In diesem Abschnitt der Bhagavad Gita erläutert Sri Krishna seinem Schüler Arjuna wie man in dieser Welt lebt ohne sich immer weiter zu verstricken, wie kann man Handeln ohne Karma zu generieren?
Handeln ohne Karma
Krishna spricht vor allem davon, wie man seine Handlungen im Feuer der Erkenntnis verbrennt. Wenn wir die wahre Natur unseres Selbst erkennen bzw. das Wissen von der Einheit allen Seins unser ganzes Wesen durchdrungen hat, sind wir stets im Einklang. Jede Handlung ist dann aus dem Bewusstsein der Einheit heraus vollzogen und es werden keine Ursache-Wirkungs Ketten (bzw. Wellen) erzeugt die dann auf uns zurückfallen.
Er sagt, dass wir dann nicht handeln, obwohl wir handeln und er meint damit, dass wir durch unser Handeln kein neues Karma mehr erschaffen. Sicher wird die Bedeutung der Verse klarer durch meinen kurzen Vortrag.
Bhagavad Gita, Verse 4.19-22
Die Verse 4.19-22 der Gita
- Bhagavad Gita, Vers 4.19
यस्य सर्वे समारम्भाः कामसङ्कल्पवर्जिताः
ज्ञानाग्निदग्धकर्माणं तमाहुः पण्डितं बुधाः
yasya sarve samārambhāḥ
kāmasaṅkalpavarjitāḥ
jñānāgnidagdhakarmāṇaṃ
tamāhuḥ paṇḍitaṃ budhāḥ
4.19 “Den Menschen, dessen Unternehmungen frei von Wünschen und (selbstsüchtigen) Absichten sind und dessen Handlungen im Feuer der Erkenntnis verbrannt worden sind – ihn nennen die Wissenden einen Weisen.” - Bhagavad Gita, Vers 4.20
त्यक्त्वा कर्मफलासङ्गं नित्यतृप्तो निराश्रयः
कर्मण्यभिप्रवृत्तोऽपि नैव किंचित्करोति सः
tyaktvā karmaphalāsaṅgaṃ
nityatṛpto nirāśrayaḥ
karmaṇyabhipravṛtto ’pi
naiva kiṃcitkaroti saḥ
4.20 “Er hat die Verhaftung an die Früchte der Handlung aufgegeben, ist stets zufrieden und von nichts abhängig und tut nichts, obwohl er tätig ist.” - Bhagavad Gita, Vers 4.21
निराशीर्यतचित्तात्मा त्यक्तसर्वपरिग्रहः
शारीरं केवलं कर्म कुर्वन्नाप्नोति किल्बिषम्
nirāśīryatacittātmā
tyaktasarvaparigrahaḥ
śārīraṃ kevalaṃ karma
kurvannāpnoti kilbiṣam
4.21 “Er hofft nichts und beherrscht seinen Geist und sich selbst, er hat alle Habgier aufgegeben und ist nur körperlich tätig. So schafft er kein Paapa, so sündigt er nicht.” - Bhagavad Gita, Vers 4.22
यदृच्छालाभसंतुष्टो द्वन्द्वातीतो विमत्सरः
समः सिद्धावसिद्धौ च कृत्वापि न निबध्य
yadṛcchālābhasaṃtuṣṭo
dvandvātīto vimatsaraḥ
samaḥ siddhāvasiddhau ca
kṛtvāpi na nibadhyate
4.22 “Zufrieden mit dem, was er ohne Zutun erhält, frei von Gegensatzpaaren und Missgunst, und gleichmütig in Erfolg wie Misserfolg, ist er nicht gebunden, obgleich er handelt.”
Karma Yoga ist eine der drei yogischen Wege, die in der Bhagavad Gita erklärt werden. Die Grundidee ist, dass jedes Individuum für sein Handeln verantwortlich ist und dass jede Tat Auswirkungen auf die Welt hat. Karma Yoga bedeutet, dass man sein Handeln als eine rein spirituelle Praxis betrachtet, ohne sich darum zu sorgen, was man dafür bekommt oder welchen Konsequenzen das haben kann. Indem man seine Taten als eine Art Opfer betrachtet, das der Göttlichkeit gewidmet ist, kann man die ständige Angst vor dem Ergebnis vermeiden und sich auf die spirituelle Entwicklung selbst konzentrieren. So kann man Handeln ohne Karma neu zu generieren.
Anders gesagt:
In unserer heutigen Gesellschaft wird häufig die Idee verbreitet, dass man für seine Taten belohnt oder bestraft werden muss. Diese Ansicht mag in manchen Fällen zutreffend sein, doch letztendlich sind die Folgen unseres Handelns nicht immer linear und direkt auf den Handlungsperformer beschränkt. Es ist daher oft schwierig, ein konkretes Ergebnis für eine bestimmte Aktion zu erhalten. Um dies zu vermeiden, ist es vorteilhaft uns von dem Gedanken des Karmas zu befreien und universeller werdende Ziele zu verfolgen, statt nur einzelne Ergebnisse anstreben. Wenn wir aufhören, alle Handlungen nach ihrem unmittelbaren Nutzen abzuwägen, können wir uns mehr Zeit nehmen, um die größeren Zusammenhänge des Lebens als Ganzes zu betrachten und somit etwas Bedeutsames für die Welt schaffen.