Mein Projekt das komplette Yoga Sutra des Patanjali zu kommentieren und eine Hilfe bei verschiedenen Übersetzungs-möglichkeiten anzubieten zieht sich leider immer mehr in die Länge. Im Januar 2012 habe ich mit den ersten Versen begonnen und jetzt im Januar 2016 steht endlich das 3. Kapitel “Vibhuti Pada”. Ich hoffe mit dem vierten Kapitel etwas schneller zu sein, denn ich habe dann noch verschiedenes vor: ich muss alle Verse nochmals grundlegend überarbeiten, ich möchte nochmals verschiedene Strukturierungen zur Übersicht anbieten und verschiedene Artikel zu den Konzepten des Yoga Sutra verfassen. Mal sehen wie lange das dann noch dauern wird, aber ich hab ja Zeit.
Vibhuti Pada – 3. Kapitel des Yoga Sutra
Nachdem im ersten Kapitel “Samadhi Pada” vor allem über das Ziel gesprochen wurde und im zweiten Kapitel “Sadhana Pada” über die Praxis auf dem Weg, wird im dritten Kapitel “Vibhuti Pada” über die Kräfte gesprochen die man durch Samyama erreichen kann. Im ersten Teil des 3. Kapitels geht es um die Samyama Methodik und man kann es als fortsetzung des letzten Abschnitts des 2. Kapitels verstehen. Im rest des Vibhuti Pada geht es dann um die Siddhis, die Superkräfte die man durch das Yoga erreichen kann, jedoch sind diese als Hindernis auf dem Weg zu betrachten.
Yoga Sutra Vibhuti Pada – Abschnitte des 3. Kapitels
- 3.1-3 – Dharana, Dhyana, Samadhi
- 3.4-6 – Samyama- die innere Sammlung
- 3.7+8 – Ashtanga führt nach Innen
- 3.9-15 – den subtilen Wandel wahrnehmen
- 3.16- 18 – subtiles Samyama
- 3.19 & 20 – Siddhis: Gedanken lesen
- 3.21-23 – Siddhis: Unsichtbarkeit& Karma
- 3.24-26 – Siddhis: Liebe, Kraft & Wissen
- 3.27-29 – Siddhis: Planetenkräfte
- 3.30-35 – Siddhis: Körperzentren
- 3.36-38 – konstante Ausrichtung führt zum Ziel
- 3.39-42 – Siddhis: Astralreisen, Pranavayu& Hören
- 3.43-47 – Siddhis & Mahasiddhis
- 3.48-49 – Siddhis: Die Sinne beherrschen
- 3.50-52 – Entsagung und Freiheit
- 3.53-56 – Achtsamkeit und Freiheit
Patanjalis Yoga Sutra, 3. Kapitel komplett in deutsch
3.1 „Konzentration ist, wenn das Geistfeld auf einen Punkt zentriert ist.“ oder „Dharana ist das Fixieren des Geistes auf ein einzelnes Objekt.“
3.2 „Dort wo die Wahrnehmung einheitlich Strömt, ist tiefe Meditation.“ oder „Wenn die Achtsamkeit stetig fliesst geschieht Meditation.“
3.3 „Die Bewußtheit von Subjekt und Objekt verschwindet bei erfahren des Überbewussten in der Leere.“ oder „Wenn das Wesen sich ganz in dem Betrachteten auflöst, geschieht die Vereinigung.“
3.4 „Die drei bilden gemeinsam die Integration.“ oder „Die Dreiheit (Dharana, Dhyana, Samadhi) sind zusammen die Versenkung/ Sammlung (Samyama).
3.5. „Wird dadurch Beherrschung (über das Objekt) erreicht, kommt das Licht der Weisheit.“ oder „Tiefe Einsicht ist das Ergebniss der Beherrschung dessen.“
3.6. „Dieses erfolgt Stufenweise.“ oder „Die beschriebene Praxis verläuft in Schritten.“
3.7 „Innerlich sind diese drei Glieder verglichen mit den früher genannten.“ oder „Im Vergleich mit den ersten Stufen sind diese drei die inneren Glieder.“
3.8 „Auch dieses ist sogar ein äusseres Glied im Vergleich mit dem Samenlosen.“ oder „Jedoch sind sie im Gegensatz zum samenlosen Überbewusstsein immer noch äußere Stufen.“
3.9 „Es kommt eine Unabhängigkeit vom kommen und gehen der Gedanken Impulse und somit eine Kontrolle über den Geist die Stille mit sich bringt.“ oder „Werden die wechselhaften Eindrücke Beherrscht, fügen sich Momente der Ruhe im Geist ein.“
3.10 „Durch die wiederholte Übung wird der Übergang zur Ruhe fliessend.“ oder „Die neue Gewohnheit wird ruhig fliessen.“
3.11 „Wenn wir uns auf einen Punkt ausrichten und aufhören sprunghaft zu sein, kann die Transformation zum Samadhi geschehen.“ oder „Wenn wir uns weniger ablenken lassen und fähig sind den Geist auszurichten kommt der Übergang zu einem höheren Bewusstsein.“
3.12 „Die Einpünktigkeit tritt ein, wenn der Geist beim kommen und gehen der Gedankenimpulse in Balance bleibt.“ oder „Wenn die aufsteigenden und vergehenden Eindrücke sich ausgleichen kommt die Ausrichtung.“
3.13 „Dadurch werden Veränderungen in Form, Zeit und Zustand der Elemente in den Sinnesorganen erklärt.“ oder „Auf diese Weise wird der Wandel der Aufgaben, der Merkmale und der Zustände von Materie innerhalb der Wahrnehmung deutlich.“
3.14 „Eine Instanz ist trotz aller Veränderungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konstant.“ oder „Es gibt eine Essenz die unabhängig von vergangenem, aufkommendem und undefinierbarem unwandelbar ist.“
3.15 „Die Naturgesetze sind Ursache für alle Wandlungen.“ oder “Je nach Verlauf geschehen andere Veränderungen.“
3.16 „Sammlung auf die Veränderungen in Form, Zeit und Zustand gibt Wissen über Vergangenheit und Zukunft.” oder „Mit Versenkung auf die drei Umwandlungen entsteht wissen über vergangenes und künftiges.“
3.17 „Klang, Objekt und das Konzept über die Betrachtung beeinflussen und vermischen sich beim Betrachter. Durch Samyama auf einzelne Teile kommt die Erkenntnis der Töne aller Wesen.“ oder „Worte, Objekte und Ideen überlagern und verwirren, durch Samyama bekommt man Wissen über die Sprache aller Lebewesen.“
3.18 „Durch Wahrnehmung unserer Prägungen entsteht Erkenntnis über frühere Leben.“ oder „Durch die Betrachtung der tiefsitzenden Programmierungen wird man sich früherer Geburten gewahr.“
3.19 „Samyama auf den offenbarten Geist eines anderen bringt Wissen über ihn.“ oder „Ausrichtung auf die Gedanken eines anderen entsteht Kenntnis über dessen geistige Verfassung.
3.20 „Über die tatsächliche Natur eines anderen können wir dadurch kein Wissen erlangen, denn sie lässt sich nicht beobachten.“ oder „Andere Aspekte die nicht Gegenstand dieses Samyama sind können nicht erkannt werden.“
3.21 „Durch Samyama auf die Körperform wird man unsichtbar, die Kraft wahrgenommen zu werden wird gehemmt und die Verbindung von Licht und Auge erlischt.“
3.22 „Hierdurch lässt sich das Verschwinden von Klängen und anderem erklären.“
3.23 „Durch Ausrichtung auf Ursache- und Wirkungsbeziehungen entsteht Wissen über das Schicksal.“ oder „Wirkungen der Handlungen kommen direkt oder verzögert, durch Samyama auf diese wird Kenntnis über das Schiksal erreicht.“
3.24 „Durch Ausrichtung auf Liebe und anderen positiven Eigenschaften entstehen entsprechende Kräfte.“
3.25 „Samyama auf einen Elefanten kultiviert die entsprechende Kraft.“ oder „Durch Meditation auf Kraft entsteht die Stärke eines Elefanten.“
3.26 „Ausrichtung auf Licht führt zu intuitivem Wissen über subtiles, verstecktes oder entferntes.“ oder „Durch Samyama auf inneres Licht bekommt man Wissen über Feines, Verborgenes, Entferntes.“
3.27 „Samyama auf die Sonne bringt Wissen über die Welt.“ oder „Durch Samayama auf Surya entsteht Verstehen über die feinstofflichen und physischen Existenzebenen.“
3.28 „Durch Samyama auf den Mond entsteht astrologisch/astronomisches Wissen.“
3.29 „Durch Samyama auf den Polarstern entsteht Wissen über die Sternbewegungen.“
3.30 „Samyama auf das Nabelzentrum bringt Wissen über den Aufbau des physischen Körpers.“
3.31 „Samyama auf die Kehlgrube beendet Hunger und Durst.“
3.32 „Samyama auf Kurma-Nadi bringt Festigkeit.“
3.33 „Samyama auf das Licht der Schädeldecke führt zu Visionen der Meister.“ oder „Samyama auf den Scheitel lässt den Meister die wahrheit schauen.“
3.34 „Samyama auf das Göttliche bringt alles Wissen.“
3.35 „Samyama auf das Herzzentrum bring Erkenntnis über die Psyche.“
3.36 „Weltliches Vergnügen resultiert aus dem Mangel an Unterscheidung zwischen der Reinheit und dem reinen Bewusstsein. Kenntnis des reinen Bewusstseins kommt durch die Ausrichtung auf die Ziele des höheren statt des niederen Selbst.“
3.37 „Aus diesem entsteht intuitives Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen.”
3.38 „Die wachsenden Fähigkeiten sind störend für das Erreichen des Überbewusstseins.“
3.39 „Durch Lockerung der Bindungen der Psyche an den eigenen Körper und durch Wissen über die Energiekanäle kann man in andere Körper eintreten.“
3.40 „Meisterung des Udana führt zu Levitation sowie der Fähigkeit, nicht von Wasser, Schlamm, Dornen etc. berührt zu werden.“
3.41 „Meisterung des Samana lässt Feuer auflodern“
3.42 „Samyama auf die Beziehung von Raum und Ohr lässt himmliches Gehör entstehen.“
3.43 „Samyama in die Verbindung von Körper und Raum lässt den Yogi leicht werden und durch den Raum reisen.“
3.44 „Ausführung von Samyama auf unvorstellbare äußere Gedankenwellen führt zur Fähigkeit, außerhalb des physischen Körpers zu verbleiben und die Verhüllung des Lichts aufzulösen.“
3.45 „durch Samyama auf grobstoffliche Dinge und deren feine Zusammenhänge beherrscht man die Elemente.“
3.46 „Daraus entsteht (beispielsweise) die Kunst, sich unendlich klein zu machen, sowie das Erreichen eines vollkommenen Körpers und unüberwindbarkeit der Tugend.“
3.47 „Körperliche Vollkommenheit ist anmutiges Aussehen, Kraft und Festigkeit eines Diamanten.“
3.48 „Meisterung der Sinnesorgane kommt durch Samyama auf den Zusammenhang zwischen der eigenen Form, der Wahrnehmung und Ich-Bewußtsein.“
3.49 „Dadurch wird der Geist schnell, Erkenntnis geschieht ohne Sinne und man beherrscht den die Schöpfung.“
3.50 „Erkenntnis des Unterschieds zwischen der Göttlichen Reinheit und der wahren Seele bringt Herrschaft über alle Existenz und alles Wissen.“
3.51 „Gleichmut sogar gegenüber diesem und die Zerstörung des Keims der Unreinheit sind führt zur absoluten Glückseligkeit.“
3.52 „Einladungen von himmlischen Wesen bergen die Gefahr des Hochmutes und des Entstehens neuer Verhaftungen.“
3.53 „Durch Samyama die Abfolge der Momente erreicht man Unterscheidungs-basiertes Wissen.“
3.54 „Daraus entsteht Einsicht in gleichartiges auch ohne Unterschied von Art, Merkmal und Ort.“
3.55 „Wissen durch Unterscheidung transzendiert alle Objekte, auf alle Weisen und zu allen Zeiten.“ oder „Dieses Wissen aus Unterscheidung ist spontan da ohne Abfolge und bezieht sich immer auf alle Objekte.“
3.56 „Wenn durch Läuterung Sattwa und Purusha identisch geworden sind kommt absolute Freiheit.“
Soweit das 3. Kapitel, ich hoffe sehr bald kommt das 4. 🙂