Heilige Schriften im Hinduismus & Quelltexte indischer Spritualität
Im Christentum gibt es das alte und vor allem das neue Testament, im Islam den Koran und im Judentum die Torah. Im Gegensatz dazu gibt es im Hinduismus bzw. in der indischen Spiritualität einen wesentlich breiteren Korpus an heiligen Schriften, man kann sagen es gibt eine ganze heilige Bibliothek!
Der „Hinduismus“ ist zwar nur ein abstrakter Überbegriff der schwierig zu fassen ist, aber dennoch möchte ich hier die heiligen Schriften die dazu gehören aufzählen und kurz beschreiben. Es gibt sehr viele religiöse Strömungen die sich in den letzten 5000 Jahen auf dem indischen Subkontinent gebildet haben und entsprechend eben auch sehr viele Schriften die als (mehr oder weniger) heilig erachtet werden. Auser acht gelassen habe ich hier die Texte aus anderen Religionen Indiens wie Jainismus, Buddhismus und Sikhismus.
Shruti & Smriti – 2 Arten von Schriften im Hinduismus
Zunächst Mal gibt es zwei gundlegende Kategorien von Texten im Hinduismus:
- Shruti– das Gehörte
- Smriti– das Erinnerte
Zu den Shrutis werden nur die Veden gezählt, also die 4 verschiedenen Veden und deren 4 Teile. Als Smriti werden alle anderen heiligen Schriften benannt die als solche anerkannt sind und sich auf die Shrtis beziehen.
Der Begriff Smriti ist mehrdeutig, es werden auch bestimmte Gesetzestexte als „Smriti“ bezeichnet, z.B. das Manusmriti.
Die Veden – Wurzel des Hinduismus
Die Shrutis sind etwa 2000-5000 Jahre alt, die ersten 3 Teile der Veden werden vor allem für Rituale verwendet, sie wurden lange Zeit von der Kaste der Priester geheim gehalten. Sie werden als „Apaurusheya“ betrachtet- „von übersinnlicher Quelle/ nicht von Menschenhand“, sie wurden den Menschen laut Mahabharata von Brahma gegeben und dann später von Veda Vyasa geordnet und aufgeschrieben.
Die vier Veden sind:
- Rig Veda
- Sama Veda
- Yajur Veda
- Atharva Veda
Jeder dieser einzelnen Vedas besteht wiederum aus vier Abschnitten:
- Samhitas
- Brahmanas
- Aranyakas
- Upanishads
Die Shrutis sind etwa 2000-5000 Jahre alt, die ersten 3 Teile der Veden werden vor allem für Rituale verwendet, sie wurden lange Zeit von der Kaste der Priester geheim gehalten. Sie werden als „Apaurusheya“ betrachtet- von übersinnlicher Quelle/ nicht von Menschenhand, sie wurden den Menschen laut Mahabharata von Brahma gegeben und dann später von Vyasa geordnet und aufgeschrieben. Vor allem die Upanishaden prägten die weitere Entwicklung des Hinduismus, da sie tiefe spirituelle Weisheiten und philosophische Kernkonzepte enthalten. Die Veden und vor allem die Upanishaden werden ausführlich in meinem Artikel „Die Upanishaden – der mystische Teil der Veden“ beschrieben.
Upavedas – Eränzungen
Zu den 4 Veden gibt es noch Wissenschaften die jeweils hinzzugefügt wurden.
- Rig Veda: Dhanurveda- Bogenschießen
- Sama Veda: Gandharvaveda – Musik und Tanz
- Yajur Veda: Sthapatyaveda – Architektur
- Atharva Veda: Ayurveda – Medizin
Vedangas – hilfswissenschaften zu den Veden
Die Vedangas sind sogenannte Hilfswissenschaften zu den Veden, sie werden verwendet um die Veden korrekt zu interpretieren und weiterzugeben. Sie sind zwar Smriti-Texte, jedoch werden sie bereits in den Shrutis erwähnt.
- śikṣā: Phonetik, Kenntnis der Buchstaben, Artikulation, Sandhiregeln
- chandas: Metrik
- vyākaraṇa: Grammatik
- nirukta: Etymologie
- jyotiṣa: Astronomie & Astrologie
- kalpa: Ritual
Puranas – Geschichten und Hintergründe zu Göttern und Weisen
Das Wort „Purana“ bedeutet wörtlich „alte Geschichten“ und es sagt schon worum es geht, in diesen Texten werden all die Hintergründe und Anekdoten zu den Göttern und Weisen des alten Indiens erzählt. Die Puranaliteratur bildet den Beginn der Verehrung von bestimmten Aspekten Gottes, in den Shrutis wurde Gott in vielen Formen verehrt und die Puranas bilden den beginn der Bhakti- Bewegung mit der Hingabe an einzelne Formen Gottes. Historisch sind die puranischen Texte entgegen der Shrutis nicht aus der Kaste der Priester entwachsen und sie sind daher als eine Art gegenbewegung zu betrachten, die allerdings nachher von den Brahmanen vereinnahmt wurde. Die Puranas sind datiert auf 400 v. bis 1000 n.Chr. und es soll hunderte anerkannte Texte geben, wobei 18 als sehr wichtig und 18 als halbwichtig bezeichnet werden.
Die Mahapuranas widmen sich den drei Göttern der Trimurti und sie werden eingeteilt entsprechend der Haupt-Gottheit mit denen sie sich befassen, manchmal gibt es jedoch wie so häufig auch andere Einteilungen, die 18 „Mahapuranas“ sind:
Brahmapuranas:
- Brahmapurana
- Brahmanandapurana
- Brahmavaivartapurana
- Markandeyapurana
- Bhavishyapurana
- Vamanapurana
Vishnupuranas:
- Vishnupurana
- Bhagavatapurana (Shrimad Bhagavatam)
- Naradiyapurana
- Garudapurana
- Padmapurana
- Varahapurana
Shivapuranas:
- Shiva- oder Vayupurana
- Lingapurana
- Skandapurana
- Agni
- Matsyapurana
- Kurmapurana
Upapuranas widmen sich anderen Göttern wie zB der Devi, Agni oder Ganesha, es soll auch 18 von ihnen geben, jedoch werden meist unterschiedliche genannt.
Sthalapuranas befassen sich mit bestimmten heiligen Orten, von dieser Art gibt es hunderte.
Jatipuranas drehen sich um die Geschichte von einzelnen Unterkasten, es gibt sehr viele Jatipuranas und sie sind häufig neueren Datums.
Mahatmyas sind Hymnen aus Puranas die auch als einzelne Texte verwendung finden, so z.B. das Devi Mahatmyam aus der Markandeyapurana.
Als wichtigster Text der Puranas gilt das Bhagavatapurana bzw. Shrimad Bhagavatam welches sich vor allem mit Sri Krishna befasst und viele zentrale Mythen des Hinduismus enthält, hier ein schönes Zitat:
„Auf der letzten Stufe des Lebens soll man kühn genug sein, keine
Angst vor dem Tod zu bekommen. Vielmehr muss man jegliche
Anhaftung an den materiellen Körper samt allem Dazugehörenden
und allen Wünschen aufgeben.“ Shrimad Bhagavatam 2.1.15
Itihasas – Heldengeschichten, Epen über die großen Dynastien
Als Itihasas werdendie beiden großen Epen des alten Indiens bezeichnet die sich mit den Geschichten rund um die Vishnu-Inkarnationen Krishna und Rama befassen. Das Wort „Itihasa“ bedeutet: „so ist es wahrlich gewesen“ und es sind sehr ausführliche Beschreibungen von alten Geschichten in denen Menschen, Götter und Rishis in allen Formen mitspielen. Es gibt zwei Itihasas: das Mahabharata befasst sich mit der Lunaren Dynastie und das Ramayana beschreibt die Solare Dynastie des alten Indiens, bestimmte Herrscher und Heilige werden diesen beiden Abstammungslinien zugeschrieben.
Mahabharata – alles rund um die Kurukshetra Schlacht
Das Mahabharata umfasst je nach Version bis zu 106.000 Verse und es wird die Geschichte von vielen Generationen beschrieben die in der epischen Schlacht von Kurukshetra gipfelt. Als Autor wird Vyasa genannt der auch als Protagonist in der Geschichte auftaucht.
Hier eine Zusammenfassung der Haupt-Geschichte des Mahabharata
Ein Teil des Mahabharata ist die Bhagavad Gita, sicherlich der bekannteste Text Indiens bzw. die wichtigste heilige Schrift des Hinduismus.
Ramayana – das Leben Ramas
In diesem 24.000 Verse umfassenden Epos wird die Lebensgeschichte von Sri Rama beschrieben, als Autor wird der Rishi Valmiki genannt. Ebenso wie das Mahabharata enthält auch das Ramayana eine große philosophische Tiefe.
Agamas – Texte zur Verehrung der Götter
Als Agamas werden Texte bezeichnet die sich mit bestimmten Gottheiten bzw. Aspekte Gottes befassen und die aus Gruppen von Anhängern bestimmter Götter stammen. Das Wort Agamas bedeutet wörtlich „herabgekommenes“ und es gibt vor allem Texte der drei Hauptsekten des Hinduismus: Vaishnava, Shaiva und Shakta, sie widmen sich also vor allem Vishnu, Shiva und der Devi in allen Aspekten, aber es gibt auch Ganapatya (Ganesha) und Soura (Surya) Agamas.
Tantras – bestimmte nicht-vedische Texte
Manche Shakta Agamas werden auch als „Tantras“ bezeichnet, diese befassen sich mit der Idee des weiblichen Prinzips Gottes welches allem zugrundeliegt. Wobei es aber auch auch bestimmte Shiva- und Vishnu-Texte als Tantras bezeichnet werden. Insgesamt versteht man als Tantra eine Art Gegenbewegung zum elitären Vedismus, denn die Tradition der Veden war nur den oberen Kasten zugänglich, die Praktiken des Tantra waren jedem zugänglich.
Sutras – Leitfäden für Denkrichtungen
Sutras sind maßgebliche Ausführungen über bestimmte Philosophische Richtungen des Hinduismus die sich i.d.R. auf die Shastras beziehen bzw. diese fortführen. Sutras bedeutet wörtlich „Faden, Kette“ und es sind möglichst knapp gefasste Aphorismen welche die Lehre auf das absolut wesentliche Reduzieren, sie sind wie Merksätze zum erinnern an die Inhalte, also eine Art Kolloquium. Es gibt zwar einige Sutras die unmittelbar in den Veden stehen, jedoch sind mit Sutras meist die Grundtexte der Darshanas gemeint, also z.B.
- das Yoga Sutra des Patanjali
- das Brahma Sutra bzw. Vedantasutra des Badarayana
Und es gibt weitere Sutras, wie z.B.:
- das Bhakti Sutra des Narada
- das Kamasutra des Vatsyayana, Leitfaden für die Liebe
Im Skanda Purana steht eine schöne Definition von Sutratexten:
„Ein Sutra ist ein Aphorismus, der die Essenz allen Wissens in wenigen Worten ausdrückt. Er muss universal anwendbar und fehlerlos in seiner linguistischen Präsentation sein.“
Bhashya
Bhashya bedeutet wörtlich „Kommentar, Reden, Sprechen“ und man versteht darunter Analysen und Kommentare die hauptsächlich zu Sutras aber auch anderen texten geschrieben wurden und als unterstützung zum Studium allgemein anerkannt werden. Oftmals sind Bhashyatexte nötig um die eigentlichen Schriften korrekt einordnen zu können, beispielsweise ist das Brahmasutra (für mich zumindest) ohne Kommentar nicht zu verstehen. Allerdings können Bhashyas auch irreführen, so ist das Yogasutrabhashya von Vyasa sehr meinungsmachend und fast alle Kommentatoren beziehen sich auf seine Kommentare ohne sie zu hinterfragen.
Shastras – Wissenschaften, Abhandlungen, Oberbegriff
Shastra bedeutet „Schrift, Lehre, Anweisung“ und es wird für Texte zu bestimmten Themen verwendet, so gibt es zB die „Yogashastras“ die sich mit Yoga befassen und es sind damit Texte wie z.B die Yoga Sutras, die Yoga-Upanishaden und andere gemeint. Shastra wird oft am Ende eines Wortes verwendet, ebenso wie bei uns „xxx-logie“, es steht also dann für die „xxx-Wissenschaft“.
Smriti, Manusmriti – kurze Klarstellung
Zu den Shastras wird auch das Dharmashastra gerechnet, ein teil dieser ist das Manusmriti- irrtümlicher Weise werden diese beiden Texte oft als „die Smritis“ benannt, jedoch sind Smritis wie oben beschrieben alle heiligen Texte die nicht als Shastra zu bezeichnen sind.
Hatha Yoga & Kundalini Yoga Texte
In der Nachfolge des gr0ßen Nathyogis Matsyendranath und seines Schülers Goraknath bzw. Gorakshanath sind ca. ab dem 11. Jahrhundert Texte verfasst worden die heute als wichtigste Quelltexte des Hathayoga und des Kundaliniyoga gelten und auch für das moderne Yoga maßgeblich sind.
Hier einige dieser Hatha Yoga Texte in chronologischer Reihenfolge:
- Siddha Siddhanta Paddhati
- Amritasiddhi
- Gorakshashataka
- Dattateyayogashastra
- Hatha Yoga Pradipika
- Shiva Samhita
- Gheranda Samhita
Prashnatrayi – drei Quellen des Vedanta
Die Lehre des Vedanta und insbesondere des Advaita Vedanta stützt sich vor allem auf diese drei Texte und deren Kommentare:
- die Upanishaden, insbesondere die Mukhya Upanishads
- die Bhagavad Gita
- das Brahma Sutra bzw. das Vedantasutra
Neben Adi Shankara haben unter anderem auch Ramanuja, Madhavacharya, Vallabhacharya und Nimbarkacharya wichtige Kommentare zum Prashnatrayi geschrieben.
Shankara Texte – Quellendes Advaita Vedanta
Shankara gilt als einer der größten Philosophen in Indiens Geschichte, wie erwähnt hat er bahnbrechende Kommentare zum Prashnatrayi verfasst und darüber hinaus auch viele eigene Texte geschrieben die für das moderne Yoga und das Advaita Vedanta von höhster Wichigkeit sind.Insgesamt erden ihm über 300 kurze und lange Texte angedichtet, oftmals wird er mit seinen nachfolgern verwechselt die den Titel „Shankaracharya“ tragen.
Vor allem sind als seine Hauptwerke zu nennen:
- Atma Bodha
- Tattwa Bodha
- Viveka Chudamani
- Upadeshasahasri
- Aparoksha Anubhuti
Ausserdem schrieb er sehr viele kleine und große Lehrgedichte, so z.B:
- Achyutastakam
- Nirvana Shatakam
- Sadhana Panchakam
- Dakshinamurti Stotram
Zeittafel der heiligen Texte des Hinduismus
In Indien ist es generell sehr schwierig historische Ereignisse klar zu datieren was verschiedene Gründe hat:
- hat man in Indien generell ein anderes Konzept von Zeit und Geschichte
- sind wenig klare historische erhalten
- wird durch den jährlichen Monsun Papier zerstört
- pflegen Inder ihre Mythen sehr gerne und diese widersprechen oft der Wissenschaft
Zur Übersicht habe ich hier einige Daten aufgeführt wie die heiligen Schriften des Hinduismus rein wissenschaftlich heutzutage eingeordnet werden, jedoch sind diese sehr anders als die üblichen Zahlen der Inder. Es wird beisielsweise im Rigveda der Fluss Saraswati beschrieben der jedoch schon 2500 v.Chr. ausgetrocknet ist.
- Rigveda, 1700 – 1100 v.Chr.
- Samaveda, 1500 – 500 v.Chr.
- Yajurveda, 1500 – 500 v.Chr.
- Atharvaveda, 1500 – 500 v.Chr.
- Upanishaden, 700 v.Chr. – 500 .n.Chr.
- Bhagavad Gita, 500 v.Chr. – 200 .n.Chr.
- Ramayana, 400 v.Chr. – 400 .n.Chr.
- Yoga Sutras, 100 v.Chr. – 200 n.Chr.
- Puranas, 3. – 16. Jhd.n.Chr.
- Shiva Sutras 8. Jhd.n.Chr.
- Yoga Vasistha, 10 – 14 Jhd.n.Chr.
- Hatha Yoga Pradipika, 15. Jhd.n.Chr.
- Shiva Samhita, 15. Jhd.n.Chr.
- Gheranda Samhita, 17. Jhd.n.Chr.
Wie gesagt sind die Datierungen der heiligen Texte im Hinduismus sehr unsicher, beispielsweise werden die Puranas und Itihasas üblicherweise deutlich nach Christi datiert, jedoch werden sie aber bereits in der ältesten Upanishade aus dem 8.Jhd.v.Chr. erwähnt:
‘itihāsapurāṇaṃ pañcamaṃ vedānāṃ’ –
„die Itihasas und Puranas sind der 5. Veda“
Chandogya Upanishade, 7.1.2Narada Muni, häufigste Person in den Puranas
In diesen Versen des Narada Bhakti Sutra geht es Narada um die Überlegenheit des Bhaktimarga gegenüber den anderen Wegen des Yoga, vor allem im Bezug auf das Jnanayoga/ Vedanta. Die Philosophen streiten sich seit Urzeiten darüber welcher Weg wohl der bessere sei, die Hingabe gegenüber Gott (Bhakti) oder die Erkenntnis der göttlichen Natur (Jnana). Ich sehe es ganzheitlich und möchte ganz wertfrei beide Wege als wichtig für den spirituellen Weg empfehlen.
Verse 25-33 des Narada Bhakti Sutra „Bhaktimarga ist anderen Wegen überlegen“
25. Bhakti steht über Karma, Jnana, und Yoga.
Ohne Bhakti kann keiner der anderen Wege zum Ziel führen, weil nur Bhakti uns loslassen lässt und nur die Hingabe zu etwas größerem das individuelle mit dem universelle eins werden lässt. Die anderen Wege sind auch wichtig: Karmayoga löst Muster auf und transzendiert das Handeln, Jnanayoga gibt uns einen Überblick und lässt uns erkennen und Rajayoga (hier einfach traditionell als Yoga bezeichnet) hilft uns Körper und Geist zu beherrschen und darüber hinauszugehen.
26. Denn Bhakti ist das Ziel all dieser Pfade.
Bhaktimarga ist zugleich der Weg und das Ziel, nur durch üben von Hingabe erreichen wir die Hingabe und wenn diese vollkommen ist wird die spirituelle Sehnsucht erfüllt. Die anderen genannten Wege führen letztlich auch zu dieser Hingabe, nur eben nicht so direkt wie das Bhakti. So empfehlen die Meister eine integrale Praxis wo man an verschiedenen Bereichen parallel arbeitet.
27. Bhakti steht am höchsten, weil Gott der Stolz missfällt und Er die Demut liebt.
Karmayoga, Jnanayoga und Rajayoga und wie ich meine besonders Hathayoga können dazu führen Stolz zu werden bzw. das Ego aufzublähen, das ist kontraproduktiv für das Kultivieren von echter Liebe zu Gott. Daher sagt Narada, dass Bhaktiyoga der Höchste Weg ist. Gott können wir nur durch Demut begegnen.
28. Manche glauben, dass durch bloßes Wissen zu Bhakti kommen.
Das ist ein klares Statement gegen das reine Jnana Yoga und es ist tatsächlich so, dass Jnanayoga nicht ohne Bhaktiyoga funktioniert. Nur durch die Hingabe gegenüber Gott können wir unser Ego wahrhaft transformieren, nur durch Wissen alleine kann keine echte Transformation stattfinden.
29. Andere sind der Meinung, dass Wissen und Hingabe sich wechselseitig bedingen.
Viele Meister betonen die Wichtigkeit Jnana und Bhakti zugleich parallel zu üben, und somit die beiden wichtigsten Ebenen des Seins tiefgreifend zu wandeln. Jnana Yoga bringt tiefe Erkenntnisse über das Wesen des Seins und Bhaktiyoga öffnet das Herz für die Liebe, beides zusammen bringt schnelles tiefgreifendes Wachstum.
30. Narada sagt, dass die Verwirklichung von Bhakti aus sich selbst herrührt.
Im Bhaktimarga ist der Weg auch zugleich das Ziel, also die Liebe zu Gott zu leben ist die Praxis und sie zu vervollkommnen ist das Ziel. Im weiteren Text macht Narada nochmals die Überlegenheit von Bhakti gegenüber Jnana deutlich.
31. So wie auch im Fall des Königs, des Heims und des Essens.
Narada spielt in diesem Vers auf drei traditionelle indische Geschichten an:
- König: Hier geht es um einen Weisenknaben der erfährt, dass er eigentlich ein Prinz ist. Es ändert sich dadurch nichts an der Tatsache, dass er immer schon Prinz war, jedoch ist er sich nun dessen bewusst. Also wenn man erfährt, dass man „das nonduale Bewusstsein“ ist, ändert es erstmal nichts.
- Heim: Bei dieser Geschichte geht es um einen reisenden der wieder nach Hause kommt. Obwohl er viel erlebt hat und sich verändert hat ist sein Heim noch so wie es vorher war. Also wenn man auch tiefe Erfahrungen macht und Erkenntnisse hat, die Gewohnheiten bleiben tief sitzen.
- Essen: Bei der dritten Geschichte geht es um einen Hungrigen der endlich etwas zu essen bekommt. Er wird dadurch keinen besonderen Zustand haben, sondern nur die natürliche Zufriedenheit wiedererlangen. Also laut Narada ist damit nicht viel erreicht.
Diese 3 Andeutungen besagen, dass durch Jnanayoga nichts neues erreicht wird, sondern nur das wiedererlangt wird was schon immer die Grundlage war. Bhaktimarga möchte aber mehr…
32. Dadurch wird man weder ein König, noch wird der Hungrige gesättigt.
Also durch Jnanayoga wird kein neuer Zustand erreicht und die natürliche Zufriedenheit stellt sich ein aber es gibt keine letztendliche Befriedigung. Das Bhakti will aber in einen Zustand der reinen Liebe zu Gott die eine völlige Befriedigung bringt.
33. Daher sollte das Ziel der nach Befreiung Suchenden die höchste Liebe sein.
Durch diese Ausführungen macht Narada deutlich, dass der Bhaktiweg dem Jnanaweg überlegen ist. Das einzige Ziel des nach Befreiung suchenden sollte die reine Liebe sein und nichts anderes.
हरी ओम् तत् सत्
Hari Om Tat Sat
Dem muss ich nun allerdings als Vedantin bzw. integralem Yogi hinzufügen, dass die Argumente des Weisen Narada nicht „das Ganze“ im Blick haben. Zwar steht im Jnanayoga/ Vedanta die Erkenntnis im Vordergrund, aber mit dem Erkennen des wahren Wesens der Existenz findet auch zugleich ein tiefgreifender Wandel statt, es ist damit alleine nciht getan. Das Licht des Selbst strahlt durch das Loslassen der falschen Konzepte durch das gesamte Wesen und transformiert alles, die reine Liebe ist das Ergebnis. Daher sagen die Meister:„Jnana führt zu Bhakti und Bhakti führt zu Jnana!“
Alhamdulillah!
Bhakti Yoga - Weg des Herzens - Liebe zu GottYoga Texte - Schriften und Quelltexte indischer Spiritualität und des HinduismusNarada Bhakti Sutra. 15.-24. Beispiele für Bhakti
Das Narada Bhakti Sutra ist der ideale Text um Bhakti Yoga als universelle Methode zur Gottverwirklichung zu verstehen und es ist ein Leitfaden zur Praxis. Es kommt zwar aus dem Hinduismus aber…
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