
Swami Sivananda
Swami Sivananda hat ja zu Lebzeiten über 400 Bücher geschrieben, so ergab es die neueste Zählung nach einer Inventur im Sivanandaashram. Eines seiner bekanntesten Zitate war zwar: “Ein Gramm Praxis ist mehr wert als 1000 Tonnen Theorie!” jedoch sagte er auch, dass man seine Fragen klären muss. In seinem Buch “Sadhana” (=spirituelle Übungen) hat er die verschiedenen Übungswege des integralen Yoga sehr prägnant zusammengefasst. Ich möchte an dieser stelle gerne diese Punkte zum Advaita Vedanta präsentieren und anschliessend kurz Kommentieren. Laut der Aussage vieler Meister sind Advaita Vedanta sowie Bhakti Yoga besonders effektive, verlässliche, erprobte und zügige Wege zum höchsten Ziel- der Einheit mit dem Unendlichen. Ich erlaube mir diese erhabenen Verse des Meisters knapp zu kommentieren, um sie dem Leser damit etwas zugänglicher zu machen.
Sivananda Vedanta Sadhana Sutras
1. Nun über das Fragen nach Brahman.
2. Brahman ist die materielle und die bewirkende Ursache dieser Welt.
3. Brahman ist unendlich, ewig und unveränderlich.
4. Das, was die Wirklichkeit verdeckt, ist Maya.
5. Das, was den Jiva verhüllt, ist Avidya.
6. Das Erlangen ewiger Wonne und die Beseitigung allen Schmerzes ist Moksha.
7. Nur Erkenntnis kann Befreiung bringen.
8. Die vier Mittel sind Hilfen zur Erkenntnis.
9. Erkenntnis kommt durch Sravana, Manana, Nididhyasana.
10. Brahmakara Vritti löscht Avidya aus.
11. Meditiere „Ich bin Brahman“ – das ist Ahamgraha Upasana.
12. Ein Jivanmukta befindet sich stets in Wonne und hat die universelle Sicht.
13. Ein Jivanmukta muß das Prarabdha erleben.
14. Seine Pranas sind in Brahman aufgegangen; er bewegt sich nicht.
Kommentare zum Verstehen des Advaita Vedanta
1. Nun über das Fragen nach Brahman.
Im Stile der klassischen Sutras beginnt er einleitend mit der Zusammenfassung des Textinhaltes. Der wichtigste Begriff in der Advaita Vedanta, ist Brahman. Es bedeutet “Das alldurchdringende kosmische Bewusstsein” oder “Das Göttliche jenseits aller Formen und Eigenschaften.
2. Brahman ist die materielle und die bewirkende Ursache dieser Welt.
Dieses Brahman ist quasi der Urgrund und Ursprung aller Erscheinungen in der Welt. Brahman ist das Nichts oder Alles aus dem alles und nichts entstanden ist. in Brahman ist alles enthalten, nicht kann ausserhalb existieren.
3. Brahman ist unendlich, ewig und unveränderlich.
Also ist Brahman das, was alles andere beinhaltet, umschliesst und begründet. Es ist unbewegt war immer gleich und wird immer sein. Es ist das alles durchdringende, göttliche, namenlose, formlose, ewig absolute, allem innewohnende Prinzip.
4. Das, was die Wirklichkeit verdeckt, ist Maya.
Maya ist die Kraft der Täuschung, der Illusion. Es ist die Eigenschaft der Maya, die Welt erscheinen zu lassen wie sie ist und Brahman zu verschleiern. Das Vedanta sagt, die einzige Wirklichkeit ist Brahman, alles andere ist aus einer absoluten Sicht nicht reel. Zwar erfahren wir die Welt als wirklich, jedoch nur im relativen Sinne. Erkennen wir Brahman, sehen wir das die Maya die Wirklichkeit verschleiert.
5. Das, was den Jiva verhüllt, ist Avidya.
Der Jiva ist die individuelle Seele bestehend aus dem Atman und den Upadhis. Der Atman ist identisch mit Brahman, meint dieses aber im Bezug zum Individuum. Die Upadhis sind die begrenzenden Attribute des Selbst, die ihm als Werkzeug zur verfügung stehen. Also die 3 Körper (Grob, Subtil und Kausal) und 5 Hüllen. Der Jiva ist verhüllt durch die Unkenntniss, das Nicht-wissen, die Nicht-Erkenntnis.
6. Das Erlangen ewiger Wonne und die Beseitigung allen Schmerzes ist Moksha.
Ziel des Vedanta ist die Freiheit. Wir sind gefangen in Samsara, dem Kreislauf von Geburt-Leben-Tod und Wiedergeburt. Durch unser absichtsvolles Handeln, binden wir uns an diesen Kreislauf. Vedanta (sowie auch andere spirituelle Systeme) lehrt den Weg zu Moksha, der Befreiung aus Samsara. Haben wir uns von Samsara gelöst, sind wir mit der ewigen Wonne verbunden und gelöst von der Leidvollen Erfahrung des Lebens.
7. Nur Erkenntnis kann Befreiung bringen.
Vedanta führt durch einen Prozess des schrittweisen Erkennens. Die Befreiung findet statt, wenn wir die Wahrheit erkennen. Also nicht wenn wir etwas lesen und meinen es verstanden zu haben, sondern wenn tatsächliche Erkenntnis vorliegt. So ist der Weg des Vedanta eine konstante Analyse der Erfahrungen, eine Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Ewigen und dem Vergänglichen und der Grundlosen Freude des Seins und der freude die von Objekten abhängt. Das wird Viveka- Unterscheidung genannt.
8. Die vier Mittel sind Hilfen zur Erkenntnis.
Adi Shankaracharya nennt die vier Mittel zur Erkenntnis, welche Sadhana Chatushtaya genannt werden. Diese sollten unentwegt geübt werden um sich von Samsara zu lösen und zu Moksha zu kommen. Es sind:
Vairagya= Losgelöstheit, Nicht-Identifikation, Leidenschaftslosigkeit
Viveka= Unterscheidungskraft, Intellekt
Shatsampat= sechs edlen Tugenden- Gelassenheit, Sinneskotrolle, Abstandnehmen, Ertragen, Vertrauen, Aufmerksamkeit.
Mumukshutwa= der unbedingte Wunsch nach Befreiung
9. Erkenntnis kommt durch Shravana, Manana, Nididhyasana.
Es sind drei Schritte um zur Erkenntnis zu kommen. Diese kann man sich ganz bewusst machen, um sich zu Entwickeln. Das erste ist Shravana, das Lesen oder Hören von der Wirklichkeit. Die Menschliche Phantasie ist zwar unendlich, man wird aber kaum aus sich selbst heraus die seit Jahrtausenden entwickelte Lehre des Vedanta erkennen. Daher ist es gut sich mit den Quellen der Weisheit zu befassen. Dann kommt Manana, das Nachdenken darüber. Die gehörten Weisheiten gilt es einer gründlichen Prüfung zu unterziehen, Vedanta bedingt einen funktionierenen gesundnen Menschenverstand. Jeder einzelne Punkt muss analysiert werden um ihn zu verstehen. Danach meditiert man darüber und kommt zu tiefen Erkenntnissen: Niddidyasana.
10. Brahmakara Vritti löscht Avidya aus.
Unter Brahmakara Vritti versteht man das alleinige Denken oder innerliche Ausrichten auf Brahman. Wenn wir unser wahres Selbst erkennen, und unseren Geist auf das Göttliche jenseits aller Formen und Eigenschaften ausrichten, verschwindet die Unwissenheit. Es ist nicht schwierig zu verstehen wie das Vedanta die Welt sieht, die Kunst ist es, dieses im Leben umzusetzen.
11. Meditiere „Ich bin Brahman“ – das ist Ahamgraha Upasana.
Das was als Brahman bezeichnet wird, ist identisch mit Atman. Atman ist das Selbst, Brahman das Göttliche. Das bedeutet zwar “Ich= Gott”, es ist jedoch wichtig wie wir hier den Begriff Gott deuten. “Brahman” ist Gott ohne Eigenschaften, unpersönlich und alldurchdringend, so sollte die Aussage nicht zu einem übersteigerten Selbstwertgefühl führen. Wenn wir uns mit unsere wahren Göttlichen Natur identifizieren, indem wir über den Satz “Ich bin Brahman”- “Ich bin das Absolute” meditieren, erfahren wir Ahamgraha Upasana, die Verehrung der Welt der Erfahrungen als das eigene Selbst. Die Welt wird als Non-Dual erfahren, Subjekt und Objekt werden zu einer Einheit.
12. Ein Jivanmukta befindet sich stets in Wonne und hat die universelle Sicht.
Das wahre Selbst ist jenseits aller Eigenschaften, da es die Grundlage ist von allem was Form hat. Die einzigen Qualitäten mit denen das Selbst beschrieben werden kann ist “Satchidananda” Sein-Bewusstsein-Glückseeligkeit. Wenn man das Selbst erkannt hat, erfährt man alles als Einheit, nicht getrennt oder untrennbar. Diese Einheit von allem was ist (Subjekt-Objekt-Wahrnehmungsprozess) wird auch universelle Sicht genannt, und ist mit höchster Wonne verbunden. Im Körper und den Erfahrungen kann zwar noch Schmerz und Leiden sein, man ist aber in der Erfahrung des Atman losgelöst davon.
13. Ein Jivanmukta muß das Prarabdha erleben.
Hat man sich Selbst aus Samsara gelöst, wird man als Jivanmukta bezeichnet, als befreites Individuum. Wenn man Moksha erreicht hat, baut man kein neues Karma mehr auf, da man absichtslos handelt. Allerdings gibt es noch einen Speicher von Karma (Prarabdha), den es abzuarbeiten gilt. Vergangene Ursachen in der relativen Ebene müssen noch ihre Wirkungen entfalten. So haben befreite Meister oft noch das Karma, ihre Erkenntnisse an Schüler weiter zu geben.
14. Seine Pranas sind in Brahman aufgegangen; er bewegt sich nicht.
Der verwirklichte im vedantischen Sinne ist eins mit dem Absoluten, Brahman. Jedes handeln, jedes Erfahren, jeder Moment findet im Bewusstsein der Einheit mit allem statt. Brahman wird unentwegt erfahren und die Welt findet auf dieser Grundlage statt. So bewegt sich der Körper des Verwirklichten zwar in der reletiven Ebene, jedoch ist er in der Erfahrung Brahmans regungslos.
Om Bolo Sadguru Sivananda maharaj Ji Ki- Jay!
Aus diesem Buch ist das Modell: