Dattatreya ist die Inkarnation der Trimurti des Hinduismus, also Brahma (Schöpfer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer) in einer Person.
Trimurti Avatar
Dattatreya wird von den Vaishnavas eher als Vishnu-Aspekt betrachtet und von den Shaivas eher als Shiva-Aspekt, und somit wird er von beiden verehrt. Er ist der Sohn der Heiligen Anasuya Devi und des Rishis Atri Muni und somit ist er ein Enkel des Schöpfers Brahma. Von den tantrischen Yogis wird Dattatreya als Adiguru (erster Lehrer) betrachtet und ihm werden einige klassische Texte zugeschrieben. Er wird gerne als “Honigbienen-Yogi” bezeichnet, weil er sich aus vielen Lehren das Beste herausgenommen hat und er immer den Klang des Om intoniert.
Seine Geburt im Himalaya
Ich habe im Jahr 2014 eine Wanderung zu Dattatreyas Geburtsstätte in der Nähe des Anasua Devi Mandirs und der Atri Muni Höhle bei Gopeshwar im Ganges Quellgebiet gemacht, daher stammen die Bilder von diesem Artikel. Es gibt allerdings noch 2 weitere Orte, die als sein Geburtsort gelten, einer im südindischen Tamil Nadu und einer in der Nähe von Amarnath, Kashmir.
Anasuya Devi wird im Himalaya als große Heilige verehrt und sie war ebenso wie ihr Mann Atri Muni ganz der spirituellen Praxis hingegeben. Es gibt unterschiedliche, aber ähnliche mythologische Geschichten darüber, weshalb Brahma, Vishnu und Shiva gemeinsam als der “Trimurti Avatar” inkarniert sind:
- Die drei Göttinen Saraswati, Laxmi und Parvati wollten die Yogini Anasuya prüfen, ob sie auch wirklich ihrem Ehemann treu ergeben ist.
- Narada Muni hat die Gattinen der drei großen Götter Saraswati, Laxmi und Parvati geprüft und dabei festgestellt, dass die Yogini Anasuya im Himalaya mehr Hingabe und Vertrauen zu Gott hat als die drei, daher hat er ihr den Wunsch erfüllt einen Sohn auf die Welt zu bringen, der genau wie Brahma, Vishnu und Shiva ist. In dieser Variante spielt auch Narada Muni eine Rolle im Leben von Dattatreya, denn der mischt sich bekanntlich überall ein.
“Einst nahm Narada eine kleine Eisenkugel, nicht größer als ein Korn, mit zu Sarasvati und sprach zu Ihr: ‚Oh Göttin Sarasvati, bitte brate mir diese Eisenkugel, ich werde sie während meiner Reisen verzehren‘. Sarasvati lachte und erwiderte: ‚Oh Rishi Narada, wie soll diese Eisenkugel gebraten werden? Wie soll sie gegessen werden?‘ Danach ging Narada zu Lakshmi und Parvati und bat Sie, die Eisenkugel zu braten. Auch Sie lachten Narada Rishi aus. Dann sprach Narada: ‚Oh Göttinnen, Ihr werdet sehen, dass Anasuya, die Frau von Atri Maharishi, eine große, auf Erden weilende Pativrata, mir die Eisenkugel braten wird.‘ Narada suchte Anasuya auf und bat sie, ihm die Eisenkugel zu braten. Anasuya legte die Eisenkugel in eine Bratpfanne, meditierte auf die Gestalt ihres Ehemannes und sprenkelte ein paar Tropfen des Wassers mit dem sie die Füße ihres Ehemannes gewaschen hatte darauf. Sofort war die Eisenkugel gebraten. Narada ging zu Sarasvati, Lakshmi und Parvati, aß vor Ihnen die gebratene Kugel und ließ auch Sie etwas davon versuchen. Er pries die Herrlichkeit Anasuyas und ihre Keuschheit. Dann erfüllte Narada Anasuyas Wunsch nach Söhnen, die Brahma, Vishnu und Siva gleich waren. Narada sprach zu Sarasvati, Lakshmi und Parvati: ‚Auch Ihr hättet die Eisenkugel braten können, hättet Ihr ebenso mit Vertrauen, Hingabe und Aufrichtigkeit Euren Ehemännern gedient. Lasst Eure Ehemänner Anasuyas Pativrata Dharma prüfen.”
Anasuya wurde geprüft und bekam einen Wunsch, sie wollte Mutter der Trimurti werden und im Anschluss kam es dann zur Geburt Dattatreyas.
Der Name Dattatreya
Der Name Dattatreya leitet sich ab von
- Datta- gegeben von
- Atreya- von Atri, seinem Vater
Dattatreya wird auch Datta Guru, Trimurti Avatara, Avadhuta oder Dattadeva Guru genannt.
Man sagt er habe sich seine Partnerin mithilfe seiner yogischen Kräfte selbst manifestiert, ihr Name ist Anagha, das bedeutet Sündenlos, rein. Er hatte einen Bruder namens Durvasa, dieser war ein cholerischer Rishi der für das Samudra Manthan verantwortlich war.
Der dreifache Gott gilt in der Nath-Tradition als erster ursprünglicher Lehrer “Adi-Guru” und wird dort vor allem als Form von Shiva verehrt. Er gilt in vielen tantrischen Traditionen als “Herr des Yoga” und wird vor allem wegen seines Wissens über die absolute Wahrheit verehrt.
Verschiedene heilige Texte werden ihm zugeschrieben, u.a.:
- Tripura Rahasya
- Avadhut Gita
- Jivanmukta Gita
Er taucht in einigen heiligen Texten des Hinduismus auf, so auch im Shrimad Bhagavatam, Brahma Purana, Mahabharata, Markandeya Purana und im Ramayana Epos. Es gibt keine Quelle für das Erscheinen Dattatreyas vor der Zeit der Puranas.
Symbole
- meistens wird er mit den drei Köpfen von Brahma, Vishnu und Shiva dargestellt, manchmal auch bloß mit einem Kopf.
- Die Kuh begleitet ihn immer, sie steht für die Mutter Erde und es ist die wunscherfüllende Kamadhenu.
- Die 4 Hunde stehen für die 4 Veden die er gemeistert hat, Hunde gelten als “unrein” und so stehen sie auch für die innere Reinheit trotz äußerlicher Unreinheit.
- Der Trishul genannte Dreizack steht für die Transzendenz der Gunas.
- Das Sudarshana Chakra ist eine Waffe von Vishnu und symbolisiert seine Überlegenheit.
- Die Muschel Sankh steht für den kosmischen Klang des Om.
- Damaru ist Shivas Trommel, um die Suchenden aufzuwecken.
- Kamandala ist das Behältnis für Gangeswasser und es steht für Segenskraft und Reinheit.
dattātreyaprasādācca nāradena prakīrtitam