Karma Yoga – Weg des selbstlosen Handelns

Karma Yoga

Der Weg oder die Praxis des Karma Yoga ist wohl der meist mißverstandene Yoga Zweig und daher auch eine häufig vernachlässigte Ebene des integralen Yoga. Es geht vor allem darum, richtig zu vestehen wlches Prinzip hinter der Idee des Karma Yoga steht.

Karma Yoga – Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung

Karma Yoga

Karma Yoga basiert auf der Bhagavad Gita, dem klassischen Grundlagenwerk des integralen Yoga, und es wird leider oft falsch verstanden. Meist wird die Idee des Karma Yoga reduziert mit den Begriffen “Selbstloses Handeln” und dem “Dienst an Gott”, jedoch verbirgt sich hinter dem Begriff weit mehr, nämlich eine Logik die uns unabhängig von der Art des Handelns durch eine innere Einstellung frei macht.

Die Idee des Karma Yoga befreit uns aus der Kette von Ursache und Wirkung, indem wir erkennen, dass beides nicht so direkt zusammenhängt wie wir vielleicht denken.
Ich halte Karma Yoga für den wichtigsten Praxisweg im Yoga, daher möchte ich an dieser Stelle die Idee hinter dem Karma Yoga etwas genauer erläutern und somit die Bedeutung für diese Praxis im Alltag unterstreichen. Ich hoffe meine Intention hinter diesem Artikel wird deutlich und du wirst als Leser inspiriert das Prinzip des Karma Yoga in deinen Alltag bzw. deinen spirituellen Weg zu integrieren.

„Der Yoga des Wirkens, das Einswerden mit Gott in unserem Willen und Wirken (nicht nur in unserem Wissen und Fühlen) ist ein unentbehrliches, unaussprechlich wichtiges Element eines Integralen Yogas.“
Sri Aurobindo

Karma Yoga – Einer von 4 klassischen Wegen des Yoga

Traditionell unterscheidet man zwischen den 4 Wegen des Yoga, also

  • Jnana Yoga (Der Weg der Erkenntnis)
  • Bhakti Yoga (der Weg der Hingabe)
  • Raja Yoga (Der Weg der Geisteskontrolle)

und eben das Karma Yoga, der als Weg des Handelns zusammengefasst werden kann. Letztlich sind diese 4 Wege nicht wirklich voneinander zu trennen und sie stellen verschiedene Disziplinen des einen Weges dar, Yoga bedeutet ein Übungsweg bei dem der Mensch als ganzheitliches Wesen auf allen Ebenen transformiert wird, dabei befruchten sich die einzelnen Wege gegenseitig. Die heute so weit verbreitete Praxis der körperorientierten Hatha Yoga ist historisch erst vor etwa 1000 Jahren als scheinbar eigenständiger Weg etabliert worden.

Karma Yoga – Weg in die spirituelle Freiheit

Karma Yoga wird meistens recht beiläufig erwähnt und leider oft unzureichend erklärt, wobei ich der Meinung bin, dass dieser Weg für eine wahre und tiefe spirituelle Befreiung äusserst wichtig ist. Krishna hat im Dialog der Bhagavad Gita bereits diesen Weg als sehr bedeutsam beschrieben und gesagt, dass die Praxis des Karma Yoga für den suchenden ohne Selbsterkenntnis essentiell ist. Die Bhagavad Gita gilt auch als der zentrale Quelltext für ein Verständnis des Karma Yoga und ist auch Grundlage meiner hier dargestellten Überlegungen.

Karma Yoga – innere Einstellung unabhängig von der Handlung

Für die Praxis des Karma Yoga spielt es keine Rolle was wir tuen, entscheidend ist die richtige geistige Einstellung die man dabei bewahrt und dafür zunächst durch Reflektion erlangen muss. Die entsprechende innere Modifikation kann nur stattfinden, wenn man korrekt versteht was das Konzept hinter dem Karma Yoga ist. Ein wichtiger Aspekt des Karma Yoga ist „Seva“, das uneigennützige Dienen, beispielsweise eine ehrenamtliche Tätigkeit für eine gute Sache oder Geschirrspülen im Ashram. Karma Yoga ist aber weit mehr als nur selbstloses Dienen, es ist das verstehen der grundlegenden Wirkweisen des Karma und daraus resultierend eine innere Einstellung zum Handeln und Erfahren.

“Karma Yoga bereitet den Geist auf den Empfang des Lichts oder der Weisheit vor. Es weitet das Herz und zerstört alle Hindernisse, die dem Weg zur Einheit und dem Einssein entgegenstehen.”
Swami Sivananda

Karma Yoga: alles für Gott

Zunächst mal müssen wir zu einem Begreifen der Essenz des Karma Yoga über das Prinzip von Ursache und Wirkung reflektieren. Das Wort Karma wird zwar mit Handlung übersetzt, meint aber auch Ursache und Wirkung der Handlung. Jede Handlung wird eine zukünftige Wirkung erzielen und jeder Erfahrung hat eine Ursache in der Vergangenheit. Allerdings können wir kaum verstehen welche Kausalketten genau aus unseren Handlungen resultieren bzw. woher die Erfahrungen genau kommen, wenn dem so wäre hätten wir ja immer genau was wir wollen und könnten vermeiden was wir nicht wollen. Es liegt immer zwischen der Ursache und der Wirkung ein unbekannter Faktor, den wir unbedingt in Betracht ziehen müssen!
Dieser unbekannte Faktor ist wesentlich, es ist der Kosmos (griechisch für Gesetz oder Regel) bzw. das Göttliche welches von unendlich vielen Kausalketten durchdrungen ist und unser Erfahren bestimmt. Jede Handlung die wir ausführen gibt einen Impuls in die riesige „Kausalketten-Maschine“ wo viele andere Kausalketten miteinander in Wechselwirkung stehen und zu einem ungeahnten Ergebnis führen, dieses nennt man Karma. Ebenso ist jede Erfahrung die auf uns zukommt ein Ergebnis von undurchschaubaren Mechanismen dieser mysteriösen „Kausalkettenmaschine“, wir können auch sagen jedes Ereignis ist Gnade oder Schicksal. Wir können kaum verstehen wie unser Handeln mit unserem Erfahren in Wechselwirkung steht, da immer der unbekannte Faktor bzw. die scheinbare Willkür dieser „Kausalkettenmaschine“ mit dem Prinzip von Ursache und Wirkung verbunden ist.

Wir können also sagen, dass zwischen Ursache und Wirkung immer Gott als wesentlicher Einfluss steht, statt dem Wort „Gott“ kann man aber auch „Kausalkettenmaschine“, „Kosmos“ oder ähnliches einfügen!

Diese unbekannte Komponente des Kausalprinzipes können wir kaum verstehen oder beeinflussen, auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen, und darin liegt eine der Ursachen unseres Dilemmas:

Wir haben keine Kontrolle über unser (Er-) Leben. Dieses gilt es zu erkennen, zu akzeptieren um dann eben Karma Yoga zu üben, dabei geht es um das Akzeptieren von Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung und resultierend das Einbeziehen von Gott in jede Handlung und jede Erfahrung.

„Kümmert euch nicht um das Resultat — konzentriert euch auf die Tätigkeit. Das Resultat kommt von selbst. Das ist eine sehr effektive Form der geistigen Praxis.“ Eckhart Tolle

Karma Yoga ist Handeln als Dienst an Gott

Karma Yoga ist das erfüllen jeder Handlung als Dienst an Gott (bzw. etwas größeren wie z.B. Gemeinschaft, Familie, Planet,…) also das Erfüllen der eigenen Aufgabe als Teil des Ganzen, das Leben als dienst an etwas größeres. Wenn die Erkenntnis da ist, dass wir als Teil der Einheit allen Seins in jedem Augenblick ein Dharma (Aufgabe, Pflicht, innerer Ruf,…) zu erfüllen haben, können wir jede Handlung als Dienst an das große Ganze betrachten und die resultierenden Ergebnisse Gott opfern bzw. sie Gott schenken. Andererseits ist Karma Yoga das Erfahren der Gegenwärtigen Ereignisse als ein Geschenk von Gott, bzw. als das was Gott uns jetzt gibt um daraus zu lernen bzw. es zu geniessen. Wir brauchen also nicht zu verstehen woher die Erfahrungen kommen und z.B. die karmischen Ursachen zu erforschen, sondern sollten uns ganz auf das Erleben des Hier und Jetzt ausrichten und im Fluss des Lebens Akzeptieren was Gott uns gibt uns tuen was gerade anliegt.

Diese innere Einstellung führt dazu, dass wir immer mehr in die Gegenwart eintauchen und dabei weniger mit unserem Schicksal hadern. Karma Yoga hilft uns die tiefsitzenden Gewohnheiten und Muster aufzulösen und mehr und mehr frei zu werden von den Programmierungen unseres Geistes. Karma Yoga ist das effektive Mittel um unserem Ego die Macht über unser leben zu entziehen und es in unseren Dienst zu stellen. Karma Yoga ist der Weg um in Harmonie und Einklang mit Gott und seiner wunderbaren Schöpfung zu gelangen. Karma Yoga kosten keine Zeit, sondern kann unabhängig von der Art unserer Tätigkeit ausgeübt werden, wie gesagt einfach indem man sich Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung bewusst ist.

Vortrag Zu Karma Yoga

Transkription eines Vortrages über Karma Yoga

Namaste und guten Abend zusammen!
In der indischen Philosophie heißt es, das ganze Universum ist aus dem Klang heraus entstanden. Also im Umkehrschluss heißt es auch, wir können uns mit unserer göttlichen Natur gut verbinden über den Klang. Und so heißt es auch in der modernen Physik, das Universum ist eigentlich viel mehr Schwingung, als dass es Materie ist. Das Universum ist viel mehr bestimmt von den Schwingungen, von den subtilen Kräften, die das Ganze durchdringen als eigentlich von der Materie. Die Materie ist eben nur die Manifestation dieser Schwingungen, die physische Manifestation, und über den Klang können wir sozusagen in Verbindung treten mit dieser Schwingung, die der Materie zugrunde liegt. Und darüber können wir zu dem in Verbindung treten, was dem wiederum zugrunde liegt. Aber eigentlich wollte ich über was ganz anderes sprechen…

Karma Yoga – Der Weg in die Freiheit

Es ist ja so, jeder Mensch will dasselbe: Glücklich und frei sein. Und wenn wir uns überlegen, ist eigentlich alles das, was wir tun, all unsere Handlungen sollen darauf hin abzielen, dass wir glücklich und frei werden oder dass wir uns zumindest so fühlen. Wir gehen arbeiten, damit wir Geld haben, damit wir uns Dinge kaufen können, die uns das Gefühl geben, frei zu sein und glücklich zu sein. Und wenn wir überlegen, alles, was wir tun, zielt darauf hin ab, dass wir glücklich und frei sind.

Aber das Ganze, sind wir ehrlich, ist eine frustrierende Angelegenheit, denn es gibt das Prinzip von Ursache und Wirkung. Wenn ich etwas tue, wird es eine Wirkung nach sich ziehen. Aber das, was ich tue, ist nicht die einzige Ursache, die dann eine Wirkung nach sich zieht, sondern es sind ganz viele andere, weitere Ursachen, die da mit hineinspielen, dass dann am Ende eine Wirkung herauskommt. Wenn wir unmittelbar aus jeder Ursache eine Wirkung erzielen könnten, dann würden wir alle, sagen wir mal, in einer riesengroßen Villa wohnen mit allem Drum und Dran und den ganzen Tag auf der Hängematte liegen und alle unsere Wünsche wären ja befriedigt. Wenn es so wäre, dass wir unmittelbar aus jeder Ursache genau die Wirkung erzielen können, die wir wollen, dann würden wir ja alle ruckzuck all unsere Wünsche befriedigt haben.

Das Problem ist allerdings, da mischen sich ganz viele weitere Kräfte mit ein. In jede Handlung, wo dann ein Impuls daraus gesetzt wird, der irgendwann eine Wirkung nach sich zieht, kommen ganz viele weiter Kräfte mit rein, die dann zu irgendeinem Ergebnis führen. Und das ist frustrierend. Wie viel Energie wir nicht aufwenden, um unsere Wünsche zu erfüllen in der Hoffnung, dass es endlich passieren möge. Aber es sind eben viele, viele weitere Faktoren, die wir überhaupt nicht durchschauen können, die unendlich viele Variablen beinhalten, die dann dazu führen, dass wir ein Ergebnis haben.

Karma Yoga bedeutet sein Krama zu akzeptieren und sein bestes zu geben!

In der indischen Philosophie wird da häufig das Beispiel genommen von einem Samen, der eine Frucht hervorbringt. Also, wenn ich eine Apfelkitsche in dem Boden verbuddele, dann wird voraussichtlich irgendwann auch ein großer Apfelbaum daraus. Aber eben nicht immer. Denn das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel vom Wetter, zum Beispiel davon, was auf der Wiese, wo ich die Apfelkitsche verbuddelt habe, so für Tiere rumlaufen, die zum Beispiel die Sträucher essen, so dass überhaupt kein Baum daraus entstehen wird. Das heißt, zwar habe ich die Intention gesetzt mit dem Samen, den ich säe, aber das heißt noch lange nicht, dass daraus das gewünschte Ergebnis wird, weil ganz viele weitere Faktoren da mit reinspielen.

Und das ist das große Dilemma, in dem wir uns befinden. Wir glauben, dass wir durch unsere Handlungen unsere Wünsche befriedigen können. Wir glauben immer wieder, wir hätten dieses Kausalprinzip von Ursache und Wirkung im Griff, wir bräuchten nur die richtige Handlung auszuführen, um dann zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Aber das ist ein Trugschluss, in dem wir Menschen uns befinden, weil eben ganz, ganz viele, unendlich viele weitere Faktoren und Variablen da mit hineinspielen, was für ein Ergebnis letztendlich rauskommt.

Karma Yoga: ich diene als Teil eines größeren Ganzen

In der indischen Philosophie sagen wir, alles, das ganze Universum ist eine Manifestation von Gott. Und vor allem diese Kausalkette ist Gott. Das heißt, jeden Impuls, den ich setze durch ein Handeln, setze ich in ein riesengroßes Feld. Das kann man sich vielleicht vorstellen wie eine riesengroße Maschine, so groß wie das Universum, wo lauter Kausalketten drin sind, also Ketten von Ursache und Wirkung, bestimmte Kräfte, die irgendwie kreuz und quer und drüber und drunter irgendwie wirken. Jede Handlung setzt einen Impuls in dieses Universum, was wir zum Beispiel mal Gott nennen. Und am Ende kommt irgendwas dabei raus, aus diesem großen Ganzen.

Und wir glauben, dass das, was am Ende dabei rauskommt, dass wir das waren. Das heißt, wir leben in der Illusion, wir hätten alles im Griff und wir könnten durch unser Handeln unsere Wünsche befriedigen. Und darin sind wir gefangen. Wir sind gefangen in dem, was wir Kreislauf der Wiedergeburten nennen, das ist wie ein Hamsterrad, in dem wir uns befinden. Das Hamsterrad, was sich immer wieder dreht und in Schwung gehalten wird durch unsere Wünsche: Ich will das, ich will jenes, ich will das nicht, verschont mich damit – den ganzen Tag. Damit halten wir das in Schwung und eben durch unser Handeln. Dadurch, dass wir glauben, wir können durch unser Handeln unsere Wünsche dann irgendwann befriedigen. Und in diesem Dilemma stecken wir fest.

Und was ist der Ausweg daraus? Den Ausweg haben die Yogis oder die alten Inder vor Urzeiten erkannt und den haben sie festgehalten in ihren Texten. Und das Prinzip, was ich euch gerne erklären möchte, was ich sehr wichtig finde, das ist Karma Yoga. Ich glaube persönlich, dass von all den Yoga-Wegen, die wir kennen, Karma Yoga eigentlich der wichtigste ist. Aber es ist keine konkrete Praxis, es ist nur eine geistige Einstellung. Es geht bei Karma Yoga nur darum, dass wir verstehen, was Karma Yoga ist. Und dass wir es dann umsetzen.

Aber es ist sehr schwierig zu verstehen und sehr schwierig dann auch tatsächlich im Alltag sich immer wieder daran zu erinnern. Obwohl es eigentlich ganz einfach ist, denn es geht um Folgendes: Wir stellen uns dieses Riesengebilde vor, von dem ich gerade sprach, dieses, was wir vielleicht Gott nennen können oder was wir das, die Maschine des Kausalprinzips nennen können oder einfach das Universum. Alles, was wir tun, setzen wir als einen Impuls in das Göttliche hinein. Alles, was wir tun, geben wir als eine Energie oder eine Kraft oder eine Handlung in das große Ganze hinein. Und der Trick im Karma Yoga ist, dass wir es dann loslassen, weil wir wissen, und das gilt es zu erkennen, dass das Ergebnis, was nachher dabei rauskommt sowieso nicht in unserer Macht liegt. Wir haben sowieso keine Kontrolle darüber, was wir am Ende bekommen. Dann können wir es auch gleich loslassen. Das heißt, wir tun etwas einfach in dem Moment, was jetzt das Richtige ist, natürlich zum Wohle aller Beteiligten und nach bestem Wissen und Gewissen, das, was jetzt einfach gerade vor der Nase liegt, was anliegt und lassen es dann los. Weil wir genau wissen: Mehr können wir nicht tun.

Das heißt, wir haben nicht mehr die Intention, wir haben nicht mehr den Wunsch, wir haben nicht mehr die Energie hinter unserem Handeln, dass wir damit irgendwas, wir sagen im Yoga, irgendetwas Selbstsüchtiges oder Selbstbezogenes damit erreichen wollen, sondern wir tun das zum Wohle aller, zum Dienst aller und wir verschenken sozusagen unser Handeln an Gott. Und wir lassen es dann los. Und auf der anderen Seite wissen wir, dass das, was wir bekommen von Gott, vom Universum, von dieser riesengroßen Kausalkettenmaschine, dass das, was wir da rausbekommen, nur wenig mit dem zu tun hat, was wir reingegeben haben. Weil da so viele unzählige Faktoren mit reinspielen, dass das gar nicht mehr erkennbar ist, was eigentlich dazu geführt hat. Das bedeutet, dass wir das, was wir bekommen, das, was wir gegenwärtig für Erfahrungen machen, nicht in Bezug setzen zu uns selbst, sondern dass wir das als ein Geschenk annehmen. Dass wir sagen, okay, das, was jetzt gerade passiert, ist ein Geschenk von Gott an mich. Und wir können sagen, eigentlich ist unser ganzes Leben ein Geschenk von Gott an uns und wir können dankbar sein, dass wir das haben, was wir haben, dass wir das erleben, was wir erleben.

Karma Yoga: win-win Situation für Gott & mich

Und so kommen wir dann, und jetzt wird es spannend, zu einer Win-Win-Situation. Ich verschenke all mein Handeln an Gott, weil ich sowieso nicht mehr tun kann als mein Bestes geben im Moment. Und gleichzeitig nehme ich das, was ich bekomme, nämlich die Erfahrungen, die ich bekomme, als ein Geschenk von Gott an mich an. Und dann wird es eine Win-Win-Situation. Ich lasse los, was ich an Impuls ins Universum hineingebe, weil ich jeden Moment weiß, ich gebe mein Bestes, ich tue es zum Wohle aller, nach bestem Wissen und Gewissen, mehr kann ich nicht tun. Dann lasse ich es los. Und gleichzeitig akzeptiere ich das, was von außen kommt oder was ich an Erfahrungen mache als ein Geschenk von Gott an mich. Und übe mich in Dankbarkeit. Denn alles, was ich erfahre, birgt eine Lektion für mich. Oder es birgt eben einfach Freude. Ich kann aus jeder Situation, die ich habe, egal, ob ich sie sehr positiv oder sehr negativ bewerte, etwas daraus ziehen. Ich kann es genießen oder ich kann etwas daraus lernen. Und so kann ich alles, was geschieht als ein Geschenk an mich annehmen und alles, was ich tue eben als ein Geschenk an Gott betrachten.

Und das Ding ist, wenn ich sozusagen zwischen Ursache und Wirkung, Ursache ist mein Impuls, den ich gebe, Wirkung ist die Erfahrung, die ich mache, wenn ich dazwischen Gott einsetze, dann ziehe ich mich selbst aus dem ganzen Dilemma raus. Wenn ich zwischen Ursache und Wirkung sozusagen Gott als Puffer einsetze oder Gott als Hilfsmittel einsetze, um diese Kausalkette zu durchbrechen, löse ich mein Karma auf. Denn ich tue die Sachen nicht mehr für mich, aus meinen Wünschen heraus oder aus meinen Bedürfnissen heraus oder aus meinen Ablehnungen heraus, sondern ich tue sie, weil sie gerade eben getan werden müssen als Dienst oder als Opfer oder als Geschenk, wie auch immer wir das formulieren wollen, und lasse es dann los. Und dadurch, durch dieses dann tatsächlich selbstlose Handeln, wenn ich es nicht mehr für mich tue, sondern für Gott, ist es selbstlos, dadurch baue ich kein neues Karma mehr auf. So steht es geschrieben. Und das ist ein schwieriger Punkt, um zu verstehen. Also wie das mit dem Karma zusammenhängt.

Karma bedeutet im Grunde genommen Kausalprinzip.

Im Karma ist nicht nur der Handlungsimpuls, den ich gebe, sondern Karma istsozusagen die ganze Kette, die ich damit in Gang setze von Ursache und Wirkung. Und wenn ich die abgebe an Gott, wenn ich also Gott dazwischen setze zwischen Ursache und Wirkung, durchbreche ich das Ganze. Dann baue ich kein neues Karma mehr auf, dann löse ich Karma auf und dann geschieht es, dass sich mein Geist, dass sich meine Gewohnheiten, dass ich meine, was wir Vasanas nennen, tiefsitzenden Programmierungen auflöse. Denn diese Programmierungen nähren sich von den Wünschen, die wir haben. Und wenn ich denen nachgebe und mein Handeln davon bestimmen lasse, generiere ich neues Karma, also auch neue Bindungen an diese Welt. Und diese löse ich ganz einfach im Grunde auf, indem ich immer Gott dazwischensetze.

Also zwei ganz einfache Punkte und dann wird man frei. Alles, was ich tue, tue ich für Gott. Und alles, was ich an Erfahrungen mache, bekomme ich von Gott und bin dankbar dafür. Und das ist das Prinzip des Karma Yoga.

Ja, ganz einfach.

Was auch immer man unter Gott verstehen möchte, ob man da jetzt einsetzt, das große Ganze oder das Universum oder die mysteriöse Kausalkettenmaschine, ist egal. Wenn wir das dazwischen schalten und alles als ein Geschenk annehmen und alles als ein Geschenk abgeben, dann ziehe ich mich aus der Affäre raus. Dann ist es ein Mittel, wodurch ich eben das Karma, also diese Kausalkette auflöse und frei werde. Das ist die Methode, wie ich frei werde. Und je weniger ich eben erwarte, je weniger ich aus meinen eigenen Handlungen heraus dann an Erfahrungen erwarte, desto offener ich also bin für Erfahrungen, desto positiver kann ich ja nur überrascht werden. Wenn ich alles als ein Geschenk von Gott annehme, dann bekomme ich plötzlich alles, was ich brauche. Nicht mehr alles, was ich wünsche, das spielt keine Rolle, die Wünsche gilt es aufzulösen, weil Wünsche hören nie auf. Das haben schon die Rolling Stones erkannt, „I can’t get no satisfaction“ haben sie gesungen. Und das ist so, es gibt keine Befriedigung der Wünsche. Mit jedem Wunsch, den ich befriedige, entstehen wieder neue Wünsche. Aber, was es gibt, ist, dass man lernen kann, die Wünsche loszulassen und einfach zu akzeptieren, was im Hier und Jetzt an Erfahrungen geboten wird. Und der Schlüssel dazu ist dann eben Dankbarkeit. Ich bin dankbar für das, was ich habe, ich bin dankbar für das, was ich bekomme und dafür diene ich Gott. Dafür diene ich dem großen Ganzen, dafür verschenke ich all mein Handeln. Und das führt zu größtem Glück und macht frei.

Ich hoffe, das macht so Sinn für euch.

Artikel über Karma Yoga

Ich habe im Laufe der Zeit immer wieder versucht die Idee des Karma Yoga verständlich zu vermitteln und dazu einige Artikel verfasst. Ich möchte dir empfehlen, dich mit dem Prinzip des Karma Yoga näher zu befassen, da ich denke, dass es ein wesentlicher Schlüssel zum Glück ist!


Demut

Karma Yoga – Schild im Sivananda-Ashram

Karma Yoga

Der Weg oder die Praxis des Karma Yoga ist wohl der meist mißverstandene Yoga Zweig und daher auch eine häufig vernachlässigte Ebene des integralen Yoga. Es geht vor allem darum, richtig zu vestehen wlches Prinzip hinter der Idee des Karma Yoga steht.

Karma Yoga – Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung

Karma Yoga

Karma Yoga basiert auf der Bhagavad Gita, dem klassischen Grundlagenwerk des integralen Yoga, und es wird leider oft falsch verstanden. Meist wird die Idee des Karma Yoga reduziert mit den Begriffen “Selbstloses Handeln” und dem “Dienst an Gott”, jedoch verbirgt sich hinter dem Begriff weit mehr, nämlich eine Logik die uns unabhängig von der Art des Handelns durch eine innere Einstellung frei macht.

Die Idee des Karma Yoga befreit uns aus der Kette von Ursache und Wirkung, indem wir erkennen, dass beides nicht so direkt zusammenhängt wie wir vielleicht denken.
Ich halte Karma Yoga für den wichtigsten Praxisweg im Yoga, daher möchte ich an dieser Stelle die Idee hinter dem Karma Yoga etwas genauer erläutern und somit die Bedeutung für diese Praxis im Alltag unterstreichen. Ich hoffe meine Intention hinter diesem Artikel wird deutlich und du wirst als Leser inspiriert das Prinzip des Karma Yoga in deinen Alltag bzw. deinen spirituellen Weg zu integrieren.

„Der Yoga des Wirkens, das Einswerden mit Gott in unserem Willen und Wirken (nicht nur in unserem Wissen und Fühlen) ist ein unentbehrliches, unaussprechlich wichtiges Element eines Integralen Yogas.“
Sri Aurobindo

Karma Yoga – Einer von 4 klassischen Wegen des Yoga

Traditionell unterscheidet man zwischen den 4 Wegen des Yoga, also

  • Jnana Yoga (Der Weg der Erkenntnis)
  • Bhakti Yoga (der Weg der Hingabe)
  • Raja Yoga (Der Weg der Geisteskontrolle)

und eben das Karma Yoga, der als Weg des Handelns zusammengefasst werden kann. Letztlich sind diese 4 Wege nicht wirklich voneinander zu trennen und sie stellen verschiedene Disziplinen des einen Weges dar, Yoga bedeutet ein Übungsweg bei dem der Mensch als ganzheitliches Wesen auf allen Ebenen transformiert wird, dabei befruchten sich die einzelnen Wege gegenseitig. Die heute so weit verbreitete Praxis der körperorientierten Hatha Yoga ist historisch erst vor etwa 1000 Jahren als scheinbar eigenständiger Weg etabliert worden.

Karma Yoga – Weg in die spirituelle Freiheit

Karma Yoga wird meistens recht beiläufig erwähnt und leider oft unzureichend erklärt, wobei ich der Meinung bin, dass dieser Weg für eine wahre und tiefe spirituelle Befreiung äusserst wichtig ist. Krishna hat im Dialog der Bhagavad Gita bereits diesen Weg als sehr bedeutsam beschrieben und gesagt, dass die Praxis des Karma Yoga für den suchenden ohne Selbsterkenntnis essentiell ist. Die Bhagavad Gita gilt auch als der zentrale Quelltext für ein Verständnis des Karma Yoga und ist auch Grundlage meiner hier dargestellten Überlegungen.

Karma Yoga – innere Einstellung unabhängig von der Handlung

Für die Praxis des Karma Yoga spielt es keine Rolle was wir tuen, entscheidend ist die richtige geistige Einstellung die man dabei bewahrt und dafür zunächst durch Reflektion erlangen muss. Die entsprechende innere Modifikation kann nur stattfinden, wenn man korrekt versteht was das Konzept hinter dem Karma Yoga ist. Ein wichtiger Aspekt des Karma Yoga ist „Seva“, das uneigennützige Dienen, beispielsweise eine ehrenamtliche Tätigkeit für eine gute Sache oder Geschirrspülen im Ashram. Karma Yoga ist aber weit mehr als nur selbstloses Dienen, es ist das verstehen der grundlegenden Wirkweisen des Karma und daraus resultierend eine innere Einstellung zum Handeln und Erfahren.

“Karma Yoga bereitet den Geist auf den Empfang des Lichts oder der Weisheit vor. Es weitet das Herz und zerstört alle Hindernisse, die dem Weg zur Einheit und dem Einssein entgegenstehen.”
Swami Sivananda

Karma Yoga: alles für Gott

Zunächst mal müssen wir zu einem Begreifen der Essenz des Karma Yoga über das Prinzip von Ursache und Wirkung reflektieren. Das Wort Karma wird zwar mit Handlung übersetzt, meint aber auch Ursache und Wirkung der Handlung. Jede Handlung wird eine zukünftige Wirkung erzielen und jeder Erfahrung hat eine Ursache in der Vergangenheit. Allerdings können wir kaum verstehen welche Kausalketten genau aus unseren Handlungen resultieren bzw. woher die Erfahrungen genau kommen, wenn dem so wäre hätten wir ja immer genau was wir wollen und könnten vermeiden was wir nicht wollen. Es liegt immer zwischen der Ursache und der Wirkung ein unbekannter Faktor, den wir unbedingt in Betracht ziehen müssen!
Dieser unbekannte Faktor ist wesentlich, es ist der Kosmos (griechisch für Gesetz oder Regel) bzw. das Göttliche welches von unendlich vielen Kausalketten durchdrungen ist und unser Erfahren bestimmt. Jede Handlung die wir ausführen gibt einen Impuls in die riesige „Kausalketten-Maschine“ wo viele andere Kausalketten miteinander in Wechselwirkung stehen und zu einem ungeahnten Ergebnis führen, dieses nennt man Karma. Ebenso ist jede Erfahrung die auf uns zukommt ein Ergebnis von undurchschaubaren Mechanismen dieser mysteriösen „Kausalkettenmaschine“, wir können auch sagen jedes Ereignis ist Gnade oder Schicksal. Wir können kaum verstehen wie unser Handeln mit unserem Erfahren in Wechselwirkung steht, da immer der unbekannte Faktor bzw. die scheinbare Willkür dieser „Kausalkettenmaschine“ mit dem Prinzip von Ursache und Wirkung verbunden ist.

Wir können also sagen, dass zwischen Ursache und Wirkung immer Gott als wesentlicher Einfluss steht, statt dem Wort „Gott“ kann man aber auch „Kausalkettenmaschine“, „Kosmos“ oder ähnliches einfügen!

Diese unbekannte Komponente des Kausalprinzipes können wir kaum verstehen oder beeinflussen, auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen, und darin liegt eine der Ursachen unseres Dilemmas:

Wir haben keine Kontrolle über unser (Er-) Leben. Dieses gilt es zu erkennen, zu akzeptieren um dann eben Karma Yoga zu üben, dabei geht es um das Akzeptieren von Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung und resultierend das Einbeziehen von Gott in jede Handlung und jede Erfahrung.

„Kümmert euch nicht um das Resultat — konzentriert euch auf die Tätigkeit. Das Resultat kommt von selbst. Das ist eine sehr effektive Form der geistigen Praxis.“ Eckhart Tolle

Karma Yoga ist Handeln als Dienst an Gott

Karma Yoga ist das erfüllen jeder Handlung als Dienst an Gott (bzw. etwas größeren wie z.B. Gemeinschaft, Familie, Planet,…) also das Erfüllen der eigenen Aufgabe als Teil des Ganzen, das Leben als dienst an etwas größeres. Wenn die Erkenntnis da ist, dass wir als Teil der Einheit allen Seins in jedem Augenblick ein Dharma (Aufgabe, Pflicht, innerer Ruf,…) zu erfüllen haben, können wir jede Handlung als Dienst an das große Ganze betrachten und die resultierenden Ergebnisse Gott opfern bzw. sie Gott schenken. Andererseits ist Karma Yoga das Erfahren der Gegenwärtigen Ereignisse als ein Geschenk von Gott, bzw. als das was Gott uns jetzt gibt um daraus zu lernen bzw. es zu geniessen. Wir brauchen also nicht zu verstehen woher die Erfahrungen kommen und z.B. die karmischen Ursachen zu erforschen, sondern sollten uns ganz auf das Erleben des Hier und Jetzt ausrichten und im Fluss des Lebens Akzeptieren was Gott uns gibt uns tuen was gerade anliegt.

Diese innere Einstellung führt dazu, dass wir immer mehr in die Gegenwart eintauchen und dabei weniger mit unserem Schicksal hadern. Karma Yoga hilft uns die tiefsitzenden Gewohnheiten und Muster aufzulösen und mehr und mehr frei zu werden von den Programmierungen unseres Geistes. Karma Yoga ist das effektive Mittel um unserem Ego die Macht über unser leben zu entziehen und es in unseren Dienst zu stellen. Karma Yoga ist der Weg um in Harmonie und Einklang mit Gott und seiner wunderbaren Schöpfung zu gelangen. Karma Yoga kosten keine Zeit, sondern kann unabhängig von der Art unserer Tätigkeit ausgeübt werden, wie gesagt einfach indem man sich Gott als Faktor zwischen Ursache und Wirkung bewusst ist.

Vortrag Zu Karma Yoga

Transkription eines Vortrages über Karma Yoga

Namaste und guten Abend zusammen!
In der indischen Philosophie heißt es, das ganze Universum ist aus dem Klang heraus entstanden. Also im Umkehrschluss heißt es auch, wir können uns mit unserer göttlichen Natur gut verbinden über den Klang. Und so heißt es auch in der modernen Physik, das Universum ist eigentlich viel mehr Schwingung, als dass es Materie ist. Das Universum ist viel mehr bestimmt von den Schwingungen, von den subtilen Kräften, die das Ganze durchdringen als eigentlich von der Materie. Die Materie ist eben nur die Manifestation dieser Schwingungen, die physische Manifestation, und über den Klang können wir sozusagen in Verbindung treten mit dieser Schwingung, die der Materie zugrunde liegt. Und darüber können wir zu dem in Verbindung treten, was dem wiederum zugrunde liegt. Aber eigentlich wollte ich über was ganz anderes sprechen…

Karma Yoga – Der Weg in die Freiheit

Es ist ja so, jeder Mensch will dasselbe: Glücklich und frei sein. Und wenn wir uns überlegen, ist eigentlich alles das, was wir tun, all unsere Handlungen sollen darauf hin abzielen, dass wir glücklich und frei werden oder dass wir uns zumindest so fühlen. Wir gehen arbeiten, damit wir Geld haben, damit wir uns Dinge kaufen können, die uns das Gefühl geben, frei zu sein und glücklich zu sein. Und wenn wir überlegen, alles, was wir tun, zielt darauf hin ab, dass wir glücklich und frei sind.

Aber das Ganze, sind wir ehrlich, ist eine frustrierende Angelegenheit, denn es gibt das Prinzip von Ursache und Wirkung. Wenn ich etwas tue, wird es eine Wirkung nach sich ziehen. Aber das, was ich tue, ist nicht die einzige Ursache, die dann eine Wirkung nach sich zieht, sondern es sind ganz viele andere, weitere Ursachen, die da mit hineinspielen, dass dann am Ende eine Wirkung herauskommt. Wenn wir unmittelbar aus jeder Ursache eine Wirkung erzielen könnten, dann würden wir alle, sagen wir mal, in einer riesengroßen Villa wohnen mit allem Drum und Dran und den ganzen Tag auf der Hängematte liegen und alle unsere Wünsche wären ja befriedigt. Wenn es so wäre, dass wir unmittelbar aus jeder Ursache genau die Wirkung erzielen können, die wir wollen, dann würden wir ja alle ruckzuck all unsere Wünsche befriedigt haben.

Das Problem ist allerdings, da mischen sich ganz viele weitere Kräfte mit ein. In jede Handlung, wo dann ein Impuls daraus gesetzt wird, der irgendwann eine Wirkung nach sich zieht, kommen ganz viele weiter Kräfte mit rein, die dann zu irgendeinem Ergebnis führen. Und das ist frustrierend. Wie viel Energie wir nicht aufwenden, um unsere Wünsche zu erfüllen in der Hoffnung, dass es endlich passieren möge. Aber es sind eben viele, viele weitere Faktoren, die wir überhaupt nicht durchschauen können, die unendlich viele Variablen beinhalten, die dann dazu führen, dass wir ein Ergebnis haben.

Karma Yoga bedeutet sein Krama zu akzeptieren und sein bestes zu geben!

In der indischen Philosophie wird da häufig das Beispiel genommen von einem Samen, der eine Frucht hervorbringt. Also, wenn ich eine Apfelkitsche in dem Boden verbuddele, dann wird voraussichtlich irgendwann auch ein großer Apfelbaum daraus. Aber eben nicht immer. Denn das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel vom Wetter, zum Beispiel davon, was auf der Wiese, wo ich die Apfelkitsche verbuddelt habe, so für Tiere rumlaufen, die zum Beispiel die Sträucher essen, so dass überhaupt kein Baum daraus entstehen wird. Das heißt, zwar habe ich die Intention gesetzt mit dem Samen, den ich säe, aber das heißt noch lange nicht, dass daraus das gewünschte Ergebnis wird, weil ganz viele weitere Faktoren da mit reinspielen.

Und das ist das große Dilemma, in dem wir uns befinden. Wir glauben, dass wir durch unsere Handlungen unsere Wünsche befriedigen können. Wir glauben immer wieder, wir hätten dieses Kausalprinzip von Ursache und Wirkung im Griff, wir bräuchten nur die richtige Handlung auszuführen, um dann zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Aber das ist ein Trugschluss, in dem wir Menschen uns befinden, weil eben ganz, ganz viele, unendlich viele weitere Faktoren und Variablen da mit hineinspielen, was für ein Ergebnis letztendlich rauskommt.

Karma Yoga: ich diene als Teil eines größeren Ganzen

In der indischen Philosophie sagen wir, alles, das ganze Universum ist eine Manifestation von Gott. Und vor allem diese Kausalkette ist Gott. Das heißt, jeden Impuls, den ich setze durch ein Handeln, setze ich in ein riesengroßes Feld. Das kann man sich vielleicht vorstellen wie eine riesengroße Maschine, so groß wie das Universum, wo lauter Kausalketten drin sind, also Ketten von Ursache und Wirkung, bestimmte Kräfte, die irgendwie kreuz und quer und drüber und drunter irgendwie wirken. Jede Handlung setzt einen Impuls in dieses Universum, was wir zum Beispiel mal Gott nennen. Und am Ende kommt irgendwas dabei raus, aus diesem großen Ganzen.

Und wir glauben, dass das, was am Ende dabei rauskommt, dass wir das waren. Das heißt, wir leben in der Illusion, wir hätten alles im Griff und wir könnten durch unser Handeln unsere Wünsche befriedigen. Und darin sind wir gefangen. Wir sind gefangen in dem, was wir Kreislauf der Wiedergeburten nennen, das ist wie ein Hamsterrad, in dem wir uns befinden. Das Hamsterrad, was sich immer wieder dreht und in Schwung gehalten wird durch unsere Wünsche: Ich will das, ich will jenes, ich will das nicht, verschont mich damit – den ganzen Tag. Damit halten wir das in Schwung und eben durch unser Handeln. Dadurch, dass wir glauben, wir können durch unser Handeln unsere Wünsche dann irgendwann befriedigen. Und in diesem Dilemma stecken wir fest.

Und was ist der Ausweg daraus? Den Ausweg haben die Yogis oder die alten Inder vor Urzeiten erkannt und den haben sie festgehalten in ihren Texten. Und das Prinzip, was ich euch gerne erklären möchte, was ich sehr wichtig finde, das ist Karma Yoga. Ich glaube persönlich, dass von all den Yoga-Wegen, die wir kennen, Karma Yoga eigentlich der wichtigste ist. Aber es ist keine konkrete Praxis, es ist nur eine geistige Einstellung. Es geht bei Karma Yoga nur darum, dass wir verstehen, was Karma Yoga ist. Und dass wir es dann umsetzen.

Aber es ist sehr schwierig zu verstehen und sehr schwierig dann auch tatsächlich im Alltag sich immer wieder daran zu erinnern. Obwohl es eigentlich ganz einfach ist, denn es geht um Folgendes: Wir stellen uns dieses Riesengebilde vor, von dem ich gerade sprach, dieses, was wir vielleicht Gott nennen können oder was wir das, die Maschine des Kausalprinzips nennen können oder einfach das Universum. Alles, was wir tun, setzen wir als einen Impuls in das Göttliche hinein. Alles, was wir tun, geben wir als eine Energie oder eine Kraft oder eine Handlung in das große Ganze hinein. Und der Trick im Karma Yoga ist, dass wir es dann loslassen, weil wir wissen, und das gilt es zu erkennen, dass das Ergebnis, was nachher dabei rauskommt sowieso nicht in unserer Macht liegt. Wir haben sowieso keine Kontrolle darüber, was wir am Ende bekommen. Dann können wir es auch gleich loslassen. Das heißt, wir tun etwas einfach in dem Moment, was jetzt das Richtige ist, natürlich zum Wohle aller Beteiligten und nach bestem Wissen und Gewissen, das, was jetzt einfach gerade vor der Nase liegt, was anliegt und lassen es dann los. Weil wir genau wissen: Mehr können wir nicht tun.

Das heißt, wir haben nicht mehr die Intention, wir haben nicht mehr den Wunsch, wir haben nicht mehr die Energie hinter unserem Handeln, dass wir damit irgendwas, wir sagen im Yoga, irgendetwas Selbstsüchtiges oder Selbstbezogenes damit erreichen wollen, sondern wir tun das zum Wohle aller, zum Dienst aller und wir verschenken sozusagen unser Handeln an Gott. Und wir lassen es dann los. Und auf der anderen Seite wissen wir, dass das, was wir bekommen von Gott, vom Universum, von dieser riesengroßen Kausalkettenmaschine, dass das, was wir da rausbekommen, nur wenig mit dem zu tun hat, was wir reingegeben haben. Weil da so viele unzählige Faktoren mit reinspielen, dass das gar nicht mehr erkennbar ist, was eigentlich dazu geführt hat. Das bedeutet, dass wir das, was wir bekommen, das, was wir gegenwärtig für Erfahrungen machen, nicht in Bezug setzen zu uns selbst, sondern dass wir das als ein Geschenk annehmen. Dass wir sagen, okay, das, was jetzt gerade passiert, ist ein Geschenk von Gott an mich. Und wir können sagen, eigentlich ist unser ganzes Leben ein Geschenk von Gott an uns und wir können dankbar sein, dass wir das haben, was wir haben, dass wir das erleben, was wir erleben.

Karma Yoga: win-win Situation für Gott & mich

Und so kommen wir dann, und jetzt wird es spannend, zu einer Win-Win-Situation. Ich verschenke all mein Handeln an Gott, weil ich sowieso nicht mehr tun kann als mein Bestes geben im Moment. Und gleichzeitig nehme ich das, was ich bekomme, nämlich die Erfahrungen, die ich bekomme, als ein Geschenk von Gott an mich an. Und dann wird es eine Win-Win-Situation. Ich lasse los, was ich an Impuls ins Universum hineingebe, weil ich jeden Moment weiß, ich gebe mein Bestes, ich tue es zum Wohle aller, nach bestem Wissen und Gewissen, mehr kann ich nicht tun. Dann lasse ich es los. Und gleichzeitig akzeptiere ich das, was von außen kommt oder was ich an Erfahrungen mache als ein Geschenk von Gott an mich. Und übe mich in Dankbarkeit. Denn alles, was ich erfahre, birgt eine Lektion für mich. Oder es birgt eben einfach Freude. Ich kann aus jeder Situation, die ich habe, egal, ob ich sie sehr positiv oder sehr negativ bewerte, etwas daraus ziehen. Ich kann es genießen oder ich kann etwas daraus lernen. Und so kann ich alles, was geschieht als ein Geschenk an mich annehmen und alles, was ich tue eben als ein Geschenk an Gott betrachten.

Und das Ding ist, wenn ich sozusagen zwischen Ursache und Wirkung, Ursache ist mein Impuls, den ich gebe, Wirkung ist die Erfahrung, die ich mache, wenn ich dazwischen Gott einsetze, dann ziehe ich mich selbst aus dem ganzen Dilemma raus. Wenn ich zwischen Ursache und Wirkung sozusagen Gott als Puffer einsetze oder Gott als Hilfsmittel einsetze, um diese Kausalkette zu durchbrechen, löse ich mein Karma auf. Denn ich tue die Sachen nicht mehr für mich, aus meinen Wünschen heraus oder aus meinen Bedürfnissen heraus oder aus meinen Ablehnungen heraus, sondern ich tue sie, weil sie gerade eben getan werden müssen als Dienst oder als Opfer oder als Geschenk, wie auch immer wir das formulieren wollen, und lasse es dann los. Und dadurch, durch dieses dann tatsächlich selbstlose Handeln, wenn ich es nicht mehr für mich tue, sondern für Gott, ist es selbstlos, dadurch baue ich kein neues Karma mehr auf. So steht es geschrieben. Und das ist ein schwieriger Punkt, um zu verstehen. Also wie das mit dem Karma zusammenhängt.

Karma bedeutet im Grunde genommen Kausalprinzip.

Im Karma ist nicht nur der Handlungsimpuls, den ich gebe, sondern Karma istsozusagen die ganze Kette, die ich damit in Gang setze von Ursache und Wirkung. Und wenn ich die abgebe an Gott, wenn ich also Gott dazwischen setze zwischen Ursache und Wirkung, durchbreche ich das Ganze. Dann baue ich kein neues Karma mehr auf, dann löse ich Karma auf und dann geschieht es, dass sich mein Geist, dass sich meine Gewohnheiten, dass ich meine, was wir Vasanas nennen, tiefsitzenden Programmierungen auflöse. Denn diese Programmierungen nähren sich von den Wünschen, die wir haben. Und wenn ich denen nachgebe und mein Handeln davon bestimmen lasse, generiere ich neues Karma, also auch neue Bindungen an diese Welt. Und diese löse ich ganz einfach im Grunde auf, indem ich immer Gott dazwischensetze.

Also zwei ganz einfache Punkte und dann wird man frei. Alles, was ich tue, tue ich für Gott. Und alles, was ich an Erfahrungen mache, bekomme ich von Gott und bin dankbar dafür. Und das ist das Prinzip des Karma Yoga.

Ja, ganz einfach.

Was auch immer man unter Gott verstehen möchte, ob man da jetzt einsetzt, das große Ganze oder das Universum oder die mysteriöse Kausalkettenmaschine, ist egal. Wenn wir das dazwischen schalten und alles als ein Geschenk annehmen und alles als ein Geschenk abgeben, dann ziehe ich mich aus der Affäre raus. Dann ist es ein Mittel, wodurch ich eben das Karma, also diese Kausalkette auflöse und frei werde. Das ist die Methode, wie ich frei werde. Und je weniger ich eben erwarte, je weniger ich aus meinen eigenen Handlungen heraus dann an Erfahrungen erwarte, desto offener ich also bin für Erfahrungen, desto positiver kann ich ja nur überrascht werden. Wenn ich alles als ein Geschenk von Gott annehme, dann bekomme ich plötzlich alles, was ich brauche. Nicht mehr alles, was ich wünsche, das spielt keine Rolle, die Wünsche gilt es aufzulösen, weil Wünsche hören nie auf. Das haben schon die Rolling Stones erkannt, „I can’t get no satisfaction“ haben sie gesungen. Und das ist so, es gibt keine Befriedigung der Wünsche. Mit jedem Wunsch, den ich befriedige, entstehen wieder neue Wünsche. Aber, was es gibt, ist, dass man lernen kann, die Wünsche loszulassen und einfach zu akzeptieren, was im Hier und Jetzt an Erfahrungen geboten wird. Und der Schlüssel dazu ist dann eben Dankbarkeit. Ich bin dankbar für das, was ich habe, ich bin dankbar für das, was ich bekomme und dafür diene ich Gott. Dafür diene ich dem großen Ganzen, dafür verschenke ich all mein Handeln. Und das führt zu größtem Glück und macht frei.

Ich hoffe, das macht so Sinn für euch.

Artikel über Karma Yoga

Ich habe im Laufe der Zeit immer wieder versucht die Idee des Karma Yoga verständlich zu vermitteln und dazu einige Artikel verfasst. Ich möchte dir empfehlen, dich mit dem Prinzip des Karma Yoga näher zu befassen, da ich denke, dass es ein wesentlicher Schlüssel zum Glück ist!


Demut

Karma Yoga – Schild im Sivananda-Ashram

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