Die Stille liegt jeder Bewegung und jedem Lärm zugrunde, es ist die Essenz allen Seins. Sie hat das Potenzial uns zu uns selbst zu führen, wenn wir uns auf sie einlassen und sie in uns wirken lassen. Sie ist eine Medizin, ein Allheilmittel welches nichts kostet, außer die Bereitschaft sich ihr hinzugeben. Diese geräuschlose Ruhe bringt uns in Resonanz mit unserer Seele und bringt alles wieder ins Gleichgewicht. Sie scheint erst kaum zu ertragen und wird dann die Quelle aller Freude. Möge sie zuerst uns selbst heilen und uns dann helfen sie auszudrücken, mögen wir das Allheilmittel ausstrahlen.
Es gibt viele Gründe, warum Stille heilsam sein kann und zu einem Allheilmittel wird. Zunächst einmal können geräuschlose Momente helfen, Stress und Anspannung zu reduzieren. Wenn man in einer lauten Umgebung lebt oder arbeitet, ist es schwierig, sich zu entspannen und Kraft zu schöpfen. Die Stille ermöglicht es uns, uns selbst zu beobachten, über unser Leben nachzudenken und uns selbst und unsere Gedanken besser kennenzulernen. Eine regelmäßige Zeit der Einkehr in Ruhe kann helfen, unser spirituelles und emotionales Wohlbefinden zu fördern, unseren Schlaf zu verbessern und unsere Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen. Es kann auch helfen, unser Gedächtnis zu verbessern, neue Ideen zu entwickeln und die Kreativität zu steigern. Sie kann zudem zu einem Gefühl der inneren Ruhe und Zufriedenheit führen.
Das Yoga betont die Bedeutung von Stille für die Erfahrung des wahren Selbst und Allheilmittel um zum Ziel des Weges zu gelangen. Es notwendig, sich regelmäßig Zeit für Stille zu nehmen, um die tiefe Verbindung zwischen der Seele oder dem Selbst und der universellen Energie oder Bewusstsein zu fühlen und zu erkennen. Dadurch kann man erkennen, dass das wahre Selbst ein Teil der universellen Energie ist. Diese Erkenntnis kann helfen, die Einsicht in die Unerschöpflichkeit des Selbst zu vermitteln und die Abhängigkeit von materiellen Dingen und anderen Menschen zu verringern. Außerdem bietet sie die Möglichkeit, die Gedanken in Einklang zu bringen und klarer zu denken, um sich auf das Göttliche zu konzentrieren und zu sich selbst zu finden. Diese absolute Ruhe im inneren kann auch dabei helfen, die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit zu entdecken und das Bewusstsein zu erweitern.
“Das ewige Wort wird nur in der Stille laut.” Meister Erckhart
Allheilmittel Stille – Eintauchen in den Moment
Transkribierter Vortrag
(Einleitung: Ich hatte eigentlich einen komplizierten Vortrag vorbereitet über den 33. Vers im Yoga Sutra, aber ich habe mir überlegt, nichts Kompliziertes zu machen heute Abend. Und dann habe ich gedacht, statt zu meditieren, habe ich mir gedacht, was ich sonst machen könnte. Es ist mir nichts eingefallen. Aber nachdem wir gerade so schön Kirtan gesungen haben und dann jedes Mal nach dem Kirtan singen, so ein schöner Augenblick der Stille da war. Dachte ich. Das ist ein schönes Thema.)
Die Stille. Denn? Letztlich können wir die Spiritualität auf ein paar einfache Begriffe runter reduzieren. Zum Beispiel kann man sagen, es geht einfach darum, allumfassende, bedingungslose Liebe zu kultivieren. Oder man kann sagen Ja, es geht letztlich darum, achtsam zu sein gegenüber dem, was ist. Und ein anderer Begriff, den ich eben gerne nehme, um zu erläutern, worum es geht. In der Spiritualität ist eben der Begriff der Stille. Denn die Stille. Ist letztlich die Essenz von allem bzw. die Stille ist letztlich der Urgrund von aller Bewegung und allem Lärm. Die Stille ist nicht etwas, was da ist, wenn der Lärm nachlässt oder die schöne Musik, sondern die Stille ist immer da als Hintergrund. Die Stille ist immer. Zugrunde liegend. Dem, was ist. Und die Stille ist einer der wesentlichen Begriffe, mit der sich erklären lässt, falls es sich überhaupt erklären lässt, was unser wahres Selbst ist.
Im Yoga benutzen wir da verschiedene Begriffe, zum Beispiel Sat Chit Ananda: Sein, Bewusstsein und bedingungslose Zufriedenheit. Sat Chit Ananda. Es gibt auch einen anderen Ausspruch aus den Veden. Da heißt es I am Atma Shantaha. Mein wahres Selbst ist Frieden oder Stille. Das, was ich in Wirklichkeit bin, ist dieser Frieden in unserem Inneren. Oder diese Stille, die immer in unserem Inneren ist. Und da ist zunächst mal jede Menge Unruhe und Bewegung in uns und in unserem Leben. Aber wenn wir eine genaue Analyse betreiben, dann können wir feststellen, dass dieses beobachtende Gewahrsein, also die Instanz in uns, die die Unruhe und die Bewegung wahrnimmt. Dass die tatsächlich diese Qualität von Stille hat, dass dieses beobachtende Gewahrsein als Urgrund von dem, was wir sind, konstant ist. Unveränderlich ist. Und unberührt ist. Also unabhängig davon, was uns so passiert, unabhängig davon, durch was für Veränderungen wir hindurchgehen.
Das, was wir in Wirklichkeit sind, ist unser wahres Selbst. Ist immer gleich. Das verändert sich nicht. Das können wir uns überlegen, auf unser eigenes Leben bezogen. Dass diese Instanz in uns, die all das beobachtet und wahrnimmt. Und die war genau genauso vor zehn Jahren oder vor 20 Jahren. Was sich verändert hat, ist unser Körper. Die unsere Art zu denken, unsere Gefühlswelt. Auch unsere Erfahrungen, die wir machen. Das sind lauter Dinge, die sich verändern. Sozusagen die Objekte, die in der Stille auftauchen, verändern sich. Aber diese Stille, dieses beobachtende Gewahrsein, das verändert sich nicht, das bleibt immer gleich. Es bleibt immer: Neutral, wohlwollend, allumfassend. Und das ist letztlich das, worum es geht im Yoga, dass wir unsere Verhaftungen oder Identifikationen mit den veränderlichen Bewegungen auflösen und uns immer mehr ausrichten. Eben auf diese Stille, auf dieses Konstante. Weil das hat nicht nur die Qualität von Frieden, sondern eben auch von absoluter Befriedigung, von absolutem sein enthält. Das ist das, was wir als Purnam bezeichnen. Die Fülle, die Fülle ist dann da, wenn wir erkennen, dass diese Stille immer alles durchdringt und dass das unser wahres Wesen ist und dass das nicht unterschiedlich ist. In mir und in dir. Wir alle haben diese Stille in uns. Manchmal können wir sie im Außen erfahren. Manchmal können wir die im Innen erfahren. Aber sie ist immer da.
Und das Gute an dieser Geschichte mit der Stille ist. Das, wenn wir uns mehr und mehr auf diese Stille ausrichten. Dann aktivieren wir damit so einen Selbstheilungs-Mechanismus. Jeder Organismus hat die Fähigkeit, sich selbst ins Gleichgewicht zu bringen. Also wenn wir Krankheiten haben oder wenn wir geistige Disharmonien haben, haben wir ja alle. Dann ist die beste Medizin die Stille. Denn sich auf die Stille auszurichten, bedeutet, dass wir Analyse und Kontrolle loslassen. Denn Analyse und Kontrolle sind Dinge, die wir sozusagen aus unserem Ego oder aus unserem niederen Ich heraus machen. Dass wir zum Beispiel Heilung selbst herbeiführen wollen oder dass wir die Situation kontrollieren wollen. Aber wenn wir loslassen oder wie Byron Katie sagt, wenn wir “aufhören zu glauben, was wir denken”. Ja, dann können wir diese Stille in uns walten lassen. Und die sorgt ganz von selbst dafür, dass die Dinge wieder ins Gleichgewicht gerückt werden. Da brauchen wir nichts für tun, sondern nur loslassen und diese Stille in uns walten lassen.
Übrigens hat Swami Vishnu auch so was Ähnliches gesagt, er sagte “Never trust your mind” – Vertraue niemals deinem Geist, denn der Geist, der kann oder unsere Psyche kann uns ja die verrücktesten Sachen einreden. Es gibt ja die bescheuertsten Ideen, wo Menschen von überzeugt sind. So auch wir selbst, wenn wir zurückdenken, was wir da manchmal für Ideen hatten. Dem sollten wir nicht trauen. Wir sollten dieser Stille trauen. Denn je mehr wir dieser stille Raum geben, je mehr wir statt aus dem. Aus dem reaktiven, programmierten Mustern heraus handeln, oder? Je mehr wir aus den reaktiven, programmierten Mustern heraus handeln, desto mehr entfernen wir uns eigentlich von uns selbst. Und je mehr wir aus dieser Stille heraus agieren, desto mehr kann unsere Intuition wirken. Denn die Intuition können wir nur wahrnehmen aus der Stille heraus. Die können wir nicht aus dem Lärm, aus der Bewegung heraus wahrnehmen. Sondern dafür brauchen wir die Stille. Dafür brauchen wir die Einkehr oder das, der den inneren Bezug auf diese, auf diesen Ruhepol in uns. Und ganz entscheidend finde ich da diesbezüglich, dass diese Stille. In mir die gleiche ist wie die Stille in dir. Das heißt, es gibt eigentlich nur eine Stille. Und die umfasst unser ganzes Sein und Erleben und eben auch unsere Mitmenschen.
Über diese Stille sind wir alle miteinander verbunden. Denn in dieser Stille. Hm, das ist ja auch nur ein Wort. Stille. Genauso wie Sat Chit Ananda nur Worte sind. Aber diese Eigenschaften umschreiben eben diesen Urgrund unserer Existenz, der uns alle miteinander verbindet. Und jeder einzelne Körper Geist Komplex. Ist nur ein Ausdruck dessen. Und irrtümlicherweise identifizieren sich die einzelnen Körper mit sich selbst. Das ist natürlich auf der einen Seite auch wichtig, dass wir in dieser relativen Ebene hier funktionieren und uns auch behaupten können und auch für uns einstehen können. Aber wenn wir das Ziel des Yoga erreichen wollen, wenn wir die Selbstverwirklichung erreichen wollen, dann ist es wichtig, dass wir eben das erkennen, was wir. Dieses eine sind, was uns alle miteinander verbindet oder dessen wir nur individuelle Ausdrucksformen sind. Swami Sivananda sagt: Die Stille ist das Allheilmittel. Die kann sozusagen alles wieder ins Gleichgewicht rücken, wenn wir die in uns zum Ausdruck, zur Entfaltung bringen.