Die Göttin Sri Lakshmi steht in der Mythologie des Hinduismus für Schönheit, Reinheit, Fülle, Wohlstand, Fruchtbarkeit, Reichtum, Liebe und Glück.
Lakshmi ist Fülle und Glück
Sri Lakshmi Devi ist meistens dargestellt als die Gemahlin bzw. der weibliche Pendant und die Shakti von Vishnu, dem erhaltenden Aspekt der Schöpfung. In manchen Traditionen ist jedoch sie das Ziel der höchsten Verehrung und nicht ihr Gemahl Vishnu, so z.B. in den Panchatantra Texten.
Sri Lakshmi gilt auch als ein Synonym für Geld und wird in Indien von vielen Geschäftsmenschen verehrt um zu persönlichem Reichtum zu kommen. Jedoch steht sie eher für den inneren Reichtum und die Fülle als Ergebnis der Erkenntnis der Wirklichkeit. Im Gegensatz zu anderen Göttinnen wie z.B. Durga und Parvati ist Lakshmi durchweg mit positiven Eigenschaften versehen.
Lakshmi gilt auch als Verkörperung der universellen Shakti, also der schöpferisch wirksamen Göttlichen Energie. Sie ist auch eine manifestation der Liebe und der Kundalinikraft.
“Narayana und Lakshmi stehen für Sein und Werden. Der Schöpfer in all seiner Herrlichkeit manifestiert sich in der Vielfalt in der Schöpfung.” Swami Krishnananda
Pompeii Lakshmi
Interessanter Weise wurde in der Ausgrabungsstätte von Pompeii eine Elfenbein-Statue gefunden, die ganz klar die Göttin Lakshmi darstellt. Diese gilt als ein beweis für den bereits sehr früh stattfindenden Handel zwischen Indien und dem römischen Reich. Die Stadt Pompeii verschwand 79 n.Chr. unter einem Vulkan und 1939 wurde die Statue gefunden.
Swami Sivanandas Gebet an Lakshmi
“Lakshmi verehre ich, die in der Hand einen Lotus trägt, die Heitergesichtige, die Schönheit spendet, die Glück schenkt, die mit ihren Händen Sicherheit gewährt, die mit mannigfachen Juwelen Geschmückte, die ihren Verehrern die gewünschte Frucht verleiht, welcher Hari, Hara und Brahman dienen, die stets nahe umgeben ist von den Shaktis, deren Attribute in einem Lotus, einer Muschel, und wieder einem Lotus bestehen.”
Inkarnationen der Lakshmi
Immer dann wen Vishnu auf der Welt inkarniert um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aufrecht zu erhalten, ist auch Lakshmi dabei. Vor allem in den beiden wichtigsten Inkarnationen Vishnus als Rama und Krishna ist sie als Sita und Radha auch verkörpert.
Auch die Tulsi Pflanze, eine Art Basilikum, gilt als eine Verkörperung der Göttin Lakshmi.
Der Name Lakshmi
Das Wort “Lakshmi” leitet sich ab von der Wurzel lakṣ लक्ष्) und lakṣa लक्ष “Wahrnehmen, Beobachten, Wissen, Verstehen und Ziel”. Auch ist das Wort verwandt mit lakṣaṇa, was etwa bedeutet: “Zeichen, Ziel, Symbol, Attribut, Qualität, Glückszeichen, günstige Gelegenheit”.
Ethymologisch ist der Name lakṣmī लक्ष्मी verwandt mit dem Namen der heiligen “Lucia”, was “die Leuchtende” bedeutet, und mt dem Lateinischen Wort “Lux” für Licht. Auch das Englische Wort “Luck” für Glück leitet sich davon ab.
Ein wichtiger Name für sie ist auch “Sri”, was etwa bedeutet “ausstrahlendes Licht” und auch eine Anrede für besonderen Respektspersonen ist, so zB Sri Anandamayi Ma oder Sri Ramana Maharshi.
“Jede Frau ist eine Verkörperung von dir.
Sie existieren als kleine Mädchen in ihrer Kindheit,
Als junge Frauen in ihrer Jugend
Und als ältere Frauen in ihrem Alter.”
Sri Kamala Stotram
Weitere Namen der Göttin Lakshmi
Die wichtigsten Namen der Göttin Lakshmi:
- Padma: Lotus
- Kamala: Lotus
- Padmapriya: Lotus-mögend
- Padmamaladhara devi: Lotus-Kette tragend
- Padmamukhi: mit dem Gesicht schön wie Lotus
- Padmakshi: mit den Augen schön wie Lotus
- Padmahasta: lotus-haltend
- Padmasundari: schön wie ein Lotus
- Jagadishwari: Göttliche Mutter des Universums
- Vishnupriya: die Vishnu-Liebende
Sie wird in vielen Texten besungen und besprochen und taucht in vielen mythologischen Geschichten auf, sie ist unter vielen namen bekannt, so z.B. auch: Ambika, Manushri, Mohini, Kamalika, Indira, Kalyani, Nandika, Nandini, Vaishnavi,Sridevi, Jalaja, Madhavi, Haripriya, Maheshwari, Madhavi, Tripura, Tulsi, Vidya, Kriyalakshmi, Vani, Aruna, Purnima, Aditi und Jyoti.
“Narayana und Lakshmi, sagt der Vishnu Purana, sind wie Feuer und Hitze, Blumen und Duft, Öl und Fettigkeit, Wasser und Liquidität, Sonne und Licht usw. Und durch solche Vergleiche wird herausgestellt, dass es sich bei den beiden tatsächlich um ein einziges Sein handelt.” Swami Krishnananda
Moksha Mantra von Lakshmi
- oṃ śrī-mahā-lakṣmyai namaḥ
-
ॐ श्री महालक्ष्म्यै नमः
Entwicklung von Sri Lakshmi
Die Göttin ist in der Geschichte des Hinduismus durch verschiedene Entwicklungsphasen hindurch gegangen, so wie bei vielen Göttern haben sich auch ihre Eigenschaften und Aufgaben im Laufe der Zeit gewandelt. Im ältesten Texten Indiens, dem Rig Veda, wird der Name Lakshmi zwar erwähnt, jedoch wird damit wohl nicht die Göttin Lakshmi gemeint sein, es heißt dort:
bhadraiṣāṁ lakṣmīrnihitādhi vāci
“Deren gutes Zeichen ist ihren Worten beigefügt”
Es wird das Wort Lakshmi also hier verwendet als Synonym für Glück bzw. glücklich. Allerdings wird sie im Rigveda häufig als Sri benannt, vor allem im Sri Suktam, einem wichtigen Gebet zur Rezitation.
Im Atharvaveda wird sie dann aber konkret als Göttin angedeutet, dieser Text ist etwa auf 1000 v. Chr. datiert. Ganz konkret wird Lakshmi dann als erstes im Satapatha Brahmana als Göttin des Glücks und Wohlstandes erwähnt. Der Text stammt aus dem 8. Jhd.v.Chr. und laut diesem ist Laksmi aus dem kosmischen Schöpfer Prajapati entsprungen. Sie sei so schön und machtvoll gewesen, dass die anderen Götter neidisch waren und sie umbringen wollten. Prajapati verhinderte dies und sagte : “man solle keine Frauen umbringen!” Er gewährte den Göttern, ohne Gewalt einige ihrer Aufgaben zu übernehmen. In den vedischen Erwähnungen der Lakshmi wird sie als Gemahlin von verschiedenen Göttern beschrieben, so z.B. Indra, Varuna, Kubare und Soma.
Lakshmi in den Puranas
In den späteren Puranas taucht sie sehr häufig auf und wird als Gemahlin von Sri Vishnu sehr geehrt, so wird z.B. im Vishnu Purana gesagt:
“Sri, loyal zu Vishnu, ist die Mutter der Welt. Vishnu ist die Bedeutung, Sri ist die Sprache. Vishnu ist die Wahrheit, sie ist die Einsicht. Er ist Dharma, sie ist die tugendhafte Handlung. Sie ist die Erde, er der Erhalter der Erde, sie ist die Zufriedenheit, er ist der Wunsch. Sri ist der Himmel, Vishnu das Selbst von allem. Er ist der Mond, sie ist die Schönheit des Mondes. Er ist das Meer, sie ist das Ufer “
Am bekanntesten im Bezug auf Lakshmi ist die legendäre Geschichte vom Quirlen des Milchozeans. In dieser Geschichte arbeiten die Götter mit den Dämonen zusammen, um den Nektar der Unsterblichkeit zu bekommen. Nachdem sie den Milchozean gequirlt haben, steigen aus dem Ozean verschiedene Kostbarkeiten auf. Unter anderem die wunscherfüllende Kuh, der Megajuwel Vishnus, der Ayurvedagott Dhanvantari und eben auch die Göttin. Sie hatte laut Vishnu Purana die Wahl wen sie heiraten solle, entweder einen der Asuras oder einen der Devatas. Sie entschied sich für einen der Götter und unter 30 anwesenden wählte sie Vishnu.
Lakshmi und die Schöpfung
Offenbar zu einem späteren Zeitpunkt zum Beginn des aktuellen Schöpfungszyklus ist sie bereits am Anfang die Gemahlin von Vishnu. Während sie Vishnu die Füße massiert, entsteht aus dem Nabel Vishnus Brahma um die Welt zu erschaffen. Sie hat offenbar die Aufgabe, ihren Gemahlen zu Beginn eines neuen Zyklus aus dem Traum zu erwecken.
“Die Tradition der Vaishnavas ist, dass man Narayana nicht erreichen kann, außer durch Lakshmi. Auch sagt man, dass Krishna kann nicht erreicht werden kann, außer durch Radha oder Rukmini. Das heißt, dass das Absolute nur durch das Relative erreicht werden kann. Das Unsichtbare kann nur durch das Sichtbare kontaktiert werden.” Swami Krishnananda
Die Familie der Göttin
Es wird gesagt, sie habe eine ältere Schwester namens Alakshmi, die Göttin des Unglücks. Der Mondgott Chandra wird als ihr Bruder bezeichnet, da er auch aus dem Quirlen des Milchozeans hervorging. Sie wird auch als “Tochter des Meeres” bezeichnet, da sie aus dem Ozean kam. Im Vishnu Purana wird sie als Tochter Bhrigu und Khyaati beschrieben, sie ist auch als Mutter des Kaama genannt. Sie spaltet sich manchmal in Bhudevi (Fruchtbarkeit & Erde) und Sridevi (Reichtum & Weisheit).
Darstellung Lakshmis
Die Göttin Lakshmi sitzt meistens im Lotussitz auf einem Lotus. Sie hat meistens vier Arme, wovon zwei nach oben gerichtet sind, mit jeweils einem Lotus in der Hand. Zwei andere Hände sind mit der Handfläche nach vorne ausgerichtet, eine mit den Fingern nach oben und eine nach unten. Oftmals rinnen ihr aus der unteren Hand Goldstücke und manchmal hält sie in der oberen Hand eine Münze. Oft wird sie auf den Darstellungen begleitet von zwei Elefanten die Wasser über sie gießen.
Sri Suktam- Gebet an die Göttin
Aus dem Rig Veda kommen diese berühmten Verse, die sich an die Göttin Sri richten. Dieser Text stammt noch aus der Zeit vor der Geburt Buddhas und viele wichtige Attribute und Symbole der Göttin werden hier bereits eingeführt. Das Sri Suktam ist einer der bedeutsamsten Texte bei klassischen Ritualen des Hinduismus.
“Rufe für mich an, O Agni, die Göttin Lakshmi, die glänzt wie Gold, gelb im Farbton, mit goldenen und silbernen Girlanden, blühend wie der Mond, die Verkörperung des Reichtums. O Agni! Rufe für mich, die unfehlbare Lakshmi, die mich segnet mit Reichtum, Vieh, Pferden und Männern.”
Lakshmi Gayatri Mantra
ōm mahādevyai ca vidmahe
viṣṇupatnī ca dhīmahi,
tanno lakṣmīḥ pracodayāt