In diesem Abschnitt des Kaivalya-Pada, also des 4. Kapitels im Yoga Sutra, vertieft Patanjali einige Aspekte seiner Lehre. Das ganze vierte Kapitel wirkt wie eine Auflistung von Inhalten, die der Autor noch hinzufügen wollte. Bei genauerer Betrachtung sind es jedoch Puzzlestücke die dann zum Höhepunkt des Textes führen, der Beschreibung des höchsten und absoluten Bewusstseins, der Befreiung, Kaivalya. In diesem Abschnitt werden wichtige Elemente des spirituellen Denkens angesprochen, ich halte das 4. Kapitel für das tiefsinnigste in Patanjalis Werk.
Hier die Verse mit meiner Übersetzung und ausführlichen schriftlichen Kommentaren:
- 4.4-6 – individueller und universeller Geist
- 4.7& 8 – Ursache und Wirkung ist Karma
- 4.9-12 – wir sind Samskaras und Smritis
- 4.13-14 – Gunas verändern Objekte und Geist
- 4.15-17 – Überzeugung filtert die Wahrnehmung
Die Verse 4.6-17
4.6 „Bewusstsein aus Meditation entwachsen ist frei von persönlichen Eindrücken.“
4.7 „Handlungen sind für den Yogi weder schwarz noch weiß, für andere sind sie dreifach.“
4.8 „Daher werden die Programmierungen durch die Früchte des Handelns offenbar.“
4.9 „Da Erinnerungen und Programmierungen ähnlich erscheinen, gibt es eine ununterbrochene Kontinuität in der Wiedergabe dieser Merkmale, auch wenn Geburt, Ort und Zeit dazwischen liegen.“
4.10 „Sie (Samskaras und Smritis) sind anfangslos und durch Wünsche endlos.“
4.11 „Ursache, Wirkung, Basis und Objekt halten sie aufrecht, mit diesen verschwinden sie.“
4.12 „Die eigene Form existiert auch in Vergangenheit und Zukunft, Unterschiede in den Wegen folgen einer Ordnung.“
4.13 „Sie (Samskaras und Smritis) sind wahrnehmbar oder subtil in der Guna Natur.“
4.14 „Durch die Entwicklung zum Wesentlichen erkennt man die wahre Natur der Erscheinungen.“
4.15 „Die gleichen Objekte werden durch Bewusstseins-Zustände in unterschiedlichen Wegen verschieden erfasst.“
4.16 „Objekte existieren unabhängig davon, ob sie vom Medium der Wahrnehmung erfasst werden.“
4.17 „Je nachdem wie stark das Bewusstsein ein Ding wahrnimmt und verfärbt, ist es bekannt oder unbekannt.“