Was ist Advaita Vedanta? “Advaita Vedanta” bedeutet wörtlich “die Vollendung des Wissens durch Nicht-Zweiheit” oder auch “das Ungeteilte am Ende der Veden” und es ist die Lehre die sich auf die Upanishaden begründet und unmittelbar die Wahrheit über das Selbst beschreibt. Es ist keine Philosophie im Sinne einer Sichtweise oder einer theoretischen Idee wie man die Welt beschreiben kann, sondern eine Philosophie im herkömmlichen Sinne des Wortes, also die “Liebe für die Wahrheit”. Das Advaita Vedanta Lehrt wie man sich von seinen falschen Konzepten und Vorstellungen lösen, und das wahre Selbst erkennen kann, es beschreibt unmittelbar das Selbst und das Dilemma unseres leidvollen Daseins.
Advaita Vedanta führt zur Erkenntnis der Einheit allen Seins
Die zentrale Aussage des Advaita Vedanta benennt die tatsächliche Wirklichkeit als eine Einheit, also als “Eines ohne ein Zweites”. “Advaita” bedeutet es gibt nur die Einheit allen Seins und demnach ist die Dualität von Subjekt und Objekt, also dem Erfahrenden und der Welt die Erfahren wird, nur eine bloße Illusion. Tatsächlich gibt es im Advaita Vedanta nur die nonduale Einheit die es zu erkennen gilt, jede Idee der Getrenntheit bzw. der Teilung dieser Einheit ist nur Schein und die Ursache allen Leids.
Diese absolute Einheit wird Brahman genannt, Brahman das alldurchdingende absolute Bewusstsein, die Gesamtheit von allem was ist. Brahman ist das Eine und Einzige, es gibt nichts ausser Brahman. Alles ausser der Einheit des Brahman ist nur eine Illusion, es ist nur scheinbar wirklich, da es nur innnerhalb von Brahman erscheint. Diese Illusion wird als Maya bezeichnet, wobei Maya zwar “Kraft der Illusion” bedeutet, aber dieses nicht bedeutet, dass die Welt die wir erfahren nicht existent ist. Alles was wahrgenommen wird und auch der Wahrnehmende sind “bloße Illusion” -Maya, weil nur die Einheit -Brahman wahr ist, zwar existiert die Welt, jedoch ist sie nicht die letztendliche Wahrheit sondern nur Brahman ist wahr.
Adi Shankaracharya begründete das Advaita Vedanta
Diese Wahrheit und Grundlage des Advaita Vedanta wurde von Adi Shankaracharya in der Essenz seiner Lehre zum Ausdruck gebracht:
“Brahma Satyam Jagan Mithya Jivo Brahmaiva Na Aparah”
Der große Indologe Paul Deussen übersetzt diesen Lehrsatz etwas poetisch:
„In drei Sätzen sei es verkündet, was man in Tausend Büchern findet, Brahman ist wirklich, die Welt ist Schein, das Selbst ist nichts als Brahman allein.“
Der Begründer des Advaita Vedanta Adi Shankaracharya lebte im 8.Jhd. und er gilt als größter Reformator des Hinduismus. Er hat beispielsweise die Sannyas-Orden (Mönchstraditionen) sortiert und das Pilgern als wichtige spirituelle Praxis etabliert. Vor allem aber hat er die wichtigsten traditionellen Texte im Lichte des Advaita Vedanta kommentiert und einige Bücher geschrieben zur Praxis und Theorie seiner Lehren.
Das Selbst zu Erkennen ist Ziel des Advaita Vedanta
Desweiteren sagt das Advaita Vedanta, dass dieses Brahman identisch ist mit dem wahren Selbst jenseits von Körper und Person der als “Atman” bezeichnet wird. Der Atman ist immer vollständig, vollkommen, rein, komplett, ganz, heil und frei, auf der anderen Seite ist der Atman nie getrennt, begrenzt, beschränkt und leidend. Der Atman ist die Einheit allen Seins, vollkommen unabhängig von den wechselhaften Erfahrungen durch die Körper und Person hindurch gehen. Der Atman ist unberührt von allen Handlungen und er handelt nicht, er ist das reine Gewahrsein von allem was ist.
Der Mensch Erfährt sich als getrenntes und begrenztes Individuum, er ist verstrickt und identifiziert mit seinen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen. Allerdings sagt das Advaita Vedanta, dass wir eben weit mehr sind als dieses, wir sind nicht das Subjekt welches die Objekte Erfährt, wir sind nicht Körper, Geist und Seele. Es ist unsere Unwissenheit welche “Avidya” genannt wird die uns nicht erkennen lässt was die Wirklichkeit ist, nämlich das wir Körper Geist und Seele ‘haben’ jedoch nicht ‘sind’. All unser Leiden kommt aus diesem grundsätzlichen Irrtum des getrenntseins von der Welt, alles was wir brauchen ist die Erkenntnis der Einheit allen Seins.
Erkennen und Erfahren im Advaita Vedanta
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Erfahren und Erkennen, die Erfahrung ist vergänglich und wechselhaft wohingegen Erkennntnis dauerhaft und beständig ist. Erleuchtung im Sinne des Advaita Vedanta ist “nur” das Erkennen von dem was sowieso schon da ist, es ist das realisieren das es keine Trennung zwischen Subjekt und Objekt gibt sondern alles eins ist und schon immer war. Erfahrung ist gut und wichtig, jedoch immer temporär und damit nicht von dauer, Erleuchtung ist jedoch die dauerhafte Befreiung von Leid und Illusion. Somit braucht man aus Sicht des Advaita Vedanta eben nicht nach Erfahrungen zu streben, da Erleuchtung kein Zustand im Sinne einer ultimativen Erfahrung ist. Sondern man richtet sich direkt auf das wesentliche aus und das ist die Erkenntnis der Einheit allen Seins.
Da der Mensch sich in der relativen Erfahrungsebene verstrickt hat und nicht einfach Brahman als Wirklichkeit erkennen kann, ist es wichtig damit zu arbeiten. Das integrale Yoga holt den Menschen dort ab wo er steht, nämlich in der illusorischen Ebene der Erfahrungen. Das Advaita Vedanta erklärt das Ziel und führt in die letztendliche Erkenntnis des wahren selbst, jedoch muss Körper, Geist und Seele dafür erstmal vorbereitet werden. Die Vorbereitung auf die höchste Erkenntnis macht das integrale Yoga auf den verschiedenen Ebenen des daseins, daher gehört beides zusammen.
Yoga öffnet für die Erkenntnis des Advaita Vedanta
Es gibt keine Handlung die zur Befreiung im Sinne des Advaita Vedanta führt, man kann nichts Konkretes tun, um die Einheit allen Seins zu erkennen, auch wenn man sich noch so anstrengt. Jede Handlung bedingt immer einen Handelnden, der sie durchführen will, aber das zu erkennende wahre Selbst ist dem zugrunde liegend. Erleuchtung ist eine reine Gnade, jede spirituelle Übung soll helfen, sich für diese Gnade zu öffnen, jedoch kann man sie nicht herbeiführen. Um die Einheit alles Seins zu erkennen, muss jede Identifikation mit Körper, Geist und Seele losgelassen werden, da sie immer begrenzt. Auch der Wunsch diese Einheit zu erkennen entspringt der Person und ist letztendlich ein Hindernis, jedoch ist dies wohl das letzte, was es loszulassen gilt. Entscheidend ist die Motivation, sich aus der Illusion zu lösen und sich in völliger Harmonie in die Einheit aufzulösen.
Das integrale Yoga enhält Ebenen der Praxis die den Menschen ganzheitlich transformieren und in Harmonie mit sich und der Schöpfung bringen. Man schafft durch die verschiedenen Ansätze der Praxis sozusagen die Voraussetzung für das Geschehen der Gnade zu Erkennen. Yoga hilft die Erfahrungsebene zu optimieren und mit sich und der Welt ins reine zu kommen, das ist die Qualifikation um dann mit Hilfe des Advaita Vedanta zu Erkennen.
Die Lehre des Advaita Vedanta beschreibt unmittelbar die absolute Wahrheit, also den entscheidenden Aspekt der Wahrheit um zur Befreiung aus dem Leiden zu kommen. ‘Absolut’ steht hier im Gegensatz zu ‘Relativ’, also ‘losgelöst’ und ‘bedingt’. Diese formulierte absolute Wahrheit hilft jedoch nur demjenigen, der bereit ist diese als Essenz zu erfassen, und dafür eben alle Konzepte und Vorstellungen loszulassen. Es braucht quasi gewisse Qualifikationen um tatsächlich etwas mit den Aussagen der Lehre des Advaita Vedanta anfangen zu können, daher wirkt es auf manche etwas elitär und kopflastig. Aber es ist eben so, dass man sozusagen erstmal das Gefäß reinigen muss um die Wahrheit darin aufzunehmen…