Das Raja Yoga wie er von Patanjali in seinem Yoga Sutra definiert wurde, beschäftigt sich mit der Psyche und dem Umgang mit Gedanken und Gefühlen.
Patanjali definierte Raja Yoga im Yoga Sutra
Das Yoga Sutra formuliert den Raja Yoga Weg, im Integralen Yoga bilden die verschiedenen Yoga- Wege ein System der ganzheitlichen Entwicklung aller Facetten des Menschen. Es wird parallel an den verschiedenen Bereichen unseres Seins gearbeitet, um sich zum großen Ziel des Yoga anzunähern.
Das Raja Yoga wurzelt in einen klassischen Text des Meisters Patanjali, der vor etwa 2000 Jahren den „Yoga Sutra“ formulierte. Da es im Yoga um universelle Prinzipien geht, haben die konkreten Yoga Wege natürlich Entsprechungen. So kann man letztlich alle Psychologisch und Therapeutischen Ansätze im Yoga System unter dem Weg des Raja Yoga einordnen. Die einzelnen Verse des Yoga Sutra sind jeweils sehr kompakt zusammengefasste Weisheit und sind von erstaunlicher Aktualität.
Raja Yoga – der Königsweg
Am wichtigsten nicht nur im Raja Yoga sondern allgemein auf dem spirituellen Weg ist sicher die stabile Basis der Yamas und Niyamas, die ein klares Fundament bildet für den Weg. Die ethisch-moralischen Grundwerte bilden den Charakter, klären den Geist und geben Halt. Ohne diese Grundlage können wir uns nicht öffnen für die höheren Ebenen des Bewusstseins, und wir würden uns mit den Techniken diese zu erreichen nur Schaden. So sollte der Schwerpunkt meines erachtens nach immer auf die Einhaltung dieser Empfehlungen gelegt werden.
- Swami Sivananda über den Übungsweg des Raja Yoga
Raja Yoga bedeutet wörtlich übersetzt:
- Raja: „Herrscher, König, Königlich“
- Yoga: “Einheit, Harmonie, Verbindung, Vereinigen” (wobei es noch viele weitere Möglichkeiten der Übersetzung gibt)
Mit Raja Yoga ist das von Patanjali begründete System gemeint, welches in seinem Yoga Sutra formuliert ist. Wobei Patanjali den Begriff „Raja Yoga“ in seinem gesamten Text garnicht verwendet, er wurde erst später benutzt um die Lehre des Patanjali vom restlichen Yoga abzugrenzen.
Patanjalis Yoga ist nicht nur als Raja Yoga bekannt sondern auch als Ashtanga Yoga, Ashtanga ist das Kernkonzept des Yoga Sutra, eine achtgliedrige Anleitung um zur Befreiung zu gelangen. Ausserdem wird bei den klassischen Philosophiesystemen „Darshanas“ des Hinduismus der Weg des Patanjali einfach nur als „Yoga“ bezeichnet, was zu Verwirrung führen kann. Der Begriff „Ashtanga“ ist in diesem Zusammenhang nicht zu verwechseln mit dem „Ashtanga Yoga“ genannten dynamischen Hathayoga Übunssystem des Pathabi Jois.
Swami Sivananda sagt über Raja Yoga:
„Raja Yoga ist der Pfad, der durch Geisteskontrolle und Kontrolle des Selbst zur Vereinigung mit Gott führt. Im Raja Yoga lernen wir, wie wir die Sinne, die Bewegungen des Geistes oder die Gedankenwellen, die vom Geist aufsteigen, kontrollieren können. Wir lernen, wie man Konzentration entwickelt und wie man mit Gott kommuniziert. Im Hatha Yoga geht es um physische Disziplin, während Raja Yoga eine geistige Disziplin ist.“
Das Yoga Sutra ist ein wesentlicher Quelltext für Yoga
Das Yoga Sutra des Patanjali ist einer der wichtigsten Quelltexte des Yoga, insbesondere eben für das Raja Yoga. Yoga ist uralt und hat sich in seiner Entwicklung immer wieder verändert und neu erfunden. Die ältesten Schriften wie z.B. der Rig-Veda sind wohl mindestens etwa 4500 Jahre alt, manche sagen sie seien noch viele tausend Jahre älter.
Der Ursprung des Yoga Sutra ist unklar, zumal Indiens Geschichtsschreibung nicht so detailliert ist wie die westliche. Vermutlich ist dieser Text etwa zwischen 400 v.Chr. und 200 n.Chr. entstanden, leider kann man es nicht genau sagen. Der Autor Patanjali ist nicht der „Erfinder“ des Raja Yoga, sondern hat das Wissen vom Raja Yoga in seine 196 knappen Verse zusammengefasst.
Neben dem Yoga Sutra gelten als andere Quelltexte des modernen Yoga vor allem:
Ganga in Varanasi am Ghat
Des weiteren sind da noch zu nennen:
- Shankracharyas Werke
- Mittelalterliche Hatha Yoga Texte
- Narada Bhakti Sutra
- Yoga Vasishta
- Ramayana und Mahabharata
Raja Yoga ist neben Karma-, Bhakti- und Jnana Yoga einer der klassischen 4 Yoga Wege, und befasst sich mit der Kontrolle des Geistes. Das Yoga Sutra ist auch das Grundlagenwerk eines der klassischen sechs Darshanas- „Sichtweisen“ oder Philosophie Systeme des Hinduismus und Patanjali gilt als dessen Begründer. Yogadarshana ist eine Fortführung der Samkhya Philosophie, die um das Konzept von Ishvara (Gott mit Eigenschaften) und Elemente aus dem Buddhismus erweitert wurde. Ganz deutlich ist dem Yoga Sutra die Buddhistische Färbung zu entnehmen, so tauchen beispielsweise die 4 edlen Wahrheiten des Buddha in leicht veränderter Form im Text auf. Man findet im Text des großen Rishi Patanjali neben den Buddhistischen Elementen auch noch Modelle und Bezüge aus Jainismus, Tantra, und der Uttara Mimamsa Denkweise. Der modernen Indologie ist wohl immer noch unklar ob Raja Yoga oder Buddhismus zuerst da war, bzw. ob die Buddhisten von Patanjali abgeschrieben haben oder andersherum.
Der Text des Yoga Sutra ist sehr knapp gehalten und würde locker auf eine DIN A4 Seite passen. Die einzelnen Verse sind eher als Überschriften oder Stichpunkte zu verstehen, entscheidend ist dann die Kommentierung oder Interpretation des Lehrers. Klassischer Weise hat man den Text zuerst auswendig gelernt, bevor man die Inhalte vom Guru erklärt bekam. Schon die Übersetzung eines Textes aus dem Sanskrit ist immer auch eine Interpretation, im Englischen gibt es z.B. wie man sagt schon mindestens 48 verschiedene Übersetzungen des Yoga Sutra.
Patanjalis Yoga Sutra und das Ashtanga
Der bekannteste Teil des Yoga Sutra ist sicher das „Ashtanga“, die Acht Glieder des Raja Yoga. Hier wird der Spirituelle Weg als Acht- Gliedrig beschrieben und bietet ein Konzept zur ganzheitlichen Entwicklung hin zur Selbstverwirklichung. Hier wird sehr stark betont, das spirituelle Entwicklung immer einher gehen sollte mit Ethik und Moral. Um das Einheits- Bewusstsein zu erfahren, ist es zwingend notwendig achtsam und liebevoll mit sich und den anderen erschöpfen dieser Welt umzugehen. Nur dann kann man sich frei machen und ganz nach innen gehen.
- Die acht Glieder des Raja Yoga – das Patanjali Ashtanga Yoga
Hier ein Vortrag von mir über diese Landkarte auf dem Raja-Yoga Weg. Sie zu kennen hilft zu wissen wo der Weg langführt und was zu beachten ist! - Yamas und Niyamas – die ersten 2 Glieder des Ashtanga Yoga
Dies sind die ethisch-moralischen Grundlagen für den spirituellen Weg ohne diese die geistige Entwicklung gefährlich ist.
Das Patanjali Yoga Sutra beschäftigt sich mit Fragen wie: „Wer bin ich? Wie funktioniert der Geist? Wie nutze ich meinen Geist?“ Dabei versucht er weitestgehend auf ein Konzept von Gott bzw. eine genauere Definition zu verzichten, wodurch der Text im westen sehr beliebt ist. Auch von Psychologen und Therapeuten wird der Text gerne genutzt, da die Grundlagen der Psyche sehr klar beschrieben werden.
Patanjali hat großen Einfluss auf den modernen Yoga
Patañjali soll neben dem Yoga Sutra noch einige weitere Werke hinterlassen haben, jedoch ist es sehr umstritten ob es sich dabei um ein und den selben Patanjali handelt.
Konkret soll Patanjali neben dem Verfassen des Yoga Sutra :
- Autor des Mahābhāṣya sein, einem Werk über Sanskrit Grammatik und Linguistik.
- Kommentator des Vyakarnasutra sein, dem Sanskrit Standartwerk des Panini
- Den Ayurveda Grundlagen Text charakasamhita verfasst haben.
Da die einzelnen Texte offenbar zeitlich weit auseinander liegen und völlig andere Schreibstile haben, wird allgemein angenommen, dasss es sich um verschiedene Personen mit dem namen Patanjal handelt.
Die Mythologie sagt Patanjali sei eine Inkarnation der Weltenschlange Shesha bzw. Adishesha, Patanjalis Mutter habe um ein Kind gebetet und ihr sei eine Schlange in die Hand gefallen aus der heraus Patanjali gewachsen ist. Patanjali wird daher oft dargestellt mit einem Unterleib als Schlange.
Es bildet sich der Name Patanjali aus den beiden Wort-Teilen:
- Pat: „Gefallen“ und
- Anjali: „gebetsgeste mit gefalteten Händen“.
Eine andere herleitung seines Namens scheint auch plausibel, und zwar leitet sich Pat von „Pada- der Fuss“ ab, also bedeutet es: vor seinen Füssen die Hände falten, eine Art Ehrentitel.
Das Patanjali Mantra:
yogena cittasya, padena vācāṃ, malaṃ śarīrasya ca vaidyakena ।
yo’pākarot taṃ pravaraṃ munīnāṃ patañjaliṃ prāñjalir ānato’smi ॥„Mit gefalteten Händen verneige ich mich vor Patañjali, dem vortrefflichen Wildasketen, der die Unreinheit des Geistes durch Yoga, der Sprache durch Grammatik, des Körpers durch Heilkunde ausgemerzt hat.“
Patanjali und die Yoga Sutras. Einführung und Hintergründe:
Ich arbeite daran schrittweise den Patanjali Yoga Sutra zu Kommentieren und dabei verschiedene Übersetzungen zu präsentieren. Hier möchte ich einen Überblick über die bisherigen Inhalte geben. Dabei möchte ich die Logik der Struktur von Patanjali und seinem Yoga Sutra vermitteln, um dem Leser so ein umfassendes Verstehen zu ermöglichen.
Ich kann es nur jedem spirituell interessierten Menschen empfehlen sich mal intensiv mit diesem Grundlagenwerk auseinander zu setzen. Vor allem den vergleich verschiedener Kommentare und Übersetzungen finde ich sehr bereichernd.
Wertvolle Links zur Vertiefung des Yoga Sutra
- Hier eine Zusammenfassung der ersten beiden Kapitel des Yoga Sutra.
- Hier Yoga Sutra komplett in Devanagari und IAST Sanskrit.
Das erste Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Samadhi-Pada“
Zunächst eine Übersicht zum 1. Kapitel „Samadhi Pada“ der Yoga Sutras des Patanjali.
- 1.1 – 4: Was ist Yoga? Eine Einführung.
- 1.5 – 11: Über die Bewegungen des Geistes.
- 1.12 – 16: Sein und Werden als Orientierung auf dem Weg.
- 1.17 & 18: Grundlegende Arten des Überbewusstseins.
- 1.19 – 22: Einteilung in verschiedene Kategorien der Yogis.
- 1.23 – 26: Die Hingabe an das Göttliche.
- 1.27 – 29: Ausrichten auf den kosmischen Laut Om.
- 1.30 – 32: Hindernisse im Weg und die Überwindung.
- 1.33: Die Brahmaviharas führen zu Harmonie und Stille.
- 1.34 -39: Methoden zur einpünktigen Ausrichtung.
- 1.40 & 41 Geistige Macht und Klarheit wird erreicht
- 1.42 – 46 Überbewusstsein in Verbindung mit Objekten
- 1.47 – 51 Überbewusstsein jenseits der Prägungen
Das zweite Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Sadhana-Pada“
- 2.1-2 Kriya Yoga als Orientierung auf dem Weg
- 2.3-9 Die Arten des Leidens
- 2.10-11 Involution und Meditation
- 2.12-14 Das leidvolle Wirken des Karma
- 2.15-17 Sich vom Leiden lösen
- 2.18-20 Die Wirkkräfte und das wahre Selbst
- 2.21-24 Über das Wandelbare und Identifikation
- 2.25-26 Unterscheidungskraft befreit von Unwissenheit
- 2.27-29 Einleitung zum Ashtanga- 8 Glieder des Yoga
- 2.30-34 Hinführung zu den Yamas und Niyamas
- 2.35-39 Die Yamas – Umgang mit Anderen
- 2.40-45 Niyamas – Mit sich selbst leben
- 2.46-48 Meisterung der Körperhaltung
- 2.49-53 Pranayama – die 4.Stufe des Ashtanga
- 2.54-55 Pratyahara – die Sinne umkehren
Das 3. Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Vibhuti-Pada“
- 3.1-3 – Dharana, Dhyana, Samadhi
- 3.4-6 – Samyama- die innere Sammlung
- 3.7+8 – Ashtanga führt nach Innen
- 3.9-15 – den subtilen Wandel wahrnehmen
- 3.16- 18 – subtiles Samyama
- 3.19 & 20 – Siddhis: Gedanken lesen
- 3.21-23 – Siddhis: Unsichtbarkeit& Karma
- 3.24-26 – Siddhis: Liebe, Kraft & Wissen
- 3.27-29 – Siddhis: Planetenkräfte
- 3.30-35 – Siddhis: Körperzentren
- 3.36-38 – konstante Ausrichtung führt zum Ziel
- 3.39-42 – Siddhis: Astralreisen, Pranavayu& Hören
- 3.43-47 – Siddhis & Mahasiddhis
- 3.48-49 – Siddhis: Die Sinne beherrschen
- 3.50-52 – Entsagung und Freiheit
- 3.53-56 – Achtsamkeit und Freiheit
Das 4. Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Kaivalya-Pada“
- 4.1-3 – Entwicklung lässt sich nicht aufhalten
- 4.4-6 – individueller und universeller Geist
- 4.7& 8 – Ursache und Wirkung ist Karma
- 4.9-12 – wir sind Samskaras und Smritis
- 4.13-14 – Gunas verändern Objekte und Geist
- 4.15-17 – Überzeugung filtert die Wahrnehmung
- 4.18-21 – Bewusstsein ist ewig
In der nächsten Zeit werde ich schrittweise durch die restlichen der 196 Verse des Patanjali Yoga Sutra hindurch gehen, und euch an meinen Überlegungen dies bezüglich teilhaben lassen.
Serie: Vorträge zum Yogadarshana
Ein recht neues Projekt ist diese Serie von relativ kurzen Vorträgen über das Yoga Sutra, langfristig soll usätzlich zu meinen schriftlichen Analysen das komplette Werk Patanjalis als Audiokommentar entstehen.
- 1.1-4 was ist Yoga?
- 1.5-11 über die Vrittis
- 1.12-16 Abhyasa und Vairagya. Sein & Werden
- 1.17+18 zwei Arten von Samadhi
- 1.19-22 Arten von Yogis
- 1.23-26 Ishvara, das höchste Ideal
- 1.27-29 über den Om Klang
- 1.30-32 Hindernisse auf dem Weg auflösen
- 1.33 Umgang mit Anderen
- 1.34-39 verschiedene Methoden der Meditation
- 1.40+41 das allmächtige und leere Bewusstsein
- 1.42-51 verschiedene Samadhi Zustände
- Zusammenfassung des Samadhi Pada
- 2.1-9 Kriya und Klesha
- 2.10-14 Meditation und Karma
- 2.15-17 duḥkham sarvaṁ vivekinaḥ
- 2.18-26 Gunas, Filter und Viveka Khyati
- 2.27-34 Acht Glieder des Yoga
- 2.35-45 – Verse zu Yama und Niyama
- 2.46-55 – Asana, Pranayama, Pratyahara
- 3.1-15 – Einleitung der Samyama Techniken
Ich bin weder ein Schriftgelehrter, noch ein erleuchteter Lehrer. Ich bin ein (mehr oder weniger) bescheidener Sucher auf dem Weg zur Wirklichkeit, und so ist es nur mein eingeschränkter Blickwinkel auf die Dinge, den ich hier präsentieren kann. Ich hoffe mit meinen Gedanken niemanden zusätzlich zu verwirren, sondern Klarheit zu schaffen.
Durga Ma
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- Patanjali definierte Raja Yoga im Yoga Sutra
- Raja Yoga – der Königsweg
- Raja Yoga bedeutet wörtlich übersetzt:
- Das Yoga Sutra ist ein wesentlicher Quelltext für Yoga
- Patanjalis Yoga Sutra und das Ashtanga
- Patanjali hat großen Einfluss auf den modernen Yoga
- Das Patanjali Mantra:
- Patanjali und die Yoga Sutras. Einführung und Hintergründe:
- Wertvolle Links zur Vertiefung des Yoga Sutra
- Das erste Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Samadhi-Pada“
- Das zweite Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Sadhana-Pada“
- Das 3. Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Vibhuti-Pada“
- Das 4. Kapitel des Patanjali Yoga Sutra „Kaivalya-Pada“
- Serie: Vorträge zum Yogadarshana
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