Adi Shankaracharya alias Shankara hat viele Bücher verfasst und wichtige klassische Texte kommentiert, außerdem hat er auch einige Hymnen geschrieben. Er gilt als der große Reformator des Hinduismus der in seinem kurzen Leben vieles bewirkt hat.
Das Dakshinamurti Stotram ist eine Hymne, welche an eine besondere Form von Shiva gerichtet ist -der Form des spirituellen Lehrers, der Dakshinamurti genannt wird. In dieser Hymne wird das Advaita Vedanta des Shankara in sehr knapper Form vermittelt. Das Dakshinamurti Stotram eignet sich sehr gut als Einführung in Shankaras Lehren.
Da ich das Dakshina Stotram nicht auf Deutsch gefunden habe, habe ich sie kurzerhand mal übersetzt. Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner Übersetzung die Intention des Autors nicht verfälsche, obwohl die Übersetzung eher poetisch als exakt sein soll.
Dakshinamurti Stotram von Shankara
Einleitung
Ich verehre und verneige mich vor Dakshinamurti, der nach Süden blickt. Der durch seinen erhabenen und stillen Zustand die wahre Natur des höchsten Brahman erläutert, der jung aussieht und von alten und weisen Schülern umgeben ist, deren Geist ganz auf die absolute Wirklichkeit ausgerichtet ist. Der größte aller Lehrer, der mit seiner Hand das heilige Chinmudra zeigt. Der die Glückseeligkeit verkörpert, der höchste Freude aus sich schöpft und ein breites Grinsen im Gesicht trägt.
1. So wie das Bild einer Stadt im Spiegel gesehen wird, erscheint das Abbild im Inneren wie die echte Welt. Ebenso wie man im Traum eine Illusion sieht, wird im Selbst die nach aussen Projezierte Welt gesehen. Durch das Erwachen in die Nondualität wird das Selbst direkt erfahren.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
2. Die Welt ist wie ein Baum der potentiell im Samen ruht, dieser lässt erscheinen, was zuvor unmanifest war. So wie Raum und Zeit und dessen endlose Abbilder alle durch die Schöpfung der Maya entstehen. Dieses entfalten der Welt wie ein Zaubertrick, geschieht einem großen Yogi willentlich.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
3. Durch dessen alldruchdringendes Licht der Wahrheit auch das Universum als wirklich erscheint. Durch die vedische Lehre des Atman wie “Das bist Du” werden wir durch Hingabe den inneren Guru entfalten. Durch die direkte Verwirklichung dieses Wissens wird die Bindung an weltliche Existenz verschwinden.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
4. So wie das Licht innerhalb eines Topfes mit vielen Löchern in alle Richtungen scheint, so strahlt die Weisheit des einen nach aussen, sein Wissen allein erstrahlt im ganzen Universum und bringt die Erkenntnis des Selbst.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
5. Jene, die den Körper, die Lebensenergie, die Sinnesorgane, den wechselhaften Geist oder das Konzept der Leere für das Selbst halten, sind wie ein naives Kind, abgestumpft oder ein wie Blinder. Nur er kann die Täuschung der Maya lösen und uns die Wahrheit bewusst machen.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
6. So wie Sonne und Mond wird auch das reine Bewusstsein durch Maya teilweise oder ganz verdeckt. Jemand, dessen Sinne durch den Schleier der Täuschung im Schlaf unterdrückt ist, realisiert, dass er nur geschlafen hat, wenn er aufwacht, ebenso erkennt er die Wirklichkeit.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
7. In der Kindheit und anderen Lebensstadien, im Wachbewusstsein und anderen Zuständen, ebenso in allen umständen: das Selbst strahlt immer unabhängig von allen Veränderungen und jederzeit. Der innere Guru erweckt dieses Wissen des Selbst durch das Chinmudra.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
8. Die Unterscheidungen, die wir in der Welt sehen als Ursache- Wirkung, Besitz- Besitzer, Schüler- Lehrer und Vater- Sohn usw. sind alle innerhalb des Einen. Der Mensch ist durch die Maya konfus und wandert durch Wach- und Traumzustände.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
9. Die achtfache Erscheinung des Einen in bewegter und unbewegter Form sind Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Sonne, Mond und die individuelle Seele, ohne ihn kann nichts existieren, der darüber reflektierende Yogi entdeckt ihn als Quelle allen Seins.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
10. Da die göttliche Essenz in allem nun erklärt wurde, kann durchsHören, Reflektieren und Meditieren und Verehren des Textes jedermann die Selbsterkenntnis und den Göttlichen Zustand erreichen.
Gruß der Verkörperung des inneren Gurus, der sein Wissen durch die Stille vermittelt!
Abschluss
Es ist seltsam zu sehen, dass die sehr alten Schüler mit dem jungen Lehrer unter dem Banyanbaum sitzen. Der Lehrer, welcher die Stille beobachtet und die Schüler, die all ihre Zweifel beseitigen. Verehrungen diesem Dakshinamurti, der die Bedeutung des Pranava Om Mantras ist, die Verkörperung des reinen Wissens, der kristallklar im Denken und Inbegriff des Friedens ist. Verehrung dem Dakshinamurti, dem Lehrer der ganzen Welt und dem Arzt derer, die von der Krankheit von Geburt und Sterben befallen sind.