Swami Sivananda hat seinen Schülern und den späteren Generationen sehr vieles hinterlassen. Durch sein intensives Studium der verschiedenen klassischen Yoga Systeme, die intensive eigene Praxis und seine Selbstverwirklichung, hat er auf sehr klare Weise sein umfangreiches Wissen festgehalten. Am wichtigsten waren ihm wohl die Lehren des Advaita Vedanta und des Bhakti Yoga. Zwar solle man von allem etwas praktizieren, um sich im ganzheitlichen Sinne zu entwickeln, jedoch führen diese beiden Wege zuverlässig und direkt zum Ziel. So sollte man das Studium des Advaita Vedanta immer mit Bhakti Yoga kombinieren, um nicht überheblich zu werden. Bhakti Yoga bedeutet Hingabe und Demut gegenüber Gott oder dem Göttlichen zu entwickeln, um mit ihm zu verschmelzen. Hier nun zunächst die 15 Punkte die Swami Sivananda als Essenz der Bhakti Yoga Praxis zusammenfasst, anschliessend noch meine kurzen Kommentare dazu.
Sivananda Bhakti Yoga Sadhana Sutras
1. Nun ein Einblick in Bhakti Sadhana.
2. Bhakti Sadhana ist der Prozeß, durch den wir den Herrn erreichen.
3. Entwickle neun Formen von Bhakti.
4. Pflege die fünf Bhavanas.
5. Diene den Heiligen.
6. Sei deinem Guru ergeben.
7. Habe intensiven, nicht schwankenden Glauben.
8. Studiere Bhagavata, Ramayana.
9. Höre von der Lila und der Herrlichkeit des Herrn.
10. Fühle die göttliche Gegenwart überall.
11. Übe vollkommene und bereitwillige Hingabe deiner selbst.
12. Wiederhole stets die Namen des Herrn.
13. Singe sein Lob und mache Kirtan.
14. Die Frucht von Bhakti Sadhana ist Jnana.
15. Para Bhakti und Jnana sind eins.
Und hier nun mit kurzen Kommentaren meinerseits,
um es dem Leser etwas zugänglicher zu machen.
Sivananda Bhakti Yoga Sadhana Sutras Kommentare
1. Nun ein Einblick in Bhakti Sadhana.
Swami Sivananda beginnt hier im stile der klassischen Sutras mit einer Benennung des folgenden Inhaltes. Bhakti bedeutet Hingabe, Sadhana heißt spirituelle Praxis. Sutra steht für einen Faden oder Leitfaden, wie im Englischen “Thread”. Es wird also ein Einblick in die Praktiken der Hingabe gegenüber dem Göttlichen.
2. Bhakti Sadhana ist der Prozeß, durch den wir den Herrn erreichen.
Durch die Übung der folgendnen Praktiken des Bhakti-Yoga erreichen wir das Höchste, die Erfahrung von Gott. Manche Bhaktas wollen verschmelzen mit der Erfahrung von Gott, andere wollen ihm möglichst rein und klar Dienen. So kann man das “Erreichen des Herrn” auf zweifache Weise interpretieren.
3. Entwickle neun Formen von Bhakti.
Im Bhakti gibt es die klassischen neun Formen der Hingabe, diese werden in der “Shrimad Bhagavatam” und im “Vishnu Purana” genannt und sollten ins Leben eines Bhaktas integriert werden. Hier die neun Formen in Kürze:
Shravana- das Hören von Geschichten über Gott
Kirtana- das Singen von Gottes Namen
Smarana- das Denken an Gott
Padasevana- das Dienen zu Füssen Gottes, der letztlich alles ist
Archana- das Verehren von Gott
Vandana- das Verneigen vor Gott
Dasya- die Liebe zu Gott als sein Diener
Sakya- das Leben als Freund Gottes
Atmani Vedanam- die völlige Hingabe gegenüber Gott
Der Bhakti-Yogi sollte zumindest einen dieser Punkte verinnerlichen und lernen zu perfektionieren. Letztlich geht es darum, eine intensive Beziehung zu Gott zu kultivieren, diese Punkte helfen dabei.
4. Pflege die fünf Bhavanas.
Es gibt im Bhakti-Yoga fünf verschiedene Gefühle oder Einstellungen die man gegenüber Gott entwickeln kann.
Dasya Bhava- Man sieht sich als Diener Gottes und tut alles für ihn.
Sakhya Bhava- Man fühlt sich als Freund Gottes.
Shanta Bhava- Man sieht Gott als Frieden der in allem wohnt.
Vatsalya Bhava- Man sieht das Göttliche als sein Kind und umsorgt es.
Madhurya Bhava- Man sieht Gott als gleichberechtigten Geliebten und bildet eine Einheit.
Diese Punkte sind ähnlich wie die neun Formen der Hingabe eine Unterstützung um sich auf Gott auszurichten.
5. Diene den Heiligen.
Wir sollten uns möglichst mit spirituellen, reinen Menschen umgeben. Voller Hingabe sollten wir der Mission eines Heiligen Dienen. Die Frage wer nun als Heiliger bezeichnet wird, liegt sicher im Auge des Betrachters. Auch ein Freund oder Bekannter der reinen Herzens ist und gutes tut, kann als Heiliger betrachtet werden den es auf seinem Weg zu unterstützen gilt.
6. Sei deinem Guru ergeben.
Hat man einen Lehrer den man als würdig erachtet, sollte man sich ihm ganz anvertrauen. Dies bedeutet nicht, dass wir unseren gesunden Menschenverstand ausschalten, sondern das wir lernen uns hinzugeben. Klassischer Weise gibt man sich dem Guru mit allem hin, jedoch gilt es ihn zuvor genau zu prüfen. Der Guru sollte uns wie ein Freund auf dem Weg begleiten und uns den Weg in unbekanntem Gebiet weisen.
7. Habe intensiven, nicht schwankenden Glauben.
Im Gegensatz zum Jnanayoga, wo es um Wissen geht, reicht im Bhaktiyoga der intensive Glaube. Wir müssen vertrauen, um uns ganz Hinzugeben. Wenn wir ständig zweifeln, können wir unseren Geist nicht ausrichten auf das Höchste. Natürlich müssen wir auch prüfen woran wir Glauben, aber es gilt die Sicherheit loszulassen und zu vertrauen.
8. Studiere Bhagavata, Ramayana.
Dies sind beides zwei klassische Texte über das Göttliche und verschiedene Formen und Inkarnationen. Diese zu Lesen, verstärkt den Glauben und das Vertrauen in Gott.
9. Höre von der Lila und der Herrlichkeit des Herrn.
Lila ist das kosmische Spiel, als das unser manifestes Universum angesehen wird. Gott hat das Universum erschaffen um sich in aller Vielfalt zu Erfahren. Auch wenn wir Leiden, ist es ein Teil des Spieles, damit wir uns entwickeln und immer mehr Gott in allen Facetten erleben dürfen.
10. Fühle die göttliche Gegenwart überall.
Um den Bhaktiweg zu gehen, sollten wir lernen das Wunder des Lebens überall zu sehen, und uns an der Schönheit der Welt erfreuen. In jedem Moment und Überall können wir Gott erfahren, wenn wir uns dafür öffnen.
11. Übe vollkommene und bereitwillige Hingabe deiner selbst.
Der Grundgedanke des Bhakti ist eine dualistische Sicht der Welt. Alles was ich wahrnehmen kann ist das Göttliche in allen Facetten, und ich bin der demütige Diener. Es gilt Hingabe gegenüber Gott in allem zu entwickeln. So wie es im Christentum heißt: “Dein Wille geschehe!”
12. Wiederhole stets die Namen des Herrn.
Wenn wir den Namen des Herrn wiederholen, wird er sich in unserem Leben manifestieren. Der Name Gottes ist ein Objekt auf den wir unseren Geist konzentrieren können. Wenn wir an Gott denken, ist er da, denn es gibt letztlich nichts ausser Gott.
13. Singe sein Lob und mache Kirtan.
Singen hilft das Herz zu öffnen und loszulassen. Durch das Singen zum Lobpreis Gottes, bewegen wir uns auf ihn zu.
14. Die Frucht von Bhakti Sadhana ist Jnana.
Wenn wir diese Hingabe völlig in unser Leben lassen, verbinden wir uns mit Gott und erkennen das Wahre. Jnana ist Erkenntniss, das sehen der Wirklichkeit. Im Jnanayoga sagt man es auch andersherum: “Jnana führt zu Bhakti”. Man sagt diese beiden Wege führen am zuverlässigsten zum höchsten Ziel.
15. Para Bhakti und Jnana sind eins.
Das höchste Bhakti ist Para-Bhakti, die Verbindung mit Gott in jedem Moment. Alles was man wahrnimmt ist eine Manifestation Gottes, die Welt wird als Nondual erfahren. So führen diese beiden Wege zum selben Ziel, dem Einheitsbewusstsein mit allem was ist. Im Bhakti geht man den Weg über das Dienen des Göttlichen als getrennt vom Selbst, also über die Dualität. Im Jnana gehen wir den Weg über das Wissen der Einheit von allem was ist, Selbst und Gott sind identisch.
Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaj Ji Ki- Jay!
Aus diesem Buch ist das Modell: