In diesem Kurzvortrag aus einem Satsang stelle ich eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahre 2003 von Harald Piron über Meditation vor. Für diese Forschungsarbeit hat er Meditierende nach ihren Erfahrungen befragt und diese dann nachher kategorisiert und es in ein Stufenmodell verarbeitet. Soweit es meine Erfahrung betrifft, kann ich dieses Modell gut nachvollziehen und halte es für sinnvoll um das Mysterium Meditation zu verstehen.
Die 5 Phasen der Meditation
“Ihr solltet Meditation üben beim Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen und Arbeiten, beim Händewaschen, Abspülen, Kehren und Teetrinken, im Gespräch mit Freunden und bei allem, was ihr tut. Wenn ihr abwascht, denkt ihr vielleicht an den Tee danach und versucht, es so schnell wie möglich hinter euch zu bringen, damit ihr euch setzen und Tee trinken könnt. Das bedeutet jedoch, daß ihr in der Zeit, wo ihr abwascht, nicht lebt. Wenn ihr abwascht, muß der Abwasch das Wichtigste in eurem Leben sein. Und wenn ihr Tee trinkt, dann muß das Teetrinken das Wichtigste auf der Welt sein.” Thich Nath Han
Die einzelnen Stufen oder Phasen der Meditation sind:
- Hindernisse
- Entspannung
- Konzentration
- Essenzielle Qualitäten
- Non Dualität
5 Phasen der Meditation
Wir haben im Yoga eine ganze Reihe von Modellen, die uns den Vorgang der Meditation strukturiert vermitteln wollen, viele davon sind sehr hilfreich. Ich habe allerdings ein Modell aus der modernen Wissenschaft entdeckt, was ich für deckungsgleich halte mit dem, was die alten Yogis entdeckt haben und womit ich sehr viel anfangen kann. Und zwar ist das ein Modell, das ein Wissenschaftler vor ungefähr 10 Jahren herausgefunden hat, der eine große Untersuchung zu Meditation gemacht hat.
Es gibt ja unterschiedliche Weisen, wie man so etwas untersuchen kann. Zum einen kann man es medizinisch, neurologisch untersuchen, was eigentlich passiert während der Meditation, z.b. Gehirnscans, EEG und ähnliches. Und man kann es psychologisch untersuchen, was für Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung passieren durch die Meditation. Dieser Wissenschaftler Piron hat Meditierende in verschiedensten Traditionen und in verschiedensten Stadien der Meditation befragt über ihre individuellen Erfahrungen. Psychologen finden so etwas ja meistens über Studien heraus, so etwas läuft dann über Fragebögen. Er hat tausende Menschen befragt und hat festgestellt das letztlich jeder Meditierende durch die gleichen Phasen hindurch geht, egal ob man christliche Kontemplation oder buddhistische Meditation übt, jeder geht letztlich immer durch die gleichen Phasen. Er hat diesen Vorgang eingeteilt in die 5 Phasen der Meditation.
1. Hindernisse. Phasen der Meditation
nennt er die Phase der Hindernisse. Diese Phase kennt sicherlich jeder der hier Anwesenden. In dieser Phase hat man dann mit körperlichen Hindernissen zu tun und auch mit geistigen, wie Müdigkeit, Trägheit oder einer Überfülle an Gedanken die einfach nicht zur Ruhe kommen wollen und diese Phase kann mitunter lange dauern. Manchmal durchbricht man diese Phase oder auch nicht.
2. Entspannung. Phasen der Meditation
Wenn man durch die Hindernisse langsam hindurch kommt, folgt eine tiefe Entspannung. Wenn man es z.b. schafft 20 Minuten ganz regungslos sitzen zu bleiben, ohne dass der Körper große Probleme macht und man es dann noch schafft sich einigermaßen zu konzentrieren, dann geht man durch diese Hindernisse hindurch und es setzt eine tiefe Entspannung ein. Diese Entspannung kann man auch untersuchen und das ist auch viel geschehen in der Wissenschaft. Das Herz schlägt langsamer, die Atemfrequenz wird ruhiger, der Hautwiderstand wird niedriger, diese Dinge lassen sich ganz klar messen. Die Gehirnwellen verändern sich, man kommt in eine Art Alphazustand hinein, was man alles klar messen kann. Wenn man sich dann an diese tiefe Entspannung gewöhnt, sich immer mehr und mehr konzentriert, dann wird diese Konzentration irgendwann mühelos und man kommt in die 3. Phase der Meditation.
3. Konzentration. Phasen der Meditation
Wir versuchen uns vorher auch zu konzentrieren, aber hier gelingt die Konzentration und sie wird immer mehr mühelos. Und wir schaffen es dann, den Geist einpünktig auf etwas auszurichten. Wenn wir dann in dieser Phase der Konzentration sind und weiter den Geist konzentrieren, dann folgt die nächste Phase.
4. Essenzielle Qualitäten. Phasen der Meditation
Bei Patanjali in den Yogasutras wird dann genannt, dass man in die Meditation, in Diana, hineinfällt. Herr Piron beschreibt das etwas anders, er sagt dann kommen die essentiellen Qualitäten und man beginnt tiefe Erfahrungen zu machen. Diese können sehr unterschiedlich sein und sehr vielfältig. Angefangen von Energiewahrnehmungen, oder Eingebungen oder auch Erscheinungen und dergleichen, das beginnt wenn man über die Konzentration in eine tiefere Meditation hinein gekommen ist und wenn man dann weiter übt in seiner Meditation bleibt und sich nicht verliert in den Erfahrungen, die man hier macht, dann kommt irgendwann die 5 Phase.
5. Nondualität. Phasen der Meditation
Das ist die Phase wo dann Subjekt, Objekt und der Prozess der Wahrnehmung zu einem Verschmelzen. Das ist letztlich das Ziel des Yoga oder des spirituellen Weges zu erkennen, ich bin eins mit allem. Auf einer absoluten Ebene gibt es keine Trennung zwischen mir als Individuum und der Außenwelt. Sondern es wird zu einem großen Ganzen und zu einer Einheit verschmelzen.
Wozu die Phasen der Meditation?
Wenn wir also meditieren, haben wir durch dieses Modell langfristig eine Aussicht, wie es weitergeht und zum andern ist es auch so, dass jede einzelne Meditation durch diese Phasen geht. Wenn man sich zur Meditation hinsetzt, hat man es zuerst mit Hindernissen zu tun. Heute Morgen z.b. bin ich über die Phase der Hindernisse nicht hinausgekommen. Das kann jedes Mal anders sein. Gestern ging es tiefer hinein, aber heute hatte ich so viele Gedanken und eine Unruhe in mir, dass ich in dieser ersten Phase schon stecken geblieben bin. Das ist auch ganz normal, denn wir üben Meditation um den Geist und das Gefühl und das ganze Bewusstsein zu reinigen und dann ist es eben so, dass manchmal diese Unruhe und die Gedanken da sind und wenn wir es dann schaffen diese zu beobachten und einfach weiterzumachen dann können diese sich mit der Zeit auflösen. Meistens ist es aber so, dass man dann nach einer gewissen Zeit, nach etwa 20 Minuten oder so, in die Entspannung hinein rutscht. Und das ist ein Gefühl, an das wir uns erst einmal gewöhnen müssen. Weil ein anderes Körpergefühl mit dieser tiefen Entspannung verbunden ist. Beispielsweise wird der Atmen sehr flach, man hat das Gefühl man atmet kaum noch. Das ist ein Zustand, an den man sich erst gewöhnen muss. Dann hat man das Gefühl man muss erst mal tief durchatmen. Aber man wird hineingesogen in die Entspannung und der Atem wird so flach das man kaum noch ein und ausatmet. Das ist etwas, das Zeit braucht, dass wir uns darauf einlassen, das wir da Vertrauen entwickeln und das wir hier weiter hindurchgehen, durch diese Phase der Entspannung, weil wir hier eben ein ganz anderes Körperbewusstsein kennen lernen. Ihr kennt das sicher, dass man manchmal das Gefühl hat der Körper ist wie gelähmt und man hat das Gefühl, kann ich mich überhaupt noch bewegen? Und dann schaut man: ah ich kann den kleinen Finger noch ganz normal bewegen es ist gar nicht so schlimm. Und so braucht es Zeit sich an diese einzelnen Phasen zu gewöhnen. Vor allem diese Phase der Entspannung, in die man hinein rutscht, braucht Zeit um sich dort einzurichten und Vertrauen zu entwickeln. Und dann kommt die Phase der Konzentration, wenn wir tief in die Entspannung gesunken sind und die Konzentration immer müheloser und einpünktiger wird und wir es schaffen für längere Zeit uns auf unser Meditationsobjekt auszurichten. Nach Patanjali fallen wir dann durch die Konzentration, die wir bewusst herstellen, fallen wir dann, ähnlich wie wir in den Schlaf hineinfallen, in den Zustand tatsächlicher Meditation hinein und Peron sagt dann das diese 4. Phase essentielle Qualitäten hat, das dort dann tiefe Erfahrungen gemacht werden und diese können eben sehr vielfältig sein. Und in der letzten, dieser Phase der Nondualität, da hat man es dann sozusagen geschafft. Das ist das Ziel der Meditation sich irgendwann zu lösen von den Objekten, ganz zu sich zu kommen, den Geist ganz einzulassen in den Fluss von Bewusstsein und die Einheit Alleinssein zu erfahren. Das sind die 5 Phasen der Meditation von Piron.
“Achte einfach auf den jetzigen Moment, ohne zu versuchen, ihn auf irgendeine Weise zu verändern. Was passiert? Was spürst du? Was siehst du? Was hörst du?” Jon Kabat-Zinn