Die Katha Upanishade zählt zu den 12 Mukhya Upanishaden, also den wichtigsten Texten am Ende der Veden und stammt wohl etwa aus dem 4 Jhd.v.Chr.. Die Katha Upanishade wird auch als “Tod des Lehrers” bezeichnet und ist wohl die bekannteste der 108 offiziellen Upanishaden. Die Katha Upanishade gilt als das erste Werk welches sich konkret mit Yoga befasst und es enthält viele grundlegende Konzepte die später von vielen Texten und Gurus aufgegriffen wurden, tatsächlich ist dieser Text die erste Quelle in der das Wort “Yoga” vorkommt.
Zentrales Thema der Katha Upanishade ist der Dialog zwischen dem Menschen Nachiketas und dem Totengott Yama, diese Unterhaltung taucht auch bereits im Rigveda, dem ältesten Text des Hinduismus, sowie im Mahabharata Epos auf. Zum Dialog mit dem Totengott Yama kommt Nachiketa, weil sein Vater ihn aus Zorn dorthin wünscht, jedoch hält Nachiketas den Prüfungen des Yama stand und wird dann von ihm unterwiesen.
Der wunderschöne poetische Text der Katha Upanishade wurde von Paul Deussen Ende des 19.Jhd. ins Deutsche übersetzt, dabei wurde Wert gelegt auf eine ebenso poetische Sprache. Ich habe in diesem Artikel versucht einerseits die Handlung zu vermitteln, andererseits die schönsten Verse aufzuführen sowie auch inspirierende Verse zum Verständnis der spirituellen Lehren aufzuführen.
Shanti Mantra zur Katha Upanishade
Den wichtigsten Upanishaden sind jeweils ein Shanti Mantra zugeordnet, vor dem Lesen der Kathopanishad das “Saha Nāvavatu” rezitiert um eine Friedfertige Atmosphäre zu generieren.
“Om Saha Nāvavatu
Saha Nau Bhunaktu,
Saha Vīryam Karavāvahai
Tejas Vinā Vadhī Tamastu,
Mā Vidvishāvahai
Om Shāntih, Shāntih, Shāntih”
“Om. Möge das Göttliche uns beide be-schützen, Lehrer und Schüler. Möge Es uns beide die Wonne der Befreiung geniessen lassen. Mögen wir beide uns anstrengen, die wahre Bedeutung der Schriften zu erfassen. Möge unser Lernen ausgezeichnet sein. Mögen wir niemals miteinander streiten.
Om Frieden, Frieden, Frieden.”
Die Vorgeschichte zur Katha Upanishade
Erster Adhyaya, erste Valli (erste Hälfte, erster Teil)
In den ersten Versen wird erzählt wie Vajashravasa seine ganze Habe opferte und sein Sohn Nachiketas sich sorgte dieses Opfer würde nicht ausreichen. Seinen Vater dreifach darauf hinweisend wird Nachiketas von ihm im Zorn zu Yama dem Totengott geschickt.
Nachdem Naciketas 3 Tage vor der Tür des Yama auf ihn warten musste, gewährt Yama ihm drei Wünsche. Naciketas wünscht sich folgendes:
- Wieder zurück ins Leben zu dürfen zu seinem Vater., diesen Wunsch bekommt er gewährt.
- Möchte er von Yama lernen wie man das Opferfeuer zelebriert welches die Welt erhält, dieses bekommt er von Yama und obendrein wird dieses von diesem Moment an “Nachiketa Feuer” genannt.
- Er wünscht sich von Yama eine Erklärung darüber was nach dem Tod mit dem wahen Selbst geschieht.
1.1.20. „Ein Zweifel waltet, wenn der Mensch dahin ist:
‚Er ist!’ sagt dieser; ‚er ist nicht!’ sagt jener.
Das möchte ich, von dir belehrt, ergründen,
Das sei die dritte Gabe, dich ich wähle!“
Diese Frage aller Fragen beschäftigt seit den Urzeiten die Menschen und so will dann bei dieser besondern Gelegenheit Nachiketas vom Totengott Yama genau hören wie es denn nun nach dem Tod weitergeht. Yama allerdings ziert sich dem jungen Brahmanen diese Frage als 3. Wunsch zu beantworten:
1.1.21. „Auch von den Göttern ward hier einst gezweifelt;
Schwer zu erkennen, dunkel ist die Sache.
Wähl’ einen andern Wunsch dir, Naciketas,
Bedränge mich nicht, diesen Wunsch erlass mir.“
Nachiketas allerdings will es wirklich wissen und bleibt hartnäckig:
1.1.22. „Auch Götter also haben hier gezweifelt,
Und du sagst selbst, dass schwer, es zu erkennen.
Kein andrer kann es so wie du erklären,
Kein andrer Wunsch kommt diesem gleich an Werte.
Yama möchte sehr gerne um die Beantwortung der Frage herum kommen und bietet stattdessen Nachiketas alle Freuden dieser Welt an:
1.1.24. Wenn dies an Wunsch du schätzest gleich an Werte,
So wähle Reichtum dir und langes Leben (…)
1.1.25. Was schwer erlangbar ist an Lust hienieden,
Erbitte nach Belieben alle Lust dir? (…)
Nur frag’ nicht, Naciketas, nach dem Sterben!
Naciketas bleibt weiterhin dem Totengott gegenüber hartnäckig:
1.1.27. Durch Reichtum ist der Mensch nicht froh zu machen!
Wen lockte Reichtum, der dir sah ins Auge? (…)
1.1.29. (…) Der Wunsch, der forschend dringt in dies Geheimnis,
Den wählt, und keinen andern, Naciketas.“
Yama beginnt nun, nach dem er Nachiketas geprüft hat, ihn zu unterweisen, nur jemand der den weltlichen Begierden entsagen kann ist reif für diese höchste Weisheit:
1.2.3. Du hast die holden, scheinbar holden Lüste
Erwägend, Nachiketas, abgewiesen;
Nicht hat gefesselt dich des Reichtums Kette,
In die verstrickt so viele untersinken.
Yama spricht noch etwas darüber wie sich die Menschen in der Weltlichkeit verlieren:
1.2.5. In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
So laufen ziellos hin und her die Thoren,
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt.
1.2.6. (…) Dies ist die Welt, kein Jenseits gibt’s!’ so wähnend
Verfällt er immer wieder meiner Herrschaft.
Beginn der Unterweisungen der Katha Upanishade
Yama spricht zunächst über die Schwierigkeit zu erkennen sowie die Wichtigkeit einen Lehrer zu haben:
1.2.8. Nicht, wenn verkündigt von gemeinen Menschen,
Ist leicht er fassbar, selbst bei vielem Sinnen;
Und ohne Lehrer ist hier gar kein Zugang:
Zu tief ist er für eignes tiefes Denken.
Man benötigt einen Guru und einen starken Willen:
1.2.9. Nicht ist durch Grübeln dieser Sinn zu fassen,
Doch fassbar wohl, wenn einer dir ihn lehrt, Freund;
Dir ward er jetzt, denn treu war dein Beharren;
Ja, solche Frager wünschen wir, wie du bist!
Damit man schliesslich das wahre Selbst erkennen kann, wie im folgenden Vers beschrieben wird dies nur durch Yoga möglich, dieses ist wohl die älteste Quelle mit dem Wort “Yoga”.
1.2.12. Den schwer zu schauenden, geheimnisvollen,
Den in der Höhle tief versteckten Alten,
Wer den durch Hingebung Yoga im eigenen Innern
Als Gott erfasst, lässt Lust und Leid dahinten.
Es folgen dann nochg einige Erläuterungen zum Selbst:
1.2.14. Was frei von Gutem und Bösem,
Frei von Geschehn und Nichtgeschehn,
1.2.18. Von ewig her, bleibt ewig er der Alte,
Wird nicht getötet, wenn den Leib man tötet.
1.2.20. Frei von Verlangen schaut man, fern von Kummer,
Gestillten Sinnendrangs des Atman Herrlichkeit.
1.2.23. Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen:
Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen.
Der folgende Abschnitt widmet sich dem berühmten Bild aus der Katha Upanishad, wo der Mensch mataphorisch als Kutschengespann dargestellt wird um die Zusammenhänge zu verdeutlichen:
1.3.3. Ein Wagenfahrer ist, wisse,
Der Atman, Wagen der Leib,
Den Wagen lenkend ist Buddhi,
Manas , wisse, der Zügel ist.
1.3.4. Die Sinne, heißt es, sind Rosse,
Die Sinnendinge ihre Bahn;
Aus Atman, Sinnen und Manas
Das Gefügte ‘Genießer’ heißt.
Also das Ganze nochmals etwas deutlicher:
- Der Passagier ist das wahre Selbst
- Die Kutsche ist der Körper mit dem man in der Welt agiert
- Der Verstand lenkt den Wagen
- Der niedere Geist sind die Zügel
- Die Sinne sind die Zugpferde
- Die Sinnesobjekte bestimmen den die Route
1.3.5. Wer nun besinnungslos hinlebt,
en Manas zügel ungespannt,
Des Sinne sind unbotsmäßig,
Wie schlechte Rosse ihrem Herrn.
1.3.6. Doch wer besonnen stets hinlebt,
Den Manas zügel wohlgespannt,
Des Sinne bleiben botsmäßig,
Wie gute Rosse ihrem Herrn.
Die Sinne sollen also etwas gezügelt werden um den richtigen Weg zu gehen.
1.3.15. Was unhörbar, unfühlbar, unsichtbar beharrt,
Unschmeckbar und unriechbar, unvergänglich ist,
Anfanglos, endlos, größer als Großes, ewig bleibt,
Wer das kennt, wird aus des Todes Rachen frei.
Wenn also dieses wahre Selbst erkannt wird befreit man sich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten und wird frei!
2.4.2. Den Lüsten draußen laufen nach die Thoren
Und gehn ins Netz des ausgespannten Todes;
Doch Weise, wissend was unsterblich, werden
Im Wechsel hier das Bleibende nicht suchen.
Normaler Weise rennt manden Objektenim Aussen nach und verstrickt sich stets mehr mit der Welt. Das Bleibende jedoch ist nur das beständige Selbst welches zu erkennen frei macht.
2.4.5. Wer ihn, dem alles ist Honig,
Als Selbst, als Seele nah sich weiß,
Herrn des Vergangnen und Künft’gen,
Der ängstigt sich vor keinem mehr.
Wahrlich, dieses ist das!
Hier wird der Vers “etad vai tad“, ähnlich dem “tat twam asi” aus der Chandogya Upanishad benutzt um klar zu machen, dass vom Standpunkt des Selbst alles eins ist.
2.5.3. Er, der nach oben hin aushaucht
Und den Einhauch nach innen treibt,
In der Mitte als Zwerg sitzend,
Den beten alle Götter an.
Dieses ist eine sehr frühe Anleitung zum Pranayama.
2.5.12. Den einen Herrn und inn’res Selbst der Wesen,
Der seine eine Form ausbreitet vielfach,
Wer den, als Weiser, in sich selbst sieht wohnen,
Der nur ist ewig selig, und kein andrer.
Also: es geht um das Erkennen, das sich selbst sehen, bzw. das reine Wissen der einen Wahrheit.
2.6.12. Nicht durch Reden, nicht durch Denken,
Nicht durch Sehen erfasst man ihn:
„Er ist!“ durch dieses Wort wird er
Und nicht auf andre Art erfasst.
Tja… das wahre Selbst zu kennen ist ein schwieriges Unterfangen.
Der letzte Vers der Kathopanishad:
2.6.18. “Vom Tod empfangen habend, Naciketa,
Dies Wissen und die ganze Yoga-Vorschrift,
Fand Brahman und ward sündlos und unsterblich.
Und so, wer dies erfuhr am eignen Selbste.”