Wie das Yoga in den Westen kam: In diesem kurzen Audiobeitrag aus einem Satsang erzähle ich wie sich die uralte Yogatradition nach vielen Jahrhunderten der Geheimhaltung schliesslich auf die ganze Welt verbreitet hat. 5000 Jahre hat sich das Yoga quasi im verborgenen entwickelt und wurde nur vom befugten Lehrer zum geeigneten Schüler weiter gereicht. Doch einige große Meister des 19. und 20. jahrhunderts erkannten die Wichtigkeit und Bedeutung der Yogalehrer für das moderne und postmoderne Zeitalter.
Im Beitrag erzähle ich kurz von den Wichtigsten Indischen Meistern die verantwortlich waren für das Aufkeimen der Yogabewegung die sich inzwischen verselbstständigt hat…
Der Weg des Yoga in den Westen, Audio Vortrag
Die Meister die ich im Beitrag aufzähle sind:
- Shri Ramakrishna
- Swami Vivekananda
- Paramahansa Yogananda
- Krishnamacharya
- Iyengar
- Desikachar
- Patabhi Jhois
- Indra Devi
- Swami Sivananda
- Swami Vishnu-Devananda
- Swami Satchidananda
- Aurobindo
- Ramana Maharshi
- Maharishi Mahesh Yogi
- Krishnamurty
- Rajneesh Osho
Wie Yoga in den Westen kam
Ich will aber jetzt eigentlich was erzählen über die Entstehung des Yoga, vor allen Dingen wie Yoga in den Westen kam.
Wie ihr wisst, das Yoga ist uralt, es geht auf Wurzeln zurück, die sich verfolgen lassen auf über 5 000 Jahre. Da gab es also archäologische Funde in Nordindien, die auf ein solches Alter hindeuten. Und wie wir wissen und alle mitbekommen, boomt das Yoga heutzutage sehr, immer noch, es wird wahrscheinlich auch noch so weitergehen. Man sagt, bei uns in Deutschland sind es ungefähr 5 Prozent der Bundesbürger, die so ab und zu mal Yoga machen. In Amerika sind es schon 10 Prozent der Bürger. Das heißt, wir haben hier noch ein bisschen Potenzial.
Interesse am Hinduismus im 19 Jahrhundert
Interessant ist zu schauen, wie das Yoga sich so im Westen verbreiten konnte. Und da können wir ein bisschen zurückgehen ins 19. Jahrhundert. Da gab es parallel im Grunde genommen zwei Bewegungen. Zum einen gab es bei uns hier im Westen sehr viele Indologen und Religionswissenschaftler, die sich intensiv mit der indischen Spiritualität beschäftigt haben. Also im 19. Jahrhundert gab es da vor allen Dingen auch sehr bekannte deutsche Indologen und Religionswissenschaftler, wie zum Beispiel Heinrich Zimmer oder Max Müller. Es gab eine berühmte Leipziger Schule von Indologen, die viele klassische Texte übersetzt haben und dadurch zugänglich gemacht haben.
Übrigens, das Goethe-Institut bildet weltweit in der deutschen Sprache und der deutschen Kultur und so weiter aus. Indien ist das einzige Land, wo das nicht Goethe-Institut heißt, sondern da heißt es Max-Müller-Institut. Weil Max Müller in Indien, obwohl den hier kaum einer kennt, noch heutzutage großen Einfluss hatte in Indien. Er hat nämlich viele klassische Texte übersetzt ins Deutsche, ins Englische und die sind darüber dann im indischen Volk verbreitet worden. Was vorher nur den gelehrten Sanskrit-Wissenschaftlern möglich war, diese Texte zu lesen, konnten dann auch Leute, die einfach nur Englisch konnten.
Und so gab es hier im Westen ein großes Interesse an indischer Spiritualität. Und wir hatten in den 20er Jahren einen großen Esoterik-Boom hier in Deutschland auch. Also großes Interesse für, was man damals Esoterik und Okkultes nannte. Ist im Grunde dasselbe, was wir heute als Spiritualität bezeichnen, nur haben die Terminologien sich geändert. Parallel dazu gab es aber in Indien, Yoga ist ja immer eine Geheimwissenschaft gewesen, ein paar Meister, die schon im 19. Jahrhundert daran gearbeitet haben, das Yoga mehr öffentlich zugänglich zu machen.
Die Wurzeln des modernen Yoga
Vor allen Dingen wäre da zu nennen der große Meister Ramakrishna. Sri Ramakrishna Paramahansa, der so ein bisschen, könnte man vorsichtig sagen, verrückt war im positiven Sinne. Der hat nämlich auf seinem spirituellen Weg, nachdem er die Erleuchtung gefunden hat als Kali Priester, hat er ganz viele unterschiedliche spirituelle Wege ausprobiert. Er hat zum Beispiel mal einige Jahre als Christ praktiziert, einige Jahre als Moslem praktiziert, hat überall festgestellt, die Wege führen zum gleichen Ziel. Und dann hat er solche verrückten Sachen gemacht, wie sich einige Wochen lang aufgeführt wie ein Affe, weil er verstehen wollte, wie Hanuman, der Affengott sich gefühlt hat. Dann hat er einige Wochen lang sich als Frau verkleidet und ist rumgelaufen und wollte nachvollziehen, wie Radha, die Gemahlin von Krishna, sich wohl gefühlt hat, die sich ganz ihrer weiblichen Liebe für Krishna hingegeben hat.
Aber Ramakrishna war sehr einflussreich in Indien und er war sehr freigiebig, was die höchsten Lehren anging, die er erfahren hat und die er durchschaut hat und hat diese sehr freizügig weitergegeben. Einer von seinen oder wahrscheinlich sein größter Schüler war Swami Vivekananda. Und der war der erste Yogi, der in den Westen gegangen ist. Und zwar gab es 1896 eine große Konferenz der Religionen in Chicago. Und dort war er eingeladen, um dort einen Vortrag zu halten über indische Spiritualität. Und der Vortrag, den er dort gegeben hat, war sehr aufsehenerregend, weil er gesagt hat, dass in der Essenz alle Religionen gleich sind und das Gleiche wollen und hat sozusagen die Teilnehmer dazu aufgerufen, die Parallelen mehr zu sehen als die Trennlinien.
Der Swami Vivekananda hat Bücher geschrieben, die sind damals auch sehr verbreitet gewesen. Er ist nur leider sehr jung gestorben, er hat schon mit 32 Jahren seinen Körper verlassen, war aber in den paar Jahren schon sehr aktiv. Und er war so in gewisser Weise der Vorreiter, der das Yoga schon mal so ein bisschen in den Westen gebracht hat. Und dann gab es verschiedene Meister, die so in den 20er, 30er Jahren in Indien großwurden, wie Swami Sivananda, dessen Ruhm auch weit über Indien hinausging und dessen Bücher auch weltweit verbreitet wurden. Aber außer Swami Sivananda und seinen vielen Schülern gab es eben auch noch den Yogananda, Paramahamsa Yogananda, der auch in den 30er, 40er Jahren nach Amerika gegangen ist und dort eine große Organisation aufgebaut hat, sehr viel Einfluss hatte, auch auf prominente Leute, um das weiter zu verbreiten. Und die kommen beide so aus Indien, sind nach Amerika gegangen.
Und in Südindien gab es noch einen Yogameister, das war Sri Krishnamacharya, der war selber gar nicht so berühmt. Er war eigentlich so in Insiderkreisen bekannt, aber seine Schüler, und zwar vier von seinen Schülern, wurden sehr berühmt. Das waren BKS Iyengar, nach dem ist das Iyengar Yoga benannt, das war Pattabhi Jois, der hat das Ashtanga Yoga definiert und das war Desikachar, auch ein großer Yogameister und eine Yogameisterin namens Indra Devi. Diese vier haben das Yoga vor allem nach Amerika gebracht und dort verbreitet. Und ein Großteil der Yoga-Praktizierenden, man kann sagen, die meisten Yogis heutzutage praktizieren entweder nach Sivananda und seinen vielen Schülern oder Krishnamacharya und den vielen Schülern. Es gibt natürlich noch weitere, aber das sind die Hauptsächlichen.
Dann gab es natürlich rund um die Flower-Power-Bewegung noch mal ein großes Aufbäumen des Yoga-Booms und zwar gab es da auch verschiedene Meister, die da parat waren, um sich um die vielen verlorenen Blumenkinder zu kümmern. Da gab es also vor allen Dingen Maharishi Mahesh Yogi, dann Yogi Bhajan und den Shrila Prabhupada. Diese drei, zwei davon, die ich genannt habe, das waren nicht unbedingt Hatha Yogis, Shrila Prabhupada ist ja der Gründer der Hare-Krishna-Bewegung, der dann natürlich das Bhakti Yoga vor allen Dingen gelehrt hat. Und Maharishi Mahesh Yogi hat vor allen Dingen eine bestimmte Meditationstechnik gelehrt und hat so vedische Schriften und die Lehren daraus in den Westen gebracht. Und Yogi Bhajan ist ein Yogameister, der aus der Sikh-Tradition kommt. Das ist in Indien auch eine eigenständige Religionsgemeinschaft. Das ist das, was wir heute kennen als Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan.
Dann gab es die vielen Schüler von Swami Sivananda, die in die ganze Welt hinausgegangen sind. Zum Beispiel den Swami Satchidananda, der hatte so einen Rauschebart und graue Haare, der hat also das Woodstock-Festival eröffnet. Da gibt es Bilder von, wie er in seinem Swami-Gewand mit dem Rauschebart auf der Bühne saß, ich habe mal den Text von der Ansprache gelesen, ganz inspirierend. Und viele andere Schüler von Swami Sivananda haben eben im Westen gearbeitet. Natürlich, für uns besonders wichtig, Swami Vishnu Devananda, der 1954 nach Amerika ging und vor allem Hatha Yoga erst mal gelehrt hat und dann den integralen Yoga vermittelt hat.
Viele andere weise Indians haben auch noch dafür gesorgt, dass der Westen mit indischer Spiritualität versorgt wird. Da ist zum Beispiel noch zu nennen Sri Aurobindo, er war ein Yogi, der zugleich revolutionär war, der hat auch mal lange im Knast gesessen und da viel praktiziert und viele hochphilosophische Bücher geschrieben über integrales Yoga im weitesten Sinne.
Dann gab es noch Krishnamurti. Er wurde bekannt, weil er zum Weltenretter und Heiland ausgerufen wurde von einer Loge oder von einem Orden. Und als er dann die Volljährigkeit erreicht hat und ausgerufen wurde zum großen Weltenlehrer, hat er kurzerhand diesen Orden aufgelöst und gesagt: Es gibt keinen Weg, keinen Lehrer, keine Lehre, sondern jeder muss seinen eigenen Weg finden. Und hat sich da rausgezogen. Jahre später hat er angefangen, sehr schöne, tiefgreifende Bücher zu schreiben, die sehr weit verbreitet sind. Und natürlich, nicht zu vergessen Ramana Maharshi. Wahrscheinlich der Top-Guru des letzten Jahrhunderts in Indien, der aber den Schwerpunkt rein auf authentisches und intuitives Vedanta gelegt hatte. Das ist ja nur ein Aspekt des integralen Yoga.
Zwischenfrage: Und den Osho?
Osho, der hat sozusagen auch das Vakuum, was durch die enttäuschten Erwartungen der Flower-Power-Bewegung da war, ausgenutzt und mit seinen Methoden dann sehr viele Schüler angezogen und inspiriert und den Westen sicherlich auch maßgeblich geöffnet für indische Spiritualität im weitesten Sinne.
Sicher gab es noch viele mehr, aber das waren so ein bisschen die wichtigsten Meister, die das Yoga in den Westen brachten. Also zum einen drang das Yoga aus Indien vor, viele große Meister, die ihre Schüler in den Westen geschickt haben, zum anderen gab es eben auch immer wieder eine große Offenheit im Westen für diese Dinge. Also vor allen Dingen in den 20er Jahren, diese Esoterik-Okkulte-Bewegung und dann später eben die Flower-Power-Bewegung, die dann sehr offen war und mal schauen, wie es weiter geht.