Der Name Durga bedeutet wörtlich “schwer zugänglich” oder “nicht begreifbar”, sie ist also ein großes Mysterium. Es ist auch die Kurzform von “Durgatinashini” was bedeutet “die das Leiden vernichtend”.
Durga, Essenz der Götter
Durga Ma ist sicher neben der Göttin Kali die bekannteste der Göttinnen Indiens, weitere sind z.B Lakshmi, Saraswati, Radha und Anapurna. Sie wird bereits im ältesten Text der Inder verehrt, so gibt es im Rig Veda das Durga Sukta welches sich an sie richtet.
Letztlich gibt es nur eine Göttliche Mutter die gerne als Mahadevi bezeichnet wird und viele Namen und Formen annehmen kann. Durga gilt als der weibliche Aspekt des absoluten Brahman. Während Brahman statisch und unwandelbar ist, gilt die Mutter als dynamisch und tätig. Sie wird meistens dargestellt auf einem Löwen oder Tiger sitzend und mit 4-20 (meistens 10) Armen in denen sie Waffen trägt. In vielen Texten wird auch Parvati als eine Foorm der Durga genannt und somit auch Shiva als ihr Gemahl.
“Oh du Lotusäugige, sei uns segenbringende Wahrheit, die wir nach Wachheit streben. Oh Durga, du bist zu allen freundlich, die deine Zuflucht suchen, liebevoll zu all deinen Verehren, so gewähre auch uns deinen Segen und beschütze uns.” Mahabarata 4.6
Das jährliche Fest “Navaratri” hat je nach Region und Tradition verschiedene Hintergründe und Bräuche. Weit verbreitet ist die Verehrung der Göttlichen Mutter in ihen wichtigsten Formen: Saraswati, Lakshmi und Durga, ausserdem wird das Devi Mahatmya gelesen. Aber ebenso wird das Fest auch verwendet um die 9 Formen der Durga hintereinander zu verehren, diese Variante ist verbunden mit dem Text Devi Kavacha und dem Navadurga Stotram.
“Erstens die Göttin der Inspiration, und zweitens die Göttin der Heiligen Studien. Die Dritte ist die Göttin der Freude über die Praxis, die Göttin der reinigenden Strenge ist die Vierte. Fünfte ist die Göttin, die Göttlichkeit beschützt, sechste ist diejenige, die immer rein ist. Siebte ist die Göttin der dunklen Nacht der Überwindung des Egoismus, die Göttin des großen strahlenden Lichtes ist die Achte. Neuntens ist die Göttin, die die Perfektion gewährt. Die neun Durgas, die Schwierigkeiten der Schwierigkeiten, wurden aufgezählt, und diese Namen wurden von der großen Seele des Höchsten selbst offenbart.” Navadurga Stotram
Durgas Waffen
Durga hat sich manifestiert um Dämonen zu töten, daher ist sie mit vielen Waffen ausgestattet die sie zum Teil vn anderen Göttern bekommen hat.
- Trishul der Dreizack wurde ihr von Shiva gegeben und er symbolisiert die souveränität über die drei Gunas.
- das Schwert steht für Weisheit und es wurde ihr von Kaala gegeben.
- Sudarshan Chakra ist der machtvolle Diskus des Vishnu der ihre Macht überdie Welt symbolisiert.
- Das Muschelhorn hat sie von varuna bekommen und es steht für den Klang des Om.
- Den Donnerkeil bekam sie von Indra dem Gottkönig.
Entsprechend der Anzahl Arme mit der sie dargestellt wird sind es mehr oder weniger Waffen.
Moksha Mantra der Durga
- oṃ śrī-durgāyai namaḥ
-
ॐ श्रीदुर्गायै नमः
Durgas Ursprung im Devi Mahatmya
“Oh Devi, du bist die Intelligenz, mittels derer die Essenz aller Schriften verstanden wird. Du bist Durga, das Boot, das die Menschen über den schwierigen Ozean der weltlichen Existenz führt und frei von Anhaftung ist. Du bist Shri, die sich dauerhaft im Herzen Vishnus niedergelassen hat und du bist auch Gauri, die sich mit Shiva verbunden hat.” Devi Mahatmya 4.9
Die Göttin Durga ist vor allem bekannt aus den Geschichten aus dem Devi Mahatmya, einem Subtext des Markandeya Purana. In diesem Text der besonders für Shaktas (Verehrern der Göttlichen Mutter) von Bedeutung ist, geht es um einen hundertjährigen Krieg zwischen Dämonen und Göttern. Ein besonders bösartiger Dämon der in der Gestalt halb Wasserbüffel und halb Asura (Dämon) erscheint bedroht die Macht der Götter. Mahishasura hatte einen Segen erhalten, dasss er niemals durch ein männliches Wesen getötet werden könne. Er war mächtig und perfide, seine Armee bedrohte sogar die größten der Götter und es musste etwas geschehen.
Aus vielen Lichtstrahlen entsteht die Durga
9. Nachdem Visnu und Siva die Worte der Devas gehört hatten, erschienen grimmige Zornesfalten auf ihren Gesichtern.
10-11. Dann entströmte dem Gesicht Vishnus, der voller Zorn war, ein großes Licht. Das gleiche geschah mit Brahma und Shiva. Dem Körper von Indra und anderen Devas entwich ebenfalls ein sehr großes Licht. Und all diese Lichtströme vereinigten sich.
12-13. Die Devas sahen dort eine Konzentration von Licht vergleichbar einem Berg, der von lodernden Flammen umgeben ist. Dann vereinigten sich diese unnachahmlichen Lichtströme, die aus den Körpern der Devas entstanden und alle drei Welten mit ihrem Glanz durchdrangen, zu einem einzigen und es entstand eine weibliche Form.
Durga bekommt ihre Waffen
Die “weibliche Form” war Durga Ma, sie ist also aus dem Licht entstanden, welches aus den anwesenden Göttern strömte. Daher wird gesagt sie sei die Essenz der indischen Götter. In iher größten Not haben sie ihre Kräfte gebündelt um gegen die Dämonen zu kämpfen. Durga musste alerdings noch mit Waffen ausgestattet werden:
20-21. Siva schuf einen Dreizack aus seinem eigenen Dreizack und bot ihn ihr dar; und Visnu fertigte eine Wurfscheibe aus seiner eigenen Wurfscheibe und überreichte sie ihr. Varuna gab ihr ein Muschelhorn und Agni einen Speer. Maruta schenkte ihr einen Bogen sowie zwei Kelche voller Pfeile.
22.-23. Indra, der Gott der Devas, schuf aus seinem Donnerkeil einen weiteren und aus der Glocke seines Elefanten Airavata eine zweite und schenkte ihr beides. Yama stellte für sie einen Stab aus seinem eigenen Todesstab her und Varuna, der Gott des Wassers, gab ihr eine Schlinge;
Brahma, der Gott der Wesen, bot ihr eine Perlenkette und einen Wasserbecher dar.
Durga bezwingt Mahishasura
Nach einem langen Krieg der im Text sehr ausführlich beschrieben wird bezwingt Durga den Dämonen Mahishasura am Ende des 3. Kapitels, es wird wie folgt beschrieben:
33. Der große Asura verwandelte sich daraufhin wieder in einen Büffel und erschütterte die drei Welten mit all ihren beweglichen und unbeweglichen Dingen in ihren Grundfesten.
34. Darüber war Candika, die Mutter der Welten, sehr erbost. Sie nahm in langen, wiederholten Zügen einen Göttertrank zu sich, lachte laut und ihre Augen röteten sich.
35. Und auch der Asura brüllte, berauscht von seiner Stärke und Tapferkeit, und schleuderte der Devi Gebirgszüge mit seinen Hörnern entgegen.
36. Sie zermalmte diese mit einem Pfeilregen und sprach ihn in hastigen Worten an; und die Farbe ihres Gesichtes verwies auf die berauschende Wirkung des Göttertrunks.
37.-38. Die Devi sprach: “Brülle, du Narr, brülle, so lange ich diesen Wein trinke(3).Wenn ich dich getötet habe, werden die Devas alsbald genau an dieser Stelle brüllen”.
39.-40. Der Rsi fuhr fort: Nach diesem Ausruf sprang sie hoch und landete auf diesem großen Dämon. Sie drückte ihren Fuß auf seinen Nacken und stieß ihren Speer in seinen Körper.
41. Mahisasura, der nun unter ihrem Fuß gefangen lag, ging hierauf in seiner ursprünglichen, jedoch nur halben Gestalt aus seinem eigenen Büffelmaul hervor. Die Devi hatte ihn durch ihren Heldenmut bezwungen.
Mahishasuramardini
So wurde sie zu “Mahishasuramardini” was bedeutet:
- mahisha = Wasserbüffel
- asura = Dämon
- mardini = Bezwingerin
Ebenso bezwang sie dann noch die beiden Dämonen Sumbha und Nisumbha und deren Generäle Chanda und Munda, die Geschichte dazu im Devi Mahatmya ist recht lang.
Durga erzeugte Kali aus ihrem Zorn
Später taucht im Text noch ein weiterer bösartiger Dämon namens Raktabija auf, den die sie nicht selbst bezwingen konnte. Raktabija hatte die Fähigkeit sich mit jedem Tropfen seines Blutes, der auf die Erde fällt zu vervielfältigen. Die Vielzahl an Raktabijas trieb sie dann in den Wahnsinn, aus ihrem Zorn entsprang dann die Göttin Kali.
Ya Devi Sarva Bhuteshu – Hymne an die Göttin
Hier Auszüge aus dieser schönen klassischen Hymne des Devi Mahatmya an die Göttin aus verschiedenen Übersetzungen.
12. Immerwährender Gruß der Durga, die uns durch Schwierigkeiten hindurch führt, die die Essenz und die Urheberin von allem ist; die das Wissen über die Unterscheidungskraft ist; und deren Angesicht blau-schwarz als auch rauchblau ist.
13. Wir werfen uns nieder vor Ihr, die gleichermaßen äußerst gütig wie auch äußerst schrecklich ist; wir verneigen uns vor Ihr wieder und immer wieder; Gruß Ihr, der Erhalterin der Welten. Gruß der Devi, die in Gestalt der Willenskraft erscheint.
Ehre der Göttin, der Großen Göttin!
Ehre der Segensreichen!
Ehre Ihr, die alles erschafft und erhält!
Ehre sei immer wieder Durga,
die uns aus der Bedrängnis führt,
die Urgrund ist und Schöpferin von allem!
Ehre, immer wieder Ehre
Aus dem Durga Sukta
“Ich nehme Zuflucht bei der göttlichen Mutter Durga ,
sie glänzt wie ein Feuer durch ihre Buße,
sie lebt in Aktionen und deren Früchte und macht sie wirksam,
Und ich grüße sie, die uns hilft, unsere Schwierigkeiten zu überwinden.”
Durga im Mahabharata
Im Mahabharata Epos wird die Göttin 2 Mal sehr prominent genannt. Im Buch 4, dem Virata Parva beten die Pandava Brüder inbrünstig zur Göttin:
“…Du hast wahrlich die himmlischen Bereiche geheiligt, indem du das Gelübde der ewigen Jungfräulichkeit angenommen hast. Oh Göttin, du hast den Dämonen Mahisha in seiner Büffelgestalt besiegt, wofür du von den Göttern zum Schutz der drei Welten angebetet wirst. Oh du erste aller Gottheiten, erfülle uns mit deiner Gnade, zeige uns dein Erbarmen und sei auch uns eine Quelle des Segens. Du bist Jaya und Vijaya (die Torwächter der Wohnstätte von Vishnu). Du bist es, die den Sieg im Kampf gewährt. Oh Göttin, gewähre uns Sieg und gib uns Segen, auch in dieser Stunde der Qual…”
Auch im Bhisma Parva Buch 6 gibt es ein schönes Gebet an die Göttin:
“…Oh große Göttin, laß durch deine Gnade den Sieg im Kampf stets mit mir sein. In unzugänglichen Bereichen, an Orten der Angst und in Schwierigkeiten, in den Wohnstätten deiner Anbeter und in den unteren Bereichen (des Patala bzw. der Höllen) wohnst du für immer. Nur du besiegst beständig die Dämonen. Du bist das Unbewußte, der Schlaf, die Illusion, die Bescheidenheit und die Schönheit (aller Kreaturen). Du bist das Zwielicht, du bist der Tag und die Nacht, du bist Savitri, und du bist die Mutter. Du bist Zufriedenheit, du bist Wachstum, du bist das Licht (der Welt). Du stützt die Sonne und den Mond und läßt sie scheinen. Du bist der Wohlstand von denjenigen, die reich sind….”
Swami Sivanandas Gebet an die Göttin
aus dem Buch „Götter und Göttinnen im Hinduismus“
Oh Durga Devi!
Oh glückverheißende Mutter!
Du bist:
…Gottes Maya!
…Seine unergründliche Form.
…die Mutter dieser Welt.
…die große Urenergie.
…der Samen dieser Welt.
…das Licht des Wissens.
…die, die Zuflucht gewährt.
…Schönheit, Liebe und Barmherzigkeit.
…Du bist Prakriti, Durga.
…Gegrüßet seist Du.