Sicherlich ist “Sat Chid Ananda” die bekannteste und womöglich auch präziseste Beschreibung der wahren Natur des Selbst.
Sat Chit Ananda Konzept des absoluten
Die Erkenntnis des wahren Selbst als Einheit von allem, was ist, wird als Moksha bezeichnet, die Befreiung. Jede Weise das Ziel des spirituellen Weges in Worte zu kleiden ist abstrakt und kaum nachvollziehbar, weil es eben über die Erfahrungsebene hinausgeht.
Im Yoga nutzen wir verschiedene Konzepte um zu beschreiben, was dieses eine ohne ein zweites ist, jedoch sind dieses immer bloße Worte die etwas beschreiben und nicht die Wahrheit selbst. Die bekannteste Weise das wahre Selbst zu beschreiben ist in den 3 Worten Sat Chit Ananda, die ich in diesem kurzen Vortrag aus einem Satsang genauer beschreibe.
- Sat – reines Sein, Wahrheit, Existenz, Wirklichkeit
- Chit – reines Bewusstsein, bewusstes Sein, Wissen
- Ananda – Glückseligkeit, wunschlose Zufriedenheit, Wonne
Sat Chit Ananda ist ein Sanskrit-Ausdruck, der sich auf die drei Grundaspekte des Seins bezieht: Wahrheit (Sat), Bewusstsein (Chit) und Glückseligkeit (Ananda). Es ist ein Konzept der vedischen Philosophie, welches besagt, dass jedes Wesen in seinem Kern Sat Chit Ananda ist. Das bedeutet, dass jedes Wesen eine unsterbliche, unendliche und sich selbst genügende Seele ist, die in Wahrheit, Bewusstsein und Glückseligkeit geboren und getragen wird.
Sat Chit Ananda – Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit
Wenn wir über Spiritualität sprechen, dann fällt auch oft der Begriff von Selbstfindung oder Selbstverwirklichung. Aber das selbst sind wir ja bereits. Also da gibt es eigentlich nichts zu finden, denn wir sind ja schon, wir sind ja schon das Selbst sozusagen. Und das Selbst lässt sich auch nicht verwirklichen, weil er ist ein bisschen irreführend, der Begriff, weil wir sind ja auch schon das Selbst, sonst könnten wir ja gar nicht sein. Der Begriff Selbstverwirklichung ist, glaube ich, eine falsche Übersetzung aus dem Englischen. Im Englischen heißt es self realisation. Und das kann man übersetzen einerseits mit Verwirklichung, Realisierung, aber andererseits heißt Realisation auch erkennen. Etwas realisieren heißt ja auch etwas tatsächlich erkennen.
Sat Chit Ananda ist mein wahres Selbst
Und so geht es in der Spiritualität eigentlich darum, unser wahres Selbst zu erkennen, nicht zu finden, weil es ist schon da, nicht zu verwirklichen, weil wir sind ja schon verwirklicht hier mit Körper und allem Drum und Dran. Aber es geht darum, das Selbst zu erkennen, zu dem zu sehen, was wir in Wirklichkeit sind. Und die Meister sagen: Wir sind eben nicht der Körper, wir sind nicht die Gedanken, die Gefühle, nicht die Konzepte, die wir so haben. Wir sind auch nicht unsere Besitztümer, unser tolles Auto oder Haus oder so, wir sind auch nicht unser Beruf, wir sind auch nicht unsere Berufung. Wir sind auch nicht die Aura. Wir sind nicht die Energie, sondern das, was wir in Wirklichkeit sind. Das wird meistens beschrieben, einfach als Sat Chit Ananda. Diese drei Begriffe erklären das recht genau. Nur es ist schwierig, das tatsächlich dann zu verstehen und umzusetzen. So wie Ronald Reagan auch mal sagte It’s simple, but it ain’t easy. Es ist einfach, aber nicht leicht. Also das, worum es geht, dieses Selbst eben zu erkennen, lässt sich ganz leicht erklären. Aber das umzusetzen, tatsächlich das zu einer erfahrbaren Wirklichkeit werden zu lassen, dass wir das tatsächlich erkennen, ist eben schwierig.
Sat Chit Ananda – 3 Begriffe, die mein Selbst beschreiben
Das Wort Sat bedeutet Wahrheit oder Existenz. Das kann man auf beide Weisen übersetzen. Also das war das Selbst, ist es wahr und es existiert. Man kann auch sagen, es ist das Sein an sich, es ist die tatsächliche Existenz. Das ist jetzt ein bisschen philosophisch, aber was das bedeutet, ist das Selbst ist immer da, das Selbst ist immer präsent, das Selbst da ist die unumstößliche, immer anwesende Wahrheit.
Zweite Begriff Chit ist Bewusstsein also nicht Bewusstsein in einem westlichen Sinne, wo womit Geist und Psyche gemeint ist, sondern Bewusstsein in dem Sinne des bewussten Seins also. Das ist ein bisschen irreführend. Auch in der Spiritualität benutzen wir das Wort Bewusstsein oft für verschiedene Dinge. Zum einen für das individuelle Bewusstsein. Damit ist der Geist gemeint oder die Psyche und zum anderen aber auch für das Bewusstsein, also das bewusste Sein an sich, also das Gewahrsein. Und mit chit ist eben gemeint, dieses reine Gewahrsein, das bewusste Sein. Also wir haben satt und zieht die Existenz und die und das Bewusstsein darüber, dass wir existent sind, also das Selbst ist. Es ist und es ist sich dessen bewusst. Es ist sich bewusst zu sein. Es ist nicht so weit weg und gar nicht so abgefahren, wie es vielleicht klingt, sondern es geht einfach darum. Das Selbst ist sich bewusst.
Und der dritte Begriff Ananda, der wird auch oft falsch verstanden. Ananda heißt Glückseligkeit, aber mit Glückseligkeit ist hier nicht gemeint, dass wir eine Ekstase erleben, oder? Es wird auch oft gesagt, die höchste Freude, aber die höchste Freude, das ist keine Ekstase, sondern es ist einfach nur die Grundzufriedenheit, die da ist, wenn wir einfach in diesem Selbst verankert sind. Es geht um eine wunschlose Zufriedenheit. Und das ist Ananda, das ist so eine tiefe, ein tiefes Glück, was uns innewohnt, was unsere wahre Natur ist. Unsere wahre Natur ist Glück. Da brauchen wir nichts zu kaufen, nichts zu erreichen, um glücklich zu sein, sondern die Yoga Philosophie sagt: Wir brauchen einfach nur uns unserer selbst bewusst zu sein. Und je mehr wir zu uns selbst kommen, desto mehr kann dieses Ananda, diese wunschlose Zufriedenheit zum Ausdruck kommen. Dafür brauchen wir nichts tun. Wir brauchen nur Dinge loszulassen. Wir sind schon das Selbst.
Ich bin zu stark mit der Welt identifiziert!
Aber unsere falschen Identifikationen, die wir haben. Unsere falschen Rückschlüsse. Nämlich, dass wir glauben, wir sind der Körper. Wir sind der Verstand. Wir sind die Gefühle. Wir sind die Erfahrungen, die wir so machen. Die sorgen dafür, dass wir uns immer mehr von unserem wahren Wesenskern, von diesem selbst entfernen. Und das Yoga will, dass wir sozusagen all diese Schichten wieder loslassen, die unser wahres Selbst verdecken. Und diese Schichten, das sind vor allen Dingen die Identifikationen, die wir haben. Wir identifizieren uns mit unseren Gedanken, Gefühlen und unserem Körper. Und das hält uns davon ab, dieses reine Sein zu erfahren, dieses reine Bewusstsein, diese reine, wunschlose Zufriedenheit eben. Sat Chit Ananda!
Sat Chit Ananda – ich bin eins mit allem
Es gibt noch weitere Begriffe, die versuchen, dieses selbst zu umschreiben. Es wird. Ähm. Wir nennen das ja den Atman und der Atman. Umfasst letztlich Subjekt und Objekt also. Das Gewahrsein in meinem Inneren wird als Subjekt erfahren. Solange, wie ich glaube, getrennt zu sein von den Objekten, die wahrgenommen werden. Das ist ja die normale Weise, wie wir die Welt erfahren. Ich bin der Beobachter von all dem, was passiert. Ich bin getrennt von euch. Aber Selbsterkenntnis bedeutet zu realisieren, dass es dort keine Trennung gibt, dass eigentlich Subjekt und Objekt eins ist. Und das ist das wahre Selbst. Das wahre Selbst ist dieses eine Sein, dieses eine Bewusstsein, dass es keine Trennung gibt zwischen dem Beobachter und dem, was beobachtet wird. Und. Das ist keine Erfahrung. Diese dieses realisieren, dass es keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt gibt, das ist auch kein Zustand, sondern es ist eine Erkenntnis.
Die Meister sagen, es ist nur ein Öffnen. Augen öffnen für die Wirklichkeit und die Wirklichkeit ist schon da. Wir sind schon dieses eine Selbst und wir brauchen dafür nichts zu tun, außer unsere falschen Konzepte loszulassen und zu erkennen. Wir sind schon eins mit allem. Aber um dahin zu kommen, dass zu erkennen, dass wir diese Einheit allen Seins sind. Brauchen wir spirituelle Praxis, obwohl wir im Grunde genommen das schon sind und es eigentlich ganz einfach ist, weil wir brauchen es “nur” (in Anführungsstrichen) zu erkennen, sitzen unsere Vorstellungen so tief, dass wir Jahre, Jahrzehnte Praxis brauchen, um uns von diesen Vorstellungen, Identifikationen, Konzepten, Konditionierungen, Programmierungen zu lösen und dann tatsächlich irgendwann zu erkennen: Es gibt keine Trennung, sondern ich bin diese Einheit, diese Einheit allen Seins, Sat Chit Ananda.
Und von meinem Verständnis ist es eben ganz wichtig zu sehen. Es geht dabei nicht darum, dass es zu einer Erfahrung wird, dass ich plötzlich erfahre, ich bin eins mit allem, sondern dass es eben eine Erkenntnis ist. Weil es ist ja schon so und es gilt eben nur das zu erkennen und. Das Problem ist eben, dass Erfahrungen wechselhaft sind. Mal mache ich die Erfahrung, dass ich voller Licht und Liebe bin und mal bin ich wieder in der Erfahrung, dass ich auch gemein bin und komische Gedanken habe. Es ist wechselhaft. Zustände kommen und gehen. Mal bin ich hellwach, mal bin ich müde, mal bin ich fröhlich, mal bin ich traurig. Aber was dauerhaft ist, ist die Erkenntnis und deswegen sollten wir darauf hinstreben, die Wirklichkeit zu erkennen und nicht die Erfahrung der Wirklichkeit zu verändern.