Der Indische Pantheon gleicht dem sozialen Gefüge des alten Indiens, so gibt es z.B. auch einen Priester der Götter und eben den König der Götter Indra.
König der Götter
Indra Dev gehört zu den wichtigsten Göttern der vedischen Zeit und er wird neben den Göttern Agni und Soma am häufigsten im Rig Veda erwähnt. Der Regenbogen wird nach ihm benannt: indradhanusha ist “der Bogen Indras”. Verheiratet ist er mit Indrani, der Göttin von Zorn, Eifersucht und Nörgelei, sie wird auch Shachi oder Pulomaja genannt. Er reitet auf dem weißen Ur-Elefanten Airavata, dargestellt meist mit 5 Rüsseln, 3 Köpfen und 4 Stoßzähnen. Heute spielt der König der Götter im Gegensatz zu Agni kaum noch eine Rolle im alltäglichen Hinduismus.
Seine Familie
Er ist Bruder des Feuergottes Agni und des Windgottes Vayu und bildet mit beiden eine Art Triade. Die drei sind Kinder der Götter Prithivi (Erde) und Dyaus (Himmel). Allerdings wrd es in anderen Texten nicht so beschrieben, im Mahabharata wird Indra z.B. als Sohn von Kashyapa und Aditi genannt. Kashyapa war Sohn von Marici, einem der Söhne Brahmas und Aditi war älteste Tochter des Daksha. Indra war der älteste von 33 Söhnen.
Indra ist ein bekannter Hedonist und großer Freund des Göttertrunkes Soma.
Traget für Indra den Soma auf, schenket den berauschenden Trank in Humpen ein, denn der Held hat immer Lust nach diesem Trunk!” Rig Veda 2.14.1
Indra in anderen Religionen
Im Buddhismus spielt der Wettergott eine wichtige Rolle, so gilt er als Beschützer der Lehre Buddhas und der Buddhisten. Man sagt auch, er sei es gewesen, der den erleuchteten Buddha dazu brachte, seine Lehre an die Menschen weiter zu geben. Meist wird er allerdings mit einem anderen Namen benannt, nämlich Shakra oder im Pali Sakka.
Ein wichtiges Konzept der buddhistischen Lehre ist “Shunyata”- die Leere, diese wird auch als “Indra`s Netz” bezeichnet.
“Diese Welt war das Netz des großen Sakra (Indra), von mächtiger Größe; Durch dieses Netz von Indra umhülle ich all diese Menschen mit Dunkelheit” Atharva Veda 8.8.8.
Auch im Jainismus spielt er eine wichtige Rolle, so ist er der Himmlische Diener der Thirtankaras, also Göttlicher Begleiter der Rishis und es gibt ihn in 64 Formen als Herrscher über die Teile des Himmels.
Indras Namen
Der Name “Indra” bedeutet “mächtig, stark”, aber er hat noch viele weitere Namen:
- Śakra “der machtvolle”
- Vṛṣan “stark”
- Vṛtrahan “der Vṛtra tötete”
- Meghavāhana “auf der Wolke reitend”
- Devarāja “Herrscher der Götter”
- Devendra “Herr der Götter”
- Surendra “Leiter der Götter”
- Svargapati “Herr des Himmmels”
- Vajrapāṇī “Donnerkeil haltend”
- Vāsava “Herr der Elementargötter”
- Purandara „Städtezerstörer“
- Sacipati „Herr der Kraft“
Im Rig Veda
“Reichlich ist die Gabe deiner ausgedehnten Freigebigkeit, du ratreicher Indra. Darum spende uns Herrlichkeiten, allbekannter guter Herrscher!” Rig Veda 5.38.1
Um die 250 Hymnen des Rig Veda richten sich an ihn, in 50 weiteren wird er erwähnt, er ist somit meistgenannter Gott der Veden.
“Indra ist der König von allem, was sich bewegt und nicht-bewegt, von gezähmten und gehörnten Geschöpfen, er trägt die Keule im Arm. Über alle lebenden Menschen regiert er, wie der Radkranz die Speichen umfaßt er das alles.” Rig Veda 1.32.15
Einen sehr schönen Vers über die Auflösung der verschiedenen Götter im Einen:
Du, Agni, bist Indra, der Bulle aller Seienden, du bist der weitschreitende, verehrungswürdige Vishnu. Du bist der Reichtum findende Hohepriester. Oh du Austeiler, bist Indra gesellt.” Rig Veda 2.1.3
Immer wieder wird er als Gott der Krieger und damit oberster Kshatriya gelobt:
“Ohne den die Völker nicht siegen, den die Kämpfenden um Beistand rufen, der sich jedem gewachsen zeigt, der das Unbewegte bewegt – der, ihr Leute, ist Indra.” Rig Veda 2.12.9
Besonders gefeiert wird Er weil er den Dämonen Vrtra tötete, dieser hatte zuvor den Regen aufgehalten. Da der Wettergott so den Regen gebracht hat, wurde er besonders als Wettergott verehrt.
“Indra erschlug den Vritra, den größten Feind, den Schulterlosen mit der Keule, seiner großen Waffe. Wie Baumstämme, die mit der Axt gefällt sind, liegt der Drache platt auf der Erde.” Rig Veda 1.32.5
Ein großer Teil des Rig Veda dreht sich um den Göttertrunk Soma, so ist auch Indra ein Freund des Rausches:
“Trink, trink doch, tapferer Indra, den Soma! Dich sollen die berauschenden Preßtränke berauschen! Deine Seiten füllend sollen sie dich stärken!…” Rig Veda 2.11.11
Im Mahabharata Epos
Der Held des Mahabharata Arjuna war auch Dialogpartner von Krishna in der Bhagavad Gita. Arjuna war der Sohn des Gottkönigs Indra und Kunti, die ihn mit einem Mantra herbeirief. Die Geschichte kannst du in der Gita-Vorgeschichte nachhören.
Unter den Veden bin ich der Sama Veda; ich bin Indra unter den Göttern; unter den Sinnen bin ich Manas, das Denkprinzip; und ich bin die Intelligenz unter den Lebewesen” Bhagavad Gita 10.22
Hier die Stelle aus dem Mahabharata in der Arjuna seinen Vater im Himmel besucht:
“…Sie alle grüßte er ehrfurchtsvoll und erblickte schließlich den Anführer der Himmlischen, den Gott der hundert Opfer. Der starkarmige Held stieg vom Wagen ab und trat vor den Herrn der Götter hin, seinen Vater. Ein wunderschöner weißer Schirm mit goldenem Stab wurde über sein Haupt gehalten. Er wurde mit himmlisch duftenden Chamaras gefächelt, und viele Gandharvas mit Viswavasu, sowie Barden und Sänger sangen sein Loblied. Die besten Brahmanen rezitierten die Hymnen aus Rig- und Yajurveda. Arjuna grüßte Indra und beugte sein Haupt bis zum Boden. Doch Indra umarmte ihn mit seinen runden und wohlgeformten Armen. Er nahm seine Hand und ließ ihn neben sich Platz nehmen auf diesem heiligen Sitz, den Götter und Rishis verehren. Der Herr der Himmlischen roch an Arjunas demütig gebeugtem Haupt und zog ihn auf seinen Schoß. Dort erstrahlte Arjuna wie ein zweiter Indra. Voller Zuneigung streichelte Indra die schöne Wange seines Sohnes und besänftigte ihn mit seiner duftenden Hand, welche die Zeichen des Donners trug. Auch streichelte er sanft und beruhigend Arjunas schöne und lange Arme, die goldenen Säulen glichen und wegen des steten Spannen des Bogens ganz hart waren. Und der Vernichter von Vritra schaute lächelnd und mit vor Entzücken weit geöffneten Augen auf seinen Sohn, und schien sich nicht satt an ihm sehen zu können. Je länger er ihn anschaute, desto mehr gefiel ihm der Anblick. So saßen Vater und Sohn beieinander, und vermehrten die Schönheit die Versammlung, wie Sonne und Mond gemeinsam das Firmament am vierzehnten Tag der dunklen Monatshälfte verschönern….”
Im Ramayana Epos
Aus feministischer Perspektive ist der König der Götter kritisch zu betrachten, so eine Ausführung im Deccan Chronicle.
“Ahalya, die Frau des Weisen Gautama, hatte eine Affäre mit Lord Indra, der in der Verkleidung ihres Mannes zu ihr kam. Ahalya durchschaute die Verkleidung, zögerte aber nicht, den unanständigen Antrag anzunehmen. Der König der Götter sagte: “Schlanke Dame, der leidenschaftliche Mann wartet nicht auf die richtige Jahreszeit. Ich möchte jetzt mit dir schlafen!” Ahalya war begierig darauf, ein paar gestohlene Momente mit dem König der Götter zu genießen. Mission erfüllt, verkündete sie: “Ich bin vollkommen erfüllt! Nun geh schnell von hier weg und beschütze dich und mich vor meinem Mann!”
Aber ach! Gautama kehrte zu früh zurück und verfluchte sie beide. Indra verlor seine Männlichkeit und Ahalya wurde in der Zeit eingefroren. Der einzige Trost war, dass Ahalya von dem Fluch befreit werden würde, wenn Rama, der Sohn von Dasaratha, käme. Indra stellte jedoch seine Ausrüstung wieder her, indem er sie durch die eines kastrierten Widders ersetzte. Letztendlich erhielt die Dame also die härtere Strafe und lebte danach tugendhaft weiter, während der König der Götter seine amourösen Vergnügungen zweifellos anderswo fortsetzte. In einigen Berichten wurde Ahalya in Stein verwandelt, in anderen wurde sie unsichtbar gemacht. Der Götterkönig wurde verflucht, kastriert zu werden oder von tausend Vulven bedeckt zu sein, die sich schließlich durch eine bequeme (und diskriminierende) Abschwächung des Fluches in tausend Augen verwandelten.”