Die Upanishads sind eine Reihe von Texten die vermutlich seit dem 8.Jhd.v.Chr. entstanden sind und als Grundlage der indischen Philosophie im Allgemeinen gelten. Sie sind der vierte und letzte Teil der vedischen Schriften und sie bringen das zuvor sehr kryptisch vermittelte Wissen mehr oder weniger auf den Punkt. Es gibt ca. 200 Texte die als “Upanishads” bezeichnet werden, wovon 108 als besonders wichtig gelten, die Fachleute streiten darüber, welche das sind. Die Upanishads werden auch als “Vedanta” bezeichnet, was wörtlich “Ende der Veden” oder “Vollendung des Wissens” bedeutet und damit ist gemeint, dass es sich um den letzten deil des Veda handelt, bzw. diesen vollendet.
Upanishads – Zitate über das Selbst
Das Wort “Upanishad” bedeutet “dabei sitzend” oder “zu Füssen sitzend” und spielt auf die Lehrer-Schüler Beziehung an, so sind die Upanishads in der Regel Dialoge zwischen Guru und Schüler. Als die 13 wichtigsten Upanishads werden die folgenden genannt: Chandogya, Kena, Aitareya, Kaushitaki, Katha, Mundaka, Taittriyaka, Brihadaranyaka, Svetasvatara, Isha, Prasna, Mandukya und Maitri.
Die Upanishads sind schwierig zu lesen und noch schwieriger zu verstehen, dennoch sind in ihnen sehr viele Weisheiten enthalten die für die spirituelle Suche wichtig sein können. Ich möchte daher an dieser Stelle einige Verse zitieren die sich mit dem Atman, dem wahren Selbst als Wesenskern des Menschen beschäftigen.
Zitate der Upanishads offenbaren das Selbst
Paul Deussen war einer der großen deutschen Indologen der viele Upanishads auf sehr poetische Weise übersetzt hat. Hier ein bekanntes Beispiel aus der Katha-Upanishad des Yayur-Veda 3.7.3.
“Ein Wagenfahrer ist, wisse,
der Atman, Wagen ist der Leib,
den Wagen lenkend ist Ruddhi (Vernunft),
Manas (Denken) wisse, der Zügel ist.
Die Sinne, heißt es, sind Rosse,
die Sinnendinge ihre Bahn.
Aus Atman, Sinnen und Manas
das Gefügte ‚Genießer‘ heißt.
Dieses Bild vom Menschen als Wagenlenker wird im Yoga gerne verwendet und taucht auch oft in anderen klassischen Texten auf. Der Vers deutet auf den Kers der Advaita Vedanta Lehre hin: das wahre Selbst ist nicht handelnd aber wahrnehmend.
Hier noch eine Übersetzung von Deussen, Chandogya Upanishad 3.14:
“Dieser ist meine Seele (atman) im innern Herzen, kleiner als ein Reiskorn oder Gerstenkorn oder Senfkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern; Dieser ist meine Seele im innern Herzen, größer als die Erde, größer als der Luftraum, größer als der Himmel, größer als diese Welten”.
Als älteste der Upanishads gilt die Brihadaranyaka-Upanishad aus dem 8.Jhd.v.Chr., die im Vers 4.4.5 wunderschön über den Atman, also das wahre Selbst, formuliert.
„Das Selbst ist wahrhaftig Brahman, aber aus Unwissenheit identifizieren es die Leute mit dem Verstand, dem Geist, den Sinnen, Leidenschaften und den Elementen Erde, Wasser, Luft, Raum und Feuer. Das ist der Grund, weshalb das Selbst aus diesem und jenem bestehen soll und überhaupt alles zu sein scheint. Wie ein Mensch handelt, so wird er im Leben. Jene, die Gutes tun, werden gut; jene, die Schaden verursachen, werden schlecht. Gute Taten machen einen rein; schlechte Taten machen einen unrein. Darum sagt man, dass wir sind, was unser Begehren ist. Wie unser Begehren ist, so ist unser Wille. Wie unser Wille ist, so sind unsere Handlungen. Wie wir handeln, so werden wir.“
Oder auch in selbiger Brihadaranaka Upanishad 3.4.2.
„Nicht sehen kannst du den Seher des Sehens, nicht hören kannst du den Hörer des Hörens, nicht verstehen kannst du den Versteher des Verstehens, nicht erkennen kannst du den Erkenner des Erkennens. Er ist deine Seele, die allem innerlich ist. Was von ihm verschieden, das ist leidvoll.“
Die Upanishads drehen sich meist um Atman und Brahman, also dem wahren Selbst und dem absoluten einen, so auch in der Svetasvatara Upanishad, VI.11:
„Die eine Gottheit verbirgt sich in jedem Lebewesen, dennoch durchdringt Er alles und ist das innerste Wesen in Allem. Er vollbringt jede Arbeit und hat seinen Wohnsitz in Allem. Er ist das Zeugnis ablegende Bewusstsein, formlos und unsterblich.“
Die Aitareya Upanishad beginnt mit dem Vers 1.1.1. wo es heißt:
“Zu Anfang war diese Welt allein Atman; es war nichts andres da, die Augen aufzuschlagen. Er erwog: „Ich will Welten schaffen!“”
Klingt ganz ähnlich wie die Schöpfungsgeschichte der Bibel, fragt sich nur wie es mit der modernen Interpretation des Begriffs Atman zu verbinden ist, denn der ist nicht-handelnd!
Wie gesagt sind die Upanishads sehr schwierig zu lesen und oft kaum zu verstehen ohne Indologie Studium, hier habe ich ein Beispiel aus der Svetasvatara Upanishade 1.5.
“Den Fünfstrom, der fünfquellig schwillt, sich windet,
Mit fünf Hauchwellen, mit der fünf Sinne Urwurzel,
Mit Strudeln fünf, fünf Schmerz-Sturmwogen, fünfzig
Flußarmen und fünf Schnellen? den verstehn wir.”
Allerdings gibt es viele sehr klare Aussagen, so steht im 59. Vers der Kena Upanishad:
“Brahman kann nicht durch die Augen wahrgenommen werden, da Es kein Objekt der Wahrnehmung ist.”
Bekanntlich ist eine der wesentlichen Aussagen der Upanishads, dass es keinen Unterschied zwischen der absoluten, einen Wirklichkeit und dem wahren Selbst gibt, also Brahman ist gleich Atman.
Der erste Vers der Aitareya Upanishad erinnert ein wenig an den beginn der Bibel. Der Atman ist das eine alldurchdringende Bewusstsein welches immer wahr und unabhängig von der Schöpfung existiert.
“Zu Anfang war diese Welt allein Atman; es war nichts andres da, die Augen aufzuschlagen.”
In der poetischen Übersetzung der Kathaka Upanishade steht im Vers 1.2.22& 23
“Den Atman, groß, alldurchdringend,
Schaut der Weise und grämt sich nicht.
Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen:
Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen.”
Der Atman wird nur erreicht durch Selbsterforschung, diese sollte sich an der Lehre orientieren.
Abschließend noch ein Zitat aus der Munduka Upanishade, Vers 3.1.10:
“Die Welt, die man sich, rein an Herzen, vorstellt,
Und alle Wünsche, die man mag begehren,
Diese Welt erlangt man so und diese Wünsche,
Darum, wer Glück wünscht, ehre den Atmanwisser!”
Als wichtigste der Upanishads für die Lehre des Advaita Vedanta gilt die Mandukya Upanishade, die sich mit dem wahren Selbst beschäftigt, ich habe einen ausführlichen Kommentar zur Mandukya Upanishade verfasst.

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