Sanskrit ist die Sprache des alten Indiens, die heute noch vor allem in Ritualen, Liturgien und zu philosophischen und theologischen Zwecken verwendet wird. Die Entstehung dieser Sprache wird von Indologen auf etwa 1500 v. Chr. datiert, wobei sie womöglich schon viele Jahrhunderte vorher Verwendung fand.
Sie gilt als die heilige Sprache des Hinduismus, vor allem da die zentralen Texte wie die Bhagavad Gita und die Veden in ihr verfasst wurden. संस्कृत saṃskṛta bedeutet wörtlich “zusammengesetzt, gebildet, geschmückt”. Der älteste Text, der in der heiligen Sprache Indiens verfasst wurde, ist das Rig Veda, welches auf 1500-1200 v. Chr. datiert wird. Dieser wurde allerdings viele Jahrhunderte nur mündlich übertragen.
Sanskrit: Teil der Indoeuropaeischen Sprachen
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die enge Verwandtschaft des Sanskrit mit den europäischen Sprachen festgestellt und sie wurden in die Familie der Indoeuropäischen Sprachen eingeteilt, dieser gehören heute etwa 3 Milliarden Sprecher an. Zu ihr gehören neben Deutsch unter anderem:
- Griechisch, Latein, Armenisch, Persisch, Hindi, Urdu, Pali, Singhalesisch, Isländisch sowie slawische und romanische Sprachen an.
Der Ursprung der Indoeuropäischen Sprachen liegt nach heutigem Stand der Wissenschaft in Anatolien in der Ost-Türkei, von hier aus habe sich die Sprache vor 8000-9500 Jahren in alle Richtungen ausgebreitet. Über die seit 4500 Jahren existierende Seidenstraße gab es regen Austausch zwischen den Kulturen, was sich auch in der Entwicklung der Sprachen abbildet.
- Fun Fact: Es gibt 96 Entsprechungen oder Synonyme für das Wort “Liebe” und 70 für “Wasser” im Sanskrit. <3
Ist Sanskrit die älteste Sprache?
Entgegen der romantischen Vorstellungen mancher Yogis ist das Sanskrit nicht die älteste Sprache der Welt. Die älteste noch aktive Sprache ist das Aramäische, welche seit über 3000 Jahren gesprochen wird. Berühmtester Sprecher des Aramäischen war Jesus Christus. Das Sanskrit wird schon lange nur von Gelehrten gesprochen und gilt damit nicht als aktive Sprache, obwohl es einzelne Dörfer gibt, in denen die Sprache gesprochen wird und es Bestrebungen zum Wiederbeleben des Sanskrit gibt.
Die älteste Schriftsprache ist wohl mit 5300 Jahren die sumerische Keilschrift. Hingegen das heute für Sanskrit gebräuchliche Devanagari देवनागरी wird erst ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. belegt. Auch die vorher gebräuchliche Brahmi-Schrift wird nur aus das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die ersten indischen Schriftarten gelten als Ableitungen der phönizisch/aramäischen Alphabete.
Grammatik – eine Erfindung der Inder!
Etwa 400 v. Chr. entwickelte der Gelehrte Panini die erste Grammatik. Er analysierte die Sanskrittexte sehr umfassend und legte über 4000 Regeln für die Sprache fest. Die heute verwendete Grammatik für moderne Sprachen ist maßgeblich durch Paninis Werk beeinflusst.
Sprachen Indiens – nicht nur Verwandte des Sanskrit!
Auf dem indischen Subkontinent werden laut Zensus 2011 ganze 121 verschiedene Sprachen gesprochen, mit 544 Dialekten. Aus politischen Gründen werden viele Dialekte der Hindi-Sprache zugeordnet, daher wird angenommen, dass es bis zu 200 lebendige Sprachen in Indien gibt. Es gibt keine Nationalsprache, nur das Englisch ist landesweit als Amtssprache anerkannt, regional gibt es 22 Amtssprachen. Die Sprachen stammen aus verschiedenen Sprachfamilien und werden in über 10 verschiedenen Schriftarten kommuniziert.
- Indoeuropaeische Sprachen: 78,1% der Sprecher
- Drawidische Sprachen: 19,6% der Sprecher
- Austroasiatische Sprachen: 1,1% der Sprecher
- Tibeto-Birmanische Sprachen: 1,0% der Sprecher
Die Indoeuropäischen Sprachen werden vor allem im Norden gesprochen, die meisten Sprecher hat mit Abstand das Hindi. Die stärkste nicht-Hindi Sprache ist das Tamilische, mit einer Geschichte von über 2000 Jahren und einer Schrift mit 247 Buchstaben.
- Fun-Fact: Hindi ist enger verwandt mit der deutschen Sprache als mit dem südindischen Tamil.
Worte, die wir im Alltag benutzen
Durch die Verwandtschaft mit dem Deutschen nutzen wir in unserer Sprache viele Begriffe, die auch in Indien verwendet werden. Oder auch Worte, die aus Indien in der Neuzeit zu uns gekommen sind.
- Shampoo = aus dem Hindi चाँपो champo, ursprünglich Skrt. चपयति capayati “geknetet”
- Schal = aus dem Persischen شال shal, ursprünglich Skrt. सत्ल् satI “ein Stück Kleidung”
- Jute = Aus dem Bengalischen পাট Pata und dem Sanskrit जुतास juta-s, “gedrehtes Haar”
- Deus/Theo = Abgeleitet aus Deva/Devi
- Dschungel = जङ्गल jangala
- Orange = italienisch arancia, arabisch نارنج naranj, persisch نارنگ narang, Sanskrit नारङ्ग naranga-s
- Mutter = Mathar
- Vater = Pithar
- Bruder = Brathar
- Schwester = Svasar
- Tochter = Duhitar
- Zwei = Dva
- Drei = Thri
- Mosquito = Mashaka
- Cerealien = Siri
- Dental = Denda
- Rhythmus = Rtham
- Heiliger (Sankt) = Sant
- Nase = Nasika
- Tor = Dwar
- Dschungel = jangala
- Salon = Shaala
- Wodka = Udaka
- Zucker = Sharkara
- Reis = Vrihis
In diesem Artikel findest Du die 108 wichtigsten Fachbegriffe im Yoga.
Ländernamen, die auf Sanskrit zurückzuführen sind (Auswahl)
- Indien: Der Name wurde ursprünglich nicht von Indern verwendet, sondern von arabisch/persischen Einwanderern eingeführt. Sie bezogen sich dabei auf die Menschen, die hinter dem Fluss “Sindhu” oder “Indus” lebten, der Begriff “Hinduismus” ist gleichen Ursprungs. Die Inder nennen ihr Land traditionell “Bharata Varsha” – das Land des Bharata und ihre Religion “Sanathan Dharma” – das ewige Gesetz.
- Malaysia: Kommt von ‘Malay’/’Malayakolam’/Malayadwipa” – Insel der Berge. Inder nannten die ganze Region Südostasien “Malay”
- Sri Lanka: Das gelobte Land
- Singapur: Ableitung von सिंहपुरं Simhapuram – Stadt der Löwen
- Bangladesch: Land der Bengalen (Bhang ist übrigens auch das Wort für Haschisch, hat aber nichts mit Bangladesch zu tun)
- Bhutan: wörtl. Hochland
- Brunei und Borneo: Abgeleitet von “Varunai” Seefahrer
- Maldiven: “Maladwipa” Kette aus Inseln
- Nepal: “Nepalaya” Fuß der Berge
- China: Vermutlich auch aus dem Sanskrit, bereits im Mahabharata (200vChr) taucht der Begriff auf, ebenso im Ramayana Epos und in manchen Puranas.
Eine umfassendere Einführung in die Sprache findest Du hier.