Brahma gilt im modernen Hinduismus als einer der drei wichtigsten Götter im indischen Pantheon und seit puranischer Zeit als der Schöpfergott des manifesten Universums.
zweifelhafter Schöpfergott
Die drei Götter der Trimurti stehen für das universelle Prinzip von “Entstehen- Existieren- Beenden” oder im Englischen GOD – “Generator- Operator- Destroyer” und es sind neben dem Schöpfergott auch Vishnu & Shiva”, also “Schöpfer, Erhalter & Zertörer”.
Einige Fakten über den Schöpfergott
Brahma wird in Indien kaum bis gar nicht verehrt, was zum einen daran liegt, dass er seine Aufgabe bereits erledigt hat, und zum anderen hat es mythologische Hintergründe, die in diesem Artikel erläutert werden. Der Schöpergott hat nach mythologischer Vorstellung vier Köpfe die in die 4 Himmelsrichtungen schauen und mit denen er jeweils eines der 4 Vedas formuliert hat, er hatte auch mal einen 5. Kopf der ihm von Shiva abgehackt wurde, mehr dazu unten. Er gilt als Ehemann der Göttin Saraswati, sie steht für Muse & Weisheit, sie ist zugleich seine Tochter, da er sie erschaffen hat, was dieser Liaison eine seltsame Konotation gibt. Savitri und Gayatri gelten als seine anderen beiden Frauen, wobei beide auch als eine gelten und oft mit Saraswati assoziiert sind.
“Oh, Vidura, wir haben gehört, dass die Tochter Vak (Sprache- ein anderer Name für Saraswati) welche aus seinem Körper geboren wurde Brahmas Geist verwirrte.” Srimad Bhagavata Purana 3.12.28
Der Schöpfergott hat viele Namen
So wie alle großen Götter Indiens hat auch Brahma viele Namen, so wird er unter anderem auch genannt:
- Chaturana (viergesichtiger)
- Chaturmukha (vierköpfiger)
- Surajyestah (der vor den anderen Göttern existierte)
- Pitamaha (Vater der Menschen)
- Lokesha (Gott der Welten)
- Abjayoni (Lotusgeboren)
- Kamalasana (auf dem Lotus sitzend)
- Nabhijanmah (aus dem Nabel Vishnus geborener)
- Ashtakarna (achtohriger)
Er ist auch eine wichtige Buddhistische Gottheit. Er war es wohl, der den Buddha dazu brachte, seine Erkenntnisse nach der Erleuchtung zu lehren. Wobei in manchen Geschichten diese Rolle auch Indra zugesprochen wird.
Er wird auch assoziiert mit den vedischen Göttern Prajapati, Hiranyagarbha und Purusha, jedoch taucht er selbst kaum als “Brahma” in den Veden auf, sondern er wird eher in den postvedischen Texten beschrieben, vor allem in den Puranas.
Als Schöpfergott gilt er auch als derjenige, der zum Beginn der Schöpfung den Klang des Om erzeugte, also anders gesagt die erste Schwingung des Kosmos in Gang setzte.
Das Wort “Brahma”
“Brahma” ist nicht zu verwechseln mit “Brahman”, dem all durchdringenden, alles umfassenden, formlosen, nicht-benennbaren, eigenschaftslosen kosmischen Bewusstsein, ebenso wenig mit “Brahmin” bzw. “Brahmane” der Kaste der Priester und Philosophen. Wobei diese Begriffe natürlich etymologisch zusammenhängen, das Konzept des Brahman ist wesentlich älter und es wird angenommen, dass Brahma eine Personifizierung des unpersönlichen Einen ist. Die Begriffe kommen allesamt von der Sanskrit Wortsilbe “bhr”, die auf wachsen und ausdehnen deutet.
Nada Brahma – alles ist Sound
Nada Brahma hat nur indirekt etwas mit Brahma zu tun, es ist ein Konzept über die Natur des Universums. Die Welt ist Klang bzw. Gott als Klang durchdringt die Welt und (Klang-) Schwingung ist die Grundlage von allem was existiert. Die moderne Physik vermutet inzwischen tatsächlich, was die Inder vor Urzeiten schon wussten: alles basiert auf Schwingung bzw. Klang. Beim Begriff wird, wie so häufig, das Wort “Brahma” ohne “n” für “Brahman” benutzt, was zu Verwirrung führen kann.
Symbole und Attribute
So wie alle großen Götter der Hinduismus mit bestimmten Symbolen dargestellt werden, hat auch der hinduistische Schöpfergott seine Merkmale, die ihn in den bunten Bildern und Statuen unverwechselbar machen.
- Hat 4 Köpfe, die in 4 Richtungen schauen, daher sind meist nur 3 zu sehen.
- Trägt überwiegend einen langen Bart als Zeichen seiner Weisheit.
- Verfügt über 4 Arme und Hände als symbol seiner Allmacht.
- Trägt eine Mala (Gebetskette) mit sich als Symbol für die Zeit.
- Hat Veden in einer Hand.
- Trägt eine Lotusblüte als Symbol für die Schöpferkraft.
- Hat ein Wasserbehälter, da alles aus dem Wasser entstand.
- Sitzt größtenteils auf einem Lotus oder auf seinem Reittier Gans bzw. Schwan.
Dazu passt dieser Vers über seine Erscheinung:
“Chaturmukhd vedadharah sakshasutra kamandaluh Hansarudho raktavasa brahmaloka pitamah” “Er hat 4 Köpfe, hält die veden, Gebetskette, Wassergefäß, er trägt rote Kleidung und reitet einen Schwan- es ist niemand anderes als Brahma, der Großvater von uns allen.”
Die Geburt
Er ist laut einigen Puranas vor der Schöpfung aus dem Nabel von Sri Vishnu entwachsen, andere Puranas weisen ihm Shiva als Vater zu und das Skanda Purana sagt sogar, dass Parvati alle drei Götter der Trimurti erschaffen habe, in manchen Puranas gilt er auch als der höchste eine Gott und wird alls “Svayambhu” bezeichnet: Selbsterschaffen.
Die bekannteste Geschichte von seiner Entstehung ist die folgende, hier in Kurzfassung:
Lord Vishnu liegt auf der Schlange Shesha die auf dem ewigen Weltenmeer schwimmt und bekommt von seiner Gemahlin Laxmi die Füsse massiert. Aus seinem Nabel entwächst ein Lotus und in diesem Lotus entsteht der 4 Köpfige Brahma.
Aber es gibt auch vollkommen andere Geschichten über die Geburt Brahmadevas, im Manusmriti wird er als Hiranyagharbaya beschrieben, aus dem goldenen Ei entsprungen:
“Tadandamabhavad haimam Sahasramsusamaprabham Tasmin jajtie svayam Brahma Sarvalokapitamahah – Das Ei war so golden strahlend wie die Sonne. Brahma, der Urgroßvater von allem in der Welt erschuf sich selbst darin.” Manusmriti, Kapitel 1
Im Vamanapurana, Kapitel 43 steht sehr schön wie diese Geschichte weitergeht:
Bhagavan (das höchste Wesen- wer auch immer das sei…) öffnete das Ei, die Silbe Om bildete sich, die Klänge Bhur, Bhuva und Svaha entstanden daraus, es strahte wie die Sonne und Großvater Brahma erschien im inneren des Eies.
Pädophiler Schöpfergott (WTF): Die Geschichte seinen vier Köpfen
Er hat sich einst einen 5. Kopf wachsen lassen, um stets seine attraktive Tochter im Bick zu haben, dieser 5. Kopf ist also auch ein Symbol für Brahmas Ego. Entgegen der anderen 4 Köpfe kamen aus dem 5. auch nur unschöne Worte und Laute. Als Brahma dann mit seiner eigenen Tochter inzestuös interagierte, wurde Shiva zornig und als wütende Erscheinung “Bhairava” schlug er Brahma den 5. Kopf ab.
Shiva musste allerdings für diesen “unrühmlichen” Brahmanenmord Buße tun und er rannte zur Strafe sehr lange mit dem in seiner Hand klebenden Kopf umher, bis er endlich bei einem Bad im Ganges in Badrinath die Erlösung von der Strafe fand. Einer anderen Version zufolge wollte Brahma sich als höchsten Gott vor Vishnu stellen und Shiva wurde zornig. Einer weiteren Version zufolge schlug Shiva den 5. Kopf ab nach dem berühmten Streit zwischen Vishnu und dem Schöpfergott, bei dem sich dann Shiva als unendlicher Feuerstrahl manifestierte. Bei all diesen Versionen wurde Brahma auch dahingehend verflucht, niemals wie die anderen Götter verehrt zu werden, tatsächlich gibt es in ganz Indien nur einen großen Brahmatempel, dieser steht in Pushkar.
Hier eine Version der Geschichte mit Bhairava.
In den heiligen Texten
Als älteste Erwähnung in den Veden gilt der folgende Vers aus der Maitrayaniya bzw. Maitri Upanishad:
Du bist Brahma, du bist Vishnu, du bist Rudra, du bist Agni, Varuna, Vayu, Indra, du bist alle(s).” Maitri Upanishad 5.1
Dieser Vers gilt auch als erste Erwähnung der heute so wichtigen Trimurti, die dann im folgenden Vers mit dem Konzept der Gunas in Verbindung gebracht wird:
Jener Teil (Gottes) der zu Rajas gehört, oh Studenten des heiligen Wissens, wird Brahma genannt.” Maitri Upanishad 5.2
Auch in der Mundaka Upanishad finden wir gleich zu Beginn eine Erwähnung.
“Brahmán entstand als erster von den Göttern, Als Schöpfer dieses Weltalls und Behüter. Der lehrte seinem ältsten Sohn Atharva(n) Das Brahmanwissen, alles Wissens Grundstein.” MundakaUpanishad 1.1
Auch in der Bhagavad Gita wird er mehrfach erwähnt, hier nur ein beispielhafter Vers, in dem klar wird, dass auch er letztlich sterblich ist und durch Erreichen des wahren Selbst die Freiheit Ergebnis ist.
“(Alle) Welten, auch die Welt Brahmas, unterliegen der Wiederkehr, Oh Arjuna; wer aber Mich erreicht, Oh Sohn Kuntis, wird nicht wiedergeboren.” Bhagavad Gita 8.16
Seine Kinder: Kumaras, Prajapatis…
Zunächst erschuf der Schöpfergott die 4 Kumaras: Sanaka (uralt), Sanatana (ewig), Sanandana (freudvoll) und Sanatkumara (ewig jung), sie werden auch “Chatursana” genannt, die vier beginnend mit “sana”. Diese sollten für ihn wichtige Aufgaben bei der Schöpfung übernehmen, jedoch entagten sie und wurden hingegebene von Lord Vishnu.
Danach erschuf er die 10 Söhne oder “Prajapati” (Herr der Menschen) aus seinem Geist welche als Vorväter der Menschheit gelten, da sie nicht leibliche Söhne waren, werden sie “Manas Putras” genannt, Söhne des Geistes:
“Marici, Atri, Angira, Pulastya, Pulaha, Kratu, Bhrgu, Vasistha, Daksa, und der zehnte Sohn, Narada, wurden geboren.” Srimad Bhagavatam 3.12.22
Der Svayamhuva Manu ist auch einer seiner Söhne und er gilt in vielen Puranas ebenso wie manchmal auch die Prajapatis als Urvater der Menschheit, er ist Autor des Manu Smriti.
gurur brahmā gurur viṣṇuḥ ‘ gurur devo maheśvaraḥ /
guruḥ sākṣāt paraṃ brahma ‘ tasmai śrī-gurave namaḥ
“Der Guru ist Brahmā, der Guru ist Viṣṇu, der Guru ist Maheśvara, der Guru ist das sichtbare höchste Brahman, diesem glückhaften Guru Verneigung”