Als langfristiges Projekt bin ich dabei die 84 Verse des Narada Bhakti Sutra schrittweise zu kommentieren, den kompletten von mir neu übersetzten Text habe ich dazu in eingeteilt in 9 Abschnitte. Naradas Verse bauen sehr logisch aufeinander auf und es macht viel Sinn den Text, als ganzes zu lesen und jeden einzelnen Vers dabei sacken zu lassen. Beim Kommentieren der Verse fällt mir immer wieder auf, dass ein Vers sich im jeweils nächsten Vers erklärt, daher fasse ich mich mit den Kommentaren kurz.
Verse 7-14 Narada Bhakti Sutra – die Wichtigkeit von Entsagung und Hingabe
7. Bhakti kann nicht dazu benutzt werden Wünsche zu erfüllen, weil mit ihr alle anderen Wünsche aufhören.
Bhakti bedeutet sich ganz Gott hinzugeben, also ihm alles zu geben und alles zu akzeptieren was von ihm kommt. Daher beinhaltet es auch seine Wünsche auf Gott auszurichten und Zufriedenheit zu kultivieren mit dem was man bekommt. Hingabe ist nicht geeignet um sich wie auch immer geartete Wünsche zu erfüllen, weil es genau darum geht diese Ebene zu transzendieren und sein Glück nur noch im Dienen zu sehen.
8. Entsagung besteht darin, alle weltlichen sowie spirituellen Aktivitäten Gott zu weihen.
Tatsächlich geht es bei der Entsagung nicht darum auf irgendwelche Dinge und Erfahrungen zu verzichten, sondern sie Gott zu weihen. So ist auch die Idee der kompletten Entsagung im Yoga nicht als Pflicht zu sehen, sondern als innere Berufung, da nicht äußerlicher Verzicht zählt, sondern das innere Bedürfnis sich von den äußerlichen Wünschen freizumachen. Die Aktivitäten Gott zu weihen bedeutet sie einerseits für Gott oder „das große Ganze“ auszuführen, statt für sich selbst, und andererseits eben auch die Früchte des Handelns zu akzeptieren wie sie kommen.
9. Die Entsagung eines Bhaktas besteht darin, alles auf Gott auszurichten und all das abzuweisen, was der Liebe zu Gott entgegenwirkt.
Der Bhakta soll also sein gesamtes Handeln immer im Geiste dem Gottesdienst ausführen, unabhängig davon was er tut. Auf der anderen Seite gilt es die Dinge zu meiden, die den Bhakta von Gott entfernen, bzw. die der Liebe, Klarheit und Achtsamkeit entgegenwirken. Wenn man sich auf Gott zubewegen möchte, dann mit aller Konsequenz und ohne Kompromisse.
10. Sich mit ganzer Seele Hinzugeben bedeutet, jegliche andere Zuflucht aufzugeben außer zu Gott.
So wie Jesus in der Bergprdigt versprochen hat, wird Gott sich um alles kümmern, sobald wir uns ganz in seine Obhut begeben. Den Weg des Bhakti Yoga zu gehen bedeutet sich ganz dem Willen Gottes hinzugeben, alles für Gott zu geben und das zu akzeptieren was man von Gott bekommt. Das bedeutet in letzter Konsequenz, dass man jede Sicherheit aufgeben soll, wobei es hierbei nicht um äußeres geht (du sollst jetzt nicht deinen Job aufgeben) sondern um inneres, also Vertrauen in Gottes Fügungen entwickeln.
11. Das Zurückweisen all dessen, was der Liebe zu Gott widerspricht, besteht in der Verrichtung der weltlichen und heiligen Handlungen, die der Hingabe an Gott entsprechen.
Wir konzentrieren uns also auf unsere weltlichen Aufgaben und tun stets das was uns hilft zu Gott zu finden, also authentisch, liebevoll und achtsam zu werden. Wir können in jedem Augenblick zwischen vielen Handlungsoptionen wählen, manche davon sind destruktiv, andere konstruktiv.
12. Den heiligen Schriften sollte man folgen, bis das Leben fest in Gott gegründet ist.
Die heiligen Schriften bzw. auch die Meister geben genaue Angaben darüber wie wir unser Leben auf Gott ausrichten können, diesen sollten wir solange folgen, bis wir ganz natürlich und anstrengungslos so handeln wie es Gott entspricht. Wenn also unser Leben fest in Gott begründet ist, brauchen wir keine strengen Regeln mehr, da wir von selbst in Harmonie mit Gott und der Schöpfung sind.
13. Andernfalls besteht die Gefahr zu fallen.
Es ist sehr wichtig sich immer wieder auszrichten auf dem Weg zu Gott, so wie man bei einer Wanderung immer wieder auf die Karte schaut um sein Ziel zu finden. Auf dem Bhaktiweg lauern überall Irrwege, Sackgassen und Rückschritte, daher helfen uns die Schriften uns immer wieder auf das Ziel auszurichten. Zu fallen bedeutet sich wieder allzusehr in weltliches zu verstricken.
14. Soziale Sitten und Gebräuche sollen befolgt werden und Tätigkeiten für die Gesunderhaltung des Körpers wie Essen, Trinken usw., sollten nicht aufgegeben werden.
Gott gab uns diesen Körper mit all seinen Funktionen, um in seiner Schöpfung zu wirken, daher sollten wir dankbar sein und dieses Geschenk entsprechend mit Hingabe pflegen. Um sich in der Gesellschaft harmonisch zu integrieren, ist es wichtig sich an die Sitten und Gebräuche anzupassen. Narada sagt dies sicherlich, damit der Bhaktiweg nicht zu einer entfremdung von der Gesellschaft führt, sondern wir mitten drin bleiben.
So weit mein Kommentar zu den Versen 7-14 des Narada Bhakti Sutra über Hingabe.