Ein weiterer Abschnitt dieses grundlegenden Werkes über das Bhakti Yoga, einem der grundlegenden Wege zur Verwirklichung im Hinduismus. Im zuletzt bearbeiteten Abschnitt des Narada Bhakti Sutra ging es dem Autor konkret darum wie man Bhakti in sich kultivieren kann, also wie man ich in der Liebe zu Gott dauerhaft verankert. Er beschreibt in den folgenden Versen weshalb man sich von “schlechter Gesellschaft” fern halten sollte. Natürlich ist jedem klar, dass es einen großen Effekt auf den Geist hat mit wem wir unsere kostbare Zeit verbringen, mit jedem Menschen, auf den wir unseren Geist ausrichten findet ein mehr oder weniger intensiver Energieaustausch statt. Die 7 Chakras im Energiekörper sind quasi dazu da Verbindungen mit anderen auf subtilen Ebenen zu knüpfen. Es ist gut, wenn wir uns genau überlegen, mit wem wir uns umgeben.
Narada Bhakti Sutra 43-50
43. Schlechte Gesellschaft sollte man mit allem Mitteln aufgeben.
Wenn wir das nicht tuen, wird die subtile Energie die wir durch die schlechte Gesellschaft aufnehmen unsere Erfolge in der Reinigung unseres Systems wieder zunichte machen. Das soll jetzt um Gottes Willen nicht bedeuten, dass man alle Kontakte mit weltlichen Menschen sofort abbricht und sich dadurch entfremdet, aber es ist gut sich erstmal dessen bewussts zu sein, wie solche Kontakte wirken. Wenn man spürt, dass bestimmte Begegnungen einem gar nicht gut tuen, kann man überdenken was einem diese Beziehung gibt. Manchmal ist es auch gut zu üben Liebe in form von Zuhören zu verschenken.
44. Da diese die Ursache von Sinneslust, Zorn, Verblendung und Vergessen des Ziels ist, und zum Verlust der Unterscheidungskraft und völligem Verderben führt.
Schlechte Gesellschaft lenkt den ernsthaften Sucher davon ab auf dem Weg zu Gott weiter zu gehen, um die Liebe zu Gott zu verwirklichen muss man sich ganz und gar dem Ziel widmen und zielstrebig sein. Man kann sich noch so gute Vorsätze nehmen, es ist vor allem schlechte Gesellschaft die den Sucher immer wieder vom rechten Weg ablenkt.
45. Diese Dinge werden sich zuerst nur als kleine Wellen zeigen, doch sie werden zu gewaltigen Meereswogen.
Es beginnt mit Kleinigkeiten und steigert sich bis zum Vergessen der Ideale. Wünsche denen wir einfach nachgeben vervielfältigen sich und werden stärker, die tiefsitzenden Programmierungen werden dadurch gestärkt und diese machen uns unfrei.
46. Wer überwindet die Täuschung? Derjenige, der Zuflucht bei Weisen statt bei den Weltlichen sucht, und die Idee des Egoismus aufgibt.
Auf dem Weg der Liebe zu Gott und generell auf dem spirituellen Weg sollten wir uns so viel wie möglich mit anderen aufrichtigen Suchern umgeben, idealer Weise mit wahren Weisen. Wenn wir uns viel in schlechter Gesellschaft aufhalten wird unser Ego gestärkt und wir entfernen uns von der reinen Liebe zu Gott.
47. Derjenige, der sich an einen einsamen Ort begibt, der die weltliche Bindung zerschneidet, der frei von den drei Gunas ist und auch das Bedürfnis nach Erwerb und Erhaltung von Objekten aufgibt.
Narada Muni nennt hier weitere Qualitäten die man benötigt um die Täuschung zu überwinden:
- der sich an einen einsamen Ort begibt, also wenn wir frei von äusseren Einflüssen sind
- der die weltliche Bindung zerschneidet, wenn wir losgelöst von Objekten sind
- der frei von den drei Gunas ist, wenn wir erkennen was jenseits der Gunas ist
- der das Bedürfnis nach Erwerb aufgibt, wenn wir unser Leben ganz Gott anvertrauen
- der das Bedürfnis nach Erhaltung von Objekten aufgibt, wenn wir ganz auf Gott gerichtet sind
…werden wir über die Täuschung hinaus gehen.
48. Derjenige, der den Ergebnissen seiner Handlungen entsagt und der alle eigennützigen Tätigkeiten aufgibt, erreicht die Freiheit von Gegensatzpaaren.
Und er nennt Punkte um die Freiheit von den Gegensatzpaaren zu erreichen, was natürlich das gleiche ist wie das Überwinden der Täuschungen:
- der den Ergebnissen seiner Handlungen entsagt, also seine Handlungen Gott opfert.
- der alle eigennützigen Tätigkeiten aufgibt, also alles als von Gott gegeben betrachtet.
Mit Gegensatzpaaren sind vor allem die Ragadveshas gemeint, also Raga die Anziehung udn Dvesha die Abneigung, auch ist es Sukhadukha, also Sukha das Angenehme und Dukha das unangenehme.
49. Derjenige, der sogar den Riten der heiligen Schriften entsagt und ein reines und dauerhaftes Verlangen nach Gott hegt.
Den Riten der Heiligen Schriften sollten man natürlich nur entsagen wenn man deren Ziel erreicht hat, denn dann ist klar das alle Riten und Weisheiten nur Mittel zum Zweck waren. Das Verlangen nach Gott sollte dauerhaft und ununterbrochen werden, die tiefe Liebe zu Gott drückt sich in der Sehnsucht nach ihm aus. Im Bhakti Yoga wissend das man nie eins mit ihm sein wird aber sich sehnt ganz mit ihm zu sein.
50. Solch ein Mensch überquert nicht nur diese Maya sondern hilft auch anderen dabei.
Hier wird nochmal der altruistische Gedanke des Dienens betont, es geht im reinen Bhakti Yoga nicht um Moksha sondern darum Gott vollkommen zu dienen, also den Geschöpfen Gottes zu helfen sich vom Leiden zu befreien. Möge also auch unser streben zum wohle aller sein!
Soweit mein Kommentar zu den Versen 43-50 des Narada Bhakti Sutra