In diesen beiden Versen des Yoga Sutra beschreibt Patanjali den Weg nach innen und unterscheidet zwischen den ersten Stufen die ganz im Äusseren liegen und den höheren Stufen die sich dann immer mehr nach Innen wenden.
Ashtanga – innere und äussere Glieder
Allerdings liegen dann im Hinblick auf die höheren Samadhistufen alle 8 Stufen des Ashtanga im Aussen, denn die Samenlosen Samadhizustände liegen ganz im inneren, wobei mit “innen” auch das feinstoffliche gemeint ist, denn letztendlich kann nicht klar zwischen Innen und Aussen getrennt werden.
Vers 3.7 des Vibhuti Pada, Patanjali Yoga Sutra
3.7 त्रयमन्तरन्गं पूर्वेभ्यः
trayam-antarangaṁ pūrvebhyaḥ
trayam = drei, dreifach, dreigeteilt
antar = innerlich, innen, zwischen
aṅga = Teil, Glied, Stufe
pūrvebhyaḥ = zum Vorherigen, zum Vorangegangenen, das Erste betreffend
“Innerlich sind diese drei Glieder verglichen mit den früher genannten.”
oder
“Im Vergleich mit den ersten Stufen sind diese drei die inneren Glieder.”
Das Ashtanga ist ja sicherlich das bekannteste und wichtigste Modell aus dem Yoga Sutra, es beschreibt den Konkreten Weg des Raja Yoga. Zunächst werden Empfehlungen gegeben die das alltägliche Leben betreffen, also eine Modifikation der äusseren Handlungen. Dann geht es immer weiter nach innen: über die Körperhaltung, den Atem und die Sinne kommt Patanjali dann zu den zuvor genannten inneren Gliedern: Konzentration, Meditation und Überbewusstsein. Es wird also ein Weg nach innen beschrieben, wie man sich schrittweise mit dem Geist vom Äusseren abwendet um im subtilen inneren Bereich des Seins klarheit und schlummernde Kräfte zu finden. Die ersten 5 Stufen die am Ende des 2. Kapitels beschrieben werden können noch willentlich erreicht werden, aber diese inneren Samyama Stufen Dharana, Dhyana und Samadhi geschehen durch Übung ganz von selbst.
Vers 3.8 im Yoga Sutra des Patanjali
3.8. तदपि बहिरङ्गं निर्बीजस्य
tadapi bahiraṅgaṁ nirbījasya
tat = der, die, das, dieses
api = auch, selbst, sogar
bahir = äußerlich, aussen
aṅga = Teil, Glied, Stufe
nirbīja = samenlos, ohne Samen
“Auch dieses ist sogar ein äusseres Glied im Vergleich mit dem Samenlosen.”
oder
“Jedoch sind sie im Gegensatz zum samenlosen Überbewusstsein immer noch äußere Stufen.”
Patanjali beschriebt in seinem Yoga Sutra viele verschiedene Arten von Samadhi, diese zu studieren macht wenig Sinn wenn man sie nicht erfährt. Aber was wohl wichtig ist, ist die Unterscheidung zwischen den einfachen Samadhi Zuständen und dem Samadhi welches mit der Befreiung gleichzusetzen ist. Die unteren Arten von Samadhi sind grob gesagt ein Zustände in denen das Objekt der Betrachtung ganz aufleuchtet und die Position des Subjektes ganz verschwindet, bei den höheren Zuständen, hier genannt Nirbija “der Samenlose Zustand”, wird alles zu einer EInheit, also weder Subjekt noch Objekt sondern nur eines. Dieses ist dann wie im Vers erläutert als die absolute innere Erfahrung zu verstehen, also noch innerlicher als die Samyama Stufen des Ashtanga.
Soweit mein Kommentar zu den Versen 7 & 8 des Vibhuti Pada in Patanjalis Yoga Sutra.