Das heilige Gayatri Mantra gilt als wichtigstes Gebet Indiens und primäres Mantra der vedischen Überlieferung. Es ist eines der besonders machtvollen “Moksha Mantras” mit der Fähigkeit den Suchenden zur Befreiung aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu führen.
Das Gayatri Mantra – heiligstes Gebet Indiens
Das Gayatri Mantra richtet sich an die Manifestation des Absoluten in der lebensspendenden Kraft der Sonne. “Gayatri” ist der Name des verwendeten Versmaßes, und auch der Göttin, die über dieses Mantra regiert, sie wird auch Savitri genannt.
Allerdings kann man das Gayatri Mantra auch atheistisch oder vedantisch betrachten: Das Licht welches angerufen wird ist ein Symbol für Erkenntnis und das Konstruktive.
Wer dies wahrhaftig als das heilige Gayatri kennt, besitzt jede Tugend und kann nicht, oh Bester der Bharatas, für den Untergang dieser Welt verantwortlich sein” Mahabharata 6.4
Seit Urzeiten wurde das Gayatri Mantra in der Überlieferung des Hinduismus und Yoga von Generation zu Generation nur im verborgenen weiter gegeben. Es war immer den oberen Kasten vorbehalten und es ist damit ein typisches Beispiel für Machtmißbrauch der Eliten mit Hilfe des spirituellen Wissens. Seit einigen Jahrzehnten ist das Gayatri Mantra (zum leidwesen der orthodoxen Kräfte) nicht mehr streng geheim. Das Gayatri Mantra ist vor allem im Westen sehr beliebt, zum einen weil es so eine stark spürbare Energie entfaltet, zum anderen weil es sich eher an das unpersönliche Göttliche Licht richtet.
Klassische Rezitation des Gayatri Mantra:
Ursprung des Gayatri Mantra
Das Gayatri Mantra basiert auf dem Vers des Rigveda 3.62.10, wobei im Quelltext womöglich absichtlich eine Silbe fehlt. En Teil des Mantras steht auch zum Beispiel im Yajurveda, im Harivamsa, im ManuSmriti und im Taittiriya Aranyaka (2.11.1-8).
In der Chandogya Upanishad heißt es im Vers III.12.1.-6:
“Gayatri ist all das existierende Sein. Die Sprache ist Gayatri, denn es ist die Sprache, die singt und die alle Furcht überwindet.”
In der Brihadaranyaka Upanishad (4.14.4.) steht geschrieben:
“Dieselbige behütet (tra) das Gesinde (gaya); nämlich das Gesinde sind die Lebensorgane; weil sie die Lebensorgane behütet, darum heißet sie Gaya-tri. Wenn einer (ein Lehrer) eben jene Sonnenstrophe einem vorsagt, so behütet dieselbige dem, welchem er sie vorsagt, seine Lebensorgane.”
Die Chandogya und die Brihadaranyaka Upanishade gelten als älteste Upanishaden und sie sind etwa 2800 Jahre alt, mindestens seit diesser Zeit ist also dieses Mantra so wichtig. Vor allem für die angehörigen der Priester Kaste ist das Gayatri Mantra bedeutsam, die sog. Brahmanen haben seit der vedischen Zeit des Hinduismus (weit vor Christi Geburt) das Wissen behütet und erhalten und es eben auch dazu benutzt die Machtverhältnisse zu festigen. Die Brahmanen werden auch als “zweimalgeborene” bezeichnet weil die Einweihung in das Gayatri Mantra als Teil der Initiation (Upayana) in die Priester Kaste auch als zweite Geburt gilt.
Hier das Gayatri Mantra im Original:
ॐ भूर्भुवः स्वः ।
तत्सवितुर्वरेण्यं ।
भर्गो देवस्य धीमहि ।
धियो यो नः प्रचोदयात् ॥
“oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tát savitúr váreniyaṃ
bhárgo devásya dhīmahi
dhíyo yó naḥ pracodáyāt”
Übersetzung und Bedeutung des Gayatri Mantra
Übersetzen kann man das Gayatri Mantra auf verschiedene Weise, eine der ersten Übersetzungen des Gayatri Mantra stammte von Sir William Jones aus dem Jahre 1809:
“Let us adore the supremacy of that divine sun, the god-head who illuminates all, who recreates all, from whom all proceed, to whom all must return, whom we invoke to direct our understandings aright in our progress toward his holy seat.”
Oder in der Übersetzung des legendären Indologen Monier-Williams 1882:
“Let us meditate on that excellent glory of the divine vivifying Sun,
May he enlighten our understandings.”
Hier eine Übersetzung von mir:
“Aus der Einheit, dem Ursprung allen Seins manifestieren sich die drei Ebenen der Existenz deren alldurchdringende strahlende Essenz wir verehren, möge dieses Licht unseren Geist erleuchten und unsere Meditation zur Wahrheit führen!”
Geschichte über die Entstehung des Gayatri Mantra
Das Gayatri Mantra wurde vom großen Rishi Vishvamitra offenbart und der Welt hinterlassen. Vishvamitras Geschichte wird im Vortrag erläutert, das besondere ist seine Motivation die ihn auf dem Weg vorangetrieben hat: er wurde durch Neid und Eifersucht Motiviert und hat sehr intensiv praktiziert.
Die Geschichte habe ich aus dem Buch “Heilende Mantras” von Thomas Ashley-Farrand vorgelesen. Da diese Geschichte Teil der indischen Kultur ist, und sie auf diese Weise schon seit Jahrtausenden weitervermittelt wird, gehe ich davon aus, dass hier das Urheberrecht nicht greift. Das Buch ist sehr zu empfehlen.
Hier das Buch aus der ich die Geschichte vorgelesen habe: (wird nicht auf allen Browsern angezeigt)
Das Gayatri Mantra ist die “Mutter der Veden”
Das Gayatri Mantra richtet sich an die Göttin Savitri, daher wird es auch das Savitri Gayatri genannt, also die Anrufung der Göttin Savitri im Gayatri Versmaß. Savitri ist eine Sonnengöttin bzw. ein Aspekt des Göttlichen der mit der Kraft des Sonne assoziiert wird, sie steht besonders für den Sonnenauf- und untergang. Gemeinhin wird das Mantra so interpretiert, dass es um die Anrufung des kosmischen Lichtes geht, für welches Savitir steht. Das kosmische Licht ist sozusagen das wahre Selbst eines jeden Wesens, das Licht steht für Erkennen, denn wir erkennen nur was ins Licht fällt.
Gayatri Versmaß
Es trägt den Namen weil es mit dem vedischen gāyatrī Versmaß rezitiert wird, dieses Versaß enthält immer 3×8 Silben, also insgesamt 24 Silben. Wobei vor den eigentlichen 24 Silben zunächst noch das ॐ “om” und die mahāvyāhṛti (große Äusserung) genannte Anrufung rezitiert wrd, also om bhūr bhuvaḥ svaḥ und dann das eigentliche Gayatri Mantra. Dieses mahāvyāhṛti verbindet die drei Existenzebenen miteinander, also die physische, die astrale und die kausale.
Das Gayatri Mantra als Symbol für den modernen Hinduismus
Das Gayari Mantra hat eine wichtige Rolle gespielt bei der Reformbewegung des Hinduismus und auch im Befreiungskampf der Inder gegen die englischen Besatzer. Zunächst stand das Gayatri Mantra für die geistige Elite Indiens die als obere Kaste ihr Wissen geheim hielten, mit dem Zugang zum Mantra wurde auch nach und nach das Wissen offenbar. Hierfür waren vor allem die Inologen des 18.Jahrhunderts verantwortlich, diese haben die alten Texte der Inder ins Englische übersetzt und jedem zugänglich gemacht.
Später was das Gayatri Mantra identitätsstiftend für die Selbstfindung des Indischen Volkes, ebensowie zb die Bhagavad Gita wurden solche Symbole des Hinduismus benötigt um eine Einheit gegen die englische Besatzung zu schaffen. So hat z.B. Swami Vivekananda im Jahr 1898 begonnen Suchende in das Gayatri Mantra einzuweihen und sie damit auch zu Brahmanen zu erklären, da diese obere Kaste laut Schriften nicht vererbt sondern verdient werden sollte.
Kurzvortrag über das Gayatri Mantra:
Swami Sivananda sagt im Buch “Feste und Fastentage im Hinduismus” über das Gayatri:
Das Gayatri ist die göttliche Kraft, die den Menschen zum Göttlichen transformiert und ihn mit dem strahlenden Licht höchster spiritueller Erleuchtung segnet. Egal welchen Aspekt des Göttlichen jemand besonders verehrt, die zusätzliche tägliche Wiederholung einiger weniger Malas (Rosenkranz mit 108 Perlen) des Gayatri-Mantras wird unermesslichen Reichtum und Segen bringen. Es ist allumfassend anwendbar: ein aufrichtiges Gebet um Licht und Erleuchtung an die allmächtige höchste Geistsubstanz. Das an den Höchsten gerichtete Gayatri-Mantra ist das bedeutendste aller Mantren.”
Vers über das Gayatri aus der Mahanarayana Upanishad XXV.1
“O Gayatri, du bist die Lebenskraft und der Glanz in Allem
Du bist der Ursprung und Nahrung der Himmlischen
Du bist das Universum und auch sein Bestand
Du bist alles was existiert und dessen Lebensspanne
Du übertriffst alles
Du bist die Wahrheit des Pranava (Om)
Ich erwecke dich als Gayatri, Spenderin der Erleuchtung
Ich erwecke dich als Savitri, Spenderin des Lebens
Ich erwecke dich als Sarasvati, Spenderin von Weisheit”
Hier der Soundtrack zu Battlestar Galactica mit dem Gayatri Mantra
Sai Baba über die Wirkung des Gayatri Mantra
- beschützt deinen Körper, schärft deinen Verstand, und verbessert die Kraft deiner Sprache.
- reinigt und klärt unseren Geist (mind) und unseren Körper und macht uns zu Erleuchteten.
- lindert alle Leiden.
- schützt uns von allem Elend (Jammer) und Schaden.
- löscht unser tägliches Karma, welches wir uns immer wieder von neuem aufladen.
- stillt all unser Verlangen und bereitet alles was zuträglich ist, damit wir das Ziel unseres Menschenlebens erreichen – Befreiung!
Das Gayatri Mantra, Abschrift eines Vortrages von Narada
Das Gayatri Mantra, sicherlich das bekannteste von den indischen Mantras im Westen, außer vielleicht das Om. Es ist in Indien auch tatsächlich das heiligste und bedeutsamste aller Mantras. Es wird oft bezeichnet als die Mutter der Veden, weil das Gayatri Mantra so alt ist wie die heiligen Texte der Veden. Und man hat tatsächlich festgestellt, dass die weit über 5000 Jahre alt sind. Dieses Mantra ist eben auch so über 5000 Jahre alt und wird seit dem gepflegt und die Energie dieses Mantras wird weitergegeben von Generation zu Generation.
Ursprünglich geheimes Mantra
Und es ist so, dass bis vor einigen Jahrzehnten dieses Mantra noch streng geheim gehalten wurde. Und zwar ist das Gayatri Mantra das Einweihungsmantra der Brahmanen-Kaste. In Indien hat sich im Laufe der Jahrtausende dieses Kastensystem entwickelt, was ursprünglich eigentlich ein Konzept war, wo es darum ging, Menschen einzuteilen in verschiedene Fähigkeiten und was dann im Laufe der Zeit zu einem Instrument wurde, um Menschen zu unterdrücken, was natürlich verwerflich ist. Aber die obere Kaste oder Bevölkerungsschicht in Indien, das sind die Brahmanen, die Priester, und die haben dieses Gayatri Mantra immer als Einweihungsmantra gehabt. Und sie wurden auch die Zweimalgeborenen genannt, denn die Einweihung in dieses Gayatri Mantra galt als die zweite Geburt, weil das Gayatri Mantra eben so machtvoll ist, so bedeutsam, dass der Empfang dieses Mantras wie eine zweite Geburt ist.
Und erst seit ungefähr 150 Jahren ist dieses Mantra schrittweise zugänglich gemacht worden. Sehr zum Leidwesen der traditionellen Hindus, die oberen Kasten, die dieses geheime Wissen eigentlich für sich behalten wollten. Ebenso wie vieles aus dem modernen Yoga Geheimwissen gewesen ist, was eigentlich nicht öffentlich zugänglich war früher.
Gayatri- Savitri Mantra
Und das Gayatri Mantra ist eine Anrufung an die Göttin Savitri. Die Göttin Savitri ist eine Verkörperung des Sonnengottes. Der Sonnengott hat verschiedene Verkörperungen, ihr kennt das vielleicht aus dem Sonnengruß, da werden verschiedene Aspekte des Sonnengottes angerufen. Wir wissen natürlich, es gibt eigentlich nur einen Gott, nur ein göttliches Prinzip, aber eben in vielen Manifestationen.
Eine Manifestation ist eben die Göttin Savitri. Und die ist verbunden mit dem Aspekt des kosmischen Lichtes. Und das Gayatri Mantra ist wohl im Westen deswegen so weit verbreitet, weil diese Idee des Lichtes etwas ist, was sehr unkonkret ist. Das heißt, die hinduistischen Götter sind ja für uns mit einem westlichen Hintergrund zunächst mal sehr schwierig zugänglich, weil damit immer bestimmte Wesenheiten verbunden zu sein scheinen oder bestimmte Formen verbunden sind, die uns zunächst mal sehr fremd sind.
Gayatri, Anrufung an das kosmische Licht
Das Gayatri Mantra richtet sich eben nicht an solche Wesenheiten, sondern an das Licht. Und das Licht ist ein Symbol für Erkenntnis. Denn da, wo Licht hinfällt, da können wir etwas erkennen. Und wir wollen mit diesem Gayatri-Mantra sozusagen diesen Aspekt der Erkenntnis in uns wachrufen. Und somit ist das Gayatri-Mantra eben auch ein vedantisches Mantra, ein Mantra, was ausgerichtet ist auf die Erkenntnis, darauf, dass wir das, was jetzt noch im Dunkeln liegt, erkennen mögen.
Das Gayatri Mantra ist sehr machtvoll. Ich glaube, vor allen Dingen wegen der ersten vier Worte dieses Mantras. Es beginnt zunächst mit Om. Om ist die machtvollste Silbe, so sagt man im Yoga, denn das Om verbindet uns mit unserem wahren göttlichen Ursprung. Das Om ist der erste Klang, den es im Universum gab, aus dem nach und nach das ganze Universum entstanden ist. Und wenn wir das Om chanten, so führt uns diese Klangschwingung leicht wieder direkt zu uns selbst. Oder Patanjali sagt in seinen Yogasutras: “Das Om ist eine direkte Manifestation von Gott.” Wenn wir also das Om chanten und dabei ganz bewusst sind, können wir unmittelbar in Kontakt treten zu Gott, denn Gott ist ja nicht weit weg. Der ist ja so nahe, dass wir ihn nicht sehen können.
Bhur, Bhuva, Svaha
Und dann die weiteren Worte “Bhur Bhuvah Swah” dieses Mantras, die stehen für die drei Existenzebenen. In der Yoga-Philosophie wird gesagt, dass es eben nicht nur diese physische Welt gibt, die wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können, sondern darüber hinaus gibt es noch andere Existenzebenen. Also wir sprechen von der physischen Ebene, von der astralen Ebene, in der astralen Ebene befindet sich zum Beispiel die Aura und Engelwesen und dergleichen. Und dann gibt es noch die kausale Ebene, die ursächliche Ebene, wo sozusagen die Blaupause des Universums enthalten ist oder wo die tiefsitzenden Ursachen in Form von potenziellen Energien . Und so gibt es diese drei Existenzebenen. Der Mensch besteht ja auch aus diesen drei Körpern, die damit in Beziehung stehen. Und wenn wir dieses Gayatri Mantra chanten, am Beginn rufen wir diese drei Existenzebenen an, dass sie miteinander verschmelzen und dass sie durchdrungen werden mögen vom Klang und vom Wesen des Om, so ist diese erste Zeile schon sehr machtvoll.
Und in den weiteren drei Zeilen, die dann das eigentliche Gayatri Mantra enthalten, die haben eben auch eine wunderschöne Übersetzung. Eine recht lyrische Übersetzung habe ich mir mal aufgeschrieben, ich kann das nämlich immer nicht so richtig behalten, die Übersetzungen:
“Wir verehren das höchste göttliche Licht in den drei Welten. Wir meditieren über dieses Strahlende, Leuchtende. Möge sie unseren Geist erleuchten und zur Wahrheit führen.”
Gayatri Versmaß
Und das Wort Gayatri meint auch ein bestimmtes Versmaß, es gibt eben nicht nur dieses eine Gayatri Mantra, sondern es gibt ganz viele weitere Gayatri-Mantras zu den verschiedenen Aspekten.
Es gibt zum Beispiel das Ganesha Gayatri, das geht
“Om Ekadantaya Vidmahe Vakratundaya Dhimahi Tanno Danti Prachodayat”
So gibt es zu jedem dieser göttlichen Aspekte ein Gayatri-Mantra.
Und Gayatri, das Versmaß, bedeutet, dass es aus drei mal acht Silben besteht. Die Definition von Gayatri ist das Versmaß, was aus drei mal acht Silben besteht. Und eben die zweite, dritte und vierte Zeile dieses Gayatri Mantra besteht eben auch aus diesem Versmaß.
Genau genommen ist es eigentlich das Savitri Gayatri Mantra, weil es sich an die Göttin Savitri richtet und dann eben im Gayatri-Versmaß geschrieben ist.
Wie gesagt, dieses Mantra ist nicht nur in Indien sehr weit verbreitet und hat einen sehr hohen Status, sondern hat eben auch im modernen Yoga eine große Verbreitung und ist sehr beliebt, eben aus gutem Grunde, weil es eben so machtvoll ist. Die Empfehlung ist, dieses Mantra, egal, an welches Konzept von Gott man glaubt, egal, was man sich unter dem Wort Gott vorstellt oder was man für einen Glauben hat, das Gayatri Mantra unterstützt, dieses Licht der Erkenntnis im Inneren wachzurufen. Das ist letztlich das Ziel des Yoga, dass wir das erkennen mögen, was jetzt noch im Dunkeln liegt. Dass wir das erkennen mögen, was wir eigentlich sind, nämlich dieses strahlende Licht der Erkenntnis.