Der Begriff “Erleuchtung” kommt aus dem europäischen Raum und hat kein direktes aquivalent in den östlichen Traditionen, daher ist dieser Begriff im Bezug auf das Yoga sehr unscharf und auch irreführend.
Im Yoga und in anderen spirituellen Traditionen gibt es das Ziel, über das Alltagsbewusstsein hinauszugehen und eine besonders tiefe Erfahrung bzw. hohe Erkenntnis zu machen, die dann dauerhaft ist. Zu diesem Ziel des Yoga, welches ich am liebsten im Deutschen als “Befreiung” bezeichne, gibt es sehr viele höchst unterschiedliche Konzepte, die sich zum Teil sehr stark widersprechen.
Erleuchtung ist nicht zu verstehen
Zu beachten ist dabei zunächst, dass die Erkenntnis oder der Zustand um den es geht über das bekannte und fassbare hinausgeht und kaum zu beschreiben ist, alle Worte, die man dazu benutzt, würden nicht ausreichen. Die verschiedenen Theorien rund um “Erleuchtung” kann man grob einteilen in Konzepte als “Erfahrung” und als “Erkenntnis. Im Vedanta geht es um die eine Erkenntnis unabhängig von Erfahrung, in den meisten anderen Wegen wird es als ultimative Erfahrung definiert. Wie dem auch sei, ich möchte hier einige Konzepte von Erleuchtung, Befreiung, Erwachen” vorstellen, in der Hoffnung, damit die Verwirrung zu lichten.
Im Buddhismus werden verschiedene Begriffe oft einfach als “Erleuchtung” übersetzt, wobei ganz andere Inhalte damit gemeint sind.
Buddhistische Synonyme für Erleuchtung
- Nirvana: Der Zustand der Leere hinter der Fülle.
- Bodhi: das Erwachen oder Erkennen, im Theravada Buddhismus.
- Prajna: das essentielle Bewusstsein hinter dem Erfahrungsstrom, im Mahayana Buddhismus.
- Kensho & Satori: die wahre Natur erkennend, aus dem Zen.
- Buddhanatur: das volle Erwachen zu Weisheit, Mitgefühl und Fähigkeit des Buddha.
In den westlichen Traditionen (dazu zähle ich an dieser Stelle auch den Islam) gibt es auch vielfältige Konzepte rund um Erleuchtung, so gibt es beispielsweise im Sufismus vier Stufen der Erleuchtung.
Erleuchtung in Stufen laut Lehre des Sufismus
- Auslöschen der sinnlichen Wahrnehmung,
- Aufgabe des Verhaftet Seins an individuelle Eigenschaften,
- Sterben des Ego,
- Auflösung in das göttliche Prinzip.
Und auch im mystisch orientierten Christentum gibt es interessante Konzepte, wie zB:
- Augustinus sagte, es geht um das Hören des Wort Gottes im Inneren als Akt der Gnade
-
Dyonisos Aeropagita “Ekstase als Heraustreten aus sich selbst und zum Gehoben werden hin zum über wesentlichen Strahl des göttlichen Dunkels.”
- Unio Mystica ist ein Begriff für die mystische Einheitserfahrung
Jedoch geht es mit in diesem Artikel eigentlich um die Yoga-Konzepte zum Thema.
In den unterschiedlichen Yoga-Wegen werden auch verschiedene Ziele des Yoga definiert.
Erleuchtung in den verschiedenen Yoga Wegen
- Jnana Yoga- die wahre Essenz des Seins zu erkennen.
- Bhakti & Karma Yoga- sich Gott ganz hinzugeben.
- Raja Yoga- Den Geist zur Ruhe zu bringen.
- Hatha & Kundalini Yoga- Die Kundalinikraft in alle 7 Chakras bringen.
Begriffe für Erleuchtung im Yoga
- Moksha ist wohl der wichtigste und bekannteste Begriff zum Thema und bedeutet wörtlich “Befreiung” und gemeint ist die Freiheit von Samsara, dem Kreislauf der Wiedergeburten.
- Jivanmukti ist der Begriff für einen Menschen der zu lebzeiten die Verwirklichung erreicht hat.
- Turya wörtlich “das vierte” meint jene Erkenntnis des reinen Bewusstseins welches die drei Zustände von Wachen, Träumen und Tiefschlaf übersteigt und durchdringt.
- Unmani Avastha ist der Zustand im Hatha Yoga wo Geist und Atem vollständig zur Ruhe kommen und die Energien gänzlich in den 7 Chakras aktiviert ist.
- Kaivalya bedeutet wörtlich “Einsamkeit” oder “Losgelöstheit” und laut Svetaswatara Upanishade die “direkte Einsicht in die Wahrheit.
- Kevala Asti, Kevala, Kaivalyamukti sind Begriffe die sich von Kaivalya ableiten.
- Atma Nivedana ist die “vollständige Hingabe des Selbst”, ein Begriff aus dem Bhakti Yoga wo das Selbst getrennt von Gott betrachtet wird.
- Paramapada ist wörtlich “der letzte Schritt” ein Begriff aus dem Bhakti Yoga
- Samadhi ist ein Zustand besonders tiefer Meditation gekoppelt mit Extase und Stille, wobei dieser nicht mit Moksha zu verwechseln ist und sich in verschiedene Arten einteilen lässt:
- Savikalpa Samadhi “mit Samen” Samadhierfahrung der Dreiheit wo Subjekt und Objekt und Wahrnehmung vorhanden bleiben, später folgt Nirvikalpa Samadhi “samenlos”.
- Asamprajnata Samadhi “ohne Unterscheidung” das Nonduale Samadhi wo alles zu einem wird.
- Sahaja Samadhi das natürliche und anstrengungslose Samadhi
Es gibt noch viele weitere Formes des Samadhi, die jeweils feine Unterschiede beschreiben, so z.B. Badha, bhava, Chaitanya, Nirodha, etc. Hier noch einige Begriffe mit Samadhi, die etwas Spezielles meinen:
- Mahasamadhi ist das Verlassen des Körpers
- Jalasamadhi ist der rituelle Suizid im heiligen Fluss und auch die Bestattung im Wasser.
- Samadhi-Schrein ist die Begräbnisstätte großer Meister.
Shankaracharya sagt:
Atma Bodha, Vers 21:
“So wie Feuer die direkte Ursache für das Kochen ist, kann Befreiung nicht ohne Erkenntnis erreicht werden. Verglichen mit allen anderen Disziplinen ist die Erkenntnis des Selbst das einzige direkte Mittel zur Befreiung.”
Der alles sieht, den aber niemand sehen kann, der durch den der Verstandaufleuchtet, bewusst wird, den aber selbst nichts erleuchten kann.Der alles kennt, vom Körper bis zum Ego, den aber niemand kennt.Dies ist das Selbst , unteilbar, ewig, selig, reines Wissen, unwandelbar —seiner selbst als Gewahrsein bewusst,durch das alle Sinne und Organe ihre Funktion erhalten.