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Dieser Abschnitt des Yoga Sutra behandelt verschiedene Themen der spirituellen Praxis: Gunas, Filter des Geistes, Prakriti, Purusha und Viveka Khyati. Letzteres bedeutet “unterscheidender Blick”, also das Ausüben einer genauen Differenzierung zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen.
Kurz zusammengefasst sagt Patanjali in diesem Abschnitt folgendes:
- Die Welt wird durch Gunas bestimmt
- Die Welt existiert um sie zu genießen
- Die Gunas filtern unsere Sicht auf die Welt
- Verschwinden die Filter, verliert auch die Welt an Bedeutung
- Irrtümlich ist der Sehende mit dem Gesehenen
- Unterscheidung befreit den Sehenden “Viveka Khyati”
Vortrag zu 2.18-26 über Viveka Khyati und mehr
Hier die Verse 18-26 des Sadhana Pada
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18. “Die Natur der Welt, die aus Licht, Bewegung und Stillstand besteht, wird durch die Elemente und Sinnesorgane erfahren, dient dem Zweck der Erfahrung und Befreiung und bildet das Wahrnehmbare.” oder “Das manifeste Universium, welches aus den Elementen und den Wahrnehmungen der Sinnesorgane besteht, besteht aus Sattwa, Rajas und Tamas und existiert zum Zwecke der Erfahrung und der Befreiung.”
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19. “Die Wirkkräfte sind kategoriesierbar in benennbar, unspezifisch, symbolhaft und jenseits von Symbolen.” oder “Die Grundeigenschaften der Natur haben jeweils die formbildenden Zustände ‘spezifisch’, ‘unspezifisch’, ‘benennbar’, und ‘unbenennbar’.”
- 20. “Der Wahrnehmende nimmt zwar das zu Sehende vollständig wahr, es wird aber durch die Wahrnehmungsorgane verfärbt.” oder “Der Sehende ist reines, unveränderliches Bewußtsein und nimmt durch den Filter des Geistes wahr.”
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21. “Der einzige Grund für die Existenz physischer Objekte ist es, vom Selbst wahrgenommen zu werden.” oder “Prakriti gibt es nur für Purusha”
- 22. “Hat das wahrgenommene seinen Zweck erfüllt, verschwindet es nur für den Erkennenden, es bleibt für andere bestehen, da es für alle gültig ist.” oder “Ist der Zweck erreicht wird es für den Sehenden überflüssig ohne zu verschwinden, da es auch für andere noch einen Zweck zu erfüllen hat.”
- 23. “Die irrtümliche Vereinigung (von Prakriti und Purusha= Samyoga) dient dazu, den inneren Meister und die innewohnende Kraft zu erfahren.” oder “Vereinigung ist die Ursache der Erkenntnis beider Mächte: des Erfahrenden und seines Herrn.” (Vivekananda)
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24. “Die Ursache ist Verwechslung” oder “Der Grund (für die irrtümliche Vereinigung) ist die Unwissenheit.
- 25. “Wenn Unwissenheit schwindet, löst sich die Verbindung, dann ist das Selbst befreit.” oder “Durch Erkenntnis löst sich die Identifikation (Purusha und Prakriti) und der Sehende ist befreit.”
- 26. “Ununterbrochene Unterscheidungskraft ist das Mittel zur Befreiung.” oder “Um es zu lösen, ist pausenloses Differenzieren nötig.”
Hier die ausführliche Übersetzung der einzelnen Verse , jeweils mit schriftlichem Kommentar:
- 2.18-20 Die Wirkkräfte und das wahre Selbst
- 2.21-24 Über das Wandelbare und Identifikation
- 2.25-26 Unterscheidungskraft befreit von Unwissenheit