Eine Leserin stellte mir die Frage, wie sie als spirituelle Person oder Yogi mit Menschen umgehen kann, die nicht “spirituell” im weitesten Sinne sind. Das ist eine Frage die mir durchaus öfters gestellt wird, und die sich sicher jeder der auf dem Weg der Bewusstwerdung voranschreitet früher oder später stellt.
Harry Potter nennt sie “Muggles”, die Araber sprechen von den “Kafir”, die “Hare Krishnas” sprechen von Menschen auf dem “Irrweg”, für Juden sind es die “Gojim” und der Vatikan spricht von “Ketzern”, “Atheisten” und “Heiden”. Aus einer etwas universelleren Spirituellen Sicht geht es nicht um Glaube oder Unglaube, nicht Schwarz oder Weiß, sondern einfach darum, dass jeder Mensch woanders steht. Keiner ist wirklich “weiter” oder “nocht nicht so weit” sondern jeder hat mit seinen eigenen Themen zu tun und hat seinen Blick auf entsprechendes. Und so ist es auch immer wichtig das Gegenüber nicht als “noch nicht so weit” oder ähnliches zu sehen.
Ich sehe Kommunikation als die wichtigste spirituelle Übung an. Und so ist es wichtig jedem Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihm wirklich offen zuzuhören, statt abzuschweifen. Ihn nicht nur auf der Sachebene zu verstehen sondern zu versuchen ein Gefühl für den anderen zu bekommen, zwischen den Zeilen zu lesen. Nur dann können wir den anderen wirklich so annehmen wie er ist und ihm Wertschätzung entgegenbringen.
Letztlich geht meine Empfehlung zurück auf den Satz:
“Den anderen dort abholen wo er steht!”
Das bedeutet: wohlwollend Annehmen und Akzeptieren wie der andere ist, womit er beschäftigt ist und was das aktuelle Thema ist. So kann der andere offen und frei Agieren, sich mitteilen und ein wirklicher Austausch kann beginnen.
Wenn der andere sich und seine Anschauungen verteidigen muss, macht er zu!
Ich habe früher immer den Fehler gemacht, andere Missionieren zu wollen. Meine Einsichten in der Meditation, meine Aha-Erlebnisse, meine Erfahrungen hielt ich für so wichtig, dass ich sie mit anderen Teilen wollte, ja musste. Dabei bin ich dann leider fast immer auf Widerstand gestossen. Klar, niemand mag sich belehren oder überzeugen lassen. Es macht eben jeder “zu”, wenn er von aussen etwas aufgedrückt bekommt. Nachvollziehbar. Also wie gehen wir dann mit unserem neuen Bewusstsein um, welches ja so wichtig erscheint um es mit anderen zu Teilen?
…und das am liebsten ohne “spirituell angehaucht”, “Weltfremd” oder “Eso-Spinner” zu sein. Wie können wir unsere Erkenntnisse und Einsichten transportieren, so dass sie offen aufgenommen werden?
Ganz einfach: Durch Sein! Wenn wir uns einfach auf unsere Praxis und die Gegenwärtigkeit ausrichten, werden unsere Mitmenschen von selbst aufmerksam. Sie Fragen sich: “Warum ist er so entspannt”, “Es ist schön, mit ihr zusammen zu sein, sie ist so liebevoll” oder ähnliches. Und dann beginnen sie neugierig zu werden und früher oder später werden sie beginen zu fragen. Und dann sind sie offen für unsere spirituelen, yogischen, religiösen oder wie auch immer Gedanken. Dann können wir beginnen uns mitzuteilen, denn der Andere hat selbst entschieden, sich dafür zu öffnen.
Etwas anderes, was auf dem gesagten aufbaut, ist auch folgendes: Wir sollten uns bewusst darüber sein, das die Wahrheit immer im Auge des Betrachters liegt. Also die Welt ist immer so, wie wir sie sehen und interpretieren. Unsere Wahrnehmung passt sich genau an unsere Denkweise an und was wir aufnehmen, bestätigt immer das was wir Denken. Also ist es wichtig in einem Gespräch nicht zu sehr in Opposition zum Anderen zu gehen, nicht das Gefühl zu vermitteln dem Anderen nur zu widersprechen. Sondern wichtig ist es hier zunächst die Gemeinsamkeiten im Denken mit dem Anderen zu suchen und zu unterstreichen. So kann man dann nach und nach darauf aufbauend seine Einsichten in des Gegenübers Denkweise einbauen. Das bedeutet dann, den Anderen abzuholen, wo er steht! Es kling ein bischen nach einem psychologischen Trick, ist es auch. Warum nicht, schließlich möchten wir Heilung bringen, Helfen, Aufwecken.
Noch etwas erscheint mir wichtig. Wenn wir auf unserem spirituellen Weg voran schreiten, werden wir uns zwangsläufig verändern. Wir bekommen nach und nach eine andere Weltsicht, andere Schwerpunkte, andere Gewohnheiten. Wir entfernen uns von dem, wie andere uns bisher gesehen haben. Das führt natürlich auch dazu, dass sich die Art der Begegnungen mit anderen grundlegend ändert. Es ist dann schwer für uns mit alten Freunden eine neue Kommunikationsebene zu finden, und schwer für die anderen mit den Veränderungen umzugehen. Da geraten wir mitunter leicht in die Falle, uns zu verstellen und eine Maske aufzusetzen. Das macht es dann noch schwerer. Meine Anregung hierzu: Authentisch sein. Also auch hier zu üben immer bei Sich zu bleiben, sich zu spüren, gegenwärtig zu sein. Und seinen Gefühlen, den Gedanken sowie der Wahrnehmung zu trauen und sie umzusetzen. Das kann schwierig sein: Beziehungen werden sich ändern, Freundschaften vielleicht darunter leiden. Aber es kann nur richtig sein wahrhaftig zu sein und sich treu zu bleiben. Bewusst Sein bedeutet eben auch sich wahrhaftig zu zeigen, sich nciht zu verstellen. Dann fühlen wir uns echt an, dann sind wir authentisch und klar.
Noch ein letztes. Ich empfehle, sich nicht ausschließlich mit Spirituellem zu befassen. Man sollte sich auch noch mit weltlichen Themen beschäftigen. Zum einen um sich zu erden, zum anderen um Gesprächsthemen zu haben außerhalb der Spiritualität. Ich zum Beispiel beschäftige mich gerne mit Fußball und Politik. Da kann man mit mir immer ein Schwätzchen halten… und so komme ich ganz “normal” rüber. 😉