Die große Herausforderung auf dem spirituellen Weg (sowie natürlich auch im “richtigen Leben”) ist der Umgang mit sich selbst bzw. mit dem Inneren. Also die Frage, wie man mit sich ins Reine kommt, ohne sich ständig mit Äußerlichkeiten abzulenken und jedem Wunsch hinterherzulaufen wie ein räudiger Hund.
Die meisten Menschen lenken sich ständig ab, um bloß nicht mit dem Inneren konfrontiert zu sein, sobald Stille aufkommt, wird nach etwas gesucht, um den Geist wieder zu zerstreuen. Es macht auf mich den Eindruck, als hätten die Leute Angst vor sich selbst bzw. vor dem, was da im Inneren lauert, wenn Stille da ist, dabei ahnen sie offenbar nicht, dass sie vor einem wunderbaren Schatz davonlaufen. Mit der immer dominanter werdenden Medienwelt und den entsprechenden Endgeräten scheint diese Thematik sogar immer schlimmer zu werden: heute las ich z-B. In der Zeitung, dass eine junge Frau in eine Baugrube gefallen ist, weil sie statt auf den Weg in ihr Smartphone geschaut hat. Schaut man sich mal auf einem öffentlichen Platz oder bei einem Event um, sieht man die meisten Menschen in ihre Geräte starren, statt sich an der wundervollen Welt zu erfreuen.
Grundsätzlich können wir zwischen einer objektiven äußeren Welt, die wir alle teilen und mit den Sinnen erleben, und der subjektiven inneren Welt, die nur wir selbst kennen, unterscheiden. Wobei natürlich die Yogalehre sagt, dass alles Eins ist, aber die gewöhnlich Erfahrung ist eine duale Trennung von Innen und Außen. Wir alle haben gelernt im “Außen” zu funktionieren und unseren Verantwortlichkeiten gerecht zu werden, jedoch müssen wir eben auch lernen, mit unserer inneren Welt zu Recht zu kommen.
Sich selbst aushalten in der Stille
Genau da setzt die Meditation an: Es geht darum, mit sich selbst ins Reine zu kommen und zu lernen, seine innere Welt zu akzeptieren und wohlwollend wahrzunehmen. Es geht darum, sich von der konditionierten Gewohnheit zu lösen, ständig den Impulsen des Geistes nachzugeben und stattdessen einfach nur zu erleben, was ist. Die große Kunst in der Meditation ist das Aushalten der Stille, also einfach sitzen zu bleiben, obwohl Unruhe da ist, und so kann man sagen, es geht um das sich selbst aushalten. Je mehr wir lernen uns selbst in der Stille der Meditation zu akzeptieren und einfach wahrnehmen, was da so an Erfahrungen kommt und geht, desto mehr können wir auch Gleichmut im Alltag praktizieren. Es gibt keine Situation, die uns so sehr weiter nach vorne bringen kann als das Sitzen in der Stille, denn nur da können wir uns darin üben, uns selbst auszuhalten, mit allem, was da so an Erfahrungen kommt und geht. Ich bin das neutrale, beobachtende Gewahrsein und akzeptiere alles, was da an Erfahrungen geschieht.
Mache die Stille zu deinem Freund, lauf nicht vor ihr weg!