Zum Ende des 2. Kapitels spricht Sri Krishna über den Rückzug der Sinne von den Objekten der Welt, die entscheidend ist um unabhängig vom steten hin und her der Erfahrungen zu werden.
Diese innere Unabhängigkeit oder neutrales Beobachten ist es, was den Weisen vom gewöhnlichen Menschen unterscheidet: er lebt in der Welt und dient ihr, aber er ist innerlich nur der Beobachter all dessen. Auch ist in dessen Versen wieder die Rede vom Umgang mit Wünschen, auch diese sind nur Erscheinungen im Geste und sie verlieren die Macht über uns wenn wir neutrales Beobachten gelernt haben und alles wohlwollend akzeptieren, dann wird die Einheit mit Brahman erkannt.
Das zweite Kapitel gilt als komplette Lehre der Gita, wer dieses Kapitel verstanden hat und die Essenz der Worte erkannt hat braucht den Rest nicht mehr zu lesen….
Bhagavad Gita 2.66-72 Ende des 2. Kapitels
Die Verse 66-72 im 2. Kapitel der Bhagavad Gita
- Bhagavad Gita, Vers 2.66
नास्ति बुद्धिरयुक्तस्य न चायुक्तस्य भावना |
न चाभावयतः शान्तिरशान्तस्य कुतः सुखम् || २ ६६ ||
nāsti buddhirayuktasya
na cāyuktasya bhāvanā
na cābhāvayataḥ śāntir
aśāntasya kutaḥ sukham
Der Unstete kann das Selbst nicht erkennen, und Meditation ist für ihn unmöglich; und wer nicht meditiert, kann keinen Frieden finden, und wie kann es Glück geben für den Menschen, der keinen Frieden hat? - Bhagavad Gita, Vers 2.67
इन्द्रियाणां हि चरतां यन्मनोऽनुविधीयते |
तदस्य हरति प्रज्ञां वायुर्नावमिवाम्भसि || २ ६७ ||
indriyāṇāṃ hi caratāṃ
yanmano.anuvidhīyate
tadasya harati prajñāṃ
vāyurnāvamivāmbhasi
„Denn der Geist, der den Spuren der wandernden Sinne folgt, trägt seine Unterscheidungsfähigkeit fort, so wie der Wind ein Boot am Wasser.“ - Bhagavad Gita, Vers 2.68
तस्माद्यस्य महाबाहो निगृहीतानि सर्वशः |
इन्द्रियाणीन्द्रियार्थेभ्यस्तस्य प्रज्ञा प्रतिष्ठिता || २ ६८ ||
tasmādyasya mahābāho
nigṛhītāni sarvaśaḥ
indriyāṇīndriyārthebhyas
tasya prajñā pratiṣṭhitā
„Deshalb, Oh starkarmiger, besitzt der Mensch fortdauernde Kenntnis, dessen Sinne völlig von den Sinnesobjekten abgezogen sind.“ - Bhagavad Gita, Vers 2.69
या निशा सर्वभूतानां तस्यां जागर्ति संयमी |
यस्यां जाग्रति भूतानि सा निशा पश्यतो मुनेः || २ ६९ ||
yā niśā sarvabhūtānāṃ
tasyāṃ jāgarti saṃyamī
yasyāṃ jāgrati bhūtāni
sā niśā paśyato muneḥ
„In dem Zustand, der für alle Wesen Nacht bedeutet, ist der Selbstbeherrschte wach; wenn alle Wesen wach sind, ist das Nacht für den Muni (Weisen), der sieht.“ - Bhagavad Gita, Vers 2.70
आपूर्यमाणमचलप्रतिष्ठं
समुद्रमापः प्रविशन्ति यद्वत् |
तद्वत्कामा यं प्रविशन्ति सर्वे
स शान्तिमाप्नोति न कामकामी || २ ७० ||
āpūryamāṇamacalapratiṣṭhaṃ
samudramāpaḥ praviśanti yadvat
tadvatkāmā yaṃ praviśanti sarve
sa śāntimāpnoti na kāmakāmī
„Der Mensch erlangt Frieden, in den alle Wünsche einfließen wie das Wasser in den Ozean, der unbewegt bleibt, obgleich er von allen Seiten her gespeist wird; nicht aber der Mensch, der voller Wünsche ist.“ - Bhagavad Gita, Vers 2.71
विहाय कामान्यः सर्वान्पुमांश्चरति निःस्पृहः |
निर्ममो निरहङ्कारः स शान्तिमधिगच्छति || २ ७१ ||
vihāya kāmānyaḥ sarvān
pumāṃścarati niḥspṛhaḥ
nirmamo nirahaṅkāraḥ
sa śāntimadhigacchati
„Der Mensch erlangt Frieden, der alle Wünsche aufgegeben hat und ohne Verlangen, ohne den Gedanken von „Meine“ und ohne Ichbewusstsein lebt.“ - एषा ब्राह्मी स्थितिः पार्थ नैनां प्राप्य विमुह्यति |
स्थित्वास्यामन्तकालेऽपि ब्रह्मनिर्वाणमृच्छति || २ ७२ ||
eṣā brāhmī sthitiḥ pārtha
naināṃ prāpya vimuhyati
sthitvāsyāmantakāle.api
brahmanirvāṇamṛcchati
„Das ist der Sitz Brahmans (der ewige Zustand), Oh Sohn Prithas. Keiner, der diesen erreicht hat, unterliegt der Täuschung. Wer darin auch am Ende des Lebens fest verwurzelt ist, erreicht Einheit mit Brahman.“
Neutrales Beobachten ist eine Fähigkeit, die viele Menschen unterschätzen. Es bedeutet, sich zurückzuhalten und bewusst aus der Egoperspektive herauszutreten, um Situationen klar und objektiv einzuschätzen. Egal ob es sich um Probleme innerhalb deiner Familie oder bei der Arbeit handelt, man muss lernen das Geschehen mit all seinen Facetten anzuerkennen. Mit dieser Fähigkeit können wir uns nicht nur besser verstehen und unsere Handlungsweise reflektieren, sondern auch anderen helfen, überflüssige Konflikte zu vermeiden. Neutrales Beobachten ist aber nicht immer einfach. Wir müssen uns zuerst über unsere eigenen Befindlichkeiten bewusst werden und dann versuchen uns Emotionen wie Zorn, Angst und Eifersucht nicht in den Weg stellen zu lassen. Auf diese Weise erlangen wir Klarheit und können schließlich effektiv Gespräche führen oder Probleme lösen. Wenn man diese Kunst des neutralen Beobachtens beherrscht, hat man mehr Kontrolle über die Dinge um einen herum und somit mehr Freiheit im Leben gewonnen. Lernen wir, unsere inneren Vorgänge neutral zu beobachten, wird das auch im Außen möglich!