“dukham sarvam vivekinah” ist eine der zentralen Aussagen im Yoga Sutra, also “für den Wissenden ist alles Leiden”. Bisher hat Patanjali in seinem Sadhana Pada des Yoga Sutra die Konzepte Kriya, Klesha, Meditation und Karma ausgeführt, nun geht es also um das Leiden. Ebenso wie im Buddhismus ist auch im Raja Yoga das “Leiden” ein zentraler Begriff, wobei wohl gemeint ist, dass wir das Gefühl haben “etwas stimmt hier nicht” oder “mir fehlt etwas”.
Dukham sarvam vivekinah ist eine Verkürzung des Verses 2.15 und er bedeutet: “Der Weise erkennt: Alles ist leidvoll”.
Das ist offensichtlich ein Querverweis an Buddhas 4 edlen Wahrheiten:
- Alles bedingte Sein ist Leidvoll.
- Das Leiden hat eine Ursache, die Unwissenheit.
- Leid ist nicht endgültig, man kann sich befreien.
- Es gibt einen konkreten Weg zum Ende des Leids.
Wie so viele Worte aus dem Sanskrit, lässt sich auch “Dukha” sehr vielfältig übersetzen: “unbehaglich, unangenehm, widerwärtig, leidvoll, Leid, Sorge, Qual, Not, Abneigung, Frust, Unglück, Unbehagen, Schmerz, Sorge, Schwierigkeiten, Kummer, Trauer” Mehr dazu im Audiobeitrag.
dukham sarvam vivekinah, Verse 2.15-17
Hier die Verse 15-17 des Sadhana Pada
- 15 „Weise wissen, dass im Leben durch Wandlung, Sehnsucht, Prägung sowie die Wirkkräfte der Natur die im Widerspruch zu eigenen Wünschen stehen, Leid entsteht.“ oder „Für den Unterscheidenden ist alles Leidvoll, bedingt durch Veränderung, nicht existentes, den Eindrücken und dem unerwünschten Wirken der Eigenschaften.“
- 16 „Zukünftiges Leiden sollte man vermeiden.“ oder „Unmanifestes Leid lässt sich verhindern.“
17„Die Verbindung des wahren Selbst mit dem Veränderbaren ist die Ursache für Karma.“ oder „Die Identifikation des Subjekts mit dem Objekt ist die Leidensursache und soll vermieden werden.
Unter diesem Link die ausführliche Übersetzung und Kommentierung.