Das Narada Bhakti Sutra ist der ideale Text um Bhakti Yoga als universelle Methode zur Gottverwirklichung zu verstehen und es ist ein Leitfaden zur Praxis. Es kommt zwar aus dem Hinduismus aber die Lektüre dieses Textes macht deutlich, dass es um einen Weg der puren Liebe zu Gott und seiner Schöpfung geht.
Im den Versen 15-24 geht es um verschiedene Beispiele Göttliche Liebe zu leben und auszudrücken. Da die Wahrheit jenseits aller Worte und Beschreibungen liegt, ist es gut sich ihr auf verschiedene Weisen zu nähern und dabei flexibel zu bleiben. So nennt auch Narada Muni in seinem Text hier verschiedene Meister die den Weg auf ihre Weise beschreiten.
Verse 15-24 des Narada Bhakti Sutra, Beispiele für Bhakti
15. “Die Merkmale göttlicher Liebe wurden durch die Meister wegen ihrer verschiedenen Standpunkte unterschiedlich beschrieben.”
Je nach dem aus welcher Kultur und Epoche sowie je nach Bildung und Hintergrund sowie Geschichte und Denkweise wird man die Wirklichkeit sehr unterschiedlich beschreiben. So ist es gut sich auf dem spirituellen Weg an den Aussagen von verschiedenen Meistern zu orientieren. Die Göttliche Liebe lässt sich eben nicht einfach in Konzepte fassen, da diese immer begrenzend wirken.
16. “Laut Vyasa drückt es sich als Hingabe an Gottesdienst und ähnliches aus.”
In diesem und den nächsten beiden Versen gibt Narada Beispiele von gelebtem Bhakti anhand verschiedener Meister, als erstes Vyasa, den Autor vieler Texte wie zB dem Mahabharata. Wörtlich spricht Narada in diesem Vers von “Puja”, also dem klassischen indischen Verehrungsritual, diese soll mit viel Hingabe ausgeübt werden. Bei diesem Ritual tritt man in Verbindung mit Gott in Form eines Symboles und gibt aus ganzem Herzen bestimmte Dinge wie Milch und Blumen. Wenn dieses selbstlos gemacht wird, entwickelt sich eine tiefe Hingabe und die Handlungen übertragen sich auf den Alltag.
17. “Laut Garga ist es die Hingabe an Geschichten der Götter und ähnliches.”
Gargamuni ist einer der alten Rishis und auch Autor einer Textes, dem Garga Samhita. Um sich mit Gott oder dem Göttlichen zu verbinden ist es wichtig sich seiner Allmacht bewusst zu sein und sich mit Gefühlen und Gedanken auf ihn auszurichten. Dabei ist es sehr hilfreich Geschichten und Lieder zu hören um innere Bilder und tiefe Sehnsucht zu erwecken.
18. “Laut Sandilya ist es das verweilen im höchsten Selbst ohne Störungen.”
Sandilya ist auch ein Rishi der u.a. in der Brihadaranyaka Upanishad und dem Shrimad Bhagavatam auftaucht. Narada verweis hier darauf, dass Bhakti vor allem ein rein geistiger Vorgang ist und Handlungen nur äusserlich sind, entscheidend ist die ungebrochene innere Hingabe die sich dann im äusseren ausdrückt.
19. “Aber für Narada ist Bhakti das Hingeben aller Handlungen an den Herrn und das Unwohlsein beim Vergessen dieser Hingabe.”
Narada Muni bringt es hier auf den Punkt, es geht darum alle Handlungen in den Dienst an Gott zu stellen, also jedes Fühlen, Denken, Tun und Sprechen sollte im Geiste als Dienst an das Eine, das Allumfassende, das Unbschreibliche und Höchste getan werden. Auch sollte es so tief verankert sein immer in diesem geiste zu handeln, dass man sich unwohl fühlt wenn man nicht aus einem solchen Geist handelt.
20. “Es gibt Beispiele solch vollkommenen Ausdrucks der Liebe.”
Obwohl es für uns so klingt als wäre es schier unmöglich eine solch makellose Einstellung zu entwickeln, macht Narada dem leser durch diesen Vers wieder Hoffnung. Auch wenn man sich sehr verstrickt hat in ungesunden und unnatürlichen Verhaltensmustern, so ist es eigendlich das natürlichste der Welt im Einklang mit Gott und dem Kosmos zu leben.
21. “So wie die Gopis von Vrindavan sie hatten.”
Narada Muni macht in seinem Text keine Aussagen über Name und Form Gottes, daher ist sein Werk in vielen Traditionen wichtig und maßgebend. Hier nennt er die Kuhhirtinnen von Vrindavan die in zahlreichen Geschichten als beispielhaft für ihre Hingabe beschrieben werden. Sie werden immer gerne genannt wenn es um das Ideal der uneigennützigen und bedingungslosen Liebe zu Gott geht.
22. “Sie verehrten Krishna als ihren Geliebten und vergaßen niemals Seine göttliche Natur.”
Sie hatten eine so starke Liebe zu Krishna wie in einer Liebesbeziehung und sie waren so verankert in dieser Gottesliebe, dass sie nichtmehr aus diesem Bewusstsein heraus fielen. Das Herz der Kuhhirtinnen von Vrindavan quoll über vor Liebe und Hingabe zu Krishna.
23. Ohne das Wissen von Krishnas göttlicher Natur wäre ihre Liebe einer niedrigen Leidenschaft gleichgekommen.
Und das ist der springende Punkt im Bhakti, es geht um die umfassende Liebe zu Gott als höhere macht, nicht nur um Liebe als Gefühl. Zwar beginnt Bhakti mit dem Gefühl, aber es mündet in eine umfassende Liebe die weit über die Ebene des Denken und Fühlens hinaus geht.
24. “In der profanen Liebe ist das eigene körperliche Glück im Vordergrund, nicht das Glück der Erfahrung des Göttlichen.”
Und so steht im Umkehrschluss bei der Gottesliebe nur das Glück der reinen Liebe im Vordergrund. Die reine Liebe ist unabhängig von dem Hin und Her der Erfahrungen, sie wird zum Urgrund des Seins.
हरी ओम् तत् सत्
Hari Om Tat Sat