Im Rahmen eines Seminares über Bhakti Yoga habe ich diesen Vortrag über die Christliche Mystik gehalten.
Christliche Mystik hat mit Yoga vieles gemeinsam
Nachdem ich mich viele Jahre vom Christentum abgewandt hatte, um mich eher den östlichen Wegen zu widmen, öffne ich mich nun langsam wieder für meine Wurzeln, denn schließlich bin ich mit christlichem Gedankengut aufgewachsen.
Aus meiner Sichtweise des integralen Yoga kann ich tatsächlich heute ganz anders die Christliche Mystik und deren Inhalte in mein Denken integrieren, als es mir vorher möglich war. Ich bin von meiner Geisteshaltung sowieso ein Universalist und denke, dass die Weisen zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen einfach jeweils andere Worte gefunden haben für ein und dieselbe Sache.
Es gibt nur einen Gott oder ein Göttliches aber in unendlich vielen Formen und Eigenschaften.
Vortrag Bhakti Yoga und Christliche Mystik:
Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag dem komplexen Thema gerecht werde. Einige Fehler sind mir bereits aufgefallen, z.B. gab es bisher noch keinen “Johannes Paul den III.”…
Christliche Mystik
Christliche Mystik ist die konkrete spirituelle Praxis der christlichen Spiritualität. Es ist eine Reise der Suche nach Gott, die durch Meditation (bzw. im christlichen Kontext eher Kontemplation), Reflektion und Gebet erreicht wird. Diejenigen, die sich dieser Praxis widmen, wollen die Tiefe und Weite des Heiligen verstehen, das Unaussprechliche erfahren und mit dem numinosen Ewigen in Kontakt treten.
Viele Mystiker betrachten Christus als den Mittelpunkt ihres spirituellen Weges und beziehen das Leben Jesu in ihr spirituelles Verständnis ein. Sie beten zu Jesus und studieren die Lehren aus seinen Worten. Einige christliche Mystiker betrachten es als notwendig, ausgewählte religiöse Texte zu lesen oder darüber zu meditieren, um die reichen Bedeutungen in ihnen zu erschließen. Andere verbringen Zeit damit, über die Fragen des Lebens nachzudenken oder mit anderen über spirituelle Themen zu diskutieren.
Der Weg der christlichen Mystik kann schwierig sein, aber es ist eine lohnende Reise voller Entdeckungen über das Geheimnis des Himmels. Es bietet uns Einblick in höhere Wahrheiten und gibt uns die Möglichkeit, uns unserem Schöpfer näher zu fühlen. Darüber hinaus kann uns dieser Pfad helfen, verstehen wir uns selbst besser und entwickeln unsere Beziehung zu Gott weiter auf der Grundlage von Liebe und Vertrauen.
Weitere Beiträge zu Christliche Mystik aus dem Blick des Yoga:
- Yoga & Christentum – Gedanken zur Einheit der Religionen
- Jesus Christus und die Lehren des Yoga und Vedanta
- Satsang Talk – Gottes Namen in der Bibel
- der Gott der Bibel im Licht des Advaita Vedanta
- Glaube, Liebe, Hoffnung
- Dein Wille geschehe
Einige Konzepte aus dem Vortrag Christliche Mystik
Verschiedene Konzepte die ich im Vortrag genutzt habe, hier nochmal in schriftlicher Form.
- “mystikós” griech. „geheimnisvoll“ …das Geheimnis Gottes lüften.
- “myo” griech. “schließen” …Augen zu machen und nach innen gehen
- “unio mystica” Ziel der Mystik, die Einheit mit allem, mit Gott
- “Kontemplation” von contemplare: „anschauen, betrachten“
- “Vita contemplativa” als mönchisches Ideal
- „cognitio Dei experimentalis“ die Erkenntnis Gottes aus der Erfahrung
- 3 Grundprinzipien Purificatio, Illuminatio, Unio
- via purgativa das Reinigen der Sinnlichen Ebene, den Tempel fegen
- via illuminativa intellektuelle Schau der unveränderlichen geistigen Dinge
- via unitiva Transzendenz und Verschmelzung mit Gott
- Transzendenz (lat. transcedere, „hinübersteigen jenseits, außerhalb des Bewusstseins“)
- Immanenz (lat. immanere „darin bleiben”, „innewohnend“
Zitate zu Christliche Mystik
“Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird kein Christ sein.” Karl Rahner
„…die logische Konsequenz der Theologie ist der Mystizismus!“ Erich Fromm
„Mystik ist das Ziel der Praxis.“ Plotin
“Ekstase als Heraustreten aus sich selbst und zum Gehobenwerden hin zum überwesentlichen Strahl des göttlichen Dunkels.” Dyonisos Aeropagita
„Ich und Gott sind eins” Meister Eckhart
“Religiöse Erfahrung ist absolut. Man kann darüber nicht diskutieren. Man kann nur sagen, dass man niemals eine solche Erfahrung gehabt habe, und der Gegner wird sagen: ‚Ich bedauere, aber ich hatte sie.’ Und damit wird die Diskussion zu Ende sein. Es ist gleichgültig, was die Welt über die religiöse Erfahrung denkt.’“ C.G. Jung
„Gott kann wohl geliebt, aber nicht gedacht werden. Von der Liebe lässt er sich fassen und halten, vom Intellekt jedoch nicht.“ Aus „Die Wolke des Nichtwissens“
„Leer sein aller Kreatur ist Gottes voll sein, und voll sein aller Kreatur ist Gottes leer sein“ Meister Eckhart
„Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Stroh im Vergleich zu dem, was ich gesehen habe.“ Thomas von Aquin
„Gott will, dass wir aller Güter leer seien, damit er uns mit seiner Gottheit füllen könne.“ Calvin
Die schwarze Katze und die christliche Mystik
- Ein Philosoph sucht in einem dunklen Raum nach einer schwarzen Katze.
- Ein Psychologe hilft anderen, in einem dunklen Raum nach einer womöglich nicht vorhandenen schwarze Katze zu suchen.
- Ein Theologe spricht von einer schwarzen Katze in einem dunklen Raum. Ohne sie zuvor gesucht zu haben, behauptet er, sie gefunden zu haben.
- Ein Mystiker schaltet das Licht ein, das den dunklen Raum erhellt.
“Philosophie sei, sagt der Theologe, wenn jemand in einem absolut dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist. Theologie aber ist, erwidert der Philosoph, wenn jemand in einem absolut dunklen Raum und mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist, und ruft: “Ich hab sie.”
Die 8 Tore der Christlichen Mystik
erkannt durch Vertreterinnen der rheinischen Mystik
- Das Tor des Schweigens im Sinne von Nichtsprechen
- Das Tor des Nicht-Tuns im Sinne von Nicht-Erzwingen
- Das Tor der Einheit im Sinne von Nicht-zwei-Sein
- Das Tor der Liebe ohne alle Vorbehalte
- Das Tor der Einsicht
- Das Tor der Freude ohne alle Ursachen
- Das Tor der Tiefe, wie sie nur in der Höhe zu finden ist
- Das Tor des Raumes
Ken Wilbers Zusammenfassung der Philosophia Perennis, der “ewigen Philosophie der Mystiker”
- Der spirituelle GEIST (Gott, die höchste Wirklichkeit, die absolute Seinsheit, die Quelle, das Eine, Brahman, Dharmakaya, Kether, Tao, Allah, Shiva, Jahweh, Aton, Manitu…) existiert.
- Er muss innen gesucht werden.
- Die meisten von uns erkennen diesen GEIST nicht, weil sie in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität leben, in einem Zustand der Gefallenheit und Isolation.
- Es gibt einen Ausweg aus Sünde und Illusion, einen Pfad zur Befreiung.
- Wenn wir diesem Pfad bis ans Ende folgen, finden wir Wiedergeburt oder Erleuchtung, eine direkte Erfahrung des inneren GEISTES, eine letzte Befreiung.
- Diese letzte Befreiung bedeutet das Ende von Sünde und Leiden.
- Sie mündet in mitfühlendes und erbarmendes Handeln für alle Lebewesen.
Bonaventura
- Zuerst soll die Seele das Licht der Kontemplation nach innen lenken. Dadurch soll sie Einsicht in die eigene Naturhaftigkeit, Versündigung und Begnadung erlangen.
- Dann soll die Seele das Licht der Kontemplation nach außen leuchten lassen. Dadurch erkennt sie, wie fragwürdig Reichtum, weltliche Erhabenheit und irdische Größe sind.
- Weiter soll sie das Licht der Kontemplation auf das Niedere richten. Dadurch gewinnt sie die Einsicht in die Todesnot, das göttliche Strafgericht und die Höllenpein.
- Schließlich soll die Seele das kontemplative Licht auf das Höchste ausrichten, um so die Freuden des Himmels zu schauen.