist einfacher als man denkt: Fünf bis zehn Minuten am Tag bringen bereits positive Effekte
Die Wissenschaft hat festgestellt (durch Untersuchungen, bei denen sie größere Gruppen von Meditierenden beobachtete), dass bereits fünf bis zehn am Tag reichen, in denen man versucht, die Gedanken zu beobachten, um positive Effekte im Alltag zu haben. Das heißt, wenn wir uns allein fünf bis zehn Minuten am Tag hinsetzen und versuchen unsere inneren Vorgänge zu beobachten, dann lösen wir uns dadurch mehr und mehr von diesen inneren Vorgängen und können auch im Alltag besonnener reagieren, weil wir nicht mehr so abhängig davon sind, was ständig für Impulse im Geist auftauchen.
Es ist ja so, dass das meiste, was bei uns im Kopf abläuft, Wiederholungsschleifen sind. Die Psychologie spricht von über 90 Prozent Wiederholungsschleifen, die unsere Gedanken ausmachen. Also nicht nur, dass wir uns einen Großteil unsere Gedanken sparen könnten, weil sie Blödsinn sind ‒ nein, wir wiederholen das auch noch ständig und oftmals so lange, bis wir es dann selber glauben!
Da geht ganz schön viel Energie verloren, wenn wir da unseren Fokus drauf richten und auch noch glauben, was wir denken!
Meditation ist einfacher als man denkt: Viel mehr von unserem geistigen Potential nutzen
Wenn wir lernen aus diesen Denkschleifen auszusteigen, dann können wir viel mehr von unserem geistigen Potential nutzen. Denn zwischen mir und der Welt stehen die Gedanken. Die Gedanken blockieren einerseits einen freien Blick auf die Welt und andererseits verzerren sie den Blick auch noch.
Ein schönes Beispiel, das ihr sicherlich alle kennt: Man geht zehn Minuten spazieren und nach zehn Minuten merkt man plötzlich, dass die ganze Zeit die Vögel zwitschern. Das hat man vorher gar nicht gemerkt, weil man so in Gedanken unterwegs war. Man war sozusagen so im Denken verstrickt, dass es die Wahrnehmung verschlossen hat.
Wenn wir jetzt lernen, nicht mehr die ganze Zeit in Gedanken verstrickt zu sein und stattdessen unsere Wahrnehmung öffnen, kann man sich vorstellen, wie viel Potential da noch steckt an Wahrnehmung der Welt, die uns umgibt.
Meditation ist einfacher als man denkt: Bei dem sein, was gerade ist
Wenn wir so üben, immer mehr bei dem zu sein, was gerade ist, dann können wir immer mehr Facetten der Wirklichkeit wahrnehmen. Denn immer wenn wir in Gedanken sind, können wir gar nicht wahrnehmen, was um uns herum in Wirklichkeit gerade alles geschieht. Wir nehmen dann nur selektiv wahr.
Aber wenn wir aufhören ständig in Gedanken zu sein und uns ständig mit unseren inneren Vorgängen (also auch Gefühlen) zu beschäftigen, wenn wir stattdessen wach und präsent sind, mit unserem Geist bei dem, was gerade ist, dann können wir viel mehr mitbekommen vom Leben.
Das Leben, die Wirklichkeit, ist immer nur hier und jetzt.
In Gedanken sind wir immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber das Leben findet immer nur im Hier und Jetzt statt.
Meditation ist einfacher als man denkt: Sich durch Meditieren mehr der Welt zuwenden
Das heißt, Meditation ist nichts, wodurch wir uns von der Welt entfernen oder wodurch wir weltfremd werden. Im Gegenteil: Es geht darum, dass wir uns der Welt zuwenden. Es geht darum, dass wir bewusst trainieren, bei dem zu sein, was gerade ist ‒ nämlich das Hier und Jetzt.
Da wir alle so verstrickt sind in unseren Filmen und Programmierungen, ist es ganz wichtig, dass wir regelmäßig und immer wieder in der Praxis der Meditation bewusst aussteigen aus diesen Wiederholungsschleifen, aus diesen Assoziationsketten und ankommen bei dem, was gerade ist. Deswegen ist es so wichtig, dass wir meditieren.
Und deswegen ist es so wichtig, dass wir nicht meditieren, um irgendetwas zu erreichen, sondern dass wir einfach meditieren, um zu meditieren, um dieses beobachtende Gewahrsein zu kultivieren. Es ist wichtig, dass wir immer mehr dieser neutrale, wohlwollende Beobachter werden und uns nicht mehr ständig verstricken in Gedanken, Gefühlen und den Dingen, die uns von der unmittelbaren Wahrnehmung trennen.