Gerade sitze ich im Zug und mache mir mal wieder Gedanken über die Menschen um mich herum, ich wundere mich immer wieder über die geistige Abwesenheit der Leute. Die meisten Leute in der Großstadt wirken auf mich sehr uninteressiert an dem, was um sie herum gerade geschieht. Sie sind wohl so sehr von ihren zivilisationsbedingten Alltags-Problemen absorbiert, dass sie nur selten wahrnehmen, was ist und z.B. einfach mal jemanden anlächeln. Das ist schade und es könnte doch auch so anders sein! Zumal doch der ultimative Schlüssel zum Glück in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks liegt.
Vor einigen Tagen war ich mit meinem lieben Freund Marwan in der Stuttgarter Innenstadt unterwegs. Wir waren richtig gut gelaunt und haben viel gelacht, doch seltsamerweise haben wir um uns herum nur griesgrämige Leute beobachtet. Obwohl ein buntes Kulturfest mit Weltmusik in der Stadt veranstaltet wurde, haben wir nur schlecht gelaunte Menschen beobachtet. Man sollte meinen, dass zwei freundliche Jungs wie wir die Spaß haben und offen sind, zumindest manchmal angelächelt werden. Nichts davon, wir haben uns gefühlt wie Aliens, die auf eine prä-Warp Gesellschaft blicken und ihre Verhaltensweisen nicht verstehen. Warum ist das so? Warum sind die Leute nicht bewusster bei dem, was sie tun und vor allem in dem was sie erleben? Ich glaube, dass ein zentraler Punkt zum Erreichen einer besseren Welt darin liegt, dass wir die Gegenwart bewusster erleben. Je mehr wir uns innerlich von der Welt und den anderen Menschen entfernen, desto weiter weg sind wir tatsächlich von uns Selbst. Je mehr wir bei uns selbst sind, desto bewusster erleben wir die unmittelbare Welt um uns herum.
Die vielen Jahre, die ich im Yoga-Ashram im Wald gelebt habe, neigte ich dazu zu denken, dass wir in der Mitte eines großen Bewusstseinswandels leben. Ich dachte: immer mehr Menschen machen Yoga, werden bewusster und machen sich tiefschürfende Gedanken über das Leben und sind offen für einen Bewusstseinswandel. Laufe ich aber durch Städte wie Stuttgart (wo ich lebe) oder Wuppertal (wo ich aufgewachsen bin) bin ich immer wieder erschrocken über die Ignoranz der Menschen gegenüber der einzigen Realität, die es gibt: dem Moment. Sie ignorieren die Gegenwart und flüchten sich in Vergangenes oder erträumen eine bessere Zukunft. Sie sind verstrickt in ihrem Leiden und sehen die Welt nur aus ihrem konditionierten Geist heraus. Dabei ist der einzige Weg in die Freiheit die radikale Hingabe an den Augenblick, das bedingungslose erleben und akzeptieren der Wirklichkeit.
Sicher gibt es viele Menschen die Meditieren, Yoga machen, sich Gott zuwenden und daran Arbeiten, bedingungslose Liebe zu kultivieren, die Welt zu verbessern und sich konstruktiv in das Miteinander einzubringen. Aber wir sind eben leider nur eine Minderheit, das muss ich zu meinem Bedauern immer wieder feststellen.
Was wir tun können? Selbst wach sein, sich darin üben bewusst zu sein und wach zu erleben, was gerade ist.
Das wird einen großen Effekt haben, einerseits auf Dich selbst, andererseits auch unmittelbar auf die Menschen um Dich herum.
Was du auch denkst, sagst und tust: tu es bewusst.

Kali Ma, tatsächlich mit echten Schädeln